Lebensdaten
erwähnt 1059, gestorben 1110
Beruf/Funktion
Abt von Echternach
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119133326 | OGND | VIAF: 166553251
Namensvarianten
  • Thiofrid von Echternach
  • Thiofridus Epternacensis
  • Theofried ((falsche Namensansetzung))
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Zitierweise

Thiofrid, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119133326.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    T. trat vor 1059 in das reichsunmittelbare Benediktinerkloster St. Willibrord in Echternach ein. 1083 wurde er als Nachfolger seines Förderers Reginbert ( 1081) von Ks. Heinrich IV. zum Abt erhoben. 1101 besuchte er den Kaiser in Lüttich. T. unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu den Trierer Erzbischöfen Egilbert (1079–1101) und Bruno (1102–24).

    T. begann in den 1070er Jahren vorwiegend hagiographische Schriften zu verfassen, wie die Widmung der auf Veranlassung des Mettlacher Abts Nithard III. geschriebenen, in fünf Handschriften des 12.–16. Jh. überlieferten „Vita S. Liutwini“ an den 1078 verstorbenen Bf. Udo von Trier zeigt. Auftraggeberinnen der nur in einem Codex des 15. Jh. tradierten „Vita S. Irminae“, wohl T.s erste, stilistisch noch anspruchslose Dichtung, waren die Nonnen des Klosters Oeren in Trier. Die später verfaßte Vita des Echternacher Klosterstifters Willibrord, die auf Alkuins Willibrord-Vita beruht, liegt wie die Quelle ebenfalls in einer Prosafassung (Vita S. Willibrordi, 1103/04) und einer Versfassung (Vita S. Willibrordi metrica, um 1105) vor. Die inhaltlich identischen Versionen von jeweils 36 Kapiteln, beide in zwei illustrierten Handschriften des 12. Jh. enthalten, wollen stofflich wie stilistisch die Vorlage deutlich überbieten. Die Prosa-Vita bedient sich einer hochrhetorischen, mit gewähltem, oft preziösem griech. Vokabular durchsetzten, bildungsgesättigten Sprache; die metrische Version in 2042 leoninischen Hexametern übernimmt, den Stil der röm. Epik imitierend, Sprachformen Vergils, Ovids und Lukans.

    T.s Hauptwerk sind die wohl 1102 vollendeten, Ebf. Bruno von Bretten ( 1124) gewidmeten, über einen längeren Zeitraum entstandenen „Flores epitaphii sanctorum“, die mit detaillierter Kenntnis der patristischen Literatur grundlegend die theol. Bedeutung des Heiligenkults und der Reliquienverehrung diskutieren. Anstoß zu diesem in vier Bücher zu je sieben Kapitel gegliederten Text gab möglicherweise die Einsetzung eines Fests aller Heiligen, deren Reliquien in Echternach bewahrt werden, durch Reginbert 1059. Außer einer T. zugeschriebenen, in einem Echternacher Graduale überlieferten Willibrord-Sequenz haben sich noch zwei Predigten T.s erhalten (Sermo in natali S. Willibrordi; Sermo in natali S. Wilgisli).

  • Werke

    W Vita S. Irminae, hg. v. J. A. J. Hansen, in: Treviris oder Trier. Archiv f. Vaterlandskde. 2, 1841, S. 280–85;
    Vita S. Liutwini, hg. v. W. Lampen, in: Collectanea Franciscana Neerlandica 3,6, 1936, S. 1–46;
    Vita S. Willibrordi, hg. v. J. Schmitz, in: Progr. d. Ghzgl. Athenäums zu Luxemburg, 1898, S. 1–45;
    Vita S. Willibrordi metrica, hg. v. K. Rossberg, 1883;
    Flores epitaphii sanctorum, J. P. Migne, Patrologiae cursus completus 157, S. 313–404;
    Predigten, J. P. Migne, Patrologiae cursus completus 157, S. 405–10;
    Willibrord-Sequenz, in: Die Tropen-, Prosen- u. Präsentationsgesänge d. feierl. Hochamts im MA, hg. v. A. Reiners, 1884, S. 107;
    – Opera selecta, Farbmikrofiche-Ed. d. Hs. Gotha, Forsch.- u. Landesbibl., Memb. I 70, Einf. v. M. C. Ferrari, 1994 (Mikrofiches;
    P).

  • Literatur

    L ADB 37;
    W. Lampen, T. v. E., Eine philol.-hist. Stud., 1920;
    ders., T. v. E., en zijn Vita s. Liutwini, 1936;
    W. Berschin, Griech.-lat. MA, 1980, S. 233;
    J. Leclercq, Théfroi, témoin de la culture à Echternach et de la dévotion à S. Willibrord, in: Willibrord, Apostel d. Niederl., hg. v. G. Kiesel u. J. Schröder, 1989, S. 194–99;
    M. C. Ferrari, Gold u. Asche, Reliquie u. Reliquiare als Medien in T. v. E.s Flores epytaphii sanctorum, in: Reliquiare im MA, hg. v. B. Reudenbach u. G. Toussaint, 2005, S. 61–74;
    P. Dräger, St. Willibrord als ambulanter Wunderheiler in Trier, Alkuin u. T., Vita Sancti Willibrordi, in: Kurtrier. Jb. 48, 2008, S. 65–99;
    ders., Ein Trierer Kleriker im Seesturm, ebd. 49, 2009, S. 77–98;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    LThK³ ;
    BBKL XI (W, L); Vf.-Lex. MA² (W, L).

  • Porträts

    P Illumination (Stadtbibl. Trier, Hs. 1378/103), Abb. in: Opera selecta (s. W), S. 12.

  • Autor/in

    Norbert H. Ott
  • Zitierweise

    Ott, Norbert H., "Thiofrid" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 154 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119133326.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Theofried (Thiofrid), Mönch, später Abt von Echternach, lebte in dieser Abtei schon zur Zeit der Ueberbringung der Gebeine des h. Willibrord (1031) und ward nach dem Tode des Abts Regimbert ( am 11. December 1081) dessen Nachfolger. Indessen konnte er erst nach persönlicher Bewerbung in Rom bei Gregor VII. (1083) in den ruhigen Besitz seiner Abtei gelangen, der er dann bis zu seinem Tode (1110) vorstand. Daß er in hohem Ansehen stand, zeigen die nahen Beziehungen zu Erzbischof Bruno von Trier, dem er als Gewissensrath diente und welchem er seine „Flores“ widmete; Bruno hat ihm dann selbst die letzten Ehren erwiesen. Nicht minder erhellt dies Ansehen Thiofrid's aus der Vermittlerrolle, welche er auf Anrufung beider Parteien unter den Bewohnern von Middelburg auf der Insel Walcheren übernahm und glücklich zu Ende führte — ein Ereigniß, über welches er selbst in der Vita s. Willibrordi berichtet. Als Schriftsteller zeigt sich Th. wohl bewandert in der heiligen Schrift, auch mit dem damaligen Stand der mathematischen und philosophischen Wissenschaften bekannt und, wie Mabillon zugesteht, im Besitz einer nicht gewöhnlichen Gelehrsamkeit. Sein Stil ist schwülstig und schleppend; ob er, wie behauptet wird, des Hebräischen und Griechischen mächtig gewesen sei, muß dahin gestellt bleiben. Seine Schriften sind: 1) Die „Flores epitaphii Sanctorum“, in 4 Bänden, aus Anlaß eines Beschlusses des Abts Regimbert geschrieben, welcher 1059 ein am 18. November zu feierndes Fest aller Heiligen einsetzte, von denen die Abtei Reliquien besaß. Der Verherrlichung dieser Heiligen sind die „Flores“ gewidmet, welche der Jesuit Joh. Robert: 1619 zu Luxemburg (kl. 4°) nebst biographischen Notizen über den Autor herausgab. 2) Die „Vita s. Willibrordi“, welche Th. mit Benutzung einer ältern, von einem Schottenmönch rustico stilo verfaßten, schrieb und die darum nicht ohne Werth ist (vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen 5. A. I, 125). Die Vita ist in einer prosaischen und in einer metrischen Fassung erhalten; ihr Druck wurde von Roberti ebenfalls vorbereitet, aber nicht bewerkstelligt. Jetzt liegt sie in einer Ausgabe der M. G. SS. XXIII, 30—80 wenigstens auszüglich vor und zwar aus dem schönen, dem Erzbischof Bruno gewidmeten Codex, der jetzt in Gotha bewahrt wird. Die metrische Bearbeitung haben dann R. Decker, Trier 1880—1881 (im Progr. des Gymnasiums von Trier) und K. Roßberg, Leipzig 1883, herausgegeben. 3) „Vita s. Lutwini archiepiscopi Trevir.“. Dies Leben des Stifters von Mettlach wurde von Henschen dem Abte Nithard II. von Mettlach zugeschrieben, während die späteren Bollandisten (Act. SS., 29. September, Vit. s. Lutw.) sie Th. zueigneten, worin ihnen Roberti, Mabillon (Ann. O. s. B. V. 136), Brower, Calmet, die Hist. litt. de la France IX, 509 Recht geben; vgl. auch Lager, Gesch. der Abtei Mettlach, Trier 1875. Die Vita-Handschr. in der Stadtbibliothek zu Trier erhalten, ist noch ungedruckt. 4) „Vita s. Irminae“, ebenfalls in Prosa und in Versen geschrieben, von Mabillon (Acta s. O. B. saec. III, p. 1, p. 532) und der Hist. litt, de la France u. a. O. erwähnt. Bruchstücke aus ihr sind aus einer im Besitz des Herausgebers befindlichen Handschr. s. Z. durch Müller in der Treviris, Archiv für Vaterlandstunde 1841, II, 256—263 und aus einer Pariser Handschr. eb. II, 280—285 abgedruckt worden. 5) „Sermo in natalem s. Willibrordi“ und „Sermo in natalem s. Wilgisli, patris s. Willibrordi“, von Roberti u. a. O. erwähnt und wol ungedruckt. 6) „Sermo de Sanctorum reliquiis“ und „Sermo de veneratione Divorum“, beide im Anhang zu den Werken des Berengosus von S. Maximin, Colon. 1555 bei Soter, veröffentlicht.

    • Literatur

      Vgl. außer der angeführten Litteratur noch J. Marx, Gesch. d. Erzstifts Trier, Trier 1860. II. Abth. I. Bd. S. 353—357.

  • Autor/in

    F. X. Kraus.
  • Zitierweise

    Kraus, Franz Xaver, "Thiofrid" in: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 716-717 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119133326.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA