Zingg, Adrian

Lebensdaten
1734 – 1816
Geburtsort
Sankt Gallen
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Kupferstecher ; Zeichner ; Radierer ; Illustrator ; Professor an der Kunstakademie in Dresden ; Künstler ; Grafiker ; Maler
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 117004669 | OGND | VIAF: 59354727
Namensvarianten

  • Zink, Adrian
  • Zingg, Adrian
  • Zink, Adrian
  • Zingg
  • Zinngg, A.
  • Zinngg, Adrian
  • Zingg, A.

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Zitierweise

Zingg, Adrian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117004669.html [17.12.2025].

CC0

  • Zingg, Adrian

    | Zeichner, Kupferstecher, * 16.4.1734 Sankt Gallen, † 26.5.1816 Leipzig. (reformiert)

  • Genealogie

    V Bartholome (Bartholomäus) (1703–71), Büchsenmacher, Stahlschneider, Graveur in St. G., S d. Salomon (1666–1737), Schneider in St. G., u. d. Catharina Ziegler (1672–1744);
    M Ursula (1704–74), T d. Adrian Tobler (1670–1749), in St. G., u. d. Catharina Barbara Abbenzeller (Appenzeller) (1667–1749);
    Ur-Gvv Salomon (1632–81), Schlosser, 1669–81 Speiserthorbeschließer in St. G.;
    2 B Salomon (1732–92, Elisabeth Hochreutiner, 1734–1807), Nadler in St. G., Othmar (1740–98), 6 Schw u. a. Catharina Esther (1736–1798, Peter Straub, 1736–1807, Handelsmann in St. G.), Catharina Barbara (1738–1799, Bartholome Engeler, 1741–1812, Weber in St. G.), El(i)s(a)beth (1741–90, Tobias oder Jakob Kirchhofer, 1747–1812, Knopfmacher in St. G.), Ursula (1741/43–1808, Michael Schlatter, 1744–1816, Goldschmied in St. G.);
    – ledig.

  • Biographie

    Die erste handwerkliche Ausbildung erhielt Z. beim Vater, ab 1753 lernte er bei dem Kupferstecher Johann Rudolf Holzhalb (1723–1806) in Zürich. 1757 arbeitete Z. im Berner|Atelier des Landschaftsmalers Johann Ludwig Aberli (1723–1786) als Nachstecher von Berner Ansichten und 1759–65 in der Pariser Werkstatt von Johann Georg Wille (1715–1808).

    Dort schuf er repräsentative Landschaftsstiche, u. a. nach Gemälden von Claude Joseph Vernet (1714–1789) und Christian Wilhelm Ernst Dietrich (1712–1774). Neben der forcierten Ausbildung als Kupferstecher waren Willes Tätigkeit als Graphikhändler und Unternehmer sowie sein Zeichenunterricht in der freien Natur vorbildlich für Z. Auf Empfehlung Willes wurde er von Christian Ludwig v. Hagedorn (1712–80) als Lehrer für das Fach Kupferstich an die neugegründete Kunstakademie nach Dresden berufen, wo er Mitte des Jahres 1766 eintraf und bis zu seinem Tod blieb; nur noch einmal, 1786, reiste er in seine Schweizer Heimat. 1803 zum Professor für Landschaftszeichnung an der Kunstakademie in Dresden ernannt, unternahm Z. neben seiner Lehrtätigkeit Wanderungen in die Umgebung Dresdens, um Motive für Landschaftszeichnungen zu finden. Sie führten ihn, oft mit Anton Graff (1736–1813), später auch mit seinen Schülern, in das Elbsandsteingebirge, das Erzgebirge, nach Thüringen, Böhmen und in die Oberlausitz. Die Darstellungen dieser Landstriche sind Veduten im Sinne der topographischen Wiedererkennbarkeit, insbesondere aber pittoreske Aus- und Ansichten. Die vor Ort entstandenen Zeichnungen, etwa das in Dresden aufbewahrte Skizzenbuch von 1766, wie auch die zahlreichen kleinen, meist in Grau lavierten Zeichnungen aus den 1770er und 1780er Jahren, oft signiert und mit Ortsangaben versehen, sind wohl die einzigen Blätter, bei denen man mit Sicherheit sagen kann, daß sie von Z.s eigener Hand stammen. Sie dienten später im Atelier als Vorlagen für großformatige Ansichten, vor die meist frei erfundene Vordergründe geheftet wurden. Verbreitung fanden sie v. a. durch ihre graphische Vervielfältigung in der Aberlischen Manier: Sie wurden nach dem Druck per Hand laviert, seltener koloriert und sind mit bloßem Auge oft nicht von Feder-Pinselzeichnungen zu unterscheiden. Zum Erfolg der gezeichneten wie auch der radierten Ansichten trug die meisterliche Verwendung der Sepia bei, die durch Z. für die Dresdner Landschaftsmalerei entdeckt und von Caspar David Friedrich (1774–1840) auf ihren Höhepunkt geführt wurde. 1805 erschien Z.s Kupferstichwerk bei Karl Tauchnitz (1761–1836) in Leipzig, zwischen 1808 und 1811 brachte er mehrere Zeichenschulen heraus. Zu der großen Zahl seiner Schüler gehörten Johann Heinrich Troll (1756–1824), Heinrich Friedrich Laurin (1756–1830) und Christian August Günther (1756–1824) sowie Johann Philipp Veith (1768–1837), Johann Gottlob Henschke (1771–1850) und – der engste Mitarbeiter – Carl August Richter (1770–1848). Z. erzog seine Schüler und Werkstattmitarbeiter dazu, ganz in seiner Manier zu arbeiten. Es wird überliefert, daß er im fortgeschrittenen Alter gut gelungene Schülerarbeiten sogar mit seinem Namen signierte.

    Wichtige Auftraggeber waren u. a. der oberlausitz. Gutsherr, Naturforscher und dilettierende Künstler Carl Adolph Gottlob v. Schachmann (1725–1807), Hzg. Albert von Sachsen-Teschen (1738–1822; Werke Z.s heute in d. Albertina Wien), Ernst II. von Sachsen-Coburg-Altenburg (1745–1804; Werke heute im Dichterzimmer auf Schloß Friedenstein, Gotha) sowie Gf. Stanisław Kostka Potocki (1755–1821; Werke heute in d. Graph. Slg. d. Warschauer Nat.- u. Univ.bibl.). Die umfangreichsten Sammlungen von Arbeiten Z.s und seiner Werkstatt befinden sich heute in den Kupferstichkabinetten in Dresden, Wien, Zürich und Warschau.

    Z. gelang es, einen persönlichen, relativ leicht lehr- und erlernbaren Stil zu entwickeln und damit ganze Landstriche, namentlich die Sächs.-Böhm. Schweiz, künstlerisch zu erschließen und bekannt zu machen. Bei den Arbeiten aus der Zingg-Werkstatt kam es weniger auf Eigenhändigkeit, als vielmehr auf das unverwechselbare Gefüge, modern gesprochen auf die ‚Marke Zingg‘ an. Originalitätsbegriffe nach heutigen Vorstellungen greifen dabei nicht.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Ak. d. Bildenden Künste, Wien (1769) u. d. Preuß. Ak. d. Künste, Berlin (1787).

  • Literatur

    |ADB 45;
    K. Wiedemann, A. Z., der Künstler, seine Werke u. d. sächs. Landschaftskunst [Typoskript, Staatl. Kunstslgg. Dresden, Kupf.kab. u. Vadiana St. Gallen];
    S. Ruge, A. Z., 1897;
    M. Stübel, Briefe von u. über A. Z., in: Mhh. f. Kunstwiss. 9, 1916, S. 281–303;
    Das Stammbuch A. Z.s, Faks. d. Orig. mit e. Nachw. v. E. Hensel, 1923;
    Dt. Landschaftszeichnungen d. 18. Jh. aus d. Graph. Slg. d. Staatsgal. Stuttgart, Ausst.kat. Staatsgal. Stuttgart, bearb. v. O. Pannewitz, 1985;
    H.-Th. Schulze Altcappenberg, „Le Voltaire de l’Art“, Johann Georg Wille (1715–1808) u. seine Schule in Paris, 1987;
    M. Grönig u. M. L. Sternath, Die dt. u. Schweizer Zeichnungen d. späten 18. Jh., Beschreibender Kat. d. Handzeichnungen in d. Graph. Slg. Albertina, 1997;
    A. Fröhlich, Landschaftsmalerei in Sachsen in d. zweiten Hälfte d. 18. Jh., 2002;
    S. Weisheit-Possél, A. Z. (1734–1816), Landschaftsgraphik zw. Aufklärung u. Romantik, 2010;
    dies., A. Z. u. seine Werkstatt, Die ‚Marke Zingg‘ als Qualitätsmerkmal, in: Wiss., Sentiment u. Geschäftssinn, Landschaft um 1800, hg. v. Schweizer. Inst. f. Kunstwiss. (SIK-ISEA), 2017, S. 204–22;
    A. Z., Wegbereiter d. Ro|mantik, Ausst.-Kat. Kupf.kab. Staatl. Kunstslgg. Dresden, hg. v. P. Kuhlmann-Hodick, C. Schnitzer u. B. v. Waldkirch, 2012;
    – Johann Kaspar Fuessli, Gesch. d. besten Künstler in d. Schweitz, Bd. 3, Zürich 1770, S. 230–39;
    Nagler;
    ThB;
    Sächs. Biogr. (P);
    HLS;
    SIKART.

  • Porträts

    |Brustbild im Oval, v. R. Holzhalb, Kupf.;
    Halbfigur sitzend, v. E. Handmann, Öl/Lwd., 1767 (Kunstmus. St. Gallen);
    Zeichnung v. A. Graff, um 1769/70 (ebd.);
    Brustbild im Oval, v. dems., um 1780, Öl/Lwd. (Städt. Gal. Dresden);
    Brustbild n. rechts, v. C. J. J. Seydelmann, Öl/Lwd. (ebd.), Schabkunst v. H. Sintzenich, 1797 (Staatl. Kunstslgg. Dresden, Kupf.-Kab.);
    Ganzfigur in d. Landschaft, v. A. Graff, 1796/99, Öl/Lwd. (Kunstmus. St. Gallen);
    Brustbild n. links, v. C. Ch. Vogel v. Vogelstein, 1813, Kreide-Zeichnung (Staatl. Kunstslgg. Dresden, Kupf.-Kab.).

  • Autor/in

    Sabine Weisheit-Possél
  • Zitierweise

    Weisheit-Possél, Sabine, "Zingg, Adrian" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 723-725 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117004669.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Zingg, Adrian

  • Biographie

    Zingg: Adrian Z., Zeichner und Kupferstecher, wurde am 24. April 1734 in St. Gallen geboren, wo sein Vater, Bartolomäus Z., als geschickter Stahlschneider lebte. Von ihm empfing er die erste Anleitung für seine Kunst, dann aber nahm ihn der Kupferstecher J. R. Holzbach in die Lehre, bei dem er vier Jahre lang blieb und sich wenigstens das Mechanische seines Berufes aneignete. Im J. 1757 kam er zu Alberti nach Bern, wo er anfing Schweizerprospecte zu stechen. In seiner Begleitung reiste er im J. 1759 nach Paris und bildete sich hier in dem Atelier Wille's immer mehr aus, indem er sich auch auf die Vervielfältigung von Gemälden durch den Stich legte und fleißig nach der Natur zeichnete. Nach siebenjährigem Aufenthalt in Paris wurde er im J. 1766 auf Veranlassung Hagedorn's als Professor der Kupferstechkunst und Mitglied der Kunstakademie nach Dresden berufen. Er bildete hier viele Schüler, die meistens für seine eigenen geschäftlichen Zwecke helfen mußten, und etablirte einen schwunghaften Handel mit getuschten Sepiazeichnungen und Umrißradirungen, in denen er Ansichten aus der Dresdner Umgebung, namentlich aus der sächsischen Schweiz mit möglichster Genauigkeit wiedergab. Je länger, je mehr verfiel er bei diesem geschäftsmäßigen Betrieb seiner Kunst in eine arge Manier, die Ludwig Richter, der Pathe und Schüler Zingg's in seinen Lebenserinnerungen drastisch genug geschildert hat. Wenn daher auch der künstlerische Werth seiner Prospecte nicht groß ist, so haben sie doch für die sächsische Ortsgeschichte als treue Documente einer vergangenen Zeit bleibenden Werth, so daß es sich wol verlohnt, sie aus localhistorischem Interesse zu sammeln und zu verzeichnen. Bei seinen Zeitgenossen stand Z. in großem Ansehen. Er führte den Titel eines kurfürstl. sächsischen Hofkupferstechers und war Mitglied der Akademien von Wien und Berlin. Er starb hochbetagt am 26. Mai 1816 während des Besuches der Leipziger Messe.

  • Literatur

    Nagler, Neues allgem. Künstler-Lexikon XXII, 298—301. —
    S. Ruge, Adrian Zingg's Landschaftsstudien aus der weiteren Umgebung Dresdens. Beilage zu der Monatsschrift des Gebirgsvereins f. d. sächs. Schweiz „Ueber Berg und Thal“. Dresden 1894—96.

  • Autor/in

    H. A. Lier.
  • Zitierweise

    Lier, Hermann Arthur, "Zingg, Adrian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 45 (1900), S. 323 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117004669.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA