Lebensdaten
1853 – 1937
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Bürgermeister von Hamburg ; Bildungspolitiker
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 116875356 | OGND | VIAF: 270243201
Namensvarianten
  • Melle, Werner von (von ist kein Adelsprädikat)
  • Melle, Werner von
  • Melle, Werner von (von ist kein Adelsprädikat)
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Zitierweise

Melle, Werner von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116875356.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil (1822–91), Kaufm. in H., Mitgl. d. Reichstags d. Norddt. Bundes (nat.liberal), Senator, S d. Theodor (1788–1850), Kaufm. in Lübeck, seit 1821 in H., u. d. Babette Henriette (1797–1875);
    M Maria Elisabeth (1827–1912), T d. Heinrich Geffcken (1792–1861), Kaufm. in H., Senator u. Wirtsch.politiker (s. NDB VI), u. d. Elisabeth Merckel (1798–1889); Vorfahre Jacob (s. 1);
    Hamburg 1880 Emmy (1858–1931), T d. Georg Heinrich Kaemmerer (1824–75), Kaufm. u. Bankier in H. (s. NDB X*), u. d. Emilie (Emmy) Helene (1837–1910, T d. Bgm. Dr. Hermann Gossler, 1802–77); Schwager Otto Mönckeberg (1843–93), Richter, Senator;
    3 T, u. a. Alida (* 1885, Conrad Borchling, 1872–1946, Germanist u. Sprachwissenschaftler, Prof. in H.);
    N Carl Georg Heise (1890–1979), Dir. d. Hamburger Kunsthalle.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Gelehrtenschule des Johanneums studierte M. Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg, Straßburg, Leipzig und Göttingen, wo er 1876 promoviert wurde. Neben der Advokatur widmete er sich journalistischen und auch historischen Arbeiten (darunter zahlreiche Beiträge für die ADB), bis er 1886 als Redakteur bei den konservativen „Hamburger Nachrichten“ eintrat. Kurz nach dem Tode seines Vaters wurde M. 1891 zum Syndikus des Senats gewählt. Hier fand er als Präsidialmitglied der Oberschulbehörde seine Lebensaufgabe, nämlich den Ausbau und die Förderung der Leistungsfähigkeit des hamburg. Bildungswesens. Erst 1870 war in der Hansestadt die allgemeine Schulpflicht eingeführt worden. In der werdenden Millionenstadt bedurfte es gewaltiger finanzieller und organisatorischer Anstrengungen, um das Schulwesen zeitgemäß umzugestalten. Besondere Aufmerksamkeit widmete M. der planmäßigen Erweiterung des „Allgemeinen Vorlesungswesens“ – einer traditionsreichen Einrichtung der Erwachsenenbildung mit wachsender Breitenwirkung – sowie der korporativen Zusammenfassung der zahlreichen wissenschaftlichen Anstalten. Dabei war sein Fernziel die Errichtung einer Universität. Mit der Wahl in den Senat (1900) wurde M. vollberechtigtes Mitglied des Regierungskollegiums im Stadtstaat; vier Jahre später übernahm er als Präses die Leitung der Oberschulbehörde. Von nun an konnte er zielstrebig an die Verwirklichung seiner bildungspolitischen Vorstellungen gehen. Um finanziellen Spielraum zu gewinnen, gründete M. 1907 die „Hamburg. Wissenschaftliche Stiftung“, deren Startkapital von annähernd vier Millionen Mark vornehmlich aus Kreisen der hanseatischen Kaufmannschaft zusammmengekommen war. Im folgenden Jahr wurde in Hamburg auf Anregung des Reichskolonialamts ein „Kolonialinstitut“ errichtet, das neben der Ausbildung von Kolonialbeamten auch der medizinischen und hygienischen Forschung sowie der verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Erschließung der deutschen Kolonien dienen sollte. Die in diesem Zusammenhang eingerichteten Sprachprofessuren bildeten das Fundament einer fortan systematisch geförderten Auslandskunde. 1912 legte M. der Bürgerschaft den Plan der Gründung einer Rumpfuniversität vor (ohne theologische und medizinische Fakultät). Nach vielmonatiger leidenschaftlicher Diskussion und heftiger Agitation, die auch breite Kreise der Bevölkerung erfaßte, wurde die dezidierte Senatsvorlage jedoch mit knapper Mehrheit abgelehnt. Erst nach Kriegsende, als provisorische Hochschulkurse für entlassene Kriegsteilnehmer die Leistungsfähigkeit der wissenschaftlichen Einrichtungen überzeugend unter Beweis gestellt hatten, kam es am 10.5.1919 zur Eröffnung der Hamburgischen Universität. M., der seit 1914 mehrfach das Bürgermeisteramt – auch als Präsident des Senats – ausgeübt hatte, wurde ihr erster Ehrendoktor und nach dem Ausscheiden aus dem Senat (1921) ehrenhalber Rector magnificus „seiner“ Hochschule, eine in Deutschland einmalige Auszeichnung. Die gewonnene Muße nutzte er zur Abfassung des umfangreichen Werks „Dreißig Jahre Hamburger Wissenschaft“ (2 Bde., 1923/24), eines eindrucksvollen Zeugnisses seiner jahrzehntelangen wissenschaftspolitischen Bemühungen. Nach dem inflationsbedingten Verlust des Stiftungsvermögens widmete M. seine ganze Tatkraft dem Wiederaufbau der Wissenschaftlichen Stiftung. Als Achtzigjähriger mußte er noch erleben, wie seine ureigenste Schöpfung „gleichgeschaltet“ wurde: 1933/34 hat fast jeder sechste Hochschullehrer die Hamburgische Universität verlassen müssen.|

  • Auszeichnungen

    D. theol. (Göttingen 1917), Dr. phil. h. c. und Dr. rer. pol. h. c. (Hamburg 1919/28);
    Univ.medaille in Gold (1928);
    1961 wurde das Zentrum des neuen Universitätsgeländes in Von-Melle-Park umbenannt.

  • Werke

    Weitere W Die Entwicklung d. öffentl. Armenwesens, 1883;
    Gustav Heinrich Kirchenpauer, 1888;
    |Das Hamburg. Staatsrecht, 1891;
    Jugenderinnerungen, 1928. – Etwa 2000 Briefe an M. (Staats- u. Univ.bibl. Hamburg).

  • Literatur

    Dt.GB 13 (Geffcken);
    Festschr. d. Hamburg. Univ. f. W. v. M., 1933 (darin: G. Thilenius, Vom Akadem. Gymnasium z. Hamburg. Univ., S. 3-20);
    ). Bolland, Die Gründung d. „Hamburg. Univ.“, in: Univ. Hamburg 1919–69, 1969, S. 17-105;
    G. Ahrens, W. v. M. u. d. Hamburg. Univ., in: Zs. d. Ver. f. Hamburg. Gesch. 66, 1980, S. 63-93;
    G. Schiefler, Eine Hamburg. Kulturgesch. 1890-1920, 1985.

  • Porträts

    Radierung v. W. Mann, 1917. Abb. b. Schiefler, n. S. 368;
    Bronzebüste v. F. Wield (je e. Abguß im Hamburger Rathaus u. im Hauptgebäude d. Univ.).

  • Autor/in

    Gerhard Ahrens
  • Zitierweise

    Ahrens, Gerhard, "Melle, Werner von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 20-21 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116875356.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA