Zeuner, Gustav

Lebensdaten
1828 – 1907
Geburtsort
Chemnitz
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Physiker ; Thermodynamiker ; Ingenieur ; Technikwissenschaftler ; Wissenschaftsorganisator ; Rektor der TH Dresden ; Mechaniker ; Hochschullehrer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118772627 | OGND | VIAF: 59222055
Namensvarianten

  • Zeuner, Gustav Anton
  • Zeuner, Gustav
  • Zeuner, Gustav Anton
  • Zeuner, Gustavo
  • Zeuner, Gustave

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Zitierweise

Zeuner, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772627.html [22.12.2025].

CC0

  • Zeuner, Gustav Anton

    | Ingenieur, Technikwissenschaftler, Wissenschaftsorganisator, * 30.11.1828 Chemnitz, † 17.10.1907 Dresden, ⚰ Dresden, Alter Annenfriedhof. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Carl Friedrich (1791–1876), Tischlermeister, Stadtrat in Ch., Mitbegr. d. Chemnitzer Handwerkerver., S d. Christoph Friedrich, Kantor in Fraureuth b. Zwickau;
    M Wilhelmine Agnes (1806–1875), T d. August Leberecht Löwe (1765–1833), Schulmeister, Kantor u. Organist in Auerswalde (Sachsen), u. d. Johanna Christiana Friederike Nendel (1767–1815), aus Frankenstein (Sachsen);
    B Franz Guido (* 1835), Richard (* 1839), Schw Marie (1831–1916);
    1854 Bertha (1831–1900), T d. Friedrich Wilhelm Kämnitz, Kupferarb. in Ch., u. d. Emilie Friedericke Leonhardt, 4 S (2 früh †) Victor (1856–83), Friedrich (Fritz) Georg (1864–1949, Euphrosine Johanna Prölss,* 1866, aus D.), aus Fluntern (Kt. Zürich), Ing. in Hannover, 3 T (1 früh †) Elise (1858–1928, Georg Helm, 1851–1923, Prof. d. Math. an d. TH Dresden, 1910/11 Rektor, GHR, s. NDB VIII; Professoren TU Dresden; Sächs. Biogr.), Musikpäd., Bertha Emmeline (Emmy) (1859–1926, Emil Johannes Schmidt, 1851–1938, GJR).

  • Biographie

    Z.s wechselhafter Bildungsweg führte über den Besuch der Allgemeinen Bürgerschule Chemnitz, in Zschopau erteilten Privatunterricht, die Höhere Bürgerschule in Chemnitz, eine handwerkliche Ausbildung in der väterlichen Tischlerei bei gleichzeitigem Besuch der Chemnitzer Sonntagsschule zum Besuch der Chemnitzer Gewerbeschule. Seit 1848 studierte Z. Mathematik und Maschinenbau im Berg- und Hüttenwesen an der Bergakademie Freiberg (Mitbegr. d. 1850 verbotenen Burschenschaft Alemannia). Als Mitglied der Freiberger Kommunalgarde nahm er an den Maikämpfen 1849 in Dresden teil. Julius Weisbach (1806–1871), Freiberger Professor für Angewandte Mathematik und Bergmaschinenlehre, prägte Z.s Ausbildung, unterstützte seinen weiteren Fortgang und versuchte ihn, weitestgehend vor der politischen Verfolgung durch die sächs. Regierung zu schützen. So hielt sich Z. 1851 zu Studienzwecken in Großbritannien, Belgien und Frankreich auf; im Sept. desselben Jahres lernte er Jean Victor Poncelet und Henri Victor Regnault kennen.

    Weisbach vermittelte Z. die Mitarbeit an der Zeitschrift „Der Civilingenieur“, zu deren Hauptredakteur Z. 1853 avancierte, und eine Anstellung als provisorischer Lehrer für Mechanik und Maschinenzeichnen an der Kgl. Gewerbeschule Chemnitz, die Z. im Dez. 1851 aufgrund einer Denunziation wieder verlor.

    Daraufhin fertigte Z. seine Dissertation über das Schwingen des in Paris studierten Foucaultschen Pendels an, mit der er an der Univ. Leipzig 1853 zum Dr. phil. promoviert wurde.

    Nachdem Weisbach einen Ruf an das neugegründete Eidgenössische Polytechnikum Zürich abgelehnt und Z. empfohlen hatte, erhielt dieser 1855 die Professur für Mechanik und Theoretische Maschinenlehre (seit Okt. 1859 stellv., 1865–68 Dir.). 1863 lehnte er einen Ruf an das Karlsruher Polytechnikum und 1871 als Dezernent für alle technischen und gewerblichen Schulen Österreichs nach Wien ab. Stattdessen nahm er 1871 als Nachfolger Weisbachs die Professur für Mechanik und Bergmaschinenlehre an der Bergakademie Freiberg wahr und wirkte bis 1875 als deren Direktor. Die Entwicklung der Bergakademie beschränkte er auf das Montanwesen und sorgte für die Berufung von Clemens Winkler (1838–1904). Zum 1.5.1873 erfolgte zusätzlich zu Z.s Freiberger Verpflichtungen seine Berufung als Professor für Mechanik und Theoretische Maschinenlehre (em. 1897) sowie als Direktor an das Kgl. Polytechnikum Dresden. In dieser Funktion entwickelte er dieses zur Kgl.-Sächs. Technischen Hochschule weiter, etablierte im ingenieurwissenschaftlichen Studium ein maschinentechnisches Praktikum, betrieb die Einrichtung allgemeinbildender Fächer, wie Geschichte, führte Diplomprüfungen ein und setzte die Anwendung der höheren Mathematik durch. Sein Rücktritt 1890 machte den Weg frei zur Einführung des Wahlrektorats. 1902 wurde ihm die neugeschaffene Würde eines Dr.-Ing. E. h. der Kgl.-Sächs. TH Dresden zuerkannt.

    Z. war als Repräsentant Zürichs und damit der Schweiz Mitglied der Generalkommission des Vereins Dt. Ingenieure zur Erneuerung der technisch-wissenschaftlichen Bildungswesens, die auf Grundlage der von Franz Grashof (1826–1893) zusammengefaßten|und etwa von Karl Karmasch (1803–1879), Ferdinand Redtenbacher (1809–1863) und Franz Reuleaux (1829–1905) geteilten Forderungen das Ziel der Entwicklung der Polytechnischen Schulen hin zu Technischen Universitäten verfolgte. Seine in Zürich, Freiberg und Dresden vollbrachten wissenschaftsorganisatorischen Leistungen ordnen sich in diese Zielstellung ein.

    Neben seinem Wirken als Wissenschaftsorganisator waren Z.s wissenschaftliche Leistungen wegweisend. Die leitende Frage, wie sich der Dampf in einer Dampfmaschine verhält und verteilt, führte ihn zur mathematischen Analyse der Schieber- und Coulissensteuerungen in deren verschiedenen Ausprägungen (1858), die bei der Anwendung des nach ihm benannten Z.schen Schieberdiagramms auf rein theoretischer Basis Auskunft über den Zustand des Dampfes in der Maschine gibt. Mit den von ihm berechneten Dampftabellen ebnete dies den Weg zur vereinfachten Projektierung von Kolbendampfmaschinen und nachfolgend von Dampfturbinen. Weitere Arbeiten entstanden zu Problemen des Fahrbetriebs von Lokomotiven und zu mathematischen Fragen aus dem Bereich der Statistik, insbesondere für das Versicherungswesen zu Fragen von Sterblichkeit, Invalidität und den Grundlagen der Unfallversicherung. 1860 legte Z. das erste dt.sprachige Lehrbuch der Technischen Wärmelehre vor und zählt damit zu deren Pionieren.

    In Dresden begründete er eine Schule der Technischen Thermodynamik, zu der Richard Mollier (1863–1935), Wilhelm Nußelt (1882–1957) und Friedrich Merkel (1892–1929) gehörten. Bedeutender Schüler in Zürich war der spätere Kältetechniker Carl v. Linde (1842–1934); auch bestand hier ein enges Verhältnis zu Conrad Röntgen (1845–1923).

  • Auszeichnungen

    |Ehrenmitgl. d. Sächs. Ing.ver. (1869), d. VDI (1872), d. Schweizer Naturforschenden Ges. (1873), d. Ges. f. Naturkde. z. Dresden Isis (1874), d. Techn. Ver. z. Riga (1893), d. Naturforschenden Ges. Zürich (1896) u. d. Dresdner Bez.-VDI (1903);
    Geh. Bergrat (1871);
    Ehrenbürger d. Stadt Freiberg (Sachsen) (1875);
    Mitgl. d. Leopoldina (1878), d. Sächs. Ges. d. Wiss. (1885) u. d. Kuratoriums d. Physikal.-Techn. Reichsanstalt (1887–98);
    GR (1879);
    Dr. h. c. (Bologna 1888);
    korr. Mitgl. d. Österr. Ing.- u. Architekten-Ver. (1889) u. d. Ac. des sciences in Paris (1901);
    Ehrenurk. d. Acc. di Lincei, Rom (1893);
    Grashof-Denkmünze d. VDI (1895);
    ao. Mitgl. d. Kgl. Preuß. Ak. d. Bauwesens;
    Rr.kreuz 1. Kl. d. Kgl. Sächs. Verdienstordens;
    – Z.stiftung z. Unterstützung f. würdige u. bedürftige Studierende d. Eidgenöss. Polytechnikums Zürich, d. Bergak. Freiberg u. d. TH Dresden (1898);
    Mineral „Zeunerit“ (1872);
    Kettenschleppdampfer G. Z., heute Mus.hafen Magdeburg (1895);
    Z.-Bau d. TU Dresden (1928);
    Gedenktafel in Freiberg;
    Berufl. Schulzentrum f. Technik G. A. Z., Dresden (2008);
    Z.str., Dresden-Räcknitz;
    G.-Z.-Str., Freiberg (Sachsen), Chemnitz-Siegmar, Essen u. Zürich Wipkingen.

  • Werke

    |Die Schiebersteuerungen mit bes. Berücksichtigung d. Lokomotivsteuerung, 1858, ⁶1904, franz. 1869, engl. 1869 u. 1884;
    Grundzüge d. mechan. Wärmetheorie, 1860, ²1866, franz. 1869, seit 3. Aufl. u. d. T. Techn. Thermodynamik, 2 Bde., 1887–90, ³1905/06;
    Über d. Wanken d. Locomotiven, 1861;
    Das Lokomotiv-Blasrohr, 1863, franz. 1864;
    Abhh. aus d. math. Statistik, 1869, ital. 1883;
    Zur math. Statistik 1886;
    Vorll. über Theorie d. Turbinen, 1899;
    zahlr. Publl. in: Der Civiling. u. VDI-Zs. (s. Grabow, 1984, s. L, S. 37–39).

  • Literatur

    |VDI (Hg.), G. Z., Sein Leben u. Wirken aus Anlaß seines hundertsten Geb.tags, 1928;
    C. W. A. Schiffner, Aus d. Leben alter Freiberger Bergstudenten, Bd. 1, 1935, S. 87–90, Bd. 2, 1938, S. 391–93;
    G. Grabow, Das Leben u. Wirken v. G. A. Z., 1828 bis 1907, 1984;
    ders., Zum Gedenken an d. 100. Todestag v. G. A. Z., d. bed. Wiss., Lehrer u. Organisator auf d. Gebiet d. Hochschulwesens, in: Sächs. Heimatbll. 53, 2007, S. 331–37 (P);
    O. Wagenbreth, N. Pohl, H. Kaden u. R. Volkmer, Die TU Bergak. Freiberg u. ihre Gesch. dargest. in Tabellen u. Bildern, ³2012, S. 234–36;
    D. Lohmann, Die Genese thermodynam. technikwiss. Erkenntnisse im Wirkungsfeld v. G. A. Z., 1828 bis 1907, Diss. Dresden 1984;
    ders., in: G. Banse u. S. Wollgast (Hg.), Biogrr. bed. Techniker, Ing. u. Technikwiss., 1983, S. 178–84 (P);
    H. Schleiff, in: ders., R. Volkmer u. H. Kaden (Hg.), Cat. Professorum Fribergensis, Professoren u. Lehrer d. TU Bergak. Freiberg, 1765 bis 2015, 2015, S. 68 (P);
    Matschoss, Technik (P);
    Professoren TU Dresden;
    Pogg. I–V;
    Complete DSB;
    Forscher u. Erfinder;
    Sächs. Biogr. (P).

  • Porträts

    |Büste v. F. Offermann (1859–1913), 1933 (Hauptgebäude d. Mechan. Abt. d. TU Dresden).

  • Autor/in

    Norman Pohl
  • Zitierweise

    Pohl, Norman, "Zeuner, Gustav Anton" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 667-668 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772627.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA