Lebensdaten
1897 – 1975
Geburtsort
Wien
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118587331 | OGND | VIAF: 52936
Namensvarianten
  • Neumann, Robert
  • ARO 476
  • Neumann, Róbert

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Zitierweise

Neumann, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118587331.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Szami (Samuel), Bankbeamter, Math.prof., soz.-dem. Pol., S d. Leopold Haugermann, Gastwirt, nannte sich „neuer Mann“;
    M Perl Jütte (Josefine Pilpel);
    1) 1920 ( 1941) Stephanie Grunwald, 2) 1941 ( 1952) Franziska Becker (Ps. Rolly Becker) (* 1908), aus Baden-Baden, Schriftst., Übers. (s. BHdE II), 3) 1953 Evelyn Hengerer ( 1958), 4) 1960 Helga Heller;
    1 S aus 1). 1 S aus 3).

  • Biographie

    N. studierte Medizin, Chemie, dann Germanistik, publizierte ohne jeden Erfolg „Gedichte“ (1919) und „Zwanzig Gedichte“ (1923), brach das Studium ab, wurde Schwimmlehrer, Buchhalter, Direktor einer Lebensmittelfirma und machte eine Weltreise als Matrose auf einem holländ. Tankschiff. Diese Erfahrungen ließen ihn seine Themen und seinen Stil finden. „Ich betrachte Literatur als einen Annex zum Leben und nicht umgekehrt.“ Seinen literarischen Durchbruch, „gefördert durch meinen Freund Ernst Lissauer“, erlebte er 1927 durch die Veröffentlichung des Novellenbuchs „Die Pest von Lianora“, vor allem aber mit seiner ersten Parodiensammlung „Mit fremden Federn“, die ihn mit einem Schlage berühmt machte. Im Mai 1933 wurden auch N.s Bücher öffentlich verbrannt, im Februar 1934 emigrierte er nach England, konnte aber fast ohne Unterbrechung weiter publizieren. N. lebte in England im „Plague House“ (Pest House) in Cranbrook (Kent) und versuchte, als einer von wenigen Emigranten, in engl. Sprache eine neue Schriftstellerkarriere zu beginnen. Nicht ohne Ironie stellte er fest, daß er „mit deutschen Sprachmitteln“ schrieb, „ungelenk, kämpfend um jede Metapher, tastend nach jedem Wort“. Beispiele für diese Versuche sind „Scene in Passing“ (1942) und „The Inquest“ (1945), vor allem aber „Children of Vienna“ (1946, dt. 1948). Dieses Werk wandte sich an die Bevölkerung der siegreichen Nationen, um ihnen die verzweifelte Situation europ. Kinder im Winter 1945/46 deutlich zu machen. Das Buch wurde in achtzehn Sprachen übersetzt; in der Bundesrepublik wurde erst die vom Autor selbst vorgenommene Übertragung (1974) aus kritischem Abstand rezipiert.

    N. lebte nach seiner Rückkehr aus der Emigration im Tessin. Er spielte im literarischen Leben der Bundesrepublik in den 50er, 60er und 70er Jahren durch seine zahlreichen kritischen Zeitungsveröffentlichungen, aber auch als Vizepräsident des Internationalen Pen-Clubs, eine umstrittene Rolle. Durch die Veröffentlichung von autobiographischen Büchern, „Mein altes Haus in Kent“ (1957), „Ein leichtes Leben“ (1963), „Vielleicht das Heitere“ (1968), in die viel Anekdotisches über Schriftsteller seiner Generation und in der Emigration eingegangen war, erregte er immer wieder Aufsehen. Vor allem aber wurden Bücher diskutiert, in denen er Deutsche mit dem Dritten Reich konfrontierte: „Ausflüchte unseres Gewissens“ (1960, auch als Textsendung im NDR), „Hitler, Aufstieg und Untergang des Dritten Reiches, Ein Dokument in Bildern“ (1960) und der Roman „Der Tatbestand oder Der gute Glaube der Deutschen“ (1965), der die Schuldfrage und die Kriegsverbrecherprozesse thematisiert. Einen literarischen Skandal und eine juristische Auseinandersetzung mit den Erben Thomas Manns löste das Erscheinen des Romans „Olympia“ (1961) aus, dessen Titelfigur „Olympia de Croulle“ die Schwester „Felix Krulls“ ist, die ihre Memoiren vorlegt. N. knüpfte mit diesem Thomas Mann gewidmeten Roman an seine Parodien an, die, wie viele seiner früheren Bücher, in neuen, erweiterten Auflagen, teils mit veränderten Titeln erschienen, bis heute erfolgreich geblieben sind und fast allein noch mit seinem Namen verbunden werden.

  • Werke

    Weitere W Erzz.: Jagd auf Menschen u. Gespenster, 1928;
    Das Schiff „Espérance“, 1931. – Romane: Sintflut, 1929;
    Karrieren, 1931;
    Die Macht, 1932;
    Struensee, Doktor, Diktator, Favorit u. armer Sünder, 1935;
    Eine Frau hat geschrien…, 1938;
    Bibiana Santis, Der Weg e. Frau, 1950 (engl. u. d. T. „The Inquist“, 1944);
    An d. Wassern v. Babylon, 1945, 1954;
    Die Puppen v. Poshansk, 1952 (aus d. Engl.);
    Festival, 1962. – Satir. Schrr.: Panoptikum, Ber. üb. fünf Ehen aus d. Zeit, 1930;
    Hochstaplernovelle, 1930 (auch als Komödie);
    Unter falscher Flagge, 1932 (Parodien);
    Sir Basil Zaharoff, Der König d. Waffen, 1934 (engl. 1935);
    Vorsicht Bücher, Parodien samt e. Lese-Leitfaden f. Fortgeschrittene, 1969;
    Nie wieder Pol. od. v. d. Idiotie d. Schriftsteller, 1969 (Parodien);
    Dtld. deine Österreicher, Österreich deine Dt., 1970. – Ausgg.: Ges. Werke in Einzelausgg., 1959 ff.;
    Typisch R. N., Mit e. Vorwort v. R. W. Leonhard, hg. v. Helga Heller-Neumann, 1975.

  • Literatur

    Stimmen d. Freunde, Der Romancier u. sein Werk, 1957;
    H. Kesten, in: Aufbau XXIII, Nr. 20 v. 17.5.1957;
    ders., Das ist e. wahrhaft blutige Parodie auf (beide) Dtld. (Rez. v. „Der Tatbestand“), in: Kölner Stadt-Anz. v. 28./29.8.1965;
    F. Torberg, Immer guten Glaubens, Über R. N. „Der Tatbestand“, in: Der Spiegel v. 13.10.1965;
    J. Nolte, Die Sorgen d. R. N. oder v. allzu billigen Gebrauch d. Schmährede in Dtld., in: Die Welt v. 18.11.1966;
    ders., ebd. v. 22.5.1967;
    H. Albers, in: Hamburger Abendbl. v. 22.5.1967;
    W. Schütte, in: Frankfurter Rdsch. v. 6.1.1975;
    H. Spiel, in: FAZ v. 7.1.1975;
    H. Kesten, in: SZ v. 8.1.1975;
    U. Scheck, Prosa R. N.s, mit e. bibliogr., Anhang, 1985;
    R. Hübsch u. a. (Hg.), Operation Mauerdurchlöcherung, R. N. u. d. dt.-dt. Dialog, 1994;
    M. Martin, Spottsucht u. Menschenfreundlichkeit, in: Tagesspiegel v. 22.5.1997;
    Wilpert-Gühring;
    Albrecht-Dahlke;
    BHdE II;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Renate Heuer
  • Zitierweise

    Heuer, Renate, "Neumann, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 159-160 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118587331.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA