Widukind

Dates of Life
erwähnt 967, gestorben nach 973
Occupation
Benediktiner ; Historiograph
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 118632337 | OGND | VIAF: 88974739
Alternate Names

  • Widukind von Corvey
  • Widukind
  • Widukind von Corvey
  • Wedekind
  • Wiedekind
  • Widekind
  • Wittekind
  • Witichind
  • Wittekindus, Magnus
  • Witikindus, Magnus
  • Vvitichindus
  • Widuking, von Korvey
  • Wittekind, von Korbei
  • Widukind, von Corvei
  • Wittichindus, Corbejensis
  • Wittichindus
  • Widukindus, Corbejensis
  • Widukindus
  • Witichindus, Corbeiensis
  • Wittichindus, Monachus Corbejensis
  • Widukindus, Monachus Corbeiensis
  • Wittekind, von Corvey
  • Wittekindus, von Corvey
  • Guidukindus, Corbeiensis
  • Widukind, von Korvei
  • Widukindus, Monachus
  • Witichindus, Saxo
  • Witikind, von Korvei
  • Wittekindus, Corbeiensis
  • Vitichindo, di Corvey
  • Corvey, Widukind von
  • Korvei, Widukind von
  • Widukind, von Corvey
  • Wittikindus, Monachus
  • Wittichindus, Saxo
  • Vitiquind
  • Widukind von Korvey
  • Widuking, von Corvey
  • Wittekind, von Corbei
  • Wittichindus, Korbejensis
  • Widukindus, Korbejensis
  • Witichindus, Korbeiensis
  • Wittichindus, Monachus Korbejensis
  • Widukindus, Monachus Korbeiensis
  • Wittekind, von Korvey
  • Wittekindus, von Korvey
  • Guidukindus, Korbeiensis
  • Witikind, von Corvei
  • Wittekindus, Korbeiensis
  • Vitichindo, di Korvey
  • Korvey, Widukind von
  • Corvei, Widukind von
  • Widukind, von Korvey

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Citation

Widukind, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118632337.html [06.12.2025].

CC0

  • Widukind von Corvey

    |Benediktiner, Historiograph, nach 973.

  • Biography

    W., der wahrscheinlich aus dem sächs. Hochadel stammte, trat um 940 in das Kloster Corvey ein, wo er sein gesamtes weiteres Leben als einfacher Mönch verbrachte. In der klassischen röm. Literatur und in der älteren Historiographie ausgesprochen belesen, verfaßte er – heute verlorene–Dichtungen über die Heiligen Thekla und Paulus Thebaeus. Allein erhalten sind seine „Res Gestae Saxonicae“ in drei Büchern, eine herausragende Quelle für die dt. Geschichte des 10. Jh. Sie erzählen im ersten Buch die Geschichte des Sachsenvolkes von den mythischen Anfängen in der Völkerwanderungszeit bis zum Tod Kg. Heinrichs I. 936, im zweiten die ersten Jahre Kg. Ottos I. bis 946 und im dritten dessen weitere Geschicke bis in die 960er Jahre, mit einer späteren Ergänzung bis zu Ottos Tod 973. Die Einbindung der Sachsen in das Frankenreich und die Königserhebung des Sachsen Heinrich 919 werden dabei als Stufen einer Erfolgsgeschichte präsentiert, die in der Kaiserwürde Ottos – übertragen angeblich nicht durch seine röm. Krönung 962, sondern durch Akklamation nach der siegreichen Schlacht über die Ungarn 955 – ihren Höhepunkt findet.

    Zu diesem Werk liegen keine autornahen Überlieferungen vor, sondern nur wenige Handschriften des 12.-16. Jh., die drei unterschiedliche Fassungen bieten. Klar ist dabei, daß die bis 967 reichende Fassung A 968 der Kaisertochter Mathilde gewidmet wurde und daß die bis 973 ergänzte Fassung C eine nachträgliche Bearbeitung darstellt. Dagegen schwankt die Einschätzung der Fassung B stark: Gelegentlich wird sie als spätere Überarbeitung von A angesehen, überwiegend hält man sie jedoch für den ersten Entwurf. Dieser wiederum wird zwar meist in das unmittelbare Vorfeld der Widmung von 968 datiert, doch gibt es auch Vorschläge für eine wesentlich frühere Ansetzung, vielleicht sogar schon 957/58.

    In diesem Fall stellt sich allerdings die Frage nach den ursprünglichen Intentionen bei der Abfassung, die dann ja noch nicht im Hinblick auf die spätere Widmung erfolgt sein kann. Die Überreichung an Mathilde sollte jedenfalls dazu dienen, die jüngste Repräsentantin der Kaiserfamilie über die Geschichte ihres Volkes und besonders über die politischen Entwicklungen der letzten Jahre zu instruieren. Gleichzeitig sollte ihr das segensreiche Wirken des hl. Vitus, des Corveyer Patrons, vor Augen geführt und ihr damit das Kloster zur Fürsorge anempfohlen werden. In Auftrag gegeben wurde das Werk, das sicher nicht auf eigene Initiative W.s entstanden ist, wohl von Mathildes Umfeld, am ehesten von ihrem Halbbruder Ebf. Wilhelm von Mainz (929–68).

    W.s Darstellung ist reich an Sagen und Anekdoten, was ihm im positivistisch orientierten 19. Jh. den Ruf eines „Spielmanns in der Kutte“ (W. Gundlach) eingebracht hat. Inwieweit die Dramatisierung der Ereignisse W.s eigene literarische Erfindung ist oder bereits vorliegenden mündlichen Traditionen entstammt, ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion.

    Ein allzu freier Umgang mit den auch anderweitig bekannten Fakten wäre bei dem anvisierten höfischen Publikum freilich auf wenig Verständnis gestoßen. Von dem als Schriftsteller bereits hervorgetretenen W. konnten seine Auftraggeber erwarten, daß er seinen Stoff literarisch anspruchsvoll gestaltete, ohne ihn allzusehr zu verfälschen. Demnach darf man annehmen, daß W. eine Sicht auf die sächs. Geschichte präsentierte, wie man sie damals im Umfeld des Kaiserhofes gerne lesen wollte.

  • Works

    W Rerum gestarum Saxonicarum libri tres, ed. H.-E. Lohmann u. P. Hirsch, Die Sachsengesch. d. W. v. Korvei, MGH SS rer. Germ. 60, 1935;
    mit dt. Übers.: A. Bauer u. R. Rau, Qu. z. Gesch. d. sächs. Ks.zeit, Frhr. v. Stein Gedächtnisausg. 8, 1971, S. 16–183;
    poln. Übers.: G. K. Walkowski, Vvitichindus, Res gestae Saxonicae et Annales Corbeienses et Annales Hildesheimenses, Widukind, Dzieje Sasów oraz Roczniki korbejskie i Rocnziki hildesheimskie, 2013, S. 21–207;
    engl. Übers.: B. S. Bachrach u. D. S. Bachrach, W. of C., Deeds of the Saxons, 2014;
    span. Übers.: P. P. Herrera Roldán, Gestas de los sajones, 2016;
    ital. Übers.: P. Rossi, W. di C., Le imprese dei Sassoni, 2021.

  • Literature

    L ADB 42;
    W. Gundlach, Heldenlieder d. dt. Ks.zeit, Bd. 1: Hrotsvitha’s Otto-Lied, 1894;
    H. Beumann, W. v. Korvei, Unterss. z. Gesch.schreibung u. Ideengesch. d. 10. Jh., 1950 (ältere L);
    ders., Historiograph. Konzeption u. pol. Ziele W.s v. C, in: La Storiografia altomedievale, 1970, S. 857–94;
    G. Althoff, W. v. C., Kronzeuge u. Herausforderung, in: Frühma. Stud. 27, 1993, S. 253–72;
    H. Keller, W.s Ber. üb. d. Aachener Wahl u. Krönung Ottos I., ebd. 29, 1995, S. 390–453;
    H. Kleinschmidt, W. of C.’s Account of the Saxon Invasion, the Law of Hospitality and the Oral Transmission of Knowledge of the Past, ebd. 54, 2020, S. 173–232;
    M. Becher, Vitus v. Corvey u. Mauritius v. Magdeburg, Zwei sächs. Hll. in Konkurrenz, in: Westfäl. Zs. 147, 1997, S. 235–49;
    K. F. Morrison, W.s Mirror for a Princess, An|Exercise in Self-Knowledge, in: Forsch. z. Reichs-, Papst- u. Landesgesch., Peter Herde z. 65. Geb.tag, hg. v. K. Borchardt u. E. Bünz, 1998, S. 49–71;
    L. Körntgen, Kg.herrschaft u. Gottes Gnade, Zu Kontext u. Funktion sakraler Vorstellungen in Historiogr. u. Bildzeugnissen d. otton.-frühsal. Zeit, 2001;
    S. Bagge, Kings, Politics, and the Right Order of the World in German Historiography, c. 950–1150, 2002;
    J. Fried, ‚… vor fünfzig oder mehr Jahren‘, Das Gedächtnis d. Zeugen in Prozeßurkk. u. in familiären Memorialtexten, in: Pragmat. Dimensionen ma. Schriftkultur, hg. v. Ch. Meier, 2002, S. 23–61;
    J. Laudage, W. v. C. u. d. dt. Gesch.wiss., in: Von Fakten u. Fiktionen, Ma. Gesch.darstellungen u. ihre krit. Aufarbeitung, hg. v. J. Laudage, 2003, S. 193–224;
    P. Chiesa, Widukindus Corbeiensis Mon., in: La trasmissione dei testi latini del Medioevo 3, 2008, S. 472–81;
    K. Vaerst, Laus inimicorum oder wie sag’ich’s dem König? Erzählstrukturen d. otton. Historiogr. u. ihr Kommunikationspotential, 2010;
    S. Robbie, Can silence speak volumes? W.’s Res Gestae Saxonicae and the coronation of Otto I reconsidered, in: Early Medieval Europe 20, 2012, S. 333–62;
    D. v. der Nahmer, „Fortuna atque mores“, Zu W. I 25 u. z. Bedeutung dieser Paarformel f. d. Rerum gestarum saxonicarum libri tres, in: Studi medievali, III 53, 2012, S. 313–56;
    A. Brakhman, Außenseiter u. „Insider“, Kommunikation u. Historiogr. im Umfeld d. otton. Herrscherhofes, 2016;
    A. Plassmann, Lat. Stammes- u. Volksgesch.schreibung im frühen u. hohen MA, in: Hdb. Chroniken d MA, hg. v. G. Wolf u. N. H. Ott, 2016, S. 47–75, hier S. 67–70;
    LexMA;
    BBKL13;
    Vf.-Lex. MA²;
    RGA;
    Repert. Fontium.

  • Author

    Roman Deutinger
  • Citation

    Deutinger, Roman, "Widukind von Corvey" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 46-47 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118632337.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Widukind.

  • Biography

    Widukind, in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts Mönch im Kl. Corvey, ist der Verfasser eines mit Recht sehr hochgeschätzten Geschichtswerkes. Von seiner Person wissen wir nichts, als was er selbst sagt, nämlich, daß er Heiligenleben geschrieben hat, d. h. ältere Legenden überarbeitet. Er muß also trotz seines recht mangelhaften Latein als Stilist gegolten haben, und da er auch nicht ohne gelehrte Bildung war, mag er vielleicht als Lehrer der Klosterschüler gewirkt|haben. Von seiner früheren Beschäftigung abgelenkt wurde er, wie er selbst berichtet, durch den wachsenden Ruhm seines Volkes unter Otto I. Er stellte nun zusammen, was er aus alter Ueberlieferung, durch gelehrte Combination mehr verwirrt als gereinigt, über die Vorzeit der Sachsen wußte, schilderte in für uns unschätzbarer Weise die Thaten Heinrich's I. und die Geschicke seines Sohnes Otto, wie dieser anfangs mit den größten Gefahren zu kämpfen hat, endlich aber als siegreicher Held in Frieden herrscht; mit dem tragischen Untergange seines unversöhnlichen Widersachers in Sachsen selbst, Wichmann's, schloß er das Werk, welches er des Kaisers Tochter, der zwölfjährigen Aebtissin von Quedlinburg widmete (967). Ein vermuthlich auch von ihm herrührender Nachtrag führt die Geschichte bis zur letzten Heimkehr des Kaisers und zu seinem Tod.

    Nach Widukind's Auffassung mußten die Sachsen den Franken unterliegen, um Christen zu werden; durch die Uebertragung des hl. Veit aus St. Denis nach Corvey aber kommt das Glück zu den Sachsen und von ihm beschützt, gewinnen die Sachsenfürsten das Reich und beherrschen es mit ihren Sachsen. In seiner universalen Stellung bleibt Otto W. fremd und die Kaiserkrönung erwähnt er nicht einmal. Von den entfernteren Vorgängen hat er überhaupt nur wenig Kunde. Obgleich eifriger Mönch, berührt er doch die kirchliche Politik Otto's gar nicht; dagegen ziehen ihn die kriegerischen Vorgänge und Thaten im höchsten Grade an, Heldengestalten, selbst wenn sie Rebellen sind, wie Wichmann, fesseln sein Interesse. So hat er uns die Geschichte seiner Zeit nur mangelhaft und theilweise in schiefer Darstellung überliefert, aber was er giebt, ist unschätzbar und vieles durch ihn allein uns bekannt; innere Herzenswärme und oft epische Breite der Erzählung machen sein Werk ungemein anziehend und erheben es hoch über die trockene Chronik. Störend ist dabei der vorzüglich Sallust nachgeahmte Ausdruck, unpassende antike Benennungen und bei mangelhafter grammatischer Schulung zuweilen unverständliche Kürze. Dagegen halte ich einen von höfischer Seite und vom Erzb. Wilhelm von Mainz auf ihn ausgeübten Einfluß, den zuerst R. Koepke behauptete, für unerwiesen und unannehmbar, wenn auch augenscheinlich er auf die Erzbischöfe von Mainz eine gewisse furchtsame Rücksicht genommen hat.

  • Literature

    Beste Ausg. von G. Waitz 1882, 8. Uebers. von Schottin, überarbeitet von W. Wattenbach 1891 (Geschichtschr. X, 6). —
    Wattenbach, Deutschl. Geschichtsqu. (1893) I, 328—333. —
    Ders. Wid. v. C. und die Erzbischöfe v. Mainz, Sitz.-Ber. d. Berl. Akad. 1896, S. 339—352.

  • Author

    Wattenbach.
  • Citation

    Wattenbach, Wilhelm, "Widukind." in: Allgemeine Deutsche Biographie 42 (1897), S. 369-370 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118632337.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA