Dates of Life
1840 – 1925
Place of birth
Kupferhammer bei Brackwede (Westfalen)
Place of death
Kupferhammer bei Brackwede (Westfalen)
Occupation
preußischer Handelsminister
Religious Denomination
reformiert?
Authority Data
GND: 117083186 | OGND | VIAF: 25370220
Alternate Names
  • Moeller, Theodor von
  • Möller, Theodor Adolf von
  • Moeller, Theodor von
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Relations

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Citation

Möller, Theodor Adolf von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117083186.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Friedrich Wilhelm M. (s. 2);
    Ur-Gvv Theodor (s. 1);
    Bielefeld 1872 Eleonore Tiemann (1853–1935);
    4 S (1 ⚔), 2 T, u. a. Gerhard (* 1876), Maschinenfabrikbes., Geschäftsführer d. väterl. Firma seit 1903 (s. Wenzel), Magdalena (1883–1919), Hedwig (1877–1963, beide Hans Frhr. v. Soden, 1881–1945, Prof. f. Neues Testament u. KG in Marburg, s. L).

  • Biographical Presentation

    M. erhielt 1857-60 im Kontor des Schwagers seines Vaters, Carl Woermann. in Hamburg eine kaufmännische Ausbildung. In der weltoffenen Atmosphäre der Hansestadt empfing er viele Impulse für die Entwicklung seines die internationalen Beziehungen berücksichtigenden Wirtschaftsverständnisses. Vertieft wurde dieses durch Reisen nach Italien und Belgien, vor allem aber durch einen zweijährigen Aufenthalt in England, wo er bei der Firma Stoess u. Co. in Liverpool als Volontär arbeitete. Nach seiner Rückkehr in die Heimat eröffnete er 1864 gemeinsam mit seinem Bruder Karl eine Maschinenfabrik in Kupferhammer bei Brackwede. Als Fabrikant nahm M. seine sozialen Pflichten gegenüber den Arbeitern sehr ernst. Er gründete eine freiwillige Krankenkasse, einen Spar- und Vorschuß- sowie einen Konsumverein und unternahm nach dem Krieg von 1870/71 sogar den Versuch einer Gewinnbeteiligung der Arbeiter. Im Bereich des deutschen Maschinenbaus trat M. für eine größere Spezialisierung und damit Verbilligung der Fabrikation ein. Die wichtigste industrielle Unternehmung M.s in den 80er Jahren war die Gründung der Aktiengesellschaft für Kohlendestillation mit Sitz in Essen. Sie war das|erste Großunternehmen in Deutschland für Koksbereitung mit Gewinnung der Nebenprodukte Teer und Ammoniak.

    Verbunden mit der erfolgreichen unternehmerischen Tätigkeit M.s war sein politisches Engagement. Schon durch sein Wirken im Bielefelder „Kohlenverein“ und auf den zur Behebung der Kohlennot veranstalteten „Kohlentagen“ war er über die Grenzen des rhein.-westfäl. Industriegebiets hinaus bekannt geworden. Hinzu kam seine Mitarbeit im „Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen im Rheinland und in Westfalen“ (Langnamverein), dessen Hauptaufgabe zunächst die „Hebung und Förderung des Verkehrswesens“ sein sollte. Dieser Verein erlangte nicht nur Einfluß auf die öffentliche Meinung, sondern auch in Regierungskreisen, wie seine Mitarbeit als Sachverständiger bei der Verstaatlichung der großen privaten Eisenbahngesellschaften zeigt. Großen Anteil hatte M. auch am 1888 erfolgten Anschluß Hamburgs an das deutsche Zollgebiet, der ein wesentlicher Schritt zur Vollendung der Zolleinheit Deutschlands war. Ein weiteres Betätigungsfeld M.s war der 1876 mit Sitz in Berlin gegründete Centralverband Deutscher Industrieller, der sich vor allem mit dem Schutz der heimischen Eisenindustrie vor der Konkurrenz durch ausländische Importe befaßte. Von entscheidendem Einfluß auf M.s politischen Werdegang war eine im Herbst 1889 unternommene sozialpolitische Studienreise nach England, die ihm Einblick in die brit. Textil-, Kohle- und Eisenindustrie verschaffte und deren Ergebnisse er in einem aufsehenerregenden Bericht veröffentlichte. Am wichtigsten war hierbei die Erkenntnis, daß man die Gewerkschaften nicht einseitig bekämpfen dürfe, sondern mit ihnen gleichberechtigt verhandeln müsse, wenn man eine friedliche Verständigung erreichen wolle.

    1890 wurde M. als Mitglied der Nationalliberalen Partei in den Reichstag gewählt. Schwerpunkte seiner Aktivitäten im Parlament waren die Sozialgesetzgebung, vor allem das Arbeiterschutzgesetz, und die Vorbereitung der Handelsverträge mit Österreich-Ungarn und Rußland. Bemerkenswert war seine Mitarbeit in dem auf Veranlassung der Reichsregierung gebildeten Zollbeirat, dem Vertreter der Industrie, des Handels und der Landwirtschaft angehörten. Nach seinem Ausscheiden aus dem Reichstag wurde er ins Preuß. Abgeordnetenhaus gewählt, wo er als Führer der gemäßigten Richtung im Wirtschaftlichen Ausschuß mit den Konservativen in Konflikt geriet. 1898 zog M. wieder in den Reichstag ein und behielt auch sein Mandat im Abgeordnetenhaus bei. In beiden Häusern befaßte er sich vorwiegend mit sozial- und wirtschaftspolitischen Fragen.

    1901 wurde M. zum preuß. Minister für Handel und Gewerbe ernannt. Er empfahl sich für dieses Amt durch seine Politik der „mittleren Linie“, die eine Brücke zwischen den Interessen von Industrie, Handel und Landwirtschaft zu schlagen suchte. Mit M. war seit langer Zeit in Preußen wieder ein Mann zum Minister berufen worden, der nicht aus der Bürokratie hervorgegangen war, sondern aus der freien Wirtschaft kam. Sein wichtigster Mitarbeiter war der Unterstaatssekretär Theodor Lohmann, der bereits seit 1871 im preuß. Handelsministerium tätig war. M. verstand es, die unter seinen Vorgängern geschrumpfte Bedeutung des Handelsministeriums wieder zu heben. So setzte er in der Frage des Zolltarifs und der Handelsverträge Akzente, die weit über sein eigentliches Ressort hinausgingen. Auf verschiedenen Reisen, die ihn in den Osten und Westen Preußens führten, verschaffte er sich Einblicke in die dortigen wirtschaftlichen Verhältnisse. Engagiert förderte er Handwerk und Gewerbe und unterstützte das gewerbliche Schulwesen durch die Bereitstellung größerer Geldmittel. Auch die Einrichtung von Meisterkursen im Handwerk ging auf seine persönliche Initiative zurück. Der besonderen Bedeutung der preuß. Gewerbeförderung trug er durch die Errichtung des Landesgewerbeamts Rechnung, einer kollegialen Behörde, die dem Handelsministerium angegliedert war. Ein weiterer wichtiger Bereich dieses Ministeriums war die Bergabteilung. Schon bald nach seinem Amtsantritt entwickelte M. in der Frage des Erwerbs von Bergwerkseigentum durch den Staat große Aktivität. Er sah darin nicht die Keimzelle weitergehender Verstaatlichungen, sondern wollte damit lediglich die Versorgung des Staates mit Kohle sicherstellen und eine gewisse Regulierung des Kohlepreises erreichen. Auch die Stilllegung von Zechen sollte dadurch vermieden werden. Das größte Projekt war die Verstaatlichung der Bergwerksgesellschaft „Hibernia“, die allerdings am Widerstand ihrer Großaktionäre und der hinter diesen stehenden rhein.-westfäl. Montanindustrie scheiterte (erst 1916, unter den veränderten Verhältnissen des 1. Weltkriegs, gelang es dem preuß. Staat, die „Hibernia“ endgültig in seinen Besitz zu bringen). Eine weitere Belastungsprobe stellte für M. der im Januar 1905 im Ruhrgebiet ausgebrochene Bergarbeiterstreik dar. Die Ursachen des Ausstands waren vor allem|die niedrigen Löhne der Bergleute und die schlechten Arbeitsbedingungen in den Zechen. M. ließ daraufhin mehrere Novellen zum Berggesetz ausarbeiten, die manchen Beschwerden Rechnung trugen und u. a. die Einführung eines Achtstundentages im Bergbau nach dem 1.10.1908 vorsahen. Angesichts des Widerstandes der Schwerindustrie rang sich indes die preuß. Regierung in dieser Sache nur zu einem halbherzigen Kompromiß durch, der viele Vorschläge M.s außer acht ließ. Die tiefe Kluft zwischen M. und den rhein.-westfäl. Großindustriellen bewog den von der Regierung nur mangelhaft unterstützten Minister im Oktober 1905 zum Rücktritt, der vom Kaiser unter gleichzeitiger Verleihung des erblichen Adels an den verdienten Politiker und Unternehmer angenommen wurde. Seine letzten Lebensjahre widmete M. vorwiegend der wirtschaftlichen Betätigung und sozialen Fragen. Seine Ernennung zum ständigen Mitglied des Preuß. Herrenhauses (1908) stellte nur eine äußerliche Ehrung dar und bedeutete keine Rückkehr in die Politik.

  • Works

    Zahlr. Denkschrr. z. Handels-, Wirtsch.- u. Gewerbepol., u. a. betr. d. Kohlentag in Düsseldorf, 1871, u. in d. Mitt. d. Ver. z. Wahrung d. gemeinsamen wirtsch. Interessen im Rheinland u. in Westfalen, 1872 ff.;
    Die Entwicklung d. Wohlfahrtspflege, 1913.

  • Literature

    H. A. Bueck, Der Centralverhand dt. Industrieller u. seine 30j. Arbeit v. 1876 bis 1906, 1906;
    H. Kalkoff, Nat.liberale Parlamentarier 1867-1917 d. Reichstags u. d. Einzellandtage, 1917;
    H. v. Soden, Th. v. M., 1926;
    H. Rothfels, Th. Lohmann u. d. Kampfjahre d. staatl. Soz.pol., 1927;
    H. H. Borchard, 50 J. Preuß. Min. f. Handel u. Gewerbe 1879-1929, 1929;
    M. Schulz-Briesen, Der preuß. Staatsbergbau im Wandel d. Zeiten, 1933 f.;
    M. Droste, Die Stellung d. Ruhrberghaus in Staat u. Ges. bis z. J. 1918, 1953;
    H. Walther, Th. A. v. M., 1958 (P);
    dies. (Hrsg.), Aus d. Leben v. Th. A. v. M., Nach unvollendet hinterlassenen Aufzeichungen über d. J. 1840-1890, 1958;
    dies., Th. A. v. M., in: Rhein.-westfäl. Wirtsch.biogrr. IX, 1967, S. 57-79 (P). – Zu Hans Frhr. v. Soden: Kürschner, Gel.-Kal. 1941;
    Marburger Gelehrte in d. ersten Hälfte d. 20. Jh., hrsg. v. I. Schnack, 1977.

  • Portraits

    Phot. in: Mansch (Hrsg.), Verw.archiv, Biogr. Skizzen dt. Zeitgenossen aus d. Gebiete d. Staats-, Provinzial- u. Stadtverw., 1904;
    LIZ 116, 1901, S. 703;
    Ölgem. v. Sohn-Rethel (im Bes. v. Gerhard v. Möller), Abb. b. Walther (s. L).

  • Author

    Stefan Hartmann
  • Citation

    Hartmann, Stefan, "Möller, Theodor Adolf von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 634-636 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117083186.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA