Lebensdaten
1927 – 1993
Geburtsort
Gimbsheim bei Worms
Sterbeort
Heiligenhaus bei Düsseldorf
Beruf/Funktion
Pädagoge
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 129037435 | OGND | VIAF: 187751403
Namensvarianten
  • Muth, Jakob
  • Muth, Jacob

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Muth, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129037435.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1887–1937) aus G., Handarbeiter in W., S d. Friedrich (1860–1917), Taglöhner in G., u. d. Barbara Rehn (* 1862) aus G.;
    M Klara Dorothea (1894–1968) aus G., T d. Jakob Oswald (1868–1955), Fabrikarbeiter in G., u. d. Anna Elisabeth Seib (1875–1955) aus Groß-Rohrheim b. Worms;
    Traben-Trarbach 1953 Marianne (* 1927), Lehrerin, T d. Heinrich Fölsing (1895–1974) aus Gießen, Schornsteinfegermeister in Traben-Trarbach, u. d. Elisabeth Weber (1894–1983) aus Gießen, Sekretärin;
    1 S Henning (* 1960), Dr., Spielpädagoge, Sportwiss. in H., 1 T Cornelia (* 1955), Sonderschullehrerin in Wuppertal.

  • Biographie

    M. besuchte seit 1940 die Adolf-Hitler-Schule in Sonthofen. Im letzten Kriegsjahr war er Soldat, danach arbeitete er als Maurer, besuchte das Pädagogium in Alzey (Reifeprüfung 1948), die Pädagogischen Akademien in Bad Neuenahr und in Worms (Erste Prüfung für das Lehramt an Volkschulen 1950). Er unterrichtete acht Jahre lang an einer Volksschule in Mainz und studierte gleichzeitig an der dortigen Universität Pädagogik (bei Otto Friedrich Bollnow und Theodor Ballauff), Philosophie und Vor- und Frühgeschichte. 1958-60 war er Dozent an der Pädagogischen Akademie in Worms, 1960-70 Professor an der Pädagogischen Hoschschule Kettwig/Duisburg (1962–64 Rektor), seit 1970 o. Professor für Schulpädagogik an der Ruhr-Univ. Bochum. Er gehörte 1968 als Vorsitzender der Kommission für Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule in Nordrhein-Westfalen an, und 1970-75 dem Deutschen Bildungsrat, dessen Ausschuß Sonderpädagogik er 1970-73 leitete.

    In seinen Büchern und Aufsätzen zur Didaktik der Grund- und Hauptschule verband M. eine feinfühlige, genau beschreibende Kritik mit praktischen Verbesserungsvorschlägen. Die Schulpädagogik der letzten 30 Jahre ist in ihrer Substanz und ihrer Zielrichtung wesentlich durch Arbeiten von ihm mitgeprägt worden. Themenschwerpunkte sind u. a. Schule in der modernen Arbeitswelt, Unterricht in der Grundschule, besonders Erziehungsfragen (Pädagogischer Takt, Schulleben), Lesenlernen, Differenzierung im Unterricht. Mit seinem dezidiert pädagogischen Ansatz hängt die von ihm mit Nachdruck vertretene Forderung der Integration behinderter Kinder und Jugendlicher in Schule und Gesellschaft zusammen. Es kamen ihm hierbei seine gründliche Kenntnis der Geschichte der Erziehung, besonders der Pädagogik Johann Friedrich Herbarts und der Schulreformversuche um die Jahrhundertwende, zugute. M. war Mitherausgeber wissenschaftlicher Reihen („neue pädagogische bemühungen“, seit 1963; „Grundthemen der Pädagogischen Praxis“, seit 1969) und ein produktiver Schulbuchautor. M. gab in der Reihe „Gutachten und Studien der Bildungskommission“ die Bände Sonderpädagogik I-VII heraus.

    M. wurde als Schulreformer zum Heilpädagogen (Sonderpädagogen). Insofern schließt er an Johann Heinrich Pestalozzi an, der pädagogische Fragen bis zu den Problemen behinderter Kinder durchdachte, sowie an Jan Daniel Georgens und Heinrich Marianus Deinhardt, die als Reformpädagogen begannen und dann „die Heilpädagogik“ mit ihrem gleichnamigen Werk (1861) erstmals wissenschaftlich begründeten. Die schulpolitische Grundrichtung der am 14.12.1973 veröffentlichten Empfehlung der Bildungskommission „Zur pädagogischen Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder und Jugendlicher“ (1973) geht auf M. zurück. Sie stellte nach dem Beispiel der skandinav. Länder den Gedanken der Integration behinderter Kinder in den Mittelpunkt. Die „Kooperative Schule“ wurde zwar in der vorgeschlagenen Weise in keinem Bundesland verwirklicht, bestimmte jedoch in den folgenden zwei Jahrzehnten die wissenschaftliche Diskussion, besonders der Sonderpädagogen, zunehmend auch die der Grundschuldidaktiker. Selbst dort, wo Schulverwaltungen die Forderung der Integration behinderter Kinder eher skeptisch einschätzten, regte die Empfehlung Modellversuche oder Gegenmodelle an. Bis zuletzt beriet M. Schulen und Schulverwaltungen, auch in Polen, der Schweiz, in Brasilien und Japan, unterstützte und ermutigte Initiativen von Eltern behinderter Kinder. Es ist sein Verdienst, daß der Integrationsgedanke in der Bundesrepublik Deutschland bei Vertretern der Grundschule und darüber hinaus in der Öffentlichkeit Fuß gefaßt hat. – Comenius-Preis (1992).

  • Werke

    u. a. Vorberufl. Erziehung in d. Volksschule, Btrr. zu ihrer theoret. Grundlegung u. prakt. Durchführung, Diss. Mainz 1958;
    Die Aufgabe d. Volksschule in d. modernen Arbeitswelt, 1961, ³1968 u. d. T.: Die Aufgabe d. Schule in d. modernen Arbeitswelt;
    Päd. Takt, Monogr. e. aktuellen Form erzieher. u. didakt. Handelns, 1962, ³1982;
    Das Ende d. Volksschule, 1963;
    Von acht bis eins – Situationen aus d. Schulalltag u. ihre didakt. Dimension, 1967, ³1970;
    Schülersein als Beruf, 1966;
    Zur päd. Förderung behinderter u. v. Behinderung bedrohter Kinder u. Jugendlicher, 1973;
    Integration v. Behinderten, 1986;
    Wege z. Gemeinsamkeit, Modelle integrativer Schulen in Nordrhein-Westfalen, 1988 (mit B. Hüwe);
    Tines Odyssee z. Grundschule, Behinderte Kinder im allg. Unterricht, 1991;
    Schule als Leben – Prinzipien, Empfehlungen, Reflexionen, hrsg. v. H. Susteck u. E. Birr-Chaarana, 1992. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Marianne Muth, Heiligenhaus.

  • Literatur

    H. Susteck u. E. Birr-Chaarana, Nachwort d. Anthologen, in: J. M., Schule als Leben, 1992, S. 323-28;
    ders., Integration ist unteilbar, in: Grundschule 12, 1993, S. 41-43;
    B. Hüwe, J. M., Wegbereiter d. Integration v. behinderten Kindern u. Jugendlichen, in: Gemeinsam leben, Zs. f. integrative Erziehung, 1, 1993, S. 100 f.;
    A. Kniel u. W. Topsch, Päd. d. Integration, in: Geistige Behinderung 32, 1993, S. 355-56;
    W. Tyssen, in: Montessori-Mitt., Nr. 14, Aug. 1993, S. 4;
    R. Winkel, in: Dt. Lehrerztg., 1993, Nr. 18, S. 2, u. Zs. f. Heilpäd. 44, 1993,|S. 424 f.;
    ders., in: Pädagogik 45, 1993, H. 9, S. 50;
    ders., in: FAZ v. 29.4.93.

  • Autor/in

    Andreas Möckel
  • Zitierweise

    Möckel, Andreas, "Muth, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 642-644 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129037435.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA