Meißner, August Gottlieb
Meißner, August Gottlieb
- Lebensdaten
- 1753 – 1807
- Geburtsort
- Bautzen
- Sterbeort
- Fulda
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Dichter ; Ästhetiker ; Hochschullehrer ; Jurist ; Philosoph ; Übersetzer
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 100308023 | OGND | VIAF: 44308263
- Namensvarianten
-
- Meißner, August Gottlieb
- Maizner
- Meisner, A. G.
- Meisner, August Gottlieb
- Meisnerus, Augustus Gottlieb
- Meissner
- Meissner, A. G.
- Meissner, August Gottlieb
- Meißner, A. G.
- Mesner
- Mr.
- Mßnr.
- mehr
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- correspSearch - Verzeichnisse von Briefeditionen durchsuchen [2014-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- Carl Maria von Weber - Gesamtausgabe [2006-]
- Jean Paul – Sämtliche Briefe 🔄 digital
- Interimsregister der Enzyklopädie der Neuzeit (Bd. 1-13)
- August Wilhelm Ifflands dramaturgisches und administratives Archiv
- * Forschungsdatenbank so:fie Personen
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Sächsische Bibliographie
- Deutsches Textarchiv (Autoren)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- * Internationales Quellenlexikon der Musik (RISM)
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Genealogie
V →Abraham Gottlieb († 1761), Rgt.quartiermeister u. Senator in B., S e. kaiserl. Notars in Wurzen;
M Charlotte Ernestine († 1779), T d. Arztes Joh. Gottlob Sergnitz in Löbau;
⚭ Dresden 1783 Joh. Christiana Elisabeth (1764–1807), T d. Hofrats u. Geh. Referendars Ernst Gotthelf Becker u. d. N.N. Willers;
1 S, 3 T;
E →Alfred (s. 2). -
Biographie
M. besuchte 1765-72 das Lyzeum in Löbau; 1773/74 studierte er die Rechte in Wittenberg und Leipzig. Seit 1776 war M. zunächst Kanzlist, dann Geh. Archiv-Registrator in Dresden. Nebenbei entfaltete er eine rege Schriftstellertätigkeit, nicht zuletzt, um sein karges Beamtensalär aufzubessern. 1785 wurde er als Professor für Ästhetik an die Univ. Prag berufen, 1805 zum nassau. Konsistorialrat und Gymnasialdirektor in Fulda ernannt.
Bereits als Student publizierte M. erste Gedichte, denen bald eine Reihe von Übersetzungen franz. Sing- und Lustspiele folgte. Sinn für populäre Sujets bewies er auch mit der Herausgabe zweier Sammlungen von Prosaerzählungen: den „Skizzen“ (14 Bde., 1778–96) und den „Erzählungen und Dialogen“ (3 Bde., 1781–89), größtenteils Adaptionen fremder Stoffe. Besonders die „Skizzen“ avancierten zu einem Erfolgswerk der Zeit und begründeten den literarischen Ruhm M.s. Nach franz. Vorbildern (wie Marmontel oder Voltaire) bot M. einem bildungsbeflissenen Lesepublikum ein reichhaltiges Panorama unterhaltsamer und belehrender Geschichten mit einer Vielzahl von Themen: von der literarischen Exotik über Geschichtsepisoden bis zu Schwänken und Kriminalfällen. Auch als Dramatiker, Biograph, Fabeldichter und Romancier trat M. hervor. Nach einem Versuch im Genre des melodramatischen Familienromans („Die Geschichte der Familie Frink“, 1779) widmete er sich mit den Romanen „Bianca Capello“ (2 Bde., 1784) und „Alcibiades“ (4 Bde., 1781–88) historischen Persönlichkeiten der ital. Renaissance bzw. der griech. Antike. Seinen Ruf als „classischer Geschichtsschreiber“ befestigte M. durch seine Biographien bedeutender Persönlichkeiten der griech.-röm. Geschichte: „Spartacus“ (1792), „Epaminondas“ (1798) und „Leben des Julius Caesar“ (2 Bde., 1799). Da die meisten seiner Werke Übersetzungen oder Bearbeitungen fremder Vorlagen sind, mußte sich M. den Vorwurf gefallen lassen, kein eigentlich „origineller“ Autor, sondern nur ein geschickter Kompilator zu sein. Exemplarisch war die Kritik des Historikers J. P. Siebenkees. In seinem Buch „Lebensbeschreibung der Bianca Capello de Medici“ (1789) wies er M. gravierende Fehleinschätzungen und Verdrehungen der geschichtlichen Wahrheit nach. Dennoch überwog zu M.s Lebzeiten das positive Urteil. Man schätzte ihn als ebenso unterhaltenden wie anregenden Erzähler, als aufklärerischen Belletristen, der sich an Vorbildern wie Lessing, Wieland und Bürger orientierte. Wenn auch das Lob der Jenaer „Allgemeinen Literaturzeitung“, M. sei einer „unserer besten Prosaisten“, übertrieben ist, war er doch ein versierter Autor, der sich darum bemühte, die Bildungs- und Erziehungsabsicht der Aufklärung in populären Literaturformen zu vermitteln.
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Werke
Weitere W Joh. v. Schwaben, 1780 (Drama);
Masaniello, 1784 (Biogr.);
Hundert Aesop. Fabeln, 1791;
Apollo, 1793-98 (Mschr.);
Kriminal-Geschichten, 1796;
Bruchstücke d. Biographie 1. G. Naumanns, 2 Bde., 1803/04. – Sämtl. Werke, hrsg. v. F. Kuffner, 36 Bde., 1811/12. -
Literatur
ADB 21;
R. Fürst. A. G. M., Eine Darst. s. Lebens u. s. Schrr., 1894;
H. Braune. A. G. M.s hist. Romane, Diss. Leipzig 1925;
R. Bauer, Der hist. Trivialroman in Dtld. im ausgehenden 18. Jh., Diss. München 1930;
M. Meyer, Die Entstehung d. hist. Romans in Dtld. u. s. Stellung zw. Gesch.schreibung u. Dichtung, Diss. München 1973, bes. S. 156-65;
H.-F. Foltin, Nachwort in A. G. M., Kriminalgeschichten, 1977 (Nachdr. d. Ausg. v. 1796);
Goedeke 4/1;
H. Goebels, A. G. M., in: Lex. d. Kinder- u. Jugendlit., hrsg. v. K. Doderer, II, 1977;
Kosch, Lit.-Lex³. -
Autor/in
Walter Weber -
Zitierweise
Weber, Walter, "Meißner, August Gottlieb" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 694 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100308023.html#ndbcontent
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Biographie
Meißner: August Gottlieb M., Dichter, geb. (seiner eignen, bei Meusel angeführten Angabe zufolge) am 3. (nicht 4.) Nov. 1753 in Bautzen, † am 18. (wol nicht 20.) Febr. 1807 in Fulda. Sein Vater, Abraham Gottlieb M., lebte in Bautzen, zuerst als Regimentsquartiermeister bei dem Minckwitzischen Kürassierregiment, dann (seit 1748) als Senator und starb, wie Otto in seinem Lexikon angibt, der dennoch des Sohnes Geburt in das Jahr 1763 versetzt, am 16. Oct. 1761. Otto berichtigte sein Versehen in einer besonderen Anzeige, welche er im Intelligenzblatte der Neuen Leipziger Litteraturzeitung (1804 Stück 43 1. Sept. Sp. 691) einrücken ließ. Dies und die hiernächst mitzutheilenden chronologischen Thatsachen hinderten jedoch nicht, daß nicht der Fortsetzer des Otto’schen Lexikons, J. D. Schulze, seiner Berichtigung mit der Behauptung widersprach, M. sei nicht 1753, sondern „laut Kirchenbuch“ 1763 geboren. Auch der Todestag wird abweichend angegeben; den 18. Februar nennt Jördens in einer Selbstberichtigung. M. besuchte in den Jahren 1764 bis 1772 die Schule zu Löbau und widmete sich 1773—1776 in Leipzig und Wittenberg dem Studium der Rechte. Schon während seiner Universitätszeit kam jedoch seine Vorliebe für Theater und Poesie zum Durchbruch. Er genoß theils in Leipzig, theils in Ronneburg den Umgang Ekhofs, der Seylerin, der Brandes, lieferte bereits für den Leipziger Musenalmanach auf das Jahr 1776 das Gedicht „Murat und Friedericke", betheiligte sich an der Zeitschrift „Neue Unterhaltungen“, von der 1776 vier Stücke erschienen, und gab in demselben Jahre auch schon eine komische Oper „Das Grab des Mufti“ heraus. Nur die Thränen seiner Mutter und dringliche Vorstellungen älterer Berather sollen ihn dazu vermocht haben, die Verbindung mit dem Theater aufzugeben. Er erhielt zunächst in Dresden eine Anstellung als Geheimer Canzellist, zuerst im Geheimen Consilium, dann am Geheimen Archiv. Später hatte eine Reise nach Oesterreich, welche er im J. 1785 unternahm, für ihn den Erfolg, daß ihm eine Professur der Aesthetik und classischen Litteratur an der Universität zu Prag übertragen ward. Er trat dieses Amt am 26. November 1785 an und verblieb in derselben Stellung, bis er im J. 1805 einer Berufung nach Fulda folgte, wo er als fürstlich Nassauischer wirklicher Consistorialrath und Director des|Gymnasium illustre starb. Seine Tochter Bianca vermählte sich in zweiter Ehe mit dem als Schriftsteller und Kunstfreund bekannten Joh. Gottl. von Quandt; der Dichter Alfred M. ist sein Enkel. — Schriftstellerischen Ruf und große Beliebtheit bei dem Publikum seiner Zeit erwarb sich M., ohne sich in seinen Hervorbringungen zu künstlerischer Größe zu erheben, als Verfasser von Romanen und Erzählungen, besonders durch die von ihm unter dem Titel „Skizzen“ (von 1778 an in 10, zuletzt in 14 Sammlungen) herausgegebenen kleineren Darstellungen und durch die Romane Alcibiades und Bianca Capello. Auch seine Fabeldichtungen und sein Schauspiel „Johann von Schwaben“ (1780) verdienen Erwähnung. Während seines Dresdner Aufenthaltes gab er zusammen mit K. Ch. Canzler die Quartalschrift „Für ältere Litteratur und neuere Lectüre“ heraus; in Prag die Zeitschrift „Apollo“. Seine Werke erschienen gesammelt in 56 Bänden (herausg. von G. Kuffner. Wien, 1811, 1812).
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Literatur
Meusel, G. T.
G. F. Otto, Lexikon der Oberlausizischen Schriftsteller Bd. II, S. 559 ff.; Bd. III, S. 759; Supplementband von Joh. Dan. Schulze, S. 266—268 und 520.
Allgemeine Zeitung, 1807, Nr. 85 f.
Jördens, Lexikon Bd. 3, S. 473—504; Bd. 6, S. 523—526.
Rotermund, zu Jöcher. Literarischer Merkur No. 43 u. 44. 29. May u. 1. Juny 1820. Dresden.
Wurzbach, biograph. Lexikon Th. 17. S. 301 ff.
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Autor/in
Franz Schnorr von Carolsfeld. -
Zitierweise
Schnorr von Carolsfeld, Franz, "Meißner, August Gottlieb" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 242-243 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100308023.html#adbcontent