Lebensdaten
1914 – 1945
Geburtsort
Wien
Sterbeort
bei Feldkirch (Vorarlberg)
Beruf/Funktion
Sozialistin ; Publizistin
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117133590 | OGND | VIAF: 47532031
Namensvarianten
  • Olday, Hilde (eigentlich)
  • Meisel, Hilde (geborene)
  • Monte, Hilda
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Zitierweise

Monte, Hilda, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117133590.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst Meisel (1886–1953), Kaufm. aus Kaschau (Slowakei), später in Kairo;
    M Rosa Meyer (* 1889) aus Konitz (Westpreußen);
    Schw Margot (* 1912, Max Fürst, 1905–78, Schriftst. aus Königsberg, s. BHdE II; Altpr. Biogr. IV), Kunstschriftst. (s. L);
    London 1938 John Olday (1905–77), Maler u. Publizist.

  • Biographie

    M. wuchs in Berlin auf, wo sie 1924-29 das Lyzeum besuchte. Schon früh engagierte sie sich politisch. Mit 15 Jahren schloß sie sich dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) an, der sich 1926 aus dem von dem Göttinger Philosophen Leonard Nelson initiierten Internationalen Jugendbund gebildet hatte. Der ISK verband bei Ablehnung des historischen Materialismus Vorstellungen von einem ethischen Sozialismus mit Bestrebungen zur Erziehung einer politischen Elite|(„Partei der Vernunft“). M. wurde Mitarbeiterin an dem 1932 gegründeten ISK-Organ „Der Funke“, für das sie als Korrespondentin nach Paris ging. Während der Machtübernahme der Nationalsozialisten befand sie sich zu einem Studienaufenthalt in Großbritannien, seit 1934 in London. In den folgenden Jahren beteiligte sie sich unter dem Decknamen „Hilda Monte“ an Widerstandsaktionen im Rahmen des ISK; sie übernahm Kurierdienste innerhalb Deutschlands und schleuste illegale Literatur aus dem Ausland ein. Um aus England nicht ausgewiesen zu werden, ging sie 1938 eine Scheinehe mit dem anarchistischen Künstler und Schriftsteller John Olday ein.

    Mit den vom ISK praktizierten Formen des Widerstandes wollte sich M. nicht begnügen; ihr Ziel war die Vorbereitung eines Attentats auf Hitler. Im Herbst 1939 trennte sie sich nach Meinungsverschiedenheiten u. a. über Bedeutung und Durchführbarkeit direkter Aktionen zusammen mit Fritz Eberhard und Hans Lehnert vom ISK. 1941 versuchte sie mit Hilfe brit. Stellen unter dem Decknamen „Helen Harriman“ nach Deutschland zu gelangen, kam aber nur bis Lissabon und mußte nach London zurückkehren. M. stand in engem Kontakt mit dem Kreis um den deutschen Gewerkschafter Walter Auerbach. Diese Gruppe sah in einer sozialen Revolution die wichtigste Voraussetzung für die Überwindung des Nationalsozialismus in Europa. Seit 1940 arbeitete M. am „Sender der Europäischen Revolution“ mit, der sich vor allem an deutsche Arbeiter wandte und Anweisungen für Industrie- und Transportsabotage gab. 1941/42 diskutierte die Gruppe das Programm für eine zukünftige „Partei der Revolutionären Sozialisten“.

    Seit Frühjahr 1942 beteiligte sich M. am Aufbau der „German Educational Reconstruction“ (GER), einer deutsch-engl. Organisation, die Grundlagen für ein neues deutsches Erziehungswesen nach dem Krieg schaffen sollte. Sie war außerdem Mitglied der Fabian Society, arbeitete an deutschsprachigen Sendungen der BBC und an Veranstaltungen im Rahmen des Bildungsprogramms der brit. Streitkräfte mit. Im Exil verfaßte sie neben einer Reihe von politischen Schriften auch Gedichte und eine Novelle. Gegen Kriegsende näherte sie sich wieder dem ISK an. 1944 landete M. vermutlich mit Hilfe des brit. Office for Strategic Services (OSS) mit dem Fallschirm in Frankreich und ging von dort in die Schweiz, wo sie Verbindungen zu österr. Widerstandsgruppen (u. a. zu Karl Gerold) aufnahm. Wenige Wochen vor Kriegsende wurde sie auf der Rückkehr von einem illegalen Aufenthalt in Österreich nahe der liechtenstein. Grenze von einem Grenzbeamten erschossen.

  • Werke

    How to Conquer Hitler, 1940 (mit H. v. Rauschenplat);
    Help Germany to Revolt, A Letter to a Comrade in the Labour Party, 1942 (mit dems.);
    The Unity of Europe, 1943;
    Where Freedom Perished, 1947;
    Hilde Meisel, Gedichte, 1950 (mit H. Lehnert).

  • Literatur

    W. Eichler, H. M., in: Geist u. Tat 2, Nr. 4, April 1947, S. 28;
    E. Innis, Erinnerungen an die Kollegen d. unabhängigen Sozialist. Gewerkschaften, in: Aufwärts 1, Nr. 4 v. 31.7.1948, S. 2 f.;
    A. Leber, Das Gewissen steht auf, 64 Lb. aus d. dt. Widerstand 1933–45, 1956, S. 17-19 (P);
    W. Link, Die Gesch. d. Internat. Jugend-Bundes (IJB) u. d. Internat. Sozialist. Kampf-Bundes (ISK), 1964;
    W. Röder, Die dt. sozialist. Exilgruppen in Großbritannien 1940–45, ²1973;
    P. Steiner, Der trag. Tod d. H. M., in: Vorarlberger Tagesztg. v. 19.4.1975;
    M. Fürst, Talisman Scheherezade, 1976;
    J. Foitzik, Zwischen d. Fronten, Zur Pol., Organisation u. Funktion linker pol. Kleinorganisationen im Widerstand 1933-1939/40, 1986;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Ilse Fischer
  • Zitierweise

    Fischer, Ilse, "Monte, Hilda" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 43-44 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117133590.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA