Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Aachener und Burtscheider Tuch- und Nadelfabrikanten
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118739468 | OGND | VIAF: 40173627
Namensvarianten
  • Pastor

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Zitierweise

Pastor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739468.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Schon Anfang des 14. Jh. waren Mitglieder der Familie im Tuchgewerbe tätig, das bereits im 12. Jh. in der Reichsstadt Aachen bestand. Um 1450 wurde Johann (I.) (um 1390-1459/61) aufgrund seines Ansehens und Wohlstands als Vertreter der Patriziergesellschaft zum Löwenberg in den Rat gewählt. Von Johann (II.) (um 1440-1510), seinem Sohn aus 2. Ehe, stammte die Aachener Schöffenfamilie ab, die Ende des 16. Jh. eine wichtige Rolle in den konfessionellen Auseinandersetzungen in Aachen spielte und 1648 im Mannesstamm ausstarb. Hermann (I.) (* vor 1440), der Sohn Johanns (I.) aus 1. Ehe, war der Stammvater der in das Gebiet der Reichsabtei Burtscheid (b. Aachen) verzogenen Linie. Sein Sohn Hermann (II.) war 1478 erstmals Ratsmitglied und 1500/01 Bürgermeister der Reichsstadt Aachen. Dessen Enkel Hermann (IV.) (um 1530-1615) wandte sich der luth. Konfession zu. 1592 war er im Nadelgewerbe tätig, das durch die hohe Qualität der aus Stahldraht hergestellten Erzeugnisse für die Stadt immer größere Bedeutung gewann. Seine Enkel Lambert (II.) (1626-vor 1686) und Gotthard (I.) (1628-99) ließen sich kurz nach dem Aachener Stadtbrand (1656) wegen der Toleranz der Reichsäbtissinnen gegenüber den Protestanten und der nicht durch Zünfte eingeschränkten Produktionsmöglichkeiten in Burtscheid nieder. Ihre Nachkommen zählten hier bald zu den bedeutenden Unternehmern – z. B. Daniel Isaak (1749–1826), Gründer der Tuchfabrik „Daniel Pastor Karls Sohn“ und Großvater des Historikers Ludwig (1854–1928, s. 2) – und gingen schon im 17. Jh. familiäre Beziehungen mit den Tuch- und Nadelfabrikantenfamilien Scheibler aus Monschau und Clermont aus Vaals (b. Aachen) ein. Peter (1669–1754), der Sohn Gotthards (I.), gründete in Burtscheid die Firma „Peter Pastor, Tuchhandlung und Fabrik“, die 1745 sein Sohn Gotthard (II.) (1704-nach 1776) übernahm und mit seiner Nadelfabrik unter der Firma „Gotthard Pastor Peters Sohn“ vereinigte. Seine Söhne bauten sie durch den Einsatz moderner Arbeitsmaschinen (Grob- und Feinspinnmaschinen, mechanische Webstühle), die der aus England stammende Mechaniker William Cockerill (1757–1832) und seine Söhne Charles James (1787–1837) und John (1790–1840) seit 1798 in Verviers bzw. seit 1807 in Lüttich bauten und in den Raum Aachen lieferten, zu einem der bedeutendsten, auch von Ks. Napoleon 1804 besichtigten Burtscheider Unternehmen aus. Philipp Heinrich (I.) (1752–1821, s. P) setzte 1816 als erster Burtscheider Unternehmer in seiner Maschinenspinnerei eine Dampfmaschine ein, wodurch der zentrale Antrieb für die Maschinen und die Zusammenfassung aller Arbeitsvorgänge zur fabrikmäßigen Produktion ermöglicht wurden. Die Brüder Cockerill heirateten 1813 Philipp Heinrichs Töchter Karoline Elisabeth (1791–1836) und Johanna Friederika (1795–1850). Ihr Vetter Konrad Gustav (1796–1890), Vater des Industriellen Gustave Léon (1832–1922, s. 1), übernahm 1829 nach beruflicher Tätigkeit in England die Leitung der Cockerillschen Werke in Seraing (b. Lüttich) und war 1840 maßgeblich an deren Sanierung und Umwandlung in eine Aktiengesellschaft beteiligt; 1842 wurde er Generaldirektor. Zu den zahlreichen von ihm auf dem Werk eingeführten technischen Neuerungen gehörten der Kokshochofen und die frühzeitige Anwendung des Bessemer-Verfahrens. Philipp Heinrich (II.) (1787–1844), Teilhaber der Firma „Gotthard Pastor Peters Sohn“, modernisierte 1829 die Nadelfabrik und erfand 1832 den Exhaustor, der die beim Schleifen der Nadeln entstehenden Stäube absaugte. 1824 gehörte er zu den Gründern der „Aachener Feuerversicherungsgesellschaft“ und wurde 1837 zum Direktoriumsmitglied der „Rheinischen Eisenbahngesellschaft“ gewählt, nachdem er sich mit David Hansemann (1790–1864) erfolgreich dafür eingesetzt hatte, daß die Strecke Köln – Antwerpen über Aachen führte. 1841-43 war er Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Aachen. 1846 übernahm sein Sohn, Kommerzienrat Rudolf Arthur Friedrich (1828–92), die Leitung der Nadelfabrik unter der Firma „Philipp Heinrich Pastors Söhne“, die 1917 an die „Rheinische Nadelfabriken AG“ überging. Sein Sohn, der Tuchfabrikant Wilhelm Emil (1865–1925), war Vorsitzender des Tuchfabrikantenvereins Aachen. Im 20. Jh. erfaßten die Konzentrations- und Stilllegungswellen in der Aachener Tuch- und Nadelindustrie auch die Unternehmen der P.

  • Literatur

    H. A. Frhr. v. Fürth, Btrr. u. Material z. Gesch. Aachener Patrizier-Fam., II, 1882;
    H. F. Macco, Btrr. z. Genealogie rhein. Adels- u. Patrizierfam., IV: Gesch. u. Genealogie d. Fam. P., 1905;
    L. Freiin v. Coels v. der Brügghen, Die Schöffen d. Kgl. Stuhls v. Aachen v. d. frühesten Zeit bis z. endgültigen Aufhebung d. reichsstädt. Vfg. 1798. in: Zs. d. Aachener Gesch.ver. 50, 1928, S. 1-569;
    dies., Die Aachener Bgm. v. 1251 bis 1798, ebd. 55, 1933/34,|S. 41-77;
    125 J. IHK z. Aachen, bearb. v. A. Huyskens, I, 1929;
    Ludwig Frhr. v. Pastor. Abstammung d. Fam. P., in: W. Wühr (Hg.), Ludwig Frhr. v. P., 1854-1928, Tagebücher – Briefe – Erinnerungen, 1950;
    150 J. IHK Aachen, bearb. v. d. Geschäftsführung, [1954];
    C. Bruckner, Zur Wirtsch.gesch. d. Reg.bez. Aachen, 1967;
    J. Kermann, Die Manufakturen im Rheinland 1750-1833, 1972;
    H.-K. Rouette, Aachener Textil-Geschichte(n) im 19. u. 20. Jh., 1992;
    A. Pauels (Bearb.), Unter Adler u. Schwan, Die Chronik d. Bürgermeisterei Burtscheid f. d. J. 1814-1886, 1997;
    N. Gilson, Zu Fuß durch Aachens Ind.gesch., 1998;
    K. van Eyll u. O. Eschweiler (Hg.), Wirtsch.gesch. d. Region Aachen v. Ende d. Zweiten Weltkriegs bis z. Gegenwart, 2000. – P zu Philipp Heinrich I: Gem. v. J. B. Bastiné (Aachen, Couven-Mus.).

  • Autor/in

    Hans-Joachim Ramm
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Ramm, Hans-Joachim, "Pastor" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 93-94 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739468.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA