Lebensdaten
1899 – 1944
Geburtsort
Groß Born (Kurland, heute Lielborne, Lettland)
Sterbeort
Mauerwald (Ostpreußen, heute Mamerki, Polen)
Beruf/Funktion
Offizier ; Widerstandskämpfer ; Oberst
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 1024679128 | OGND | VIAF: 256053531
Namensvarianten
  • Freytag von Loringhoven, Wessel Oskar Carl Johann Freiherr
  • Freytag von Loringhoven, Wessel
  • Freytag von Loringhoven, Wessel Oskar Carl Johann Freiherr
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Zitierweise

Freytag von Loringhoven, Wessel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1024679128.html [28.03.2024].

CC0

  • Als Generalstabsoffizier der Wehrmacht war Wessel Freiherr Freytag von Loringhoven im Zweiten Weltkrieg v. a. im geheimdienstlichen Bereich der Sabotage sowie bei der Aufstellung von Truppen aus Bewohnern der besetzten Gebiete zum Kampf gegen das stalinistische Regime tätig. An der Vorbereitung des Staatsstreichversuchs gegen Adolf Hitler (1889–1945) vom 20. Juli 1944 beteiligte er sich führend als Beschaffer von Sprengstoff und Zünder.

    Lebensdaten

    Geboren am 22. November 1899 in Groß Born (Kurland, heute Lielborne, Lettland)
    Gestorben am 26. Juli 1944 (Suizid) in Mauerwald (Ostpreußen, heute Mamerki, Polen)
    Grabstätte keine
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Wessel Freiherr Freytag von Loringhoven (InC)
    Wessel Freiherr Freytag von Loringhoven (InC)
  • Lebenslauf

    22. November 1899 - Groß Born (Kurland, heute Lielborne, Lettland)

    1912 - 1918 - St. Petersburg

    Schulbesuch

    Katharinen-Schule

    1918 - Riga

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Gymnasium

    1918 - 1920

    Freiwilliger

    Baltische Landwehr

    1921 - 1922 - Riga

    Jura-Studium (ohne Abschluss)

    Lettländische Hochschule; Herder-Institut

    1922

    Übersiedlung nach Deutschland; Eintritt in die Reichswehr

    1939 - 1943 - Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland)

    Erster Generalstabsoffizier (I a, 1942 Oberstleutnant)

    Wehrkreiskommando I

    1943 - 1943

    Dritter Generalstabsoffizier (I c, Oberst i. G.)

    Heeresgruppe Süd

    1943 - 1944 - Berlin

    Leiter der Abteilung II (Sabotage)

    Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht

    1944 - 1944 - Berlin

    Leiter der Heerwesenabteilung

    Generalstab des Heeres

    1944 - Berlin

    Beteiligung am Unternehmen „Walküre“

    26. Juli 1944 (Suizid) - Mauerwald (Ostpreußen, heute Mamerki, Polen)
  • Genealogie

    Vater Reinhard Ernst Heinrich Freytag von Loringhoven 1866–1935
    Großvater väterlicherseits Oskar Otto Freytag von Loringhoven 1832–1882
    Großmutter väterlicherseits Leocadie (Locca) Helene Sophie von Freytag-Loringhoven, geb. Freiin von Campenhausen 1842–1912 1872 Gründerin einer Erziehungsanstalt für Jungen in Adjamünde (heute Skulte, Lettland), Direktorin bis 1894
    Mutter Elsbeth Agnes Freytag von Loringhoven, geb. von Transehe-Roseneck aus dem Hause Wattram 1870–1957
    Großvater mütterlicherseits Karl Otto von Transehe-Roseneck 1830–1878
    Großmutter mütterlicherseits Wilhelmine von Transehe-Roseneck, geb. Johanna von Vegesack 1838–1923
    Schwester Karin Erika Edda von Transehe-Roseneck, geb. Freytag von Loringhoven 1893–1970
    Schwester Barbara Isabelle Ebba von Freytag-Loringhoven geb. 1896
    Schwester Madeleine Hildegard von Freytag-Loringhoven 1897–1907
    Bruder Evert Roderich Arndt Johann von Freytag-Loringhoven geb. 1902
    Heirat 22.2.1933 in Salzburg
    Ehefrau Elisabeth (Mady) von Freytag-Loringhoven, geb. von Rauch 1909–1995
    Schwiegervater Georg Carl von Rauch 1858–1915 aus St. Petersburg
    Schwiegermutter Helene von Rauch 1871–1953 aus Schwerin
    Cousin Bernd Freytag von Loringhoven 1914–2007 1944/45 Adjutant des Generalstabschefs des Heeres, seit 1956 in der Bundeswehr, 1973 Generalleutnant, zuletzt stellvertretender Generalinspekteur
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Freytag von Loringhoven, Wessel (1899 – 1944)

    • Vater

      Reinhard Freytag von Loringhoven

      1866–1935

    • Mutter

      Elsbeth Freytag von Loringhoven

      1870–1957

      • Großvater mütterlicherseits

        Karl von Transehe-Roseneck

        1830–1878

      • Großmutter mütterlicherseits

        Wilhelmine von Transehe-Roseneck

        1838–1923

    • Schwester

      Karin von Transehe-Roseneck

      1893–1970

    • Schwester

      Barbara Isabelle Ebba von Freytag-Loringhoven

      geb. 1896

    • Schwester

      Madeleine Hildegard von Freytag-Loringhoven

      1897–1907

    • Bruder

      Evert Roderich Arndt Johann von Freytag-Loringhoven

      geb. 1902

    • Heirat

      in

      Salzburg

      • Ehefrau

        Mady von Freytag-Loringhoven

        1909–1995

  • Biografie

    Aus deutsch-baltischem Adel stammend, absolvierte Freytag von Loringhoven seine Schulausbildung in St. Petersburg und Riga, meldete sich 1918 freiwillig zur antibolschewistisch orientierten Baltischen Landwehr und studierte 1921/22 kurzzeitig Jura. 1922 ging er nach Deutschland, schlug eine Offizierslaufbahn in der Reichswehr ein und wurde 1925 nach Abschluss der dreijährigen Ausbildung Leutnant. Freytag von Loringhoven begrüßte zunächst die außen- und wehrpolitischen Ziele des Nationalsozialismus, lehnte dessen sozialrevolutionäre Facetten jedoch ab. Nach den Mordaktionen des 30. Juni 1934 („Röhm-Putsch“), die er als Verbrechen empfand, ging er auf innere Distanz zum NS-Regime.

    Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Freytag von Loringhoven Erster Generalstabsoffizier (I a) des Wehrkreiskommandos I in Königsberg unter dem Stabschef und späteren Widerstandskämpfer Heinrich Graf zu Dohna-Schlobitten (1882–1944). 1940/41 war er Erster Generalstabsoffizier (I a) der 181. Infanteriedivision in Norwegen und wechselte um die Jahreswende 1942/43 als Dritter Generalstabsoffizier (I c) zur Heeresgruppe Süd, wo er unter Erich von Manstein (1887–1973) diente. Hier war er u. a. für die „Befriedung“ des rückwärtigen Heeresgebiets zuständig, was die Zusammenarbeit mit den Einsatzgruppen der SS und der Ordnungspolizei einschloss.

    In dieser Verwendung erhielt Freytag von Loringhoven regelmäßig offizielle Kenntnis von den deutschen Kriegsverbrechen in den besetzten Ostgebieten, v. a. in der Ukraine, und begann in der Folgezeit, sich konspirativ gegen die SS zu betätigen. Zugleich war er an Plänen für die Aufstellung „fremdvölkischer Verbände“ beteiligt, was ihn mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) in Verbindung brachte, der in der Organisationsabteilung des Generalstabs des Heeres für diese Aufgabe zuständig war.

    Zum 1. August 1943 wechselte Freytag von Loringhoven als Oberst i. G. in das von Wilhelm Canaris (1887–1945) geleitete Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht, dem militärischen Nachrichtendienst des „Dritten Reichs“. Er übernahm als Nachfolger Erwin von Lahousens (1897–1955) die Leitung der Abteilung II (Sabotage), wo er auch Zugang zu Sprengstoff hatte. Im Zuge der Übernahme des Amts Ausland/Abwehr durch den Sicherheitsdienst der SS im Februar 1944 verlor er seinen Posten und wurde vom Heerespersonalamt zum Leiter der Heerwesenabteilung im Oberkommando des Heeres ernannt. Hier war er u. a. zuständig für die Organisation und Geschäftsverteilung zentraler Dienststellen der Wehrmacht und des Heeres, für allgemeine Heeresangelegenheiten sowie für Kompetenzfragen zum Heeresaufbau und zur Mobilmachung.

    Im Zuge der Vorbereitung des Unternehmens „Walküre“ war Freytag von Loringhoven einer der wenigen, welche die Staatsstreichorganisation mit Sprengstoff und Zündern versorgen konnten. Er bediente sich dabei v. a. aus den Beständen des Amts Ausland/Abwehr und der ihm unterstehenden Division „Brandenburg“, dem Kampfverband für Kommandoeinsätze. In diesem Rahmen traf er wiederholt mit Stauffenberg zusammen, dessen Führungsrolle in der Staatsstreichplanung er stets akzeptierte.

    Im Wissen, dass seine Rolle der Gestapo nicht verborgen bleiben würde, beging Freytag von Loringhoven nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler (1889–1945) am 26. Juli 1944 im Lager Mauerwald, dem Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres in Ostpreußen, Suizid. Sein Abschiedsbrief an seine Frau Elisabeth ist Teil der Dauerausstellung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden.

  • Auszeichnungen

  • Quellen

    Nachlass:

    Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, N 362. (Teilnachlass) (weiterführende Informationen)

    Militärhistorisches Museum, Dresden, PSF 424. (Teilnachlass)

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, RW 5. (OKW / Amt Ausland/Abwehr)

  • Literatur

    Peter Hoffmann, Widerstand – Staatsstreich – Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler, 1969, 41985.

    Peter Steinbach/Johannes Tuchel, Art. „Freytag von Loringhoven, Wessel Freiherr“, in: dies. (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933–1945, 2. überarb. u. erw. Aufl. 1998, S. 61.

    Peter Hoffmann, Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Die Biographie, 2007, 32009.

    Linda von Keyserlingk-Rehbein, Nur eine „ganz kleine Clique“? Die NS-Ermittlungen über das Netzwerk vom 20. Juli 1944, 2018.

    Winfried Heinemann, Unternehmen „Walküre“. Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, 2019.

  • Onlineressourcen

  • Autor/in

    Winfried Heinemann (Cottbus)

  • Zitierweise

    Heinemann, Winfried, „Freytag von Loringhoven, Wessel“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/1024679128.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA