Dates of Life
1876 – 1966
Place of birth
Lovrin (Banat, damals Ungarn)
Place of death
Temeswar (Rumänien)
Occupation
Politiker
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 119369869 | OGND | VIAF: 13116549
Alternate Names
  • Muth, Kaspar
  • Muth, Caspar

Porträt(nachweise)

Relations

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Citation

Muth, Kaspar, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119369869.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    Die Vorfahren kamen im 18. Jh. aus Kirchhausen b. Heilbronn ins Banat;
    V Franz, Bauer, S d. Anton u. d. Katharina Schneider;
    M Anna, T d. Nikolaus|Hügel u. d. Maria Anna Jung;
    Johanna Roßner;
    K u. a. Franz (1905–79, Ps. Frank Togo), Dr. phil., Pädagoge, Schriftst. (s. L).

  • Biographical Presentation

    Nach dem das deutsche Schulwesen im Banat madjarisiert war, machten das Piaristengymriasium zu Groß-Betschkerek (heute: Zrenjanin im Serb. Banat) und das Gymnasium zu Szeged (1887–95) aus M. und seinem Landsmann und späteren Abgeordnetenkollegen Emmerich Reitter (1875–1971) überzeugte madjar. Patrioten. Beide promovierten in Budapest zum Dr. iur., nachdem sie Studienreisen nach Österreich, Deutschland, Frankreich und in die Schweiz geführt hatten (Genf, Paris und Berlin). 1901 ließ sich M. als Rechtsanwalt in Temeswar nieder und ging seinem Beruf bis 1944 nach. Dann wurde er vom kommunistischen Regime Rumäniens enteignet; belassen wurde ihm lediglich ein Zimmer in seiner Wohnung am Domplatz. Der einstige „König des Banats“ starb vereinsamt und vom Staat geächtet.

    M. war 18 Jahre lang die politische Leitfigur der Deutschen im rumän. Banat, ähnlich wie es Jakob Bleyer (1874–1933) in Ungarn und Stefan Kraft (1884–1959) in Jugoslawien waren. Erst im Laufe der Revolution 1918 wandte sich M. wieder dem Deutschtum zu. Noch am 31.10.1918 organisierten die Sozialdemokraten (in der Mehrzahl Deutsche) eine Kundgebung gegen die neue ungar. Regierung des Grafen Hadik und gegen M., den lokalen Vorsitzenden der „Unabhängigkeits- („Kossuth-) Partei“. Am 1.11.1918 gründete Bleyer in Budapest den „Deutsch-Ungarischen Volksrat“, der sich zum ungar. Gesamtstaat bekannte und für die Deutschen bescheidene kulturelle Rechte forderte. Auf demokratischer Basis beruhte der „Deutsche Volksrat für Ungarn“, der am 10.11.1918 konstituiert wurde; an ihm war auch die organisierte deutsche Arbeiterschaft beteiligt. Am 8.12. wiederum verkündete M. im Namen des „Großen Komitees des Deutschen Nationalrates zu Temesvár“ ein Manifest mit den Forderungen des „schwäbischen Volkes“ im Banat und in der Batschka nach einem Zusammenschluß beider Gebiete zu einer territorialen Einheit im Rahmen des ungar. Staates. Man forderte eine Kantonalverwaltung in einer zu schaffenden „östlichen Schweiz“, vor allem kulturelle Autonomie. Diese Forderungen fanden Anklang auch bei Intellektuellen anderer Nationalitäten, auch bei Juden. Die Banater Schwaben lehnten die Beschlüsse des Serbischen Nationalrates zu Neusatz (Novi Sad) und des Rumänischen zu Karlsburg (Alba Iulia) ab, die jeweils das ganze Banat für sich beanspruchten. Am 19.11. hatten serb. und franz. Truppen das ganze Banat besetzt; die Serben blieben bis Juli 1919. Am 5.4.1919 sprach sich M. in einer Verhandlung mit dem rumän. Vertreter Oancea für eine Banater Republik aus, stimmte aber angesichts der serb. Besetzung Temeswars schließlich einem Anschluß an Serbien zu, was von den anwesenden deutschen Delegierten mit Befremden aufgenommen wurde. Schließlich entschieden sich tausend Delegierte der „Schwaben“, die immer gegen eine Teilung des Banats waren, am 10.8.1919 in Temeswar für den Anschluß an Rumänien. Doch die Entscheidungen waren bereits gefallen: Der westliche Teil des Banats wurde dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, der östliche Rumänien zugesprochen, während ein im Norden gelegenes Restgebiet bei Ungarn verblieb. Bereits am 3.8. waren rumän. Truppen in Temeswar eingerückt. M. wurde interniert; erst nach Abgabe einer Loyalitätserklärung gegenüber Rumänien konnte er ins politische Leben zurückkehren.

    Die „Deutschbewußten“, auch „Radikale“ genannt, die aus der „Ungarländischen Volkspartei“ gekommen waren, erzielten als „Deutsche Volkspartei“ bei den ersten Parlamentswahlen (1919) sechs Sitze in der Abgeordnetenkammer und zwei im Senat in Bukarest. Dies war bedeutsam, hatten doch die Banater Schwaben in der Zeit der ungar. Herrschaft keinen einzigen Abgeordneten ins Budapester Parlament entsenden können und waren doch die Donauschwaben im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zur ersten Wahl gar nicht zugelassen worden. Bereits 1920 gründeten die „Gemäßigten“ die „Schwäbische Autonomiepartei“. M. wurde ihr Vorsitzender und hatte auf Anhieb Erfolg, während die „Radikalen“ leer ausgingen. Am 13.3.1921 schlossen sich die beiden rivalisierenden Parteien zur „Deutsch-Schwäbischen Volksgemeinschaft“ unter der Führung M.s zusammen. Ihr Ziel war es, das „Schwabentum in allen politischen und nationalen Belangen einheitlich zu vertreten und seine kulturellen und wirtschaftlichen Interessen zu fördern“. Als Organisation gehörte die Partei dem „Verband der Deutschen in Rumänien“ an, dessen parlamentarische Vertretung die „Deutsche Partei“ wahrnahm. Die von M. 1918 geforderte kulturelle Autonomie konnte zwar nicht erreicht werden, wohl aber beachtliche Zugeständnisse: 1920 erhielt M. die Zustimmung zu einer konfessionellen deutschen Lehrerbildungsanstalt in Temeswar. Auf seine Anregung hin wurden Schulstiftungen gegründet. Er bereiste 1922 die USA und brachte ansehnliche Spenden von Auswanderern für die Errichtung von Schulen mit. Alljährlich spendete er auch selbst beachtliche Summen. 1926 wurde die „Banatia“ in Temeswar als größtes deutsches Schulzentrum in Südosteuropa erbaut (nach der Enteignung 1944 Medizinische Fakultät der Universität). M.s Bemühungen ist auch die Ackerbauschule zu verdanken. 1926 wurde der „Deutsche Kulturverein“ gegründet; die „Banater Deutschen Kulturhefte“ (1927-31) zeugen vom Geistesleben dieser Gruppe. M.s Sprachrohr war die „Schwäbische Volkspresse“ (seit 18.2.1919, seit 1925 „Banater Deutsche Zeitung“), deren Schriftleiter Karl v. Möller war.

    Nach außen hin die Einheit wahrend, fanden 1933 innerhalb der „Volksgemeinschaft“ Volksratswahlen statt. M. erzielte mit seiner Gruppe 74 Mandate, die „Jungschwaben“ gemeinsam mit der „Freien Deutschen Gemeinschaft“ 47, die dem Nationalsozialismus nahestehende „Nationale Erneuerungsbewegung“ nur 29. Mit der Regierungsbildung durch die Liberalen Ende 1933 begann eine schwere Zeit für die deutsche und die ungar. Minderheit in Rumänien. Unter dem Schlagwort „Numerus Valachicus“ wurden die staatliche und kommunale Verwaltung, Handel und Industrie sowie die oberen Klassen der staatlichen Volksschulen rumänisiert. M., der 1932 Vorsitzender des „Verbandes der Deutschen in Rumänien“ geworden war, konnte die von Berlin gesteuerte Spaltung der Banater Schwaben nicht verhindern; am 9.11.1936 mußte er zurücktreten. – Zur politischen Untätigkeit verurteilt, schrieb M. seine „Betrachtungen über die Entwicklung des Banater deutschen Volkes“, die postum in der Zeitung „Der Donauschwabe“ (20.8.1978-21.1.1979) veröffentlicht wurden. In seinem Vermächtnis zitiert M., der als Politiker eng mit der Kirche zusammengearbeitet hat, aus seinen aufrüttelnden Reden der Zwischenkriegszeit und warnt vor „innerem Verfall“. Vielmehr müsse ein Minderheitenvolk „besonders lebensbejahend sein“.

  • Works

    Weitere W u. a. Deutsches Volkswerden im Banat, Reden u. Aufsätze, hrsg. v. Josef Rieß, 1935.

  • Literature

    M. Annabring, Volksgesch. d. Donauschwaben in Rumänien, 1956;
    W. Marin, Kurze Gesch. d. Banater Deutschen, 1980;
    H. Fassel, Dr. K. M. u. d. Dt.-Schwäb. Volksgemeinschaft in Rumänien, in: Btrr. z. dt. Kultur, 1988, H. 4, S. 5-17;
    A. Scherer, Die Donauschwaben in Rumänien seit 1918, in: Der Weg in d. neue Heimat, 1988, S. 146-68;
    ders., Donauschwäb. Bibliogr. 1935-1955, 1966, 1955- 65, 1974 (L);
    A. P. Petri, Biogr. Lex. d. Banater Deutschtums, 1992 (auch zu Franz).

  • Author

    Anton Scherer
  • Citation

    Scherer, Anton, "Muth, Kaspar" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 646-648 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119369869.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA