Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Ingenieure ; Stahlindustrielle
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138360561 | OGND | VIAF: 89912815
Namensvarianten
  • Metz

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Zitierweise

Metz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138360561.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die luxemburg. Familie ist ein typisches Beispiel einer Unternehmerdynastie, deren Aufstieg eng mit der industriellen Revolution und der Entfaltung des Kapitalismus im Raum Luxemburg-Saar-Lothringen verbunden war. Die Vorfahren der Unternehmer, das Kaufmannsehepaar M.-Gérard, waren um 1790 aus dem wallon. Teil des Großherzogtums, der 1839 an Belgien fiel, in die Stadt Luxemburg eingewandert. Die M.-Gérard gehörten, trotz mittelständischer Prägung, zu den wohlhabendsten Familien des Landes. Norbert (1811–85) und Auguste (1812–54), die jüngsten der neun Kinder, suchten sich, nach erfolgreichem Ingenieur- bzw. Rechtsstudium in Paris, eine berufliche Existenz in einem zukunftsträchtigen Bereich aufzubauen. Im Zuge ihrer vielseitigen gewerblichen Tätigkeit gründeten sie zusammen mit dem Bruder Charles (1799–1853), Rechtsanwalt und Politiker, die Kommanditgesellschaft Société Auguste Metz & Cie (1838), die ein Hochofenwerk (Berburg) betrieb, das zur Wiege der Eisen- und Stahlbetriebe der Familie wurde. Hauptkommanditist dieser Gesellschaft war die Société d'Industrie Luxembourgeoise, eine von der Banque de Belgique in Brüssel kontrollierte Holdinggesellschaft. Schon damals zeigten sich zwei wichtige langfristige Merkmale der Betriebsführung der M. Einerseits erhielt ihre Gesellschaft stets enge finanzielle Verbindungen mit belg. Kapitalgebern aufrecht, während der Großteil der luxemburg. Industrie durch die Beteiligung Luxemburgs an dem deutschen Zollverein seit 1842 bis nach dem 1. Weltkrieg von deutschem Kapital kontrolliert wurde. Andererseits war die Betriebsführung stets von einer großen Weltoffenheit geprägt, so daß jeweils mit modernsten Methoden produziert und vermarktet wurde. Dies erklärt z. T., daß die Firma Metz, als einziges von Luxemburgern gegründetes und geführtes Großunternehmen, aufsteigen und als solches im 20. Jh. überleben konnte. Die Brüder M. erkannten als erste in Luxemburg den Wert der oolithischen Erzlager, die bald die Grundlage der Industrialisierung des Landes bildeten. Um das „Minette“-Eisenerz, welches bereits in Berburg versuchsweise verhüttet wurde, zu nutzen, beschlossen sie 1845 den Bau eines|neuen Hüttenwerkes (Eich), damals das größte und modernste des Großherzogtums. 1847 übernahmen sie die Kapitalbeteiligung der Société d'Industrie Luxembourgeoise, und ihre Gesellschaft wurde so zeitweilig zum reinen Familienunternehmen. Gleichzeitig (1846–53) pachtete die Société Auguste Metz & Cie drei weitere kleine Hüttenwerke und beteiligte sich 1857 finanziell an den Eifeler Hütten von Malberg (Bitburg) und Merkeshausen (Prüm); diese Betriebe wurden jedoch zwischen 1858 und 1864 aufgegeben.

    Nach dem Tode von Charles und Auguste wurde der Bruder Norbert zur bestimmenden Führungspersönlichkeit der Familie. Unter seiner Leitung stieg die Firma zum industriellen Großunternehmen auf. 1865 wurde der Bau einer neuen Hochofenanlage (Dommeldingen) begonnen. Um das notwendige Kapital zu beschaffen, wurde die Gesellschaft in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt (Société en Commandite des Forges d'Eich Metz & Cie). Die Teilhaber gehörten hauptsächlich zum Familien- und Bekanntenkreis der M. Wichtigster Partner wurde die belg.-luxemburg. Familie Tesch, in erster Linie Victor Tesch, während sich die M. finanziell bei der 1856 gegründeten Luxemburger Bergwerks- und Saarbrücker Eisenhütten-AG (Burbacher Hütte) beteiligten. 1870 beschlossen die Firma Metz und die Saarbrücker Gesellschaft, gemeinsam ein neues Hochofenwerk in Esch/Alzette – auf dem Eisenerzbecken im Süden des Landes – anzulegen. Da das luxemburg. Erz sehr phosphorhaltig ist, eignete es sich damals nicht zur Stahlproduktion. Die Firma Metz war sich dieses Nachteils bewußt und suchte nach einem Ausweg. 1879 gelang es dem Sohn von Norbert, dem Ingenieur Emile (1835–1904), die Lizenz des Thomas-Gilchrist-Verfahrens als erster Lizenznehmer für seine Firma zu kaufen. Drei Jahre später unternahm Norbert, zusammen mit V. Tesch, die Gründung des ersten Stahlwerks auf luxemburg. Boden (Düdelinger Eisenhütten-Aktien-Verein). Nach dem Tode von Norbert übernahm Emile die Geschäftsleitung der Gesellschaft. Durch seine Heirat mit der Tochter von V. Tesch wurde die Partnerschaft zwischen den Familien vertieft. Emile war Präsident bzw. Ehrenpräsident des Lothring.-Luxemburg. Roheisensyndikats. Die Anwesenheit des Erbgroßherzogs bei den Bestattungsfeierlichkeiten von Emile symbolisiert den sozialen Aufstieg der Familie. 1904-11 war Norbert Le Gallais (1860–1934), Enkel von Charles, Leiter der Kommanditgesellschaft Metz & Co., die fortan den Namen Le Gallais-Metz & Cie trug. Neben Emile und Le Gallais gehörte der Ingenieur Léon (1842–1928), Sohn von Auguste und 1870-1911 Direktor des Escher Werkes, zu den führenden Persönlichkeiten der Unternehmerfamilie und später der ARBED (Aciéries Réunies de Burbach, Eich et Dudelange), deren Präsident er 1917-19 war. Als Bürgermeister der Stadt Esch/Alzette hatte Léon 1909 der Gelsenkirchener Bergwerks-AG das Gelände verkauft, auf welchem 1912 die Adolf-Emil Hütte, genannt nach den Brüdern Adolf und Emil Kirdorf, in Betrieb genommen wurde. Diese Hütte kam nach dem 1. Weltkrieg in den Besitz des ARBED-Konzerns und bildet heute, unter dem Namen ARBED Esch-Belval, das Kernstück der luxemburg. Stahlindustrie. Seit 1888 war Léon Mitglied des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute, in dessen Vorstand er 1896 berufen wurde. Seit 1913 vertrat er die ARBED im Aufsichtsrat des Eschweiler Bergwerks-Vereins.

    Weitere Mitglieder der Familie trugen ausschlaggebend zur Leitung und zum Ausbau der Betriebe bei: Édouard (1831-95), Ingenieur, Direktor in Eich, Gustave (1838–95), Direktor des Dommeldinger Hüttenwerkes, Auguste (1872–1922), Metallingenieur, Hochofendirektor in Esch, Norbert (1885–1929), Dr.-Ing., zuerst Werksdirektor in Düdelingen, dann in Esch, bevor er 1926 in die Verwaltungsgremien des ARBED/Terres Rouges-Konzerns berufen wurde. Einige der Genannten waren auch auf wissenschaftlicher und innovativer Ebene erfolgreich, hauptsächlich Léon und dessen Sohn Norbert, der seine Untersuchungen in internationalen Veröffentlichungen darlegte.

    Die Familie spielte auch im öffentlichen Leben eine einflußreiche Rolle. 1884-1925 stellte sie den Präsidenten der Handelskammer. Die Brüder Charles (Kammerpräsident 1848–53) und Norbert (Minister 1848–53) waren tatkräftig am Aufbau des luxemburg. Staatswesens nach 1839 beteiligt. 1842-1914 war die Familie durch mehrere Mitglieder in der Abgeordnetenkammer vertreten. Ihr politisches Engagement galt dem liberalen Lager. Ein eigenes Presseorgan beeinflußte die öffentliche Meinung. Eine fortschrittliche Sozialpolitik in den Betrieben förderte das Ansehen der Familie. Unter dem Druck der internationalen Konkurrenz führte die langjährige Zusammenarbeit der Burbacher Hütte mit den M. 1911 zum Zusammenschluß der Gesellschaften und der Gründung der ARBED. Hauptinitiator dieser Fusion war Emil Mayrisch (1862–1928), der mütterlicherseits aus der Familie M. stammte.

    Angehörige der Familie gehörten bis in die jüngste Vergangenheit den Führungsgremien der ARBED an. Paul (* 1918), Urenkel des Gründers Auguste, spielte neben seiner vielfältigen Erfindertätigkeit (u. a. LD-AC Verfahren) eine wichtige Rolle im ARBED-Management, u. a. als Direktor der Werke Düdelingen und Esch-Belval und Mitglied des Verwaltungsrates der ARBED bis 1990. Er war 1978-83 Generaldirektor, als die internationale Wirtschaftskrise eine Existenzkrise des Konzerns heraufbeschwor, die aber dank einer radikalen Umstrukturierungspolitik bewältigt werden konnte. Paul wurde 1980 der Dr.-Ing. E. h. der TH Aachen verliehen, 1984 wurde er mit der Bessemer Gold Medal der Metals Society (Großbritannien) ausgezeichnet.

  • Literatur

    ARBED, Aciéries Réunies de Burbach-Eich-Dudelange, Un demi-siècle d'histoire industrielle, 1911-1964, 1964;
    J. Mersch, Biographie Nationale du Pays de Luxembourg depuis ses origines jusquà nos jours, XII: Les M., la Dynastie du Fer, 1963. – Zu Emil: Stahl u. Eisen 24, 1904, S. 273 f. (P). – Zu Léon: ebd. 48, 1928, S. 1072. – Zu Norbert: A. van Neste, Le laminage du fer à chaud et le tracé des cannelures des cylindres de laminoirs basé sur les recherches expérimentales du flux de fer dans les barres, 1930.

  • Autor/in

    Monique Kieffer
  • Zitierweise

    Kieffer, Monique, "Metz" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 245-247 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138360561.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA