Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Grafen von Schwarzenberg ; Adelsfamilie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118612069 | OGND | VIAF: 72186836
Namensvarianten
  • Schwarzenberg, von

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Zitierweise

Schwarzenberg, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118612069.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die ersten schriftlichen Erwähnungen über die Vorfahren der S., damals nach der Feste Seinsheim in Unterfranken genannt, erscheinen in der Mitte des 12. Jh. Die Bedeutung der Familie wuchs im 15. Jh. dank Erkinger (1362–1437), einem Anhänger Ks. Sigismunds und Teilnehmer an den Kämpfen gegen die Hussiten. Als er 1429 in den Reichsfreiherrenstand erhoben wurde, nannte er sich schon nach der Herrschaft Schwarzenberg, die 1405–21 erworben worden war (Erkinger v. Seinsheim auf S. u. Hohenlandsberg). Seine Söhne gründeten zwei Linien, wobei die hohenlandsberg. im 17. Jh. ausstarb und die stefansberg. bis zur Gegenwart blüht.

    Die bedeutendste Persönlichkeit der hohenlandsberg. Linie war der Jurist und Humanist Johann d. Starke (1463–1528, s. 1). Er konvertierte zum Luthertum, genau wie sein jüngerer Sohn Friedrich (1498–1561) und sein Enkel Johann (1525–88), den Ks. Maximilian|1566 in den Reichsgrafenstand erhob. Johann starb kinderlos; seinen Besitz erbten die Nachkommen von Christoph (1488–1538), dem älteren Sohn Johanns d. Starken, der Katholik blieb und am bayer. Hof in München – wie später auch sein Sohn Wilhelm (1511–52) – die Position eines Rats und Landhofmeisters erreichte. Christophs Sohn Otto Heinrich (Ottheinrich) (1535–90) war ebenfalls Landhofmeister und Rat in München. 1571 übernahm er die Vormundschaft über den Sohn Philipps von Baden und führte die Statthalterschaft in der Markgrafschaft. Anschließend amtierte er als Obersthofmeister der verwitweten Kgn. Elisabeth von Frankreich. 1576 übernahm er für fünf Jahre das Präsidium im Reichshofrat und wurde von Ks. Maximilian II. zum Obersthofmarschall ernannt. 1579 nahm er als ksl. Vertreter am Kölner Pazifikationstag teil. Nach seiner Rückkehr in bayer. Dienste 1581 war Otto Heinrich bayer. Geheimer Rat, Oberstkämmerer und Obersthofmeister. 1588 fiel ihm nach dem Tod seines Bruders die Grafschaft Schwarzenburg zu. Christophs Urenkel Georg Ludwig (1586–1646, s. ADB 33), Sohn des Christoph II. ( 1596), wirkte während des 30jährigen Kriegs als ksl. Diplomat. Durch ein Erbe gewann er die Herrschaft Murau in der Steiermark, die der Familie bis heute gehört. Er starb als der letzte aus der hohenlandsberg. Linie; sein Vermögen übernahmen die Mitglieder der stefansberg. Familienlinie. Aus dieser Linie stammte Adolf (1551–1600, Reichsgf. 1599, s. ADB 33; Hist. Lex. Wien), der – seit 1597 ksl. oberster Feldmarschall, Kriegsrat und Oberst über die Stadt Wien – in den Türkenkriegen durch die Eroberung der Festung Raab 1598 Berühmtheit erlangte. Sein Sohn Adam (1583–1641, s. 2) war unter Kf. Georg Wilhelm von Brandenburg Direktor des Geh. Rates und preuß. Oberkämmerer.

    Der Aufstieg der S. unter die bedeutenden europ. Adelsfamilien gelang Johann Adolf I. (1615–83, s. Wurzbach). Er stand im Dienst des Ehzg. Leopold Wilhelm, der ihm die Herrschaft Wittingau überließ, die Basis des Familienvermögens in Böhmen. 1670 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben. Den Höhepunkt seiner höfischen Karriere stellte die Ernennung zum Präsidenten des Reichshofrats dar. Am Kaiserhof in Wien wirkte auch sein Sohn Ferdinand (1652–1703, s. Hist. Lex. Wien), der das Vermögen und die Titel der Grafen v. Sulz und Landgrafen v. Kleggau erbte. Ferdinands Erbe Adam Franz (1680–1732, s. Biogr. Lex. Böhmen; Hist. Lex. Wien), Oberststallmeister, war ein typischer Barockkavalier. Er trat als Bauherr und Kunstmäzen hervor. 1719 übernahm er ein riesiges eggenberg. Erbe, das v. a. die Herrschaften in Südböhmen umfaßte. 1723 wurde ein Teil dieses Vermögens zum Hzgt. Krumau erhoben. Josef Adam (1722–82) erreichte 1746 die Ausdehnung des Fürstentitels auf alle Familienmitglieder. Er hatte das Amt des Obersthofmeisters am Hof Maria Theresias und Josephs II. inne. Sein Sohn Johann (1742–89), der sich der Pflege des Familienbesitzes widmete, begann mit dem Bau eines Kanals, der Moldau und Donau verbinden sollte.

    1802 teilte sich die Familie in zwei Linien (in d. 1. u. 2. Majorat). Das 1. Majorat repräsentierte Joseph (1769–1833, s. 3). Mit seiner Frau Pauline (1774–1810), einer talentierten Malerin, hatte er drei Söhne: Felix (1800–52, s. 5) war 1848–52 österr. Ministerpräsident, Friedrich (1809–85, s. 6) wurde Erzbischof von Salzburg (1835) und Prag (1850), Johann Adolf II. (1799–1888, s. 4) verwaltete das Vermögen des 1. Majorats und kümmerte sich um die Modernisierung der Wirtschaftsbetriebe. Sein Sohn Adolf Josef (1832–1914, s. ÖBL; Biogr. Lex. Böhmen) und sein Enkel Johann (1860–1938) setzten seine Bemühungen fort; letzterer mußte die mit der Bodenreform verbundenen Probleme in der Tschechoslowakei lösen. In eine komplizierte Situation geriet Adolph (1890–1950): 1940 wurde sein Vermögen von den Nationalsozialisten konfisziert, derentwegen er 1939 nach Italien und zwei Jahre später in die USA emigriert war. 1947 kam es aufgrund eines Sondergesetzes zu seiner definitiven Enteignung; im Besitz des 1. Majorats blieben daher nur die Liegenschaften in Österreich und Deutschland. Nach Adolphs Tod verwaltete diese Heinrich (1903–65), zuvor Häftling im KZ Buchenwald. Da er keine männlichen Nachkommen hatte, adoptierte er Karl VII. (* 1937) aus dem 2. Majorat, in dessen Person beide Linien wieder vereinigt wurden.

    Am Beginn des 2. Majorats, das auf Schloß Worlik (Südböhmen) saß, stand Karl I. Philipp (1771–1820, s. ADB 33; ÖBL; Biogr. Lex. Böhmen; Hist. Lex. Wien), österr. Botschafter in Rußland und Frankreich, dann Feldmarschall und Präsident des Hofkriegsrats. In der Völkerschlacht bei Leipzig siegte er als Oberbefehlshaber der alliierten Truppen gegen Napoleon. Seine Frau Maria Anna geb. v. Hohenfeld (1768–1848, s. ÖBL), führte nach seinem Tod in Wien einen berühmten Salon. Ihre Söhne machten Karriere in der Armee: Edmund (1803–73, s. ADB 33; ÖBL) erreichte|den Rang eines Feldmarschalls, Karl II. (1802–58, s. ÖBL; Biogr. Lex. Böhmen), durch dessen Nachkommen die Worliker Linie fortbestand, war Militär- und Zivilgouverneur in Mailand und Siebenbürgen, Friedrich (1799–1870, s. ADB 33; Killy), auch als „der verabschiedete Lanzknecht“ bekannt, engagierte sich als überzeugter Konservativer in den Kämpfen gegen die Liberalen in Italien, Spanien, Ungarn und der Schweiz. Die Erlebnisse aus seinen Reisen und Feldzügen blieben in seiner umfangreichen literarischen Hinterlassenschaft erhalten. Die Mitglieder der Sekundogenitur in den folgenden Generationen waren in der böhm. und österr. Politik aktiv: Karl III. (1824–1904, s. ÖBL; Biogr. Lex. Böhmen) und seine Söhne Karl IV. (1859–1913, s. ÖBL; Biogr. Lex. Böhmen) und Friedrich (1862–1936) gehörten zu den hervorragenden Vertretern der Partei des konservativen Großgrundbesitzes. Karl VI. (1911–86, s. Biogr. Lex. Böhmen), ein Historiker, wurde nach der kommunistischen Wende 1948 zur Emigration gezwungen; sein Vermögen in der Tschechoslowakei wurde konfisziert. Er arbeitete in der Österr. Nationalbibliothek und verfaßte u. a. eine Monographie über den Marschall Karl I. zu Schwarzenberg sowie eine umfangreiche Familiengeschichte. Sein Onkel Johann (1903–78) stand in den 30er Jahren und nach dem 2. Weltkrieg in diplomatischen Diensten der Österr. Republik. Karl VII. (* 1937, s. B. Tóth, K. v. S., 2005), der die Familie gegenwärtig repräsentiert, engagiert sich in Fragen der Menschenrechte. In der kommunistischen Ära unterstützte er die tschechoslowak. Dissidenten. Nach der Revolution 1989 kehrte er in die Tschechoslowakei zurück, wo ihm das Vermögen des Worliker 2. Majorats zurückgegeben wurde, und leitete 1990–92 die Kanzlei des Präsidenten Václav Havel. Am 9. Jan. 2007 wurde Karl VII. zum Außenminister der Republik Tschechien ernannt.

  • Literatur

    ADB 33;
    F. Mareš, Stammtafel d. fürstl. Hauses S., 1886;
    A. Markus, Rod knížat ze Schwarzenberku (Das Haus d. Fürsten v. S.), in: Schwarzenberská ročenka (Schwarzenberg. Jb.) 1935, S. 25–85;
    Karl Fürst zu Schwarzenberg, Gesch. d. reichsständ. Hauses S., 1963;
    H. Stekl, Österr.s Aristokratie im Vormärz, Herrschaftsstil u. Lebensformen d. Fürstenhäuser Liechtenstein u. S., 1973;
    J. Záloha, Kurzgefaßte Gesch. d. Geschl. d. Fürsten zu S., 1992;
    Auf den Spuren d. S. in Franken, 2002 ff.;
    Z. Bezecný, Příliš uzavřená společnost, Orličtí Schwarzenbergové a šlechtická společnost v Čechách v druhé polovině 19. a na počátku 20. století (Eine zu geschlossene Ges., Die Worliker S. u. d. Adelsges. in Böhmen in d. zweiten Hälfte d. 19. u. am Anfang d. 20. Jh.), 2005;
    Wurzbach;
    Ottův slovník naučný 23;
    GHdA 114, Fürstl. Häuser 15, 1997;
    GHdA 128, Adelslex. 13, 2002 (L).

  • Autor/in

    Zdeněk Bezecný
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Bezecný, Zdeněk;, "Schwarzenberg, von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 18-20 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118612069.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schwarzenberg: Adolf Graf v. S. Der identische Ursprung der heutigen Fürsten zu S. mit den jetzt noch in Baiern blühenden Grafen von Seinsheim ist urkundlich sichergestellt. Franken ist das Stammland der Seinsheim und Schwarzenberg; dort steht noch heute das Stammschloß der Letzteren im Besitze|der einst reichsunmittelbaren und souveränen Fürsten zu S. Ein Friedrich v. Seinsheim wird schon im 10. Jahrhundert — also in einer bereits historisch klarer gestellten Zeit — als ein rühmenswerther fränkischer Feldherr genannt. Urkundlich erwiesene Thatsache ist der Beitritt eines Erkinger v. Seinsheim, 1409, zu einem Ritterbunde. Dieser Erkinger (geboren 1362) ist der eigentliche und directe Stammvater der heutigen Fürsten zu S. und der erste Träger dieses so ruhmvoll gewordenen Namens. Er galt als ein im Krieg und Frieden ausgezeichneter Mann und stand in hohem Ansehen bei Kaiser Sigismund als dessen Rath und oberster Feldhauptmann. Historische Thatsache ist seine Erhebung im J. 1429 „auf Grund seiner Verdienste um Kaiser und Reich, weil er manche Jahre in wälschen Landen gegen die Ketzer, und in andern kaiserlichen Geschäften gegen des Kaisers und des Reiches Feinde fleißig, ritterlich und streng gedient und sich in vielen andern Sachen tugendlich erwiesen zu einem rechten Frei- und Bannerherrn des Reiches“ auf das von ihm 1406 erworbene, früher stets von Grafen und Freiherrn innegehabte Oberjägermeisteramt des Stiftes Würzburg und auf die 1420 verkaufte, dem Reiche zu Lehen angetragene Herrschaft S., von welchem Schlosse er sich von nun an den Namen beizulegen begann, was seine Nachkommen immer nachdrücklicher fortsetzten. Die zahlreiche Nachkommenschaft aus dessen beiden Ehen repräsentirte nunmehr zwei Hauptlinien des Hauses und zwar bildeten die Kinder aus der ersten Ehe die ältere fränkische oder Stephansbergische Linie, die Nachkommen aus der zweiten Ehe die jüngere fränkische oder Hohenlandsbergische. Als sich später S. in den Niederlanden, in Friesland, Lüttich und Jülich niederließen, wurde die Stephansbergische Linie die „Niederländische" genannt, aus welcher sich die jüngere „Lüttich’sche“ oder „Edmond’sche“ als besonderer Ast auszweigte. Als eine glänzende Zierde seines Hauses wird Johann II. aus der Hohenlandsbergischen Linie genannt, welcher 1528 starb. Sein älterer Sohn Christoph (geboren 1488) wanderte „der Religion wegen“ nach Baiern aus und wurde der Stifter des baierischen Astes der Schwarzenberge, der sich wieder in einen älteren und jüngeren Zweig theilte. Sein jüngerer Bruder Friedrich setzte die fränkische Linie fort. Friedrich's ältester Sohn Johann III. wurde auf dem Reichstage zu Augsburg 1566 vom Kaiser Maximilian II. mit seinen Brüdern Paul und Friedrich dem Jüngeren, dann mit seinen Vettern von der baierischen Linie in den Grafenstand erhoben. Hierdurch wurde die Schwarzenberg’sche Stammherrschaft S. in Franken eine unmittelbare Reichsgrafschaft. Mit dem kinderlosen Grafen Johann erlosch 1588 die fränkische Linie des Schwarzenberg’schen Hauses und die Stammgüter gingen an den baierischen Ast über, welcher auch bereits in zwei besonderen Zweigen blühte, von denen der jüngere mit Wolfgang Jacob 1618, der ältere, — dem die Stammgüter in Franken zufielen, — mit Graf Georg Ludwig, einem um Oesterreich verdienten Staatsmann, im J. 1646 erlosch. Seine Besitzungen gingen an die niederländische Linie des Gesammthauses S. über, welches vom Kaiser Rudolf II. im J. 1599 das Grafendiplom erhielt. Von dieser Linie, und zwar dem jüngern Lüttich’schen oder Edmond’schen Aste stammen die heutigen Fürsten zu S. und ist Wilhelm I., Sohn Erkinger III. der unmittelbare Ahnherr derselben. Im goldenen Ehrenbuche der Schwarzenbergischen Geschichte glänzen auch in hervorleuchtender Weise, obschon nicht als Krieger in eigentlicher Bedeutung dieses Wortes, aber doch als feste und unerschrockene Kämpfer in den Wirren und Stürmen ihrer Zeit Adolf's Sohn Graf Adam und sein Enkel Johann Adolf. Das Fürstendiplom Kaiser Leopold I. vom 14. Juli 1670 verherrlicht das Andenken Adam's auf glänzende Weise. Verschiedene Gründe, besonders aber das mehrere Generationen hindurch drohende Erlöschen des Hauses, dann auch die Verwaltung eines ausgedehnten Güterbesitzes hielten die nachfolgenden Fürsten|von dem Eintritte in die kriegerische Carriere ab. Als die hervorragendsten Krieger des Hauses galten die weiter unten angeführten.

    Berger, Frdr. Karl Fürst zu Schwarzenberg etc. in Streffleur's öft. milit. Zeitschr. Wien 1863, IV. Sch.

    Adolf Graf v. S. (geboren 1547, am 29. Juli 1600) aus der niederländischen Hauptlinie des Hauses, Enkel Wilhelm's I. ( 1526) und Sohn Wilhelm's III. ( 1557) aus dessen Ehe mit Anna v. d. Harff. Gleich den beiden Vorgenannten verewigte sich auch A. als Krieger von hervorragender Berufsstellung. Seine ersten Waffenthaten gehören der Zeit der Kämpfe Philipp's II. mit den aufständischen Niederländern und dem Kriege Heinrich's III. gegen die Hugenotten an; er focht da unter der Fahne Spaniens und des katholischen Frankreichs. Der Kurfürst von Köln ernannte ihn zum Geheimrath, General und Landhofmeister; auch begegnen wir ihm als Marschall und Statthalter im Lüttichschen. — Wie so viele seiner Landsleute und Standesgenossen suchte auch A. v. S. im Türkenkriege Waffendienst und Ehre. Es war zur Zeit, da Peter Graf v. Mansfeld als Adlatus Erzherzog Maximilian III. die kaiserlichen Streitkräfte in Ungarn gegen die hier längst heimisch gewordene Macht der Osmanen befehligte. In seinem Lager fand sich auch 1594 A. v. S. mit dem von ihm geworbenen Wallonenregimente als einer der Feldobersten ein. Hier wurden Niklas Pálffy und Franz Nádasdy seine Waffengenossen. S. betheiligte sich an den heißen Kämpfen um das von den Türken besetzte Gran (Juli und Septbr. 1594). Zuerst gelang (24. Juli) die Erstürmung von Párkány, dann wurde die Belagerung Grans eifrig fortgesetzt und nach dem beklagenswerthen Tode des Mansfelders (14. August) die Uebergabe der wichtigen Burgstadt (2. Septbr.) und bald darauf auch der Donaufeste Vissegrad (Plintenburg) erzwungen. Den Oberbefehl überkam damals Erzherzog Mathias, der ihn bald darauf an seinen Bruder Maximilian III. abgeben mußte. Als Sultan Mohamed III. zur Persönlichen Heerfahrt rüstete, beeilte man sich, Waitzen und Hatvan (1595 Sept.) zu nehmen und dann vor allem das bedrohte Erlau zu decken. So kam es am 26. October zur blutigen Entscheidung vor Mezö-Keresztes; der anfängliche Sieg der Kaiserlichen verwandelte sich zufolge der voreiligen Beuteluft der Söldner in eine schwere Niederlage. Um so heftiger entbrannte dann der Festungskrieg in Westungarn. An jenen Kämpfen hatte A. v. S. regen Antheil genommen, hier tritt er bald in den Vordergrund, Niklas Pálffy, dem Feldhauptmanne Ungarns diesseits der Donau, zur Seite; das Kriegsjahr 1598 wurde sein Ehrenjahr. Den 28. März erscheinen sie vor Raab und erstürmen den wichtigen Waffenplatz. Bevor der neuernannte Generalissimus, Erzherzog Mathias von Wien eingetroffen, eroberten A. v. S. und Pálffy 6. April Totis und Sz. Märton (Eisenstadt) und rasch darnach Gesztes, Veszprim und Palota. Gern wären sie sofort gegen Ofen, das Hauptbollwerk der Türkenherrschaft, aufgebrochen, allein das verspätete Eintreffen neuer Streitkräfte und das Austreten der Gewässer hinderte dies. Erst im October 1598 konnten sie das Lager vor Altofen aufschlagen und A. v. S. bezwang die Wasserstadt, im Kampfe verwundet, aber die Ueberlegenheit feindlicher Waffenmacht zwang am 3. November die Kaiserlichen zum Abzuge. Der Großvezier Ibrahim Pascha, Nachfolger des wegen unglücklicher Heeresführung hingerichteten Saturdschi-Pascha, versuchte, bald nach dem vergeblichen Angriffe Schwarzenberg's und Pálffy's auf Stuhlweißenburg, Friedensunterhandlungen mit den Kaiserlichen, die jedoch zu keinem Ergebnisse führten und rückte dann vor Raab. S. mußte sich wegen Mangels an Reiterei in der Defensive verhalten. Doch zog das türkische Hauptheer unter großen Verwüstungen und verfolgt von den Ungarn ab. Die Eroberung Raabs hatte A. v. S. zum berühmten Manne gemacht; der Kaiser ließ Medaillen prägen,|Denksäulen zu seinen Ehren aufrichten, ertheilte ihm mit eigener Hand den Ritterschlag, beschenkte ihn mit Gütern und Geld, mit dem erblichen Reichsgrafenstand (1599), und einer Mehrung seines Wappens. Er stand damals auf der Höhe seines Lebens, weiterer Erfolge gewärtig, als ihn die Meuterei der Söldner in Pápa — sie wollten die Feste an den Feind verrathen — am 26. Juli 1600 dahin rief. Furchtlos stellte er sich den Meuterern in den Weg, um sie zum Gehorsam zu verweisen, da traf ihn eine Kugel und machte seinem rühmlichen Kriegerleben ein Ende. Ans seiner Ehe mit Margarethe Wolff, Freiin v. Metternich zu Gracht, hinterließ er den einzigen Sohn Adam, der die nachmals fürstliche Linie der Schwarzenberge aufrecht hielt.

    • Literatur

      Hormayr, Archiv f. G., St. u. s. w. 1822, Nr. 24, 25 über die den Verewigten betreff. Medaillen. — Oest. Milit. Zeitschr. 1829 I u. IV über einige Kriegsthaten A. v. Schwarzenberg's. —
      Hammer, G. des osman. R. IV. —
      Feßler-Klein, Gesch. Ung. III. — Wurzbach, XXXIII. Die Zusammenstellung der auf Schwarzenberg's ungarische Kriegsthaten bezüglichen glchz. Relationen von 1596—1599. s. bei Kertbeny (Benkert), Ungarn betreffende deutsche Erstlingsdrucke 1454—1600. Budapest 1880.

  • Autor/in

    Krones.
  • Zitierweise

    Sch.; Meinardus, Otto, "Schwarzenberg, von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 33 (1891), S. 780 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118612069.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA