Lebensdaten
1769 – 1853
Geburtsort
Bielitz (Biala) (Österreichisch-Schlesien)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 100585728 | OGND | VIAF: 32345369
Namensvarianten
  • Pratobevera v. Wiesborn, Carl Joseph Freiherr
  • Pratobevera von Wiesborn, Carl Freiherr
  • Pratobevera v. Wiesborn, Carl Joseph Freiherr
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Zitierweise

Pratobevera von Wiesborn, Carl Freiherr, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100585728.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. P. ließ sich um 1765 in B. nieder;
    V Carl Anton P. (um 1720-1801), gründete e. „Spezereygeschäft“ in B., dem später auch e. Filiale in Biala zugehörte, S e. ital. Wanderhändlers aus d. Gegend|um Como;
    M Franziska Urbani (um 1725–96), T e. nach Ratibor (Preuß.-Schlesien) zugewanderten ital. Gewürzhändlers;
    1) Wien 1797 Josepha (1780–99), T d. Advokaten Ignaz Raab (1743–1811) in W., der P. zum Advokaten ausbildete, 2) Krakau 1802 Johanna (1782–1832), T d. Carl Gottlieb Schrötter (1748–1824), Fabr. in B.;
    3 S u. a. Adolf (s. 2, L), 3 T; Verwandte Joseph P. (1776–1820), Kaufm. u. Bgm. in B., Eduard P. (1811-57), österr. Offz., Hist., Katharina P. (1818-97), Schriftst. (s. ÖBL).

  • Biographie

    P. wurde nach der Schulausbildung in Bielitz und Teschen 1782 zur praktischen Berufsvorbereitung nach Wien an eine kaufmännische Realschule geschickt. Nach Abschluß der Lehre kehrte er 1784 nach Bielitz zurück, wo er im Betrieb des Vaters mitarbeitete. Im Herbst 1786 begann er ein Studium der Rechte, das er 1790 abschloß. Zu seinen Lehrern zählten u. a. Franz v. Zeiller (1751–1828) und Josef v. Sonnenfels (1732–1817). Im Juli 1792 zum Dr. iur. promoviert, blieb ihm die erhoffte Universitätslaufbahn versagt; P. widmete sich zunächst der Advokatur und eröffnete im Herbst 1793 eine eigene Kanzlei in Wien. Im März 1796 führte ihn die Berufung an das neue westgaliz. Appellationsgericht nach Krakau, wo er an der Universität auch unentgeltliche Kollegien über das neue österr. Recht hielt. Ende April 1806 wurde er nach Wien an die Oberste Justizstelle versetzt; etwa ein Jahr später wurde P. Beisitzer der Gesetzgebungs-Hofkommission, wo er – neben Zeiller – an der bis 1811 laufenden Endredaktion des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches hervorragenden Anteil hatte. Nach seiner Berufung in den Staatsrat war er seit 1814 an den weiteren Gesetzgebungsprojekten nicht mehr beteiligt. Auf eigenen Wunsch Ende 1818 an das niederösterr. Appellationsgericht in Wien versetzt, gehörte er diesem bis zu seinem Ruhestand 1841 als Vize-Präsident an. Gleichzeitig kehrte er auch in die Gesetzgebungs-Hofkommission zurück und wirkte dort bis zu seinem Ausscheiden Ende 1838 an allen wichtigen Gesetzgebungsprojekten mit; die Arbeiten an einem neuen Strafgesetzbuch, das aber unrealisiert blieb, leitete er selbst. Seit 1841, nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden auch aus dem Justizdienst, lebte er zurückgezogen in Wien.

    Neben seiner Tätigkeit in der Gesetzgebung ist P. auch als Herausgeber der ersten modernen österr. Juristen-Fachzeitschrift, den „Materialien für Gesetzkunde und Rechtspflege“, hervorgetreten. Im Vordergrund standen Berichte über die Spruchpraxis, den Stand und die Entwicklung der österr. Gesetzgebung sowie Rezensionen über die inländische und vor allem auch ausländische Rechtsliteratur. Dadurch und besonders durch seine legistischen Leistungen war P. neben Zeiller der bedeutendste österr. Jurist des Vormärz. In allen seinen Arbeiten zeigt sich eine historisch fundierte Betrachtung des Rechts; stets betonte er die Notwendigkeit regelmäßiger Gesetzesrevision und zeigte sich rechtspolitisch reformbereit.|

  • Auszeichnungen

    Dr. iur. h. c. (Prag 1848);
    Studiendir. an d. Jurist. Fakultät d. Univ. Krakau (1805/06);
    Rektor d. Univ. Krakau (1800?) u. Wien (1823/24).

  • Werke

    Die Rechte d. Staates üb. Kirchen, u. geistl. Güter, Ein Versuch … z. Erlangung d. Doctorswürde an d. Wiener hohen Schule, 1792;
    Philantrop. Fragmente üb. d. Errichtung e. zweckmäßigen Straf- u. Besserungshauses in Westgalizien, 1805;
    Noch einige Bemerkungen üb. d. jus terreste Nobilitatis Prussiae correctum z. Aufklärung d. alten poln. Erbfolge d. Adels, in: E. Klein's Annalen d. Gesetzgebung u. Rechtsgelehrsamkeit in d. Preuss. Staaten, 1805;
    Aufss. u. a. in: Giurisprudenza practica (Sulla prova in genere secondo il regolamento generale del processo civile austriaco, 1827;
    Della prova per confessione, della prova per documenti, per giuramento, per testimoni, e della prova col mezzo d'ispezione oculare e di periti, 1827/28). – Hg. Materialien f. Gesetzkde. u. Rechtspflege, in d. Oesterr. Erbstaaten (ab 11/1816: … Oesterr. Staaten), 8 Bde., 1815-24 (hierin zahlr. Btrr. zivilprozessualer bzw. strafrechtl. Relevanz, einige auch v. rechtspol. Tragweite [„Ueber d. Gränzlinien zw. Justiz- u. pol. Gegenständen“, I, 1815, S. 1-51], viele in ital. Übers. in: Giurisprudenza practica, 1817 ff.).

  • Literatur

    M. Stubenrauch, Bibliotheca juridica austriaca, 1847, Nr. 3065-3109 (W-Verz.);
    Adolph Pratobevera, in: Allg. Österr. Ger.-Ztg. 1854, S. 122 ff. (auch als Separatdruck);
    F. Ambrosoli, Cenno biographico 37, 1855;
    H. Baltl, C. J. P. u. d. Frage d. Gewaltentrennung in Österr., in: FS Berthold Sutter, 1983, S. 17 ff.;
    ders., in: W. Braunader (Hg.), Juristen in Österr. 1200-1980, 1987, S. 119 ff., 342 f.;
    C. Höslinger, Als Student im josephin. Wien, Aus C. J. P.s Selbstbiogr., in: Archiv u. Forsch., 1993, S. 139 ff.;
    Ch. Neschwara, Über C. J. v. P. u. Franz v. Zeiller, in: FS Hermann Baltl, 1998, S. 205 ff.;
    Wurzbach;
    ÖBL;
    Biogr Lex. Böhmen; Qu
    Nachlaß in: Österr. StA. Haus-, Hof- u. StA, Wien, Pratobevera, enth. u. a. „Selbstbiogr. Skizzen geschrieben v. unserem geliebten Vater C. J. Frhr. v. P. … im J. 1841“;
    Allg. Verw.archiv, Wien, Oberste Justiz, Hofkomm.

  • Porträts

    Lith. v. J. Kriehuber, 1840, Heliographie d. militär-geograph. Inst., um 1840 (beide Österr. Nat.-bibl., Porträtslg., Bildarchiv u. Fideikommißbibl.).

  • Autor/in

    Christian Neschwara
  • Zitierweise

    Neschwara, Christian, "Pratobevera von Wiesborn, Carl Freiherr" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 675-676 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100585728.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA