Dates of Life
1764 – 1829
Place of birth
Osterhofen
Place of death
München
Occupation
Lithograph ; Zeichenlehrer
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 117064025 | OGND | VIAF: 59852157
Alternate Names
  • Mitterer, Hermann Joseph
  • Mitterer, Hermann
  • Mitterer, Herm. Joseph
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Relations

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Citation

Mitterer, Hermann Joseph, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117064025.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Anton (um 1728–76), Bäcker u. Krämer d. Klosters Altenmarkt i. O., S d. Lorenz ( v. 1761), Bäcker in Urfahrn/Chiemsee, u. d. Elisabeth N. N. ( n. 1761);
    M Magdalena Krenn (1733–73), unehel. T e. Webers in Dorfbach (Niederbayern); ledig.

  • Biographical Presentation

    M. kam als Sängerknabe in das Kloster Farnbach, dann nach Passau und 1782 nach München, wo er zwei Jahre später das Gymnasium abschloß. Er wollte zunächst Theologie studieren, wandte sich jedoch den Naturwissenschaften und der Technik sowie der Kunst und Architektur zu. 1791 wurde er Zeichenlehrer am Münchener Gymnasium. Schon im|nächsten Jahr gründete M. aus philanthropischen Beweggründen zusammen mit Franz Xaver Kefer eine Feiertagsschule zur Ausbildung von Künstlern und Bauhandwerkern. Diese Schule, auch Technische Kunstschule genannt, wurde bald von etwa 1000 Schülern besucht, vor allem mittellosen Jugendlichen, denen neben dem Zeichenunterricht meistens noch Lesen und Schreiben beigebracht werden mußte.

    Um Zeichenvorlagen für den Unterricht zu schaffen, die bisher nur in Form von Kupferstichen bekannt waren, entwickelte M. Senefelders Erfindung der Lithographie, die bisher nur für den Noten- und Schriftdruck genutzt wurde, fort. Er verfeinerte das Senefeldersche Verfahren hinsichtlich der lithographischen Kreidemanier, so daß nun feine Halbtöne gedruckt werden konnten. Der Lithographie kamen damit nicht nur zeichnerische, sondern auch malerische Eigenschaften zu. Da die bisherige Stangenpresse für den Kreidedruck ungünstig war, erfand M. die sog. Roll- oder Sternpresse, die einen gleichmäßigen Druck gewährleistete und zum Vorbild aller späteren Pressen wurde: Der Stein lag auf einer verschiebbaren Unterlage und wurde mit dieser unter dem feststehenden Reiber durchgezogen. Im September 1804 gründete M. mit Studienrat Steiner an der Feiertagsschule die erste lithographische Kunstanstalt, die nicht für den Musikalienverlag bestimmt war. Da Aloys Senefelder im Ausland weilte, gewann er dessen Brüder Theobald und Georg als Mitarbeiter; sie wurden ehrenhalber als „Professoren der Steingravierkunst“ an der Feiertagsschule angestellt. Noch 1804 gab M. die „Anfangsgründe der Figurenzeichnung in Handzeichnungsmanier zur Selbsterlernung“ heraus. Seit September 1805 erschienen die „Lithographischen Kunstprodukte“ in 26 Lieferungen (je 6 Blätter), Lithographien von „Landschaften, Blumen, Figuren, Köpfen … nach den berühmtesten Meistern in Handzeichnungsmanier, von den besten Münchner Künstlern“. Dieses Werk markiert den Beginn der lithographischen Kunstproduktion in Deutschland.

    Der geschäftliche Erfolg der „Lithographischen Kunstprodukte“, die über die Grenzen Deutschlands hinaus Absatz fanden, trug wesentlich zur finanziellen Absicherung der Feiertagsschule bei. 1806 nach München zurückgekehrt, scheiterte Senefelder mit seinem Versuch, M.s Kunstanstalt schließen zu lassen; er erreichte lediglich, daß M.s Privileg auf „Produktion und Verlag solcher Kunstartikel“ beschränkt wurde, die sich auf Musterbücher und Künstlerlithographien zu Lehrzwecken bezogen. Im Gegensatz hierzu sollten die Drucke, die nunmehr aus der Anstalt Senefelders kamen, auch höchsten künstlerischen Ansprüchen genügen. Zahlreiche spätere Künstler erlernten auf der Presse der Feiertagsschule die Steindruckkunst, u. a. Nepomuk Strixner, Lorenz Schöpf und vor allem Franz Hanfstaengl.

  • Works

    Weitere W u. a.: Anleitung z. Figuren-, Thier-, Landschaft-, Blumen- u. Ornament-Zeichnen, o. J.;
    Anleitung z. Perspektive (mit J. M. v. Quaglio), o. J.;
    Geometrie f. Künstler u. Werkleute, 1809;
    Zimmerwerkkunst, 1817;
    Anleitung z. Hydraulik, mit bes. Hinsicht auf d. Brunnenwesen, 1820;
    Anleitung z. Mechanik f. prakt. Künstler u. Werkmeister, mit bes. Rücksicht auf d. Mühlenbau, 1822, ⁴1859;
    Anleitung z. bürgerl. Baukunst u. Bauzeichnung, ⁴1834;
    Anleitung zu Schlosserarbeiten u. zur Geometrie f. Künstler u. Werkleute, ⁹1860.

  • Literature

    ADB 22;
    F. M. Ferchl, Gesch. d. Errichtung d. ersten lithograph. Kunstanstalt bei d. Feiertagsschule f. Künstler u. Techniker in München, 1862;
    H. Weishaupt, Bayerns erste techn. Schule, 1865;
    ders., Gesamtgebiet d. Steindrucks, ⁶1895;
    H. Selzer, 100 J. Staatl. Bauschule München, 1922;
    P. Halm (Hrsg.), Bild vom Stein, Die Lithographie v. Senefelder bis heute, Ausst.kat. München 1961;
    Rolf A. Winkler, Die Frühzeit d. dt. Lithographie, 1975;
    W. G. Demmel, Feiertagsschule u. Fortbildungsschule, Ein Btr. z. Schulgesch. Münchens im 19. Jh., 1978;
    H. Gebhardt, Franz Hanfstaengl, Von d. Lithographie z. Photographie, 1984 (P);
    M. Henker, K. Scherr u. E. Stolpe, Von Senefelder zu Daumier, Die Anfänge d. lithograph. Kunst, 1988;
    N. Kromminga, Ferdinand Pilotyd. Ä. , Ein Btr. zur Frühzeit d. Lithographie in München, in: Oberbayer. Archiv 113, 1989, S. 23-102;
    ThB.

  • Author

    Franz Menges
  • Citation

    Menges, Franz, "Mitterer, Hermann Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 582-583 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117064025.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Mitterer: Herrmann Joseph M., ein um den öffentlichen Unterricht und die erste Pflege der Lithographie zu München hochverdienter Mann, wurde am 8. October 1764 als der Sohn eines Krämers zu Osterhofen (in Niederbaiern) geboren, kam als Singknabe in das Kloster Farnbach, dann nach Passau und 1782 nach München, wo er, mit den mißlichsten Verhältnissen kämpfend|1784 das Gymnasium absolvirte. Anfänglich zur Theologie bestimmt, neigte er ebenso zur Heilkunde, wie zur bildenden Kunst, studirte mit Fleiß und Eifer Mathematik und Physik, machte auch in der Zeichnung und Malerkunst die raschesten Fortschritte, fühlte sich aber dabei mehr für die Kunst berufen, als zur Theologie und ergriff schließlich ganz das Fach der Architectur und Kunst-Technik. In Folge davon erhielt M. 1791 die Stelle als Zeichnungslehrer am Gymnasium zu München mit einem Jahresgehalte von 150 Gulden, wovon jedoch der edle junge Mann zwei Drittel der armen Wittwe seines Vorgängers Joseph Ott überließ. Mit großem organisatorischen Talent begabt, errichtete M. schon im nächsten Jahre mit Genehmigung des kurfürstl. bair. geheimen Schulcuratels eine Feiertagsschule für Künster und Handwerker, wofür der unermüdlich eifrige Mann, welcher bald über 800, dann 1000 Schüler zählte, 1797 die größere magistratische Ehremedaille erhielt. Seit 1803 unterrichtete er auch die Bauhandwerker im Zeichnen und gründete eine Modellirschule. Da es an Zeichnungsvorlagen fehlte, so versprach M. das nöthige Material zugleich für alle baierischen Schulen zu bearbeiten, wenn das Kgl. Generalcommissariat das Arcanum der Lithographie zur Schule ankaufen würde, was 1808 auch geschah. Die Lithographie war damals noch in ihrer Kindheit; ganz schwach und unmündig erhielt die Schulcommission dieses neue Geschöpf aus den Händen ihrer Erfinder, welche es anfangs nur zum Copiren für Musiknoten benützten. Weder Kreide- noch Tintenrecepte waren zuverlässig und hinreichend, um Kunstarbeiten damit zu fertigen. Nach langem Experimentiren fand M. eine Mischung der Ingredienzen, so daß damit auch Baupläne und freie Handzeichnungen auf Stein gebracht und scharf und rein abgedruckt werden konnten. M. war es, welcher die Lithographie nach Ueberwindung von zahllosen chemischen und mechanischen Hindernissen zu dem hohen Grade der Vollkommenheit brachte, daß man damit alle Kunstartikel der technischen und freien Handzeichnung, ja selbst Portraits auf Stein zeichnen und mustergiltige Abdrücke machen konnte. So begründete M. die erste lithographische Kunstanstalt, welche er 1815 als sein Eigenthum an sich kaufte. Aus dieser gingen viele Arbeiten und Werke hervor, darunter die „Flora Monacensis“ nach der Natur gezeichnet von Joh. Nep. Mayrhofer (Blumenmaler und Lithograph, geb. 1764 zu Oberneukirchen in Oesterreich, 1832 zu München), mit lat. und deutschem Text von Franz P. von Schranck (München 1811—18 4 Bände Fol.); die 130 nach der Natur gezeichneten „Säugethiere“ von Mich. Schmid (mit Text von Joh. Karl Schmid), wozu M. die Fische, Insecten, Mollusken und Crustaceen nachtrug. Für den Religions- und Elementarunterricht lieferte M. nach verschiedenen Meistern 36 „Biblische Bilder“, außerdem viele große Blätter nach Raphael und dgl. Außerdem publicirte M. Zahlreiche fachwissenschaftliche Werke: eine „Anleitung zum Figuren-, Thier-, Landschaft-, Blumen- und Ornament-Zeichnen“, eine „Geometrie für Künstler und Werkleute“ 1809, eine „Anleitung zur bürgerlichen Baukunst und Bauzeichnung“ mit 20 lithogr. Tafeln, bis 1834 in 4 Auflagen; als Fortsetzung hiervon eine „Zimmerwerkkunst“ in 34 Tafeln, München 1817; eine „Anleitung zur Perspektive“ (mit Joh. M. v. Quaglio); „Anleitung zur Mechanik für praktische Künstler und Werkmeister, mit bes. Rücksicht auf den Mühlenbau“ (München 1822. 4. Aufl. 1859); „Anleitung zur Hydraulik, mit besonderer Hinsicht auf das Brunnenwesen“ (mit 21 Tafeln) 1820; „Anleitung zu Schlosserarbeiten“ und „zur Geometrie für Künstler und Werkleute“, 9. Aufl. 1860. In den Kriegsläuften des Jahres 1808 ff, erhielt M. viele Besuche von Officieren und Generalen der französischen Armee, welche die Anstalt bewundernd besuchten, und, da in Frankreich damals die Lithographie völlig unbekannt war, den Ruhm der baierischen Kunstanstalt nach Paris brachten. Unter den zahlreichen Schülern Mitterer's verdienen Lorenz Schöpf|und Franz Hanfstängl genannt zu werden. M. starb, vielfach ausgezeichnet, auch durch die Ernennung zum Ehrenmitglied der Akademie, zu München am 25. April 1829. Der Bildhauer Peter Schöpf modellirte 1829 eine treffliche, in Marmor und Erzguß ausgeführte Büste. In München trägt seit 1864 eine sehr frequente Straße Mitterer's Namen.

    • Literature

      Vgl. Stuttgarter Kunstblatt 1829 Nr. 46 und 47 S. 183 ff. Kunst-Vereinsbericht für 1829 S. 37. Nagler 1840 X, 324 ff.

  • Author

    Hyac. Holland.
  • Citation

    Holland, Hyacinth, "Mitterer, Hermann Joseph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 23-25 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117064025.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA