Lebensdaten
nach 1368 – 1410
Sterbeort
Stolpen (Sachsen)
Beruf/Funktion
Bischof von Meißen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138619476 | OGND | VIAF: 90891048
Namensvarianten
  • Thimo von Colditz
  • Thimo
  • Thimo von Colditz
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Zitierweise

Thimo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138619476.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Adelsfam. d. Mark Meißen;
    V Thimo VIII. v. C. (erw. 1338–83);
    M Anna I. v. Kittlitz ( n. 1412);
    Gr-Ov Withego II. v. C., Bf. v. Meißen ( 1342, s. Gatz IV);
    Om Johann III. v. Kittlitz, Bf. v. Meißen ( 1408, s. Gatz IV).

  • Biographie

    T. gehörte einem Adelsgeschlecht der Mark Meißen an, das auch in Böhmen begütert war. Durch seinen Vater, der im Dienste Ks. Karls IV. stand, war T. ein Großneffe des Meißner Bf. Withego II. von Colditz (reg. 1312–42), durch die Mutter ein Neffe des Meißner Bf. Johann III. von Kittlitz (reg. 1393–98), der auf sein Amt zugunsten T.s resignierte. Die Priesterweihe hatte T. im Bistum Meißen erlangt, doch ist von seinem Werdegang nur wenig bekannt. 1370 wurde er Propst des Benediktinerinnenklosters Teplitz in Nordböhmen. Dem Meißner Domkapitel gehörte T. 1398, als er zum Bischof postuliert wurde, nicht an. Papst Bonifaz IX. erteilte ihm damals eine Dispens, weil er noch nicht das erforderliche Weihealter von 30 Jahren hatte.

    T.s Amtszeit war überschattet von dem schwierigen Verhältnis zu Mgf. Wilhelm I. von Meißen (1371–1425), dem er vor der Bischofsweihe einen Treueid ablegen mußte. Der Landesherr erlangte am 12. 12. 1399 von Papst Bonifaz IX. die Exemtion des Bistums. Auch das Verhältnis T.s zum Domkapitel war schwierig, weshalb er die Bischofsresidenz Stolpen durch Gründung eines Kollegiatstifts aufzuwerten suchte (das aber nicht lange bestand) und dorthin vorübergehend das geistliche Gericht verlegte. Im Bistum Meißen führte T. das Fest der Dornenkrone Christi und das Fest des hl. Erasmus ein. Am 11. 9. 1401 vollzog er die Schlußweihe des Meißner Doms, 1405 führte er eine Diözesansynode durch. Die Teilnahme T.s als einer der wenigen dt. Bischöfe am Konzil von Pisa 1409 erklärt sich durch seine Stellung als Rat und Sekretär Kg. Wenzels IV. von Böhmen. Auf der Rückreise vom Konzil wurde T. in Kärnten überfallen und beraubt. In seinem Testament, das er vor dem Aufbruch nach Pisa am 1. 4. 1409 in Prag aufgesetzt hatte, bedachte er weder das Domkapitel Meißen noch eine andere geistliche Gemeinschaft der Diözese. Eine Meißner Bischofschronik des 15. Jh. überliefert, daß T. die Einkünfte der bfl. Mensa größtenteils verpfändet, dem Hochstift Schulden von 18 400 fl. hinterlassen und das silberne|Tafelgeschirr der Bischöfe verschleudert habe. Einen Teil der Schulden T.s bei seiner Dienerschaft, Ärzten und anderen Gläubigern hat nachweislich der Adlige Hans von Polentz 1411 gegen Verleihung der Burg Stolpen durch das Domkapitel beglichen.

  • Quellen

    Qu Urk.b. d. Hochstifts Meißen, hg. v. E. G. Gersdorf, Bde. 2–3 (Codex diplomaticus Saxoniae regiae II/2–3), 1865/67.

  • Literatur

    L ADB 38;
    Urk.b. d. Hochstifts Meißen 2 (s. Qu), S. XXII-XXVII;
    K. Truöl, Die Herren v. C. u. ihre Herrschaft, 1914, S. 75 f.;
    W. Rittenbach u. S. Seifert, Gesch. d. Bischöfe v. Meißen 968–1581, 1965, S. 272–81;
    J. Rogge, Zum Verhältnis v. Bf. u. Domkap. d. Hochstifts Meißen im 14. u. 15. Jh., in: Röm. Quartalschr. 91, 1996, S. 182–206;
    B. Schwarz, Die Exemtion d. Bm. Meißen, in: ZSRG K 88, 2002, S. 294–361;
    M. Donath, Ecclesia Misnensis consecrata, Die Weihe d. Meißner Doms vor 600 J., in: Ecclesia Misnensis 2001, S. 6–14;
    Die Grabmonumente im Dom zu Meißen, hg. v. dems., 2004, S. 288–90; Gatz IV.

  • Porträts

    P Ganzfigur mit Mitra, Stab u. Buch, Ritzzeichnung auf d. Sandsteingrabplatte (Meißen, Dom).

  • Autor/in

    Enno Bünz
  • Zitierweise

    Bünz, Enno, "Thimo" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 153-154 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138619476.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Thimo, Bischof von Meißen 1399—1410. Thimo von Colditz stammte aus einer in Meißen und Böhmen begüterten, namentlich am böhmischen Königshofe politisch einflußreichen Familie. Sein Vater war Volrad von Colditz, seine Mutter Anna, geb. v. Kittlitz. Er war bereits um 1370 Propst des Nonnenklosters nach der Regel Benedict's zu Teplitz, auch gehörte er der Kanzlei König Wenzel's als secretarius et consiliarius an. Seine böhmische Politik hatte dieser Fürst im Auge, als er seinen Rath dem Papste als Bischof von Meißen empfahl,|nachdem der bisherige Bischof Nicolaus seine Würde niedergelegt und sich nach Bautzen zurückgezogen hatte. So bestieg ein Böhme den Bischofsstuhl zu einer Zeit, wo der größte Theil des Sprengels, die Ober- und Niederlausitz, außerdem ein großer Theil des Meißner Hochlandes, der Krone Böhmen gehörte.

    Markgraf Wilhelm von Meißen erkannte die seiner Herrschaft drohende Gefahr. Er verlangte von dem neuen Bischof das Versprechen, ihm ein treuer Verbündeter zu bleiben und an den hergebrachten Rechten nichts zu ändern. Dafür sagte er ihm den landesherrlichen Schutz zu. Gleichzeitig suchte er, von König Wenzel unterstützt, bei der päpstlichen Curie um Bestätigung der Exemtion des Bisthums Meißen von dem Erzbisthum Prag nach. Papst Bonifaz IX. und Innocenz VII. entsprachen diesem Antrage in mehreren Bullen vom Jahre 1399, 1402 und 1405. Gegen das Eindringen fremder Elemente sicherte sich der Markgraf durch die vom päpstlichen Hofe erlangte Befugniß zur Besetzung mehrerer Meißner Domherrnstellen. Auch die Ansprüche des Erzbischofs von Magdeburg auf eine Oberhoheit über Meißen wurden von der Curie auf Antrag des Fürsten zurückgewiesen.

    Wie der Bischof in Meißen ein Fremdling war, so fühlte er sich in der alten Bischofsstadt nicht heimisch. Er lebte viel in Böhmen, auch am Hofe König Wenzel's, am liebsten auf seinem, auch zu Böhmen gehörigen Schlosse Stolpen, dessen Capelle von ihm als Stiftskirche mit sieben Geistlichen ausgestattet und durch päpstliche Begnadigung der Gerichtsbarkeit des Meißner Capitels entzogen wurde. Auch den bischöflichen Gerichtsstuhl wollte er hierher verlegen, nachdem derselbe vorher noch eine größere Erweiterung seiner Rechte erfahren hatte. Aber jetzt griff Markgraf Wilhelm ein. Er beschwerte sich bei Papst Innocenz VII. und dieser ordnete die Zurückverlegung nach Meißen an.

    Wahrscheinlich mit der Abwesenheit des Bischofs hängt es zusammen, daß die finanzielle Lage des Bisthums sich während der Regierung Thimo's wesentlich verschlechterte. Daß er es mit der Verwerthung des Besitzes nicht eben ernst nahm, beweisen die zahlreichen Verpfändungen und die Art des finanziellen Gebahrens; seinem Vetter Otto von Colditz verpachtete er z. B. das Gut Nossen zu einem Spottpreise. Viel trug zur Verschuldung die Reise bei, die er in König Wenzel's Auftrag nach Italien unternahm, um dem Concil zu Pisa beizuwohnen. Als man hier die bisherigen beiden Päpste abgesetzt und Alexander V. zum Haupt der Christenheit ausgerufen hatte, wußte Th. sich von diesem eine Reihe von Vergünstigungen zu verschaffen, die meist finanzielle Angelegenheiten betrafen. In die Heimath zurückgekehrt starb er am 26. December 1410. Sein Testament hatte er bereits vor seiner Reise nach Italien aufgesetzt. In demselben wurde die Meißner Domkirche nicht bedacht, dagegen das Vermögen den Verwandten bestimmt. Die Tilgung der für die damalige Zeit sehr bedeutenden Schuldenlast übernahm das Capitel, dem der Oberhauptmann der Lausitz, Nicolaus von Polenz, mit einem vortheilhaften Angebote entgegen kam. Auch der bischöfliche Schatz von Juwelen und Kleinodien war unter Thimo's Regierung verloren gegangen; er sollte ihm auf seiner Reise durch Kärnten von Räubern entwendet worden sein. Ein Chronist schließt seinen Bericht mit den Worten: Vide igitur clericorum periculum, praecipue praelatorum, qui se curiis saecularium committunt.

    Aus Thimo's geistlicher Thätigkeit ist noch zu erwähnen die Einführung der Verehrung des heiligen Erasmus in dem Meißner Sprengel. Bereits in den vorhergehenden Jahrzehnten war eine Reihe neuer Feiertage in Uebung gekommen. Jetzt wurde, nachdem 1401 die Stolpener Capelle jenem Heiligen gewidmet worden war, von den Päpsten Bonifaz IX. und Innocenz VII. ihm zu Ehren der 3. Juni als Feiertag angeordnet und mit besonderen Ablässen ausgestattet.

    • Literatur

    • Literatur

      Cod. dipl. Sax. reg. II, 2, XXII—XXVII. 280—360. — Verzeichniß Oberlausizischer Urkunden. 1. Heft. Vom Jare 965 bis 1346 S. 146—172. Görliz 1799. — Sigismund Calles, Series Misnensium Episcoporum p. 270 bis 280. Ratisbonae et Viennae 1752. —
      Ed. Machatschek, Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Meißen S. 342—361. Dresden 1884. — Th. Lindner, Ueber Kanzler und Kanzlei König Wenzel's in den Jahren 1378—1400 in Dr. v. Löher's archivalischer Zeitschrift 4, S. 150 ff. 160 f. — Einige Nachrichten finden sich im königl. Hauptstaatsarchive zu Dresden.

  • Autor/in

    Georg Müller.
  • Zitierweise

    Müller, Georg, "Thimo" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 43 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138619476.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA