Dates of Life
1772 – 1849
Place of birth
Frankfurt/Main
Place of death
Frankfurt/Main
Occupation
Jurist ; Bürgermeister zu Frankfurt ; Mitgründer und Präses der Frankfurter Bibelgesellschaft ; Präsident des Appellations- und Kriminalgerichts in Frankfurt am Main ; Bibelübersetzer ; Kirchenlieddichter
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 118874470 | OGND | VIAF: 61828498
Alternate Names
  • Bibel-Meyer (genannt)
  • Meyer, Johann Friedrich von
  • Bibel-Meyer (genannt)
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Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Citation

Meyer, Johann Friedrich von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118874470.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Johann Anton (Reichsadel 1789, 1734-1800), Kaufm., Inh. e. Blechwalzwerks in F., Senior d. Bürgerausschusses, S d. Heinrich Gerhard M. (1699-1768), Handelsmann u. Ratsweinschenk in Hildesheim, Gastwirt z. Goldenen Löwen, seit 1763 in F., u. d. Anna Lucia Schmeccius (1703–58);
    M Anna Catharina (1735–97), T d. Johann Christian|Mühl (1691–1769), Handelsmann in F., u. d. Maria Ursula Claus (1701–55);
    B Heinrich Anton (1766–1834), Teilhaber d. väterl. Fa. seit 1789, Johann Georg (1765–1838), Teilhaber d. Fa. u. Gründer e. eigenen Bankhauses;
    Wetzlar 1795 Franziska (1780–1849, kath.), T d. Franz Xaver v. Zwackh zu Holtzhausen (1756–1843), WGR, Gesandter, zuletzt Generalkommissär u. Reg.präs. d. Rheinkreises bis 1817 (s. Dipl. Vertr. III; Schärl), u. d. Margarethe v. Weinbach (1760–1823);
    K, u. a. Guido (1798–1869), Legationsrat. Bevollmächtigter b. Bundestag in F., Schriftst. (s. Meusel, Gel. Teutschland 18), Christian Erich Hermann (s. 2), Julie (1796–1883, Karl Frhr. v. Stengel, 1784–1865, Reg.präs. v. Schwaben, dann Appellationsgerichtspräs.). – Zum Braunschweiger Zweig d. Fam. gehört Ernst v. Meier (1832–1911), Jurist (s. NDB 16).

  • Biographical Presentation

    M. begann auf Wunsch seines Vaters 1789 in Göttingen das Studium der Jurisprudenz. 1792 errang er hier mit der ursprünglich lat. abgefaßten, 1803 auch auf deutsch erschienenen „Preisschrift von den Unterschieden zwischen Tutel und Curatel, Unmündigen und Minderjährigen, nach Röm. und Deutschem Recht“ einen akademischen Preis. Daneben widmete er sich bei Ch. G. Heyne der klassischen Altertumswissenschaft, womit er einer seit seiner frühen Jugend bestehenden Neigung folgte, die sich noch in den von ihm zwischen 1806 und 1813 vorgelegten Übersetzungen von Schriften Ciceros und Xenophons zeigt. Nach Abschluß seiner juristischen Studien ging M. 1793/94 zunächst in Leipzig seinen philosophischen, naturwissenschaftlichen, ästhetischen und vor allem literarischen Interessen nach, die sich u. a. in Beiträgen zu Wielands „Neuem Teutschen Merkur“ und in dem Roman „Kallias“ (1794, ²1804) niederschlugen, und trat danach beim Reichskammergericht in Wetzlar die praktische juristische Tätigkeit an. Infolge der raschen territorialen Veränderungen verlor M. in der Folgezeit zwischen 1795 und 1801 sehr schnell wieder die erlangten Stellungen als salm-kyrburg. Kammerdirektor und als pfalzbayer. Appellationsgerichtsrat in Mannheim. In Frankfurt/Main, wo er mit seinem väterlichen Erbe das Haus Große Bockenheimer Gasse 28 erworben hatte, erlebte er unter dem Eindruck der für ihn ungünstigen Zeitumstände und der mit ihnen verbundenen persönlichen Rückschläge eine religiöse Erweckung. Sie bildet, später von L. Börne im ersten seiner „Briefe aus Frankfurt 1820-1821“ ironisiert, den Hintergrund seines erwachten Interesses an der Bibel und seiner religiösen Schriftstellerei. 1803/04 übernahm M., der auch selbst mit dramatischen Dichtungen hervorgetreten ist, für 2500 fl. Gehalt in seiner Vaterstadt die Aufgabe eines Theaterdirektors. Diese suchte er, wie Frau Rat Goethe am 20.7.1804 in einem Brief an ihren Sohn anläßlich der Frankfurter Erstaufführung von dessen „Clavigo“ hervorhob, so auszufüllen, „daß das pupplicum Geschmack am großen und schönen gewindt“. M. scheiterte jedoch am Widerstand einflußreicher Frankfurter wie des Bankiers J. J. v. Willemer. 1807 eröffnete ihm Fürstprimas Carl Theodor v. Dalberg mit der Ernennung zum Stadtgerichtsrat in Frankfurt/Main den Einstieg in die öffentliche Karriere. In rascher Folge erklomm er nun Stufe um Stufe; 1816 wurde er in den Senat der Stadt gewählt; 1821 wurde er Schöffe und kurz darauf Syndikus, 1837 als Gerichtsschultheiß Präsident des Appellations- und Kriminalgerichts; im selben Jahr übernahm er die Vertretung der vier Freien Städte im Deutschen Bundestag; dreimal, 1825, 1839 und 1843, bekleidete er in Frankfurt das höchste städtische Amt, das des Älteren Bürgermeisters. Im Senat gehörte er zur konservativen, allen liberalen Bestrebungen strikt entgegengesetzten „Pietistengruppe“. Seine politische Einstellung kommt etwa in seiner Denkschrift: „Das Rechts- und Gemeinde-Verhältniß der Judenschaft zu Frankfurt, geschichtlich und rechtlich dargestellt“ (1817) zum Ausdruck. Mit ihr trat er einer 1814 dem Wiener Kongreß übergebenen „Supplik“ und einer in der Folgezeit an die Bundesversammlung gerichteten Beschwerde der Frankfurter Juden entgegen, durch die diese vergeblich die Beibehaltung des ihnen 1811 von Dalberg gewährten Bürgerrechts zu erreichen versuchten.

    M.s Bedeutung beruht vor allem auf seinem monumentalen, dreibändigen Bibelwerk: „Die Heilige Schrift in berichtigter Übersetzung“ (1819, ²1823 ohne Anm., ³1855), für das ihm die Erlanger Theologischen Fakultät 1821 die Ehrendoktorwürde verlieh. Mit diesem Bibelwerk, zu dessen Vorbereitung M. seit 1806/07 eigens Hebräisch und Aramäisch gelernt und umfangreiche exegetische Studien betrieben hatte, wollte er der Textverwilderung der Lutherbibel entgegenwirken, die seit dem 17. Jh. in zunehmendem Maße eingerissen war. Zu diesem Zweck stellte er dem Bibelleser unter möglichst weitgehender Wahrung des Wortlauts von Luthers Übersetzung einen von Fehlern bereinigten und durch erläuternde Anmerkungen erschlossenen deutschen Bibeltext zur Verfügung. Die auf sein Betreiben 1816 begründete Frankfurter Bibelgesellschaft, der M. als Vizepräsident und später als Präsident vorstand, spielte bei der Verbreitung seines Bibelwerks eine maßgebliche Rolle. M. ist auch mit weiteren Arbeiten zur Bibel hervorgetreten, so mit seinen „Bibeldeutungen“ (1812) oder dem Abriß der „Geschichte des Volkes Israel“, den er zu F. Ch. Schlossers „Weltgeschichte in zusammenhängender Erzählung“ (I, 1815, S. 25-44) beigesteuert hat, vor allem aber mit zahlreichen kleineren Abhandlungen in den 1818-32 in 12 Sammlungen erschienenen „Blättern für höhere Wahrheit, Aus Beyträgen von Gelehrten, ältern und neuern Handschriften und seltenen Büchern, Mit besonderer Rücksicht auf Magnetismus“ (Auswahl in 2 Bänden, 1853). Für die Erfassung des unmittelbaren Wortsinns sind diese Bibelerklärungen wegen der ihnen eigenen mystisch-theosophischen Tendenzen jedoch zumeist nur von begrenztem Wert. In der Theosophie suchte M., der seit 1827 Freimaurer war und der Frankfurter Loge „Carl zur aufgehenden Sonne“ bis zu ihrer Auflösung 1845 angehörte, überhaupt ein Gegengewicht zu der von ihm bekämpften aufgeklärten Rationalität. Wie verwandten Geistern aus dem Umkreis der Erweckungsbewegung und der Romantik, mit denen er in Verbindung stand, z. B. J. H. Jung-Stilling, Franz v. Baader und vor allem J. Kerner, in dessen „Blättern von Prevorst“ und „Magikon“ er seit 1832 zahlreiche Beiträge veröffentlichte, dienten auch ihm Kabbala, Astrologie, Alchimie, Magnetismus, Somnambulismus und eschatologische Prophetie neben anderen, ähnlichen Weisen supranaturaler Erfahrung als Zugänge zu höherer Erkenntnis. M. war zu seiner Zeit überdies ein (u. a. von dem Kirchenliederdichter Albert Knapp) hoch geschätzter Verfasser geistlicher Lieder.

  • Works

    Weitere W u. a. Das neue Jh., Ein Vorspiel, 1801;
    Hades, Ein Btr. z. Theorie d. Geisterkde., 1810;
    Die Weissagungen u. Verheißungen d. Kirche Jesu Christi auf d. letzten Zeiten d. Heyden gegeben, Nach d. Werk d. P. Lambert auszugsweise f. Christen aller Confessionen bearb. u. mit Zusätzen u. Anm. begleitet v. Jaschem, 1818;
    Wahrnehmungen e. Seherin, 1.-2. T., 1827/28;
    Das Buch Jezira, d. älteste kabbalist. Urk. d. Hebräer, Nebst d. 32 Wegen d. Weisheit, hebräisch u. dt. mit Einl. u. erläuternden Anm. dieses hl. Buches mit Rücksicht auf d. neuern Weltbegebenheiten dargeboten durch e. Kreuzritter, 1833;
    Hesperiden, Poet. u. Prosaische Schrr., auch geistl. Lieder, 1.-2. Slg., 1836/37;
    Zur Ägyptol., 1840. |

  • Archival Ressources

    Nachlaß: Erlangen, Theol. Fak. d. Univ.

  • Literature

    ADB 21;
    H. Dechent, KG v. Frankfurt a. M. seit d. Ref. II, 1921, S. 319-24;
    S. Schrenk, Der Frankfurter Bürgermeister u. Bibelübersetzer (1928), in: Die ev. Kirche v. Frankfurt a. M. in Gesch. u. Gegenwart, hrsg. v. Ch. Führ u. J. Telschow, ²1980, S. 223-29;
    E. Kleinstück, 150 J. Frankfurter Bibelges. (1966), ebd., S. 210-18;
    H. Fröschle, Ein Dokument d. Spätromantik, Der Briefwechsel zw. Justinus Kerner u. J. F. v. M., in: Jb. d. Wiener Goethe-Ver. 80, 1976, S. 75-88;
    J. Fabry, Le théosophe de Francfort J. F. v. M. et l'ésotérisme en Allemagne au XIXe siècle, 2 Bde., 1989 (W-Verz., P);
    D. Trautwein, in: Gottes Wort reichlich unter uns, Frankfurter Bibelges. 175 J. 1816-1991, S. 14-30, 49-56;
    H. C. Stoodt, ebd., S. 146-52;
    PRE;
    Kosch, Lit.-Lex³.

  • Portraits

    Porträtbüste, anonym (Frankfurt/M., Hist. Mus.);
    Kupf. v. C. Barth, 1825 (ebd.);
    Porträtzeichnung v. E. Pichler, 1843 gedr. v. C. Knatz (ebd.), Abb. b. J. Fabry (s. L).

  • Author

    Willy Schottroff
  • Citation

    Schottroff, Willy, "Meyer, Johann Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 290-292 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118874470.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Meyer: Johann Friedrich v. M., der sogenannte „Bibel-Meyer“, geb. 1772 zu Frankfurt a. M., ebendaselbst 1849. Er nimmt unter den Männern, welche im Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts für die Rückkehr zur biblischen Wahrheit in ihrem Vollgehalte aus der Verflüchtigung, welche sie durch den sogenannten Rationalismus erfahren hatte, in erfolgreicher Weise thätig waren, eine sehr bedeutende Stelle ein. Wenn ihn schon sein Gemüth auf dieses große Ziel hindrängte, so war ihm auch jene gründliche und umfassende geistige Bildung, ohne welche man sich eben diesem Ziele auf keine Weise auch nur anzunähern vermag, im reichsten Maße zu Theil geworden. Er war der Sohn eines angesehenen Handelsmannes in Frankfurt a. M., doch bestimmte ihn der Vater selbst zu einem wissenschaftlichen Berufe. Er sollte sich der Jurisprudenz widmen und bezog zu diesem Ende bereits im 17. Lebensjahre die Universität Göttingen. Seine eigentliche Neigung galt zwar nicht jener Wissenschaft, doch betrieb er dieselbe aus kindlicher Pietät mit solchem Ernste, daß er 1792 mit einer juridischen Abhandlung den akademischen Preis davontrug. Auch in der juridischen Praxis bewährte er sich als Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt und als pfalz-baierischer Appellationsrath in Mannheim dergestalt, daß ihn 1807 der Großherzog von Frankfurt zum Stadtgerichtsrath ernannte. Im J. 1816 trat er hierauf in den Senat, 1821 rückte er auf die Schöffenbank, vier Wochen später wurde er Syndikus, 1837 Gerichtsschultheiß d. i. Präsident des Appellations- und Criminalgerichtes; in dem nämlichen Jahre übernahm er auch als Gesandter die Vertretung der freien Städte beim Bundestag, und dreimal, 1825, 1839 und 1843 hat er das Amt des älteren Bürgermeisters bekleidet. Schon von Jugend an war er indessen mit der innigsten Liebe den alten Classikern zugewendet gewesen, so daß er hierin weit über dasjenige, was ihm die Schule bieten konnte, hinausgegangen war, und er nachmals in Göttingen zu des Philologen Heyne eifrigsten und tüchtigsten Schülern gehörte. Bei alledem waren ihm die schönen Künste nicht fremd geblieben, wie er sich denn von jeher im Zeichnen, Malen und im Harfenspiel übte. Nach Vollendung seiner juridischen und philologischen Studien hatte er sich 1793 noch nach Leipzig begeben, um hier Vorlesungen über Philosophie und Naturwissenschaft zu hören. So war es ihm denn möglich geworden, in den Jahren 1794 und 1795 eine ganze Reihe von Aufsätzen archäologischen, philosophischen und belletristischen Inhalts für Heeren's „Bibliothek" und Wieland's „Merkur“ zu liefern; 1794 hatte er überdies einen zweibändigen Roman „Kallias“ erscheinen lassen und 1803 sogar die Leitung des Frankfurter Theaters übernommen, in der Hoffnung, die sich ihm freilich nicht erfüllte, die dramatische Kunst in seiner Vaterstadt zu der Höhe ihrer Aufgabe zu erheben und ihr zugleich eine sittliche Wirksamkeit zu sichern. Bis zum Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts war M. in der damals vorherrschenden rationalistischen Denkart befangen gewesen und hatten ihm die biblischen Bücher zumeist nur ein ästhetisches und poetisches Interesse eingeflößt. Der Ernst der damaligen politischen Ereignisse, deren Druck er auch persönlich gar vielfach zu empfinden hatte, ließ ihn jedoch fortan in der Bibel auch religiösen Trost suchen, und alsbald wurde sie ihm sein Eins und Alles. Auch hier verleugnete er indessen den wissenschaftlichen Geist nicht, wie er denn, um desto genauer in den Sinn des alten Testamentes einzudringen, in seinem 35. Lebensjahre das Hebräische noch gründlich zu erlernen sich entschloß. In Kurzem erwarb er sich so umfassende exegetische Kenntnisse, daß er schon 1812 seine „Bibeldeutungen" herausgeben konnte, an welchen die damaligen Ausleger der Schrift nichts weiter auszusetzen wußten, als seine gläubige Hingebung an das in der Bibel enthaltene Glaubenssystem. Den Anfechtungen gegenüber, welche er in dieser Beziehung zu erfahren hatte, kam er vermöge seines versöhnlichen, liebevollen Gemüthes alsbald dahin, „das polemische Schwert, wie er selbst sich ausdrückte, einzuziehen und nur im Frieden ein Neues zu bauen“. Sein nächster Plan war eine würdige Verdeutschung der Bibel, bei welcher er Luther's Uebersetzung, in der er ein hohes geistliches Kunstwerk erkannte, durchaus zu Grunde legte und sich lediglich darauf beschränkte, die in ihr vorkommenden, von Unkunde der Sprachen herrührenden Fehler zu verbessern. Bereits 1819 erschien dieses sein Bibelwerk, dessen Entstehung er selbst, auf Marheineke's Wunsch, in den „Berliner Nachrichten“ vom 3. December 1818 erzählte, worauf ihm dann 1821 die theologische Facultät zu Erlangen in Anerkennung seiner Verdienste um die Schrift die theologische Doctorwürde zuerkannte. Eine zweite Auflage des Werkes erfolgte 1823 ohne die erläuternden Anmerkungen, eine dritte, welcher die Anmerkungen wieder beigegeben waren, veranstaltete 1855, also sechs Jahre nach Meyer's Tode, die Zimmer’sche Buchhandlung in Frankfurt. Bei allem Ernste aber seines geistlichen Strebens entfremdete sich M. keineswegs der sogenannten weltlichen Wissenschaft, wofür wir als redende Zeugnisse die in den Jahren 1806 und 1807 von ihm herausgegebene Uebersetzung der Schriften Cicero's „Von der Natur der Götter", „Von der Weissagung" und „Vom Schicksal", sowie seine Verdeutschung von Xenophon's „Cyropädie" aufführen, welche letztere 1813 in erster, 1823 in zweiter Auflage erschien. Ueberhaupt war er unablässig darauf bedacht, neben seinem immer tieferen Eindringen in die Geheimnisse der Bibel, auch seine Kenntnisse im Reich der Natur und der Geschichte mehr und mehr zu erweitern. Er war eben nicht damit befriedigt, die theologischen Lehren nur an sich selbst ins Auge zu fassen. Das Licht, welches vom göttlichen Wort ausstrahlt, sollte vielmehr allem sonstigen Wissen erst seine wahre Würde verleihen, und wiederum die Bibelwahrheit gerade dadurch, daß sie zu den anderen Erkenntnissen in lebendige Beziehung gesetzt wird, nicht mehr als etwas ganz Besonderes, Fremdes, sondern vielmehr als etwas Naheliegendes und womit man sich gar wohl befreunden könne, erscheinen. Diesem hohen Endziel sollte ganz besonders sein Hauptwerk dienen, „Die Blätter für höhere Wahrheit, aus älteren und neueren Handschriften und seltenen Büchern, mit besonderer Rücksicht auf den Magnetismus", 11 Sammlungen 1819—1832, an welche sich als 12. Band der „Inbegriff der Glaubenslehre" noch anreihte. Im gleichen Sinne sind seine „Hesperiden" vom Jahre 1836 gehalten. Schon 1815 hatte er auch für die erste Ausgabe von Schlosser's „Weltgeschichte in zusammenhängender Erzählung“ die Geschichte des Volkes Israel verfaßt. Im Interesse der Freimaurerloge „Karl zur aufgehenden Sonne“ in Frankfurt, deren Mitglied er war, gab er 1831 „Das Buch Jezira, die älteste kabbalistische Urkunde der Hebräer" hebräisch und deutsch mit Anmerkungen heraus; ebendahin gehört auch die Schrift „Zur Aegyptologie" vom Jahre 1840. Mit besonderer Vorliebe war er der Eschatologie und der Apokalyptik zugewendet, wie die schon 1810 erschienene Schrift über den „Hades", dann sein „Schlüssel zur Offenbarung Johannis“ 1833 und sein letztes Büchlein „Blicke in den Spiegel des prophetischen Wortes“ 1847 beweisen. Es existiren auch von M. sehr vorzügliche geistliche Lieder und für die „Heidelberger Jahrbücher" hat er von 1811 bis 1818 eine ganze Reihe höchst schätzbarer Recensionen geliefert. Die Stürme des Jahres 1848 überlebte er nicht lange: am 27. Januar 1849 verschied plötzlich Abends seine Gattin; 13 Stunden später entschlief er selbst. — Der „Neue Nekrolog der Deutschen“ von 1849 enthält nur sehr dürftige Mittheilungen über ihn; bei weitem reichhaltiger ist die „Biographische Einleitung“, welche der 1853 bei J. F. Steinkopf in Stuttgart erschienenen „Auswahl aus den Blättern für höhere Wahrheit“ vorangestellt ist.

  • Author

    J. Hamberger.
  • Citation

    Hamberger, Julius, "Meyer, Johann Friedrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 597-599 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118874470.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA