Lebensdaten
1889 – 1966
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118579800 | OGND | VIAF: 57406985
Namensvarianten
  • Meckauer, Walter
  • Meckauer, Walter Moritz
  • Dominik, Johann Maria
  • mehr

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Zitierweise

Meckauer, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579800.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (1853–1931), Versicherungsdir. in B., S d. Markus (1798–1885), Hersteller v. kunsthandwerkl. Gläsern u. Kunsthändler in Neiße u. B., u. d. Rosalie Meckauer (1818–98), Miniaturen-Malerin; M Linna Hamburger (1858–1944);
    Breslau 1921 Lotte (1894–1971), Rezitatorin u. Sängerin, T d. Kaufm. Albert Peiser in B. u. d. Clara Elkeles;
    1 T Brigitte (* 1925), Schriftstellerin.

  • Biographie

    M. war nach einer kaufmännischen Ausbildung 1910-11 als Angestellter der Deutschen Überseebank in Peking tätig. Danach studierte er Philosophie und Germanistik in Breslau. 1916 wurde er mit der Dissertation „Der Intuitionismus und seine Elemente bei Henri Bergson“ promoviert. In dieser Zeit begann er mit der schriftstellerischen Tätigkeit. Nach 1922 hielt er sich in München, seit 1926 in Berlin auf, wo er auch als Dozent an der Schauspielschule des Deutschen Theaters tätig war. 1933 mußte er emigrieren und ließ sich mit seiner Familie in Italien nieder (Rom, Positano). 1938 erfolgte die Ausbürgerung. Seine auf einer Fehleinschätzung beruhenden literarischen Loyalitätserklärungen gegenüber Mussolini (vgl. K. Voigt) konnten nicht verhindern, daß er im selben Jahr vorübergehend verhaftet wurde. Um einer Auslieferung an Deutschland zu entgehen, verließ er 1939 Italien und übersiedelte nach Südfrankreich (Nizza). Nach Kriegsausbruch wurde er in Antibes und Les Milles interniert. Nach abenteuerlicher Flucht erreichte die Familie im November 1942 die Schweiz. Das M. dort auferlegte Schreibverbot wurde mit dem Pseudonym Johann Maria Dominik umgangen. Wegen der unklaren Situation im Nachkriegsdeutschland begab sich M. 1947 in die Vereinigten Staaten und lebte bis 1952 in New York. Hier arbeitete er als Schriftsteller und hielt Gastvorträge (u. a. New York State University in Albany). Als der in New York abgeschlossene Roman „Die Sterne fallen herab“ (1952) durch den Verlag Langen-Müller preisgekrönt wurde, erhielt M. die Einladung zu einer Lesereise durch Deutschland, von der er nicht mehr in die USA zurückkehrte. M. lebte bis zuletzt in München.

    Obwohl M. nach seiner Promotion noch mehrere philosophische und auch dramentheoretische Aufsätze veröffentlichte, verlagerte sich der Schwerpunkt seiner Tätigkeit schon bald auf das literarische Werk. Die Auseinandersetzung mit der Philosophie Bergsons, deren Intuitionsbegriff er bejahte, und der Ethik Kants prägte in ihm eine Haltung aus, die dem unbegrenzten Subjektivismus der schöpferischen Intuition einen ethischen Rahmen gab. Im Frühwerk, das der Dichterschule des Breslauer Heimatdichters|Karl Biberfeld nahesteht, tritt auch ein von Carl Hauptmann inspirierter Mystizismus mit expressionistischen Zügen zutage. M. entfernte sich schon bald von der schles. Heimatdichtung, erst gegen Ende seines Lebens kehrte er mit dem Roman „Viel Wasser floß den Strom hinab“ (1957) und den Erzählungen in „Der Baum mit den goldenen Früchten“ (1964) zu ihr zurück. Das frühe dramatische Werk zeigt Ansätze einer politischen Stellungnahme für die Republik, an die M. später aber nicht wieder anknüpfte. Ähnlich wie bei Oskar Loerke ist dies als Ausdruck der fortschreitenden Isolation des Dichters in der Weimarer Zeit zu verstehen. Als drittes Moment tritt das Chinaerlebnis in zahlreichen Erzählungen und Gedichten hervor. Es bestimmt den Charakter seiner beiden bedeutendsten Romane „Die Bücher des Kaisers Wutai“ (1928) und „Die Sterne fallen herab“ (1952, zuletzt 1988; Überss. ins Niederländ. u. Span.). Beide sind als Allegorien gleichzeitig Selbstvergewisserungen des Dichters, der Versuchung und Gefährdung des Individuums durch die Folgen des Krieges oder durch Verfolgung und Exil reflektiert. Der zweite Chinaroman gilt als eine der gelungensten Darstellungen des Exilerlebnisses. Ihm folgte der autobiographische Roman „Gassen in fremden Städten“ (1959, Neuausg. 1985). Diese Erinnerungen an die Exiljahre in Italien und Frankreich zeugen von der Verwurzelung des schles. Juden M. in Deutschland und seiner geistigen Tradition. Sie lassen die genannten Fragmente zum Lobe Mussolinis als die verzweifelten Versuche erscheinen, für sich und seine Familie eine dauerhafte Zufluchtsstätte zu erhalten. Die Rückbesinnung auf das Judentum, vermischt mit der Ratlosigkeit über die Verfolgung, wie sie auch in dem Mysterienspiel „Das Reich hat schon begonnen“ (1959) deutlich wird, geschieht nie ohne den Ausdruck der Verbundenheit mit der eigenen deutschen Herkunft. In dieser Hinsicht hat M. die Versöhnung zwischen Juden und Deutschen vorgelebt und einen wesentlichen Beitrag zu ihr geleistet. – Seit 1989 wird vom M.-Kreis in Köln eine W.-M.-Medaille verliehen als Anerkennung für besondere Bemühungen um die Werke verfolgter und vergessener Autoren.

  • Werke

    Weitere W u. a. Zss.-Btrr., in: Der Osten, Mschr. f. ostdt. Lit. u. Kultur, hrsg. v. C. Bieberfeld, 43, 1917, 44, 1918;
    Die junge Kunst, hrsg. v. W. v. Hanstein, 1, 1919. Hh. 3-10;
    Phaeton, Mschr. f. Lyrik, hrsg. v. A. Kuhm u. K. Bock, 1, 1919/20, Hh. 1, 4/5, 8, 10/11;
    Blume d. Erinnerung, Ein Lesebuch, eingel. v. C. ter Haar, 1985;
    Licht in d. Finsternis, Fragmente, eingel. v. dems., 1988 (W-Verz., L, P).|

  • Nachlass

    Nachlaß: W. M. Archiv d. Ak. d. Künste in Berlin; Exilarchiv d. Dt. Bibl. in Frankfurt/M. (T.slg.).

  • Literatur

    J. Zeuschner (Hrsg.), W. M., Mensch u. Werk, 1959 (W-Verz., P);
    A. Lubos, Gesch. d. schles. Lit., III, 1974, S. 258-64 (P);
    B. Meckauer, Die Zeit mit meinem Vater, 1982 (P);
    C. ter Haar, Erzähler im Exil, in: Dt. Exillit. seit 1933, hrsg. v. J. M. Spalek u. J. Strelka, II, Amerikan. Ostküste (in Vorbereitung);
    K. Voigt, Zuflucht auf Widerruf, Exil in Italien 1933–45, 1989;
    Kunisch², II, S. 63 f. (W-Verz.);
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Carel ter Haar
  • Zitierweise

    Haar, Carel ter, "Meckauer, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 583-584 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579800.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA