Lebensdaten
1838 – 1887
Geburtsort
Neustrelitz (Mecklenburg)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Gynäkologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 117646555 | OGND | VIAF: 795127
Namensvarianten
  • Schröder, Karl Ernst Ludwig
  • Schroeder, Carl
  • Schröder, Karl Ernst Ludwig
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Zitierweise

Schroeder, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117646555.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf Friedrich, Rektor d. Mädchenschule in N.;
    M Friederike Lorentz;
    1866 Anna Busch;
    4 S, 6 T.

  • Biographie

    Nach dem Schulabschluß 1858 studierte S. Medizin in Würzburg und Rostock, wo er 1864 mit der Arbeit „Untersuchungen über den Gehalt der exspirierten Luft an Kohlensäure bei Tuberculose und Emphysem“ promoviert wurde. Nach kurzer Tätigkeit als Assistenzarzt bei dem Rostocker Internisten Hans Thierfelder (1858–1930) ging S. zu Gustav Veit (1824–1903) an die Bonner Universitäts-Frauenklinik und habilitierte sich 1866 mit der klinischen Übersichtsarbeit „Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, Klinische Untersuchungen und Beobachtungen“ (1867 gedr.). 1868 wurde S. zum ao., 1869 zum o. Professor für Geburtshilfe an die Univ. Erlangen berufen, wo er die vohandene Klinik innerhalb kurzer Zeit ausbaute. 1875 übernahm er den Lehrstuhl für Gynäkologie und Geburtshilfe der Univ. Berlin. Neben der geburtshilflichen Universitätsklinik leitete er dort auch die gynäkologische Klinik der Charité. Sein umfassender Plan zur Zusammenführung der Einrichtungen von Charité und Universität scheiterte zwar, doch wurde der 1882 eingeweihte Neubaukomplex der Universitätsfrauenklinik zu einer international angesehenen Ausbildungsstätte. 1876 gelang S. die Fusion der auf Carl Wilhelm Mayer (1795–1868) zurückgehenden „Gesellschaft für Geburtshilfe“ mit der von Eduard Arnold Martin (1809–75) gegründeten „Gynäkologischen Gesellschaft“ zur „Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin“. Diese richtete 1877 auf Anregung S.s eine eigene Kommission zur Bekämpfung des Puerperalfiebers (Kindbettfiebers) ein, die sich erfolgreich für eine landesweite Meldepflicht einsetzte. S. galt als glänzender Operateur, auf den zahlreiche Verfahren der supravaginalen Uterusextirpation (1880), der Ovariotomie und der Myomoperationen zurückgehen. Verdient machte sich S. auch durch die Vereinfachung des gynäkologischen Instrumentariums und die Einführung der Listerschen Antisepsis in die Geburtshilfe. Als weitblickend erwies sich sein Einsatz für die histologische Diagnostik, die er institutionell durch die Einrichtung einer eigenen pathologischen Abteilung an der Universitätsfrauenklinik und wissenschatlich durch die Unterstützung von Carl Ruge (1846–1926) und Johann Veit (1852–1917) entscheidend förderte. Daneben war S. Mitglied der „Wissenschaftlichen Deputation“ im Preuß. Ministerium für Geistliche, Medizinal- und Unterrichtsangelegenheiten. Er starb an den Folgen eines Hirnabszesses.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Physikal.-med. Soz., Erlangen (1869, später Ehrenmitgl.);
    Vors. d. Ges. f. Geburtshülfe u. Gynäkol., Berlin;
    Geh. Med.rat.

  • Werke

    Lehrb. d. Geburtshülfe, 1870, 131899 (bearb. v. R. Olshausen);
    Hdb. d. Krankheiten d. weibl. Geschlechtsorgane, 1874, 121898 (bearb. v. M. Hofmeier);
    Der schwangere u. kreissende Uterus, Btrr. z. Anatomie u. Physiologie d. Geburtskde., 1886 (mit M. Hofmeier, C. Ruge u. C. H. Stratz).

  • Literatur

    ADB 32;
    A. Schwenke u. H. Bayer, C. L. S., Hauptvertreter d. dt. Gynäkologie u. Geburtshilfe, in: Charité-Ann., NF 8, 1988, S. 279-82 (P);
    A. Ebert, W. Pritze u. U. Ulrich, C. S., Die Vereinigung d. Fachgesellschaften, in: A. Ebert u. H. K. Weitzel (Hg.), Die Berliner Ges. f. Geburtshilfe u. Gynäkol., 1854–1994, 1994, S. 38-50 (P);
    Pagel (P);
    BLÄ (als Karl Ernst Friedrich mit falschem Todesjahr 1867);
    Erlanger Professoren II.

  • Porträts

    Marmorbüste v. M. Wolf, 1887;
    Lith. v. G. Engelbach, beide abgeh. in: A. Keune, Gelehrtenbildnisse d. Humboldt-Univ. zu Berlin, 2000, S. 121 u. 257;
    Porträtslg. d. Univ.bibl. Erlangen.

  • Autor/in

    Volker Hess
  • Zitierweise

    Hess, Volker, "Schroeder, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 568-569 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117646555.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schroeder: Karl Ludwig Ernst S., geboren zu Neustrelitz am 11. September 1838, am 7. Februar 1887. Als Sohn des Rectors der dortigen Mädchenschule, besuchte er das Gymnasium seiner Vaterstadt bis zum Herbst 1858, ging dann auf die Universität Würzburg und von da nach Rostock, wo er am 15. Januar 1864 auf Grund seiner Dissertation, welche sich auf Untersuchungen über den Gehalt der exspirirten Luft an Kohlensäure bei Tuberculose und Emphysem bezog, nach bestandenem Staatsexamen promovirt wurde. Er war dann Assistent des inneren Klinikers Theodor Thierfelder, bis er einer Aufforderung des damals nach Bonn übersiedelnden Gynaekologen Gustav Veit folgend, mit diesem Ende März 1864 als Assistenzarzt nach Bonn ging. Bis dahin der Geburtshülfe und den Frauenkrankheiten durchaus nicht näher getreten, widmete er sich nun mit Feuereifer diesen neuen Fächern, schrieb schon nach kurzer Zeit über die Temperaturverhältnisse der Wöchnerinnen, besonders aber die Aufsehen erregenden kritischen Untersuchungen über die Diagnose der Haematocele retrouterina, dann Beiträge zur Beckenmessung an der Lebenden, zur Behandlung der Inversio uteri und eine kleine Monographie, „Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett“ betitelt. Im Sommersemester 1866 habilitirte er sich für Gynaekologie in Bonn. 1868 wurde er als außerordentlicher Professor zur Unterstützung Roßhirt's nach Erlangen berufen, und schon ein Jahr später Ordinarius daselbst und Director der Universitätsfrauenklinik. 1870 erschien sein „Lehrbuch der Geburtshülfe“, welchem er schon 1874 — in dem großen Handbuch der Pathologie und Therapie von Ziemssen — ein „Lehrbuch der Frauenkrankheiten“ folgen ließ. Beide Werke haben sowohl wegen ihrer knappen, fließenden, klaren Darstellung, als wegen der gründlichen Verwerthung der Physiologie und pathologischen Anatomie, und der gewissenhaften Berücksichtigung der Geschichte und Litteratur dieser Fächer ganz außerordentlichen Erfolg bei Studirenden und Aerzten gefunden und sind bis zu seinem Tode in 8 und 9 Auflagen erschienen. Als daher am 5. December 1875 der Leiter der Berliner Universitäts-Frauenklinik, Eduard Martin, gestorben war, folgte Karl S., damals mit Recht schon als der erste Gynaekologe Deutschlands anerkannt, ihm auf diesem Lehrstuhl im Frühjahr 1876. Er kam nach Berlin als eben die von Lister begründeten Lehren über Wundbehandlung überall in Deutschland siegreich durchgedrungen waren. Und S., der ein eminent operatives Talent hatte, hat die Verwerthung jener Lehren bei der Exstirpation des carcinomatösen Uterus, ferner großer Geschwülste der Eierstöcke und Gebärmutter sich in jeder Beziehung zu Nutzen gemacht, so daß er bald die besten englischen Operateure durch seine Erfolge in operativer Beziehung weit überflügelte. Zur Entwicklung und Förderung der Gynaekologie begründete er ferner mit Faßbender, Louis Mayer u. A. die bei F. Enke (Stuttgart) herausgegebene Zeitschrift für Gynaekologie, von welcher bis zu seinem Tode noch 13 Bände erschienen sind und in welcher die meisten seiner weiteren Arbeiten erschienen. S. hat eine Reihe von Operationen, so die supravaginale amputatio uteri, namentlich aber die Myomotomie mit intraperitonaealer Stielbehandlung, ferner die Enucleation der Myome in die operative Gynaekologie dauernd eingebürgert und durch Vereinfachung des Instrumentariums und der Assistenz wohlthätig gewirkt. Eine seiner Hauptaufgaben, die Erbauung einer neuen, allen hygienischen und sanitären Anforderungen entsprechenden Frauenklinik in Berlin hat er endlich in so glänzender Weise gelöst, daß ihm von der Hygiene-Ausstellungs-Jury in Berlin im Jahre 1883 ein Ehrendiplom deshalb ertheilt wurde. Leider sollte er sich dieser großartigen neuen Klinik, welche 1881 eingeweiht wurde, nicht mehr lange erfreuen. Schon im J. 1881 hatte er eine schwere Pneumonie zu überstehen, von der er sich nur langsam erholte; 1885 im Sommer traten Anfälle|von Herzschwäche ein, welche sich Februar und März 1886 wiederholten und endlich am 7. Februar 1887 unterlag er, nach nur 16tägigem Krankenlager einem schon längere Zeit bestandenen Gehirnabsceß, der in den rechten Seitenventrikel durchgebrochen war und dessen Entstehung räthselhaft geblieben ist. Als Mensch und Arzt, als Lehrer und Gelehrter, als Vater und Freund allseitig geliebt und verehrt, erregte sein so jäher Tod überall die tiefste Trauer. Seit 1866 mit Fräulein Anna Busch verheirathet, hinterließ er sechs Mädchen und drei Knaben. Die Zahl seiner Schüler und Assistenten ist eine sehr große; unter letzteren sind besonders R. Frommel, M. Hofmeier, H. Lählein, C. Ruge, J. Veit als die hervorragendsten zu nennen.

  • Autor/in

    F. Winckel.
  • Zitierweise

    Winckel, Franz von, "Schroeder, Carl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 523-524 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117646555.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA