Lebensdaten
1509 – 1580
Geburtsort
Mailand
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
päpstlicher Diplomat ; Kardinal
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11873699X | OGND | VIAF: 49233634
Namensvarianten
  • Morone, Giovanni
  • Morone, Giovanni Girolamo
  • Morone, Jan
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Zitierweise

Morone, Giovanni, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11873699X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Girolamo ( 1529), Kanzler d. Hzg. v. Mailand, 1525 wegen Verschwörung gegen Habsburg angeklagt u. inhaftiert, erwarb sich 1527 Verdienste um d. Aussöhnung zw. Kaiser Karl V. u. Papst Clemens VII.;
    M Amabilia Fisiraga.

  • Biographie

    M. verbrachte seine Kindheit in Modena, da die Familie durch die Franzosen aus Mailand verbannt worden war. Nach Rechtsstudien in Padua trat er bereits mit 20 Jahren in den Dienst der Kurie und erhielt – in Anerkennung der Verdienste seines Vaters – von Papst Clemens VII. das Bistum Modena. Unter dem Pontifikat Pauls III. schloß sich M. jener Gruppe von Reformkardinälen (Gasparo Contarini, Reginald Pole) an, die durch eine innerkath. Erneuerung dem Protestantismus begegnen wollten. 50 Jahre hindurch waren sowohl sein Wirken auf Diözesanebene (Bischof von Modena 1529–50, erneut 1564-71; Bischof von Novara 1552–60; Bischof von Ostia und Dekan des Kardinalskollegs 1570–80) als auch seine diplomatischen Missionen von dem Gedanken der kath. Reform getragen. Von tiefer persönlicher Frömmigkeit erfüllt, verteidigte er nicht nur die politischen Interessen und den Autoritätsanspruch des Heiligen Stuhls, sondern verstand sich als Garant für die Glaubwürdigkeit der Reformabsichten des Papsttums. 1536-42 hielt sich M. vorwiegend in Deutschland auf (ordentlicher Nuntius bei Kg. Ferdinand I. 1536–38, 1539-41; bei Kaiser Karl V. März-September 1541; außerordentlicher Nuntius auf dem Speyrer Reichstag 1542). Er erlebte die Fehlschläge der päpstl. Konzilseinberufungen (1536–39) mit und warnte die Kurie vor der kaiserl. Reunionspolitik bei den Religionsgesprächen von Hagenau, Worms und Regensburg (1540/41). Dabei entwickelte er sich zum profunden Kenner der politischen Verhältnisse und der kirchlichen Mißstände in Deutschland. Auf dem Speyrer Reichstag 1542 konnte er einerseits einen Konsens für Trient als Konzilsort erreichen, andererseits legte er den Grundstein für die deutsche Kirchenreform und brachte die ersten Jesuiten ins Land. Seiner Erhebung zum Kardinal (2.6.1542) folgte die Entsendung als Konzilslegat nach Trient, wo es zu einer Verschiebung des Konzils kam.

    Nach einer vergeblichen Mission bei Karl V. in der Konzilsfrage (1544) wirkte M. die nächsten zehn Jahre vor allem in Italien. 1544-48 war er Legat in Bologna. Als Mitglied der röm. Inquisition (seit 1550) förderte er den Jesuitenorden und die Gründung des Collegium Germanicum (1552). 1553-55 setzte er sich in Rom als Sachbearbeiter der engl. Legation seines Freundes Kardinal Reginald Pole für die Reunion der engl. Kirche mit Rom ein. Einen ähnlichen Erfolg wie in England (kath. Restauration 1554) konnte der 1555 als Kardinallegat auf den Augsburger Reichstag entsandte M. für die Kurie in Deutschland nicht erreichen. Der geringe Glaube des Papstes und des Legaten an die Erfolgschancen dieser Mission, die verspätete Ankunft M.s in Augsburg sowie seine durch den Tod Papst Julius' III. bedingte frühzeitige Rückkehr nach Rom verminderten die Einflußnahme des Kardinals auf das Reichstagsgeschehen. Die reichsrechtliche Sicherung des Protestantismus im Religionsfrieden von 1555 konnte von der Kurie nicht verhindert werden. Nach der Wiederherstellung der anglikan. Kirche durch Elisabeth I. (seit 1559) warnte M. die Kurie im Interesse der engl. Katholiken mehrmals vor einem Bruch mit der Königin. Unter Paul IV. erfuhr die diplomatische Laufbahn M.s eine Unterbrechung: Am 31.5.1557 wurde er wegen Häresieverdachtes festgenommen, vor das Inquisitionsgericht gestellt und bis zum Tod des Papstes (1559) in der Engelsburg festgehalten. Nach seiner völligen Rehabilitierung lehnte er die ihm von Papst Pius IV. 1560 angebotene Stelle eines Konzilslegaten ab. Erst bei der Krise des Konzils im Frühjahr 1563 übernahm er dessen Führung. Als Konzilspräsident genoß er das Vertrauen Kaiser Ferdinands I., überzeugte diesen vom Reformwillen der Kurie und führte das Reformwerk unter Bewahrung der Autonomie des Konzils zu Ende. In seinem letzten Lebensjahrzehnt wurde M. mit der Türkengefahr und den Problemen Osteuropas konfrontiert und hatte maßgeblichen Anteil am Zustandekommen der Lepantoliga von 1571. Anläßlich von Verfassungswirren zwischen den alten und neuen Adligen in Genua versuchte Kg. Philipp II. von Spanien die Oberherrschaft über Genua zu gewinnen. Papst Gregor XIII. schaltete sich als Vermittler ein und entsandte 1575 M. als Legaten nach Genua. Die Mission endete mit einem Kompromiß zwischen den Streitparteien. Nach seiner Rückkehr aus Genua wurde M. zum Legaten auf dem Regensburger Reichstag 1576 ernannt. Als einflußreiches Mitglied der Congregatio Germanica (Kardinalskommission für deutsche Fragen) bemühte er sich in Regensburg abermals um eine allgemeine Liga gegen die Türken und pflegte Kontakte zu Polen (Königsfrage) und Rußland. Auf Grund seiner Bedeutung für die kath. Reformbewegung und seiner überragenden diplomatischen Verdienste galt M. bei mehreren Konklaven als „papabile“, doch wirkte sich das Inquisitionsverfahren belastend aus.

  • Werke

    Nuntiaturberr.: Nuntiaturberr. aus Dtld., 1. Abt. (1533–59), 2. Bd., bearb. v. W. Friedensburg, 1892, Nachdr. 1968 (1536-38);
    4. Bd., v. dems., 1893, Nachdr. 1968 (1539);
    5. Bd., bearb. v. L. Cardauns, 1909, Nachdr. 1968 (1539-40);
    6. Bd., v. dems., 1910, Nachdr. 1968 (1540-41);
    7. Bd., v. dems., 1912, Nachdr. 1968 (1541-42);
    15. Bd., bearb. v. H. Lutz, 1981 (Korr. M.s z. engl. Legation R. Poles 1553–55);
    17. Bd., bearb. v. H. Goetz, 1970 (Reichstag Augsburg 1555);
    3. Abt. (1572–85), 2. Bd., bearb. v. J. Hansen, 1894 (Reichstag Regensburg 1576);
    H. Laemmer, Monumenta Vaticana historiam ecclesiasticam saeculi XVI illustrantia, 1861 (Einzelberr. 1536–42). – Verteidigungsschr. (Difesa) v. 1557: C. Cantù, Gli eretici d'Italia, 2. Bd., 1866, S. 176-90. – Berr. aus Trient: G. Constant, La légation du Cardinal M. près l'empereur et le concile de Trente 1563, 1922.

  • Literatur

    N. Bernabei, Vita del Cardinale G. M., 1885 (W-Verzl.) – Biogr. Abrisse: Constant (s. W), S. IX-LVII;
    Einleitungen d. Nuntiaturberr.: Friedensburg, 2. Bd. (s. W), S. 7-18;
    Goetz (s. W), S. XV-XXIII (L);
    Hansen (s. W), S. 6-10. – Zu d. versch. Missionen: L. Pastor, Gesch. d. Päpste seit d. Ausgang d. MA, IV-IX, 1906-23;
    H. Jedin, Gesch. d. Konzils v. Trient, I-IV, 1949-75;
    ders., Der Abschluß d. Trienter Konzils 1562/63, 1963;
    J. Grisar, Die Sendung d. Kardinals M. als Legat z. Reichstag v. Augsburg 1555, in: Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben 61, 1955, S. 341-87;
    H. Lutz, Christianitas afflicta, Europa, d. Reich u. d. päpstl. Pol. im Niedergang d. Hegemonie Kaiser Karls V. (1552–1556), 1964;
    ders., Kardinal M., Reform, Konzil u. europ. Staatenwelt, in: Il Concilio di Trento e la riforma tridentina. Atti del Convegno storico internaszionale Trento 1963, 1965, S. 363-81;
    S. Schweinzer, Das Ringen um Konzil u. Kirchenreform, Die Mission d. Nuntius G. M. auf d. Speyrer Reichstag 1542, in: Reichstage u. Kirche, hrsg. v. E. Meuthen, 1991, S. 137-89. – Zum Inquisitionsprozeß: M. Firpo u. D. Marcatto (Hrsg.), Il processo inquisitoriale del cardinal G. M., 5 Bde., 1981-89;
    M. Firpo, Inquisitione Romana e Controriformo, Studi sul cardinal G. M. e il suo processo d'eresia, 1992. – Ena Catt.;
    New Catholic Encyclopedia;
    Encyclopedic Dictionary of Religion;
    LThK²;
    TRE.

  • Porträts

    Zeitgenöss. Medaille M.s (Medagliere d. Vatikan. Bibl.), Abb. in: A. Haidacher, Gesch. d. Päpste in Bildern, 1965, S. 399.

  • Autor/in

    Silvia Schweinzer
  • Zitierweise

    Schweinzer, Silvia, "Morone, Giovanni" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 154-155 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11873699X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA