Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Bronzegießerfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138252106 | OGND | VIAF: 88297369
Namensvarianten
  • Noack

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Zitierweise

Noack, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138252106.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die ursprünglich aus der Lausitz stammende Familie war in verschiedenen Handwerksberufen tätig. Hermann (I.) (1867–1941), Sohn eines Töpfers in Bockwitz, erlernte in Lauchhammer das Handwerk des Bronzegießers und war 1890 als Geselle an der Montage des Washington-Monuments in Philadelphia beteiligt. 1891 wechselte er als Meister zu der Bronzegießerei Gladenbeck in Friedrichshagen bei Berlin, wo er u. a. 1897 die Arbeiten für das Denkmal Wilhelms I. vor dem Berliner Schloß leitete. Im selben Jahr eröffnete er, mit Unterstützung der Bildhauer August Gaul (1869–1921) und Fritz Klimsch (1870–1960), einen eigenen Betrieb in Wilmersdorf. Bereits 1899 zog die Firma in größere Räume nach Friedenau um, Ende 1900 umfaßte die Belegschaft knapp 30 Beschäftigte. Im Gegensatz zu den rund 20 alteingesessenen Gießereien Berlins pflegte Hermann engen Kontakt zu den Künstlern, die in seiner Werkstatt ihre Ideen erproben und gemeinsam mit dem Bronzegießer umsetzen konnten. Vor allem die Bildhauer der Berliner Secession, Gaul und Klimsch, gaben ihre Werke bei Hermann in Auftrag. Auch Georg Kolbe (1847–1947) ließ von Beginn seiner Karriere an bei N. gießen und avancierte zu einem der wichtigsten Kunden. Daneben führte die junge Firma aber auch staatliche Denkmalsaufträge aus (Louis Tuaillon, Reiterstandbild Kaiser Friedrichs III. f. Bremen, 1905); im Auftrag W. v. Bodes und A. Lichtwarks wurden Güsse nach Originalen von Schadow, Rauch und Tieck für die Museen in Berlin und Hamburg hergestellt.

    Nach dem 1. Weltkrieg übernahm Hermann (II.) (1895–1958) die Firma, die in den Jahren der Inflation eine schwere Zeit durchlebte. Der unverändert enge Kontakt mit den verschiedensten Künstlern verhalf ihr jedoch in der 2. Hälfte der 20er Jahre wieder zu neuem Aufschwung. Zu den wichtigsten privaten Auftraggebern gehörten die Galerien Cassirer, Flechtheim, Künstler wie Karl Albiker (1878–1961), Richard Scheibe (1879–1964), Richard Belling (1886–1972), Renée Sintenis (1888–1965), Ernst Barlach und später auch Käthe Kollwitz ließen ihre Arbeiten hier gießen. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus erhielt die auf Monumentalplastiken spezialisierte Firma keinen der großen Staatsaufträge mehr. Arno Breker (1900–91) und Josef Thorak (1889–1952) ließen ihre Arbeiten u. a. in Berlin bei Sperlich, in Geislingen bei der Württ. Metallwarenfabrik oder in Paris herstellen. Eine finanzielle Erholung des privaten Kunstmarktes ermöglichte es jedoch zahlreichen Künstlern in dieser Zeit, den Guß ihrer Werke bei der Firma in Auftrag zu geben, so etwa Kolbe und Klimsch, aber auch den als „entartet“ diffamierten Barlach und Kollwitz. 1943 wurde der Betrieb zu 80% zerstört, zahlreiche Originalgipse gingen verloren. Doch wurde bereits kurz nach Kriegsende (der Betrieb lag jetzt im amerik. Sektor) mit der Herstellung Sowjet. Ehrenmäler begonnen (u. a. Tiergarten, Treptow, Frankfurt/Oder, Warschau). Es folgten Restaurierungen ausgelagerter oder kriegszerstörter Denkmäler („Gr. Kurfürst“, 1949-51, „Quadriga“, 1957/58).

    Die in der Nachkriegszeit erfolgte Abwendung der bildenden Kunst von der figürlichen Darstellung führte zu einer schweren Krise, die in Berlin nur die Gießerei Noack einigermaßen gut überstand. Hermann (III.) (* 1931), der 1958 den Betrieb übernommen hatte, arbeitete weiterhin eng mit den Künstlern der aktuellen Kunstrichtungen zusammen, vor allem mit Henry Moore, aber auch mit Kenneth Armitage (* 1916), Bernhard Heiliger (1915–95), Edward Kienholz (1927–94) oder Otto H. Hajek (* 1927). Technische Neuerungen, wie ein neues Schweißverfahren oder der Einsatz von Kunststoffen in der Modellherstellung, führten das alte Handwerk des Bronzegusses auf einen modernen Standard. – In der 4. Generation arbeitet seit 1988 Hermann (IV.) (* 1965) in der Firma, die gegenwärtig vor allem mit Rekonstruktionen und Vergrößerungen beschäftigt ist, wie dem „Hl. Georg“ für den Moskauer Kreml oder der „Pietà“ von Käthe Kollwitz für die Neue Wache in Berlin.

  • Literatur

    Die Bildgießerei Noack, Jubiläumsschr. z. 30j. Bestehen, hg. v. G. E. Diehl, 1927;
    H. Ohff, N., Die Gesch. e. Bildgießer-Dynastie, 1967;
    P. O. Schulz u. U. Baatz, Bronzegießerei Noack, Kunst u. Handwerk, 1993 (zahlr. Abb., P);
    Hundert J. Bildgießerei Hermann Noack, Ausst.kat. Georg-Kolbe-Mus. Berlin 1997.

  • Autor/in

    Josephine Gabler
  • Zitierweise

    Gabler, Josephine, "Noack" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 299 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138252106.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA