Lebensdaten
1903 – 1985
Geburtsort
Dortmund
Sterbeort
Karlsruhe
Beruf/Funktion
Bundesfinanzminister ; Versicherungsunternehmer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118583026 | OGND | VIAF: 40170686
Namensvarianten
  • Möller, Alexander
  • Möller, Alex
  • Möller, Alexander
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Zitierweise

Möller, Alex, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118583026.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alexander (* 1873, kath.), Telegrafist, später Reichsbahnsekr. u. 1919 Mitbegründer d. Reichsgewerkschaft Dt. Eisenbahnbeamter;
    M Charlotte Kohlmeier (* 1873);
    1935 Lieselotte Klemenz (1912–59);
    K.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Realschule trat M. 1919 in den Eisenbahndienst ein und arbeitete nebenher journalistisch für das „Dortmunder Tageblatt“, dessen Redaktion er bald angehörte. 1922 wurde er Mitglied der SPD und ging ein Jahr später nach Berlin, wo er in der Presse- und Organisationsabteilung der Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahnbeamter tätig war. Mit dem Publizisten H. v. Gerlach bekannt geworden, schrieb er Artikel für die von diesem herausgegebene Wochenzeitschrift „Die Welt am Montag“ und sprach auf politischen Kundgebungen. Als Bezirkssekretär des späteren Einheitsverbandes der Eisenbahner Deutschlands vertrat er 1928-33 den Wahlkreis Halle/Merseburg als jüngster Abgeordneter im preuß. Landtag. Anfang 1933 rief M. vergeblich zu einem Generalstreik gegen Hitlers Machtübernahme auf. Im Mai 1933 wurde er verhaftet und später wiederholt in Schutzhaft genommen. Anschließend übernahm er eine Außendiensttätigkeit für die österr. Lebensversicherungs-Gesellschaft „Phönix“, nach deren Zusammenbruch 1936 für die Karlsruher Lebensversicherung AG. Bei dieser Gesellschaft stieg er 1943 zum Organisationschef, 1944 zum stellvertretenden Vorstandsmitglied auf. Gegen Kriegsende wurde ihm die Leitung der Ausweichdirektion Gotha in Thüringen übertragen.

    Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg bestellte der Aufsichtsrat M. 1945 zum Vorsitzenden des Vorstands und Generaldirektor der Karlsruher Lebensversicherung AG. Er baute das Unternehmen wieder auf, führte es in die Spitzengruppe der deutschen Lebensversicherer, hatte das Amt bis 1969 inne und war seit 1971 stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, später Ehrenvorsitzender. Darüber hinaus trat er nachdrücklich für die Funktion der Privatversicherung als Instrument der eigenverantwortlichen Vorsorge ein. Bereits 1946 begründete er mit einer Lizenz der amerikan. Militärregierung die Zeitschrift „Versicherungswirtschaft“ als erstes deutsches Fachorgan der Assekuranz in der Nachkriegszeit, dem 1950 das juristisch orientierte „Versicherungsrecht“ folgte; dem 1957 ins Leben gerufenen Verein Versicherungswirtschaft e. V. in Karlsruhe als ideellem Träger des gleichnamigen Verlages, der internationale Bedeutung auf dem Gebiet der Versicherungs-Publizistik besitzt, stand er|bis zu seinem Tode vor. Auf seine Initiative geht auch die 1954 entstandene Presse Internationale des Assurances (PIA) als Nachrichtenring führender europ. Fachzeitschriften zurück. Der 1948 errichtete Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen e. V. wählte ihn zu seinem ersten Vorsitzenden, später zum Ehrenvorsitzenden.

    Daneben wandte sich M. auch wieder – zunächst auf Landesebene – politischen Aufgaben zu. 1946-61 nahm er als Mitglied der Verfassunggebenden Landes versammlung zur Bildung des Südweststaates, Vorsitzender der SPD-Fraktion des Landtages von Baden-Württemberg, Vorsitzender des Finanz- und Haushaltsausschusses und Mitglied (1962–66 Vorsitzender) des Landesvorstandes der SPD in maßgebenden Ämtern Einfluß auf die landespolitisch-parlamentarische Arbeit. Auf Bundesebene gehörte er seit Mai 1958 dem Vorstand und dann, bis April 1973, dem Präsidium der SPD an. 1961-76 war er Mitglied des Deutschen Bundestages, 1969 und 1972 aufgrund eines Direktmandats im Wahlkreis Heidelberg/Mannheim. Er wurde 1964 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion, war Vorsitzender des Arbeitskreises „Öffentliche Finanzwirtschaft“ und des Vermittlungsausschusses. Als angesehener Unternehmer und anerkannter Finanzfachmann hatte er wesentlichen Anteil am Zustandekommen der sozial-liberalen Koalition. Im Oktober 1969 wurde er als Bundesfinanzminister in das Kabinett Brandt berufen, wo er wichtige Initiativen zu einer Neuordnung des Steuerrechts in Gang brachte, trat aber schon am 13.5.1971 von diesem Amt zurück, weil er – angesichts einer sich abzeichnenden beträchtlichen Haushaltslücke – die von dem Wunsch nach beschleunigter Realisierung sozialpolitischer Reformvorhaben bestimmte Ausgabenpolitik der Regierung nicht billigte. Diese allgemein respektierte Entscheidung trug ihm die Bezeichnung eines Anwalts der Solidität ein. Seine Partei, der er in hohen Ämtern (u. a. als Vorsitzender des Seniorenrates in der Nachfolge Carlo Schmids) aktiv und loyal verbunden blieb, rühmte sein „beinahe preußisch zu nennendes Pflichtbewußtsein“. 1977 war er im Auftrag der Bundesregierung als persönlicher finanzpolitischer Berater für den ägypt. Präsidenten Anwar as-Sadat tätig.|

  • Auszeichnungen

    Dr.-Ing. E. h. (TH Karlsruhe 1953), Dr. rer. nat. h. c. (Freiburg 1957);
    Prof.-Titel d. bad.-württ. Landesregierung (1973);
    Großkreuz d. Verdienstordens d. Bundesrepublik Deutschland (1976);
    Ehrenbürger v. Karlsruhe (1981)Bayerischer Verdienstorden (1985).

  • Werke

    u. a. Reform d. Privatversicherung, 1947;
    Die Privatversicherung in d. süddt. Verfassungen, 1947;
    Ein Lebensversicherungsunternehmen erlebt 125 J., 1960;
    Währung u. Außenpol., 1963, ⁴1968;
    Kommentar z. Gesetz z. Förderung d. Stabilität u. d. Wachstums d. Wirtsch., 1968, ²1969;
    Ein Arbeitsleben f. d. Assekuranz, 1973;
    Genosse Generaldir., 1978;
    Schuld durch Schulden? 1981 (mit R. Schwebler);
    Tatort Politik, 1982. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Bundesarchiv, Koblenz (s. Paul, Inventar).

  • Literatur

    Jahre d. Wende, Festgabe f. A. M. z. 65. Geb.tag, hrsg. v. R. Schwebler u. W. Föhrenbach, 1968 (P);
    Jahre d. Wende, Bestandsaufnahme e. J.zehnts, A. M. z. 75. Geb.tag, hrsg. v. R. Schwebler, 1978 (P);
    A. M. im Gespräch, in: K. B. Schnelting (Hrsg.), Zeugen d. Jh., Porträts aus Wirtsch. u. Ges., 1981, S. 85-118 (P);
    A. M. 80 J., in: Versicherungswirtsch. 38, 1983, S. 468 f., 598, 618 (P);
    In Memoriam A. M., ebd. 40, 1985, S. 1305-07 (P);
    F. Thoma, Zum Tode v. A. M., Anwalt d. Solidität, in: SZ v. 4.10.1985, S. 3 (P);
    FAZ v. 4.10.1985, S. 4 (P);
    Zum Gedenken an A. M., Trauerfeier am 10.10.1985 (P).

  • Porträts

    Bronzebüste v. S. Krosch (Karlsruhe, Karlsruher Lebensversicherung AG);
    Ölgem. v. H. Kämper, 1993 (Tuscaloosa, Alabama/USA, Insurance Hall of Fame d. International Insurance Society).

  • Autor/in

    Peter Koch
  • Zitierweise

    Koch, Peter, "Möller, Alex" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 636-637 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118583026.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA