Lebensdaten
1875 – 1947
Geburtsort
Brieg (Schlesien)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118583328 | OGND | VIAF: 15561846
Namensvarianten
  • Moll, Oskar
  • Moll, Oscar

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Zitierweise

Moll, Oskar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118583328.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ursprüngl. in Reutlingen beheimateter Gerberfam.;
    V Theodor (1824–84), Lederfabr. in Brieg, 1849 in Amerika, seit 1852 Gesellschafter in d. väterl. Fa., S d. Friedrich Wilhelm (1793–1877), Lohgerbermeister aus Ohlau (Schlesien), gründete 1811 e. Lederfabr. in Brieg, die später zu d. bedeutendsten Unternehmen d. Lederindustrie im Dt. Reich gehörte (s. Schles. Lb. I, 1922), u. d. Gutspächters- T Henriette Püschel ( 1849);
    M Marie (1844–1923) aus Brieg, T d. Silvius Moll (1815–87, B v. Theodor), u. d. Rosalie Karoline Kache (1821–89);
    B Wilhelm Theodor (1864–1944), KR, Fabrikdir., Vorstandsmitgl. d. F. W. Moll AG (s. Wenzel; Rhdb.);
    Berlin 1906 Margarethe (Marg) (1884–1977) aus Mülhausen (Elsaß), Bildhauerin u. Malerin (s. L), T d. Offz. Alexander Haeffner (1849–1925) u. d. Helene Voltz (1860–1942);
    2 T Melita Williams (* 1908), Pianistin u. Malerin in Tunbridge-Wells (Kent), Brigitte Würz (* 1918), Porträtmalerin u. Schriftst. in München (s. L).

  • Biographie

    M. studierte zunächst Biologie in Basel, Genf und Hannover und begann 1897 als Autodidakt zu malen. Er bezog ein Atelier in Berlin und freundete sich mit Lovis Corinth an, unter dessen Einfluß er zur Freilichtmalerei überging. Sein Frühwerk ist bis 1906 thematisch durch Stilleben und Landschaften bestimmt, die einer impressionistischen Stilauffassung verpflichtet sind. 1907 gründete er zusammen mit seiner Frau, Hans Purrmann und anderen Künstlern die „Académie Matisse“ in Paris, in der sich über 80 Maler aus verschiedenen europ. Ländern mit der Malerei von Matisse beschäftigten. Zwischen den Familien Matisse und Moll bestanden bis 1914 enge freundschaftliche Beziehungen. M. und seine Frau erwarben 15 Werke von Matisse, der damals größte private Bestand dieser Art in Deutschland. M.s Stil änderte sich unter dem Einfluß von Matisse, vor allem was die Verdichtung der Farbpläne, Verfestigung und Harmonisierung der Komposition und die kontrastreiche Steigerung der Farben betraf. 1914-18 lebte M. in Berlin, wo er im letzten Kriegsjahr an der Gründung der November-Gruppe teilhatte. 1918 wurde er an die Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau als Professor für Malerei berufen. 1926-32 stand er als Direktor diesem Institut vor, das er modernisierte und durch Berufungen von Persönlichkeiten wie den Architekten Karl Rading und Hans Scharoun und den Malern Johannes Molzahn. Georg Muche und Oskar Schlemmer zu einer Art zweitem Bauhaus entwickelte. In dieser Phase fand in seiner eigenen Malerei der franz. Kubismus seinen Niederschlag. Nach der Schließung der Akademie in Breslau infolge der Brüningschen Notverordnungen lehrte er 1933-36 als Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. 1937 wurde sein Werk als „entartet“ gebrandmarkt, 22 Gemälde und Aquarelle wurden in deutschen Museen beschlagnahmt. M. siedelte nach Berlin über, wo sein von Hans Scharoun errichtetes Wohnhaus und Atelier mit zahlreichen Kunstwerken 1943 bei einem Luftangriff vernichtet wurde. Er ging wieder nach Brieg und kehrte 1945 als Flüchtling nach Berlin zurück.

    Von den etwa 2000 Gemälden und Aquarellen M.s wurden durch den 2. Weltkrieg etwa zwei Drittel zerstört. Doch bleibt M.s Werk auch als Fragment ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der europ. Malerei im 20. Jh. Es|vereinigt osteurop. Kolorismus mit den neuen Formvorstellungen und Differenzierungen der franz. „Peinture“, einer Malerei „ohne Inhalte“ und primär auf Themen wie Stil leben und Landschaften konzentriert. M., der vor allem auch als Aquarellist Hervorragendes leistete, ist der bedeutsamen Ost-West-Bewegung in Europa zuzuordnen, die mit den Drehscheiben Berlin und Paris in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. das Gesamtbild der deutschen Kunst mitprägte.

  • Werke

    Gemälde: Stilleben, Sommerblumen in Vase mit Matisse-Schale, 1907 (Ludwigshafen, Wilhelm Hack-Mus.);
    Stilleben mit Blattpflanze, um 1910 (Wuppertal, Von der Heydt-Mus);
    Côte d'Azur (Trier, Städt. Mus.);
    Balkonblick auf Palme u. Haus (München, Bayer. Staatsgem.slgg.);
    Stilleben am Fenster, um 1930 (Berlin, Staatl. Museen Preuß. Kulturbes., Nat.gal.);
    Kalla am Winterfenster, 1942 (Leverkusen, Privatbes.). – Schriftl. Nachlaß: German. Nat.mus., Nürnberg.

  • Literatur

    Die Gesch. d. Lederfabr. F. W. Moll, Brieg, Bez. Breslau, 1811–1911, 1911;
    E. Wagner, in: Schles. Lb. V, 1968, S. 196-207 (P);
    S. u. D. Salzmann. O. M., Leben u. Werk, 1975 (W-Verz., P);
    ThB. – Zu Marg M.: Vollmer;
    U. Evers, Dt. Künstlerinnen d. 20. Jh., 1983;
    FAZ v. 17.3.1977 u. 2.8.1984. – Zu Brigitte Würz: Kürschner, Lit.-Kal. 1967;
    Ziese, Kunstschaffende.

  • Autor/in

    Siegfried Salzmann
  • Zitierweise

    Salzmann, Siegfried, "Moll, Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 739-740 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118583328.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA