Lebensdaten
1880 – 1970
Geburtsort
Berlin-Charlottenburg
Sterbeort
Düsseldorf
Beruf/Funktion
Heimwehrführer
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 124749372 | OGND | VIAF: 64948163
Namensvarianten
  • Pabst, Ernst Julius Waldemar
  • Pabst, Waldemar
  • Pabst, Ernst Julius Waldemar

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Zitierweise

Pabst, Waldemar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124749372.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Arthur (1852–96, ev., dann kath.), Dr. phil., Assistent d. Slg. im Berliner Kunstgewerbemus., Mitbegründer u. 1888-95 Dir. d. städt. Kunstgewerbemus. Köln, Hg. d. „Kunstgewerbe-Blattes“, S d. Stadtapothekers in Halle;
    M Margarethe Lemonius;
    1) Berlin 1919 Helma Corneli ( 1945), 2) Köln 1955 Franziska Kottig (* 1897), aus Pritzwalk (Brandenburg); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Köln wurde P. 1894 in das preuß. Kadettenkorps aufgenommen, wo er mit Franz v. Papen (1879–1969) zusammentraf und mit diesem seitdem freundschaftlich verbunden blieb. 1899 bestand er erfolgreich die Fähnrichs-, 1900 die Offiziersprüfung. 1911-13 diente P. als Oberleutnant im Großen Generalstab. 1914 zum Hauptmann und Generalstabsoffizier befördert, nahm er im 1. Weltkrieg an den Kämpfen an der Westfront teil. Im Dezember 1918 marschierte er mit der Garde-Kavallerie-Schützen-Division unter Generalleutnant Heinrich v. Hofmann zur Bekämpfung der Revolution in Berlin ein. Aufgrund der schweren Erkrankung des Kommandeurs befehligte P. als Erster Generalstabsoffizier die Division, die zu dieser Zeit die größte reguläre militärische Einheit im Raum Berlin bildete und zu deren Stab der damalige Kapitänleutnant Wilhelm Canaris (1887–1945) gehörte. P, ein Gegner des Parlamentarismus und der Demokratie, unterstützte die republikanische Regierung gegen die Spartakisten, die er mit großer Härte bekämpfte. Am 15.1.1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gefangengenommen und nach kurzem Verhör auf seinen Befehl hin ermordet. Die Bedingungen des Versailler Friedensvertrages waren für P. unannehmbar und bildeten den Anlaß für den Bruch mit der Regierung. Am 21.7.1919 unternahm er einen Putschversuch, scheiterte jedoch und wurde zunächst vom Dienst beurlaubt, am 5.12.1919 schließlich in den Ruhestand versetzt.

    Im Oktober 1919 wurde P. Hauptgeschäftsführer der von Wolfgang Kapp und General Erich Ludendorff gegründeten, in den Berliner Räumen der ehemaligen Vaterlandspartei eingerichteten „Nationalen Vereinigung“, die ein Sammelbecken völkisch-nationaler und monarchistischer Kräfte bildete. Im März 1920 übernahm er die technische und organisatorische Vorbereitung des Kapp-Lüttwitz-Putsches. Noch während des Staatsstreiches ernannte ihn General Walther v. Lüttwitz zum Major. Nach dem Scheitern des Putsches floh P. nach Osterreich. Seit|dem Herbst 1921 spielte er eine zentrale Rolle in der Tiroler Heimwehr und war seit dem 1.5.1922 als Landesstabsleiter wichtigster Mann nach seinem Mentor, dem Tiroler Landeshauptmann und Heimwehrführer Richard Steidle (1881–1940). Am 17.7.1928 wurde P. Bundesstabsleiter und gehörte seit dem Frühjahr 1929 zur Bundesführung der Heimwehren, die am 18.5.1930 im „Korneuburger Gelöbnis“ offen einen ständisch gegliederten Führerstaat als ihr politisches Ziel bezeichneten. Auf Anweisung des Bundeskanzlers Johannes Schober wurde er am 16.6.1930 verhaftet und aus Österreich ausgewiesen. Nach Berlin zurückgekehrt, vermittelte P. Kontakte zwischen dem Stahlhelm und den Heimwehren. Er besaß beste Verbindungen zu rechtsgerichteten, republikfeindlichen Kreisen. Nach der Mordaktion vom 30.6. bis 1.7.1934, der sein Freund Ernst Röhm (1887–1934) zum Opfer fiel, wurde auch P. kurzfristig verhaftet; er konnte jedoch mit Hilfe seines Freundes Canaris untertauchen.

    Seit 1930 arbeitete P. als Leiter der Waffenabteilung der Berliner Firma Rheinmetall-Borsig AG und erwarb 1938 einen eigenen Betrieb. 1943 blieb er nach einer Geschäftsreise in der Schweiz, wo er politisches Asyl erhielt und als Waffenhändler tätig war. Nach dem 2. Weltkrieg trat er politisch nicht mehr hervor. Im März 1955 kehrte er nach Deutschland zurück.

  • Werke

    Das Kapp-Unternehmen, in: Der Angriff, Nr. 193 (24.9.1932) u. 199 (1.10.1932), wieder in: W. Bley u. a. (Hg.), Revolutionen d. Weltgesch., 1933, S. 827-38 (P);
    Spartakus, ebd., S. 750-62, wieder in: K. Hotzel (Hg.), Dt. Aufstand, Die Rev. d. Nachkriegs, 1934, S. 28-44. – Interview: Ich ließ Rosa Luxemburg richten, in: Der Spiegel, Nr. 16 v. 18.4.1962, S. 38-44 (P).

  • Literatur

    G. Noske, Von Kiel bis Kapp, Zur Gesch. d. dt. Rev., 1920;
    W. Frhr. v. Lüttwitz, Im Kampf gegen d. November-Rev., 1934;
    L. Kerekes, Abenddämmerung e. Demokratie, Mussolini, Gömbös u. d. Heimwehr, 1966;
    J. Erger, Der Kapp-Lüttwitz-Putsch, 1967;
    B. F. Pauley, Hahnenschwanz u. Hakenkreuz, Der Steir. Heimatschutz u. d. österr. NS 1918-1934, 1972;
    H. Nußer, Konservative Wehrverbände in Bayern, Preußen u. Österr. 1918-1933, 2 Bde., 1973;
    L. Rape, Die österr. Heimwehren u. d. bayer. Rechte 1920-1923, 1977;
    G. Oberkofler, in: Zeitgesch. 9, 1981/82, S. 121-25;
    W. Wiltschegg, Die Heimwehr, Eine unwiderstehliche Volksbewegung?, 1985;
    W. Wette, Gustav Noske, 1987;
    Die Zeit Nr. 3 v. 13.1.1989 (P);
    E. Könnemann u. G. Schulze (Hg.), Der Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch, 1997. |

  • Nachlass

    Nachlaß: BA (Militärarchiv Freiburg u. Stiftung Archiv d. Parteien u. Massenorganisationen d. DDR).

  • Autor/in

    Michael Wettengel
  • Zitierweise

    Wettengel, Michael, "Pabst, Waldemar" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 740-741 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124749372.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA