Winkler, Max
- Dates of Life
- 1875 – 1961
- Place of birth
- Karrasch (Kreis Rosenberg, Westpreußen)
- Place of death
- Düsseldorf
- Occupation
- Reichstreuhänder und Reichsbeauftragter für die deutsche Filmkunst ; Politiker ; Bürgermeister von Graudenz ; Unternehmer ; Leiter der Cautio Treuhand GmbH
- Religious Denomination
- evangelisch
- Authority Data
- GND: 118807544 | OGND | VIAF: 268464888
- Alternate Names
-
- Winkler, Max Julius
- Winkler, Max
- Winkler, Max Julius
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Winkler, Max Julius
| Politiker, Treuhänder, Manager, * 7.9.1875 Karrasch (Kreis Rosenberg, Westpreußen), † 12.10.1961 Düsseldorf, ⚰ Düsseldorf, Südfriedhof. (evangelisch)
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Genealogy
V →Julius, Lehrer in K.;
M Mathilde Reuter;
4 Geschw u. a. Schw Margarete, Klara (⚭ →Fritz Dittloff, 1894–1954, Dipl.-Landwirt, Kaufm., Vorstandsmitgl. d. Drusag), Elisabeth (⚭ →Paul Albert Görges, Papierfabr. in Kriebstein b. Waldheim, Sachsen);
– ⚭ Graudenz (Grudziądz, Westpreußen) 1903 Frida (1876–1958), aus Insterburg (Ostpreußen), T d. →August Lischke (kath.), Lokomotivführer, u. d Emilie Grigat;
kinderlos. -
Biography
Nach dem Besuch der Volks- und einer Postfachschule schlug W. 1891 die Laufbahn eines mittleren Beamten im Postdienst ein. 1907 wurde er Stadtverordneter in Graudenz, 1914 hauptamtlicher Stadtrat, von April 1919 bis zur Übergabe der Stadt an Polen Anfang 1920 war er 2. Bürgermeister.
W. zog 1919 für die DDP in die Verfassunggebende Preuß. Landesversammlung ein, wo er an parteiübergreifenden Bemühungen beteiligt war, die dt. Bevölkerung in den abgetretenen Gebieten zu unterstützen. Zur Subventio|nierung der dortigen Presse wurde die „Konkordia Literarische Anstalt GmbH“ mit W. als Geschäftsführer gegründet, die mit Mitteln des Reichs und Preußens arbeitete, zur Geheimhaltung aber als Privatunternehmen auftrat. Über Darlehen und Beteiligungen wurden anfangs in Polen, im Lauf der 1920er Jahre im ganzen europ. Ausland die meisten dt.sprachigen Zeitungen unterstützt und unter Kontrolle gebracht. Hinzu kamen Presseverlage in den besetzten Gebieten und im übrigen Inland. Als Treuhänder des Reichs leitete W. ab 1926 zusätzlich die „Ossa Vermittlungs- und Handelsgesellschaft mbH“, die innerhalb von drei Jahren rund 100 Mio. RM in auslandsdt. Betriebe (Unternehmen, Banken, Landwirtschaft) in Ost- und Südosteuropa investierte. W. führte die rasch wachsenden Tarnunternehmen nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit, schuf ein undurchsichtiges Konzerngeflecht und erwies sich als Meister der Diskretion. Aufgrund seines Erfolgs wuchsen ihm ständig neue Aufgaben zu, u. a. der Wahlfonds für die Wiederwahl →Hindenburgs 1932.
Im „Dritten Reich“ setzte W. (NSDAP-Mitgl. 1937) seine bisherigen Tätigkeiten fort und erlangte darüber hinaus eine einflußreiche Stellung im NS-Staat. Er spielte eine zentrale Rolle bei der ökonomischen Gleichschaltung der Presse, indem er über Briefkastenfirmen, die sich in Parteibesitz befanden, Mehrheiten an den meisten größeren Zeitungsverlagen erwarb. Im Auftrag von →Joseph Goebbels (1897–1945), der W.s organisatorische Fähigkeiten bewunderte, sorgte W. ab 1937 als „Reichsbeauftragter für die dt. Filmwirtschaft“ für die Verstaatlichung aller Filmunternehmen. Er übernahm ihre wirtschaftliche Leitung und fusionierte sie 1942 zum Großkonzern Ufa-Film GmbH (Ufi). Im Okt. 1939 wurde er von →Hermann Göring (1893–1946) zum Leiter der Haupttreuhandstelle Ost ernannt, welche die Enteignung und Verwertung der poln. Vermögen im annektierten Teil Polens durchführte. Auch hier agierte W. bis zuletzt als verläßliche Stütze des Regimes.
Nach dem 2. Weltkrieg eineinhalb Jahre interniert und in zahlreichen Prozessen als Zeuge vernommen, wurde W. 1949 von der Hauptspruchkammer Lüneburg als „entlastet“ eingestuft. Er gab sich erfolgreich als unpolitischer Sachwalter nationaler Interessen aus und konnte viele Entlastungszeugen vorweisen. Zugute kam ihm, daß er gegenüber Opfern der Gleichschaltungs- und Verstaatlichungsmaßnahmen bisweilen großzügig aufgetreten war und sich für Personen eingesetzt hatte, die Repressalien bzw. Verfolgung ausgesetzt waren. In seinem letzten Lebensjahrzehnt war W. als Wirtschaftsberater tätig, u. a. für die Bundesregierung bei der Entflechtung des Ufi-Konzerns.
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Awards
|Dr. h. c. (TH Danzig 1929);
Ehrenbürger v. Graudenz;
Kriegsverdienstkreuz (1940);
Goethe-Medaille f. Kunst u. Wiss. (1943) -
Literature
|O. Hale, Presse in d. Zwangsjacke, 1933–1945, 1965;
W. Becker, Film u. Herrschaft, Organisationsprinzipien u. Organisationsstrukturen d. nat.sozialist. Filmpropaganda, 1973;
N. Krekeler, Revisionsanspruch u. geheime Ostpol. d. Weimarer Rep., Die Subventionierung d. dt. Minderheit in Polen, 1973;
J. Spieker, Film u. Kapital, Der Weg d. dt. Filmwirtsch. z. nat.sozialist. Einheitskonzern, 1975;
H. Wermuth, Dr. h. c. M. W., Ein Gehilfe staatl. Pressepol. in d. Weimarer Rep., Diss. Univ. München 1975;
B. Rosenkötter, Treuhandpol., Die „Haupttreuhandstelle Ost“ u. d. Raub poln. Vermögen 1939–1945, 2003;
D. Meier, Hermann Dietrich, Bürgertum u. Liberalismus in d. Weimarer Rep., 2021, S. 248–67;
U. Döge, Ein treuer Diener vieler Herrn, M. W., Pressetreuhänder d. Weimarer Rep. u. d. nat.sozialist. Diktatur, 2022 (P);
Munzinger;
Altpreuß. Biogr. II u. IV/2;
Biogr. Lex. Drittes Reich;
Biogr. Hdb. Preuß. LT;
– Qu A. Plate, Hdb. f. d. vfg. gebende preuß. Landesverslg., 1919;
M. Boveri, Wir lügen alle, Eine Hauptstadtztg. unter Hitler, 1965. -
Portraits
|Photogr., Abb. in: A. Plate, Bildnisse d. Mitgll. d. vfg.gebenden preuß. NV, 1919;
Photogrr. (BA, Bilddatenbank, Ullstein Bild u. SZ Photo). -
Author
Desiderius Meier -
Citation
Meier, Desiderius, "Winkler, Max Julius" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 250-251 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118807544.html#ndbcontent