Lebensdaten
1881 – 1945
Geburtsort
Striesen bei Dresden
Sterbeort
Marburg/Lahn
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Professor für Neues Testament und Kirchengeschichte in Marburg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118748645 | OGND | VIAF: 22936951
Namensvarianten
  • Soden, Hans Otto Arthur Maria Roderich Ulrich Freiherr von
  • Soden, Hans Freiherr von
  • Soden, Hans Otto Arthur Maria Roderich Ulrich Freiherr von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Soden, Hans Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748645.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1852–1914), aus Cincinnati (Ohio), 1881/82 Pfarrer in St., 1882–86 Diakon in Chemnitz, 1887 Pfarrer an d. Jerusalemskirche in Berlin, o. Hon.prof. f. NT ebd. (s. Wi. 1914; DBJ I, Tl.; RGG³; BBKL X), S d. Theodor (1825–1913), aus Stuttgart, Jur., Lehrer in Cincinnati, gründete mit seiner Frau in Esslingen/Neckar e. Erziehungsanstalt u. öff. Schule f. höhere Töchter, Prof. (s. Württ. Nekr. 1913), u. d. Clementine Camerer (1826–93, kath.), Lehrerin;
    M Gabriele (1852–1925), aus Kopenhagen, T d. Otto v. Schaedtler, dän. Oberst, u. d. Wilhelmine Lübbes;
    Ur-Gvv August (1785–1849, württ. Frhr. 1831, kath.), württ. Staatsrat, Reg.präs., Kammerher, Johann Baptist Bernhard v. Camerer (1765–1836, württ. Personaladel), Dir. d. kath. Kirchenrats in Stuttgart;
    Gr-Ov Alfred (1826–94), Präs. d. Verw.ger.hofs in Stuttgart, württ. Staatsrat, WGR, Kammerherr, Oskar (1831–1906, kath.), württ. Gesandter in München, GR, Kammerherr (s. BJ XI, Tl.); 7 jüngere Geschw u. a. Gabriele (1884–1970, Heinrich Glaue, 1869–1926, Dr. phil., staatl. Oberfischmeister, ksl. Korvettenkpt.);
    1) Berlin 1907 Magdalena (1883–1919, T d. Theodor v. Möller (1840–1925), preuß. Handelsmin. (s. NDB 17), 2) Brackwede 1920 Hedwig v. Möller (1877–1963), Schw d. Magdalena (s. o.);
    3 S aus 1) Wolfram (s. 4), Ekkehard (1910–73), Attaché im Ausw. Amt, Otfried (1912–42), Dr., Chemiker.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des humanistischen Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums in Berlin studierte S. 1900–05 ev. Theologie, Philosophie, Geschichte und klassische Philologie an der dortigen Universität. Dabei prägten ihn neben seinem Vater, der ein herausragender Textkritiker war, v. a. Adolf Harnack, Friedrich Paulsen und Hans Delbrück. Nach der Promotion zum Lic. theol. 1905 (Die Cyprian. Briefslg., Gesch. ihrer Entstehung u. Überlfg., 1904) ging S. 1906 als Assistent an das Preuß. Historische Institut in Rom. 1910 habilitierte er sich in Berlin im Fach Kirchengeschichte (Das lat. Neue Testament in Afrika z. Zeit Cyprians, 1909) und unterrichtete anschließend neben seiner Privatdozententätigkeit bis 1914 am Elisabeth-Lyzeum in Berlin-Lichterfelde Geschichte und Religion. 1915–18 nahm er als Feldgeistlicher und Divisionspfarrer freiwillig am 1. Weltkrieg teil.

    1918 erhielt S. einen Ruf als ao. Professor nach Breslau, wo er – seit 1921 als o. Professor – bis 1924 Kirchengeschichte, Kirchenrecht und Christl. Archäologie lehrte. Als Mitglied der Verfassungsgebenden Kirchenversammlung der altpreuß. Union trug S. maßgeblich zur Verfassungsurkunde vom Sept. 1922 bei. 1924 wechselte er als Nachfolger Adolf Jülichers (1857–1938) nach Marburg (1927/28 Rektor, 1933/34 Dekan). S. war Mitglied der nationalliberalen DVP Gustav Stresemanns und engagierte sich wie bereits sein Vater im Ev.-sozialen Kongreß. Am 4.8.1934 wurde er aufgrund von § 6 des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ in den Ruhestand versetzt, aber bereits am 24.10.1934 wieder rehabilitiert, nachdem sich verschiedene Instanzen der Universität – bis hin zu Kurator und Rektor – mit großem Nachdruck um eine Rücknahme des Entscheides bemüht hatten.|S.s wichtigster theologischer Bezugspunkt war sein Breslauer und Marburger Kollege Rudolf Bultmann (1884–1976), auch wenn er dessen Nähe zur Dialektischen Theologie ebenso wenig teilte wie die existentialtheologische Adaption der Fundamentalontologie Martin Heideggers. Im Zentrum der liberaltheologischen Haltung S.s stand in strenger Kirchenbindung der Bezug auf die neutestamentliche Verkündigungsbotschaft durch eine immer wieder neu zu vollziehende Aktualisierung der Tradition. Hochschul- und kirchenpolitisch wandte sich S. vehement gegen die Anhänger des NS-Regimes in der ev. Kirche und wurde zu einer zentralen Oppositionsgestalt gegen deren Vereinnahmung durch die Dt. Christen. Als Grundlage seiner eigenen Weltsicht bildete die von ihm immer wieder propagierte Synthese von Humanismus und Christentum zugleich die Basis seiner Widerständigkeit. Seit Sept. 1933 Mitglied des Pfarrernotbundes, nahm S. 1934 an der ersten Barmer Bekenntnissynode teil, leitete die Bekennende Kirche von Kurhessen-Waldeck und wurde Mitglied des im Okt. 1934 gegründeten Reichsbruderrates. S. verfaßte das gegen die Einführung des „Arierparagraphen“ in den Kirchen gerichtete Marburger Gutachten (Sept. 1933) und gestaltete die Erklärung „Neues Testament und Rassenfrage“ (Sept. 1933) mit. Auch die Stellungnahme „Bekenntnis und Verfassung in den Ev. Kirchen“ (Mai 1934) verantwortete er federführend. Aufgrund seines schweren Herzleidens mußte er seit 1940 seine Tätigkeiten fast vollständig einstellen, galt aber noch nach Kriegsende als Integrationsfigur für die Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck und die neuen Einheitsstrukturen der Ev. Kirche in Deutschland.

  • Auszeichnungen

    H.-v.-S.-Inst. f. theol. Forsch. an d. Univ. Marburg (seit 2003).

  • Werke

    Weitere W Urkk. z. Entstehungsgesch. d. Donatismus, 1913, ²1950;
    Die Entstehung d. christl. Kirche, 1919;
    Vom Urchristentum z. Katholizismus, 1920;
    Wahrheit in Christus, Zwölf Predigten, hg. v. H. v. Campenhausen, 1947;
    Urchristentum u. Gesch., Ges. Aufss. u. Vortrr., hg. v. H. v. Campenhausen, 2 Bde., 1951/56 (P);
    Theol. u. Kirche im Wirken H. v. S.s, Briefe u. Dok. aus d. Zeit d. Kirchenkampfes 1933–1945, hg. v. E. Dinkler u. E. Dinkler-v. Schubert, ²1986 (darin: R. Bultmann, Grabrede, S. 347–51);
    Theol. Rdsch. NF, 1929–44 (Hg. mit R. Bultmann);
    Nachlaß:
    Ev. Arb.gemeinschaft f. Kirchl. Zeitgesch., München;
    Staatsbibl. Berlin: Ev. Zentralarchiv Berlin: Hess. StA Marburg;
    Bibliogr.:
    E. Dinkler, in: Theol. Rdsch. NF 46, 1981, S. 206–18.

  • Literatur

    Aus Theol. u. Kirche, Btrr. kurhess. Pfarrer als Festgabe z. 60. Geb. H. F. v. S.s, 1941;
    Festheft u. drei damit verbundene Aufss. z. 60. Geb.tag, in: Theol. Bll. 20, 1941, S. 257–314, ebd. 21, 1942, S. 1–25, 56–66;
    A. Niebergall, in: Lb. aus d. Bekennenden Kirche, 1949, S. 100–09;
    H. v. Campenhausen, in: Kirche in d. Zeit 11, 1956, S. 233 f.;
    Die Marburger Theologen u. d. Arierparagraph in d. Kirche, Eine Slg. v. Texten aus d. Jahren 1933 u. 1934, neu hg. u. mit e. Einf. versehen v. H. Liebing, 1977;
    H. Slenczka, Die ev. Kirche v. Kurhessen-Waldeck in d. J. v. 1933 bis 1945, 1977;
    Catalogus professorum academiae Marburgensis, II, bearb. v. I. Auerbach, 1979;
    A. Lindemann, Neutestamentler in d. Zeit d. NS, H. v. S. u. R. Bultmann in Marburg, in: Wort u. Dienst 20, 1989, S. 25–52;
    M. Hein, H. v. S. u. d. „Judenfrage“, in: Erinnern, Verstehen, Versöhnen, hg. v. B. Jaspert, 1992, S. 33–58;
    R.-U. Kunze, Die Studienstiftung d. dt. Volkes 1925 bis heute, 2001, S. 233–35;
    A. Lippmann, Marburger Theol. im NS, 2003;
    R. Bultmann, M. Heidegger, Briefwechsel 1925 bis 1975, hg. v. A. Großmann u. C. Landmesser, 2009;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes 1981;
    Marburger Gel. (P);
    RGG2–4;
    LThK³;
    BBKL X (W, L);
    TRE;
    Personenlex. Protestantismus;
    zur Fam.:
    GHdA Frhrl. Häuser VI, 1976, S. 402–07.

  • Autor/in

    Alf Christophersen
  • Zitierweise

    Christophersen, Alf, "Soden, Hans Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 523-524 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748645.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA