Lebensdaten
1890 – 1965
Geburtsort
Scharley bei Beuthen (Oberschlesien)
Sterbeort
Potsdam-Babelsberg
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118577506 | OGND | VIAF: 22933755
Namensvarianten
  • Marchwitza, Hans
  • Marchvica, Chans
  • Marchvica, Hans
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Zitierweise

Marchwitza, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118577506.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Thomas ( 1910), Bergmann, aus bäuerl. Häuslerfam.;
    M Thekla Maxisch ( 1902), Erzschlepperin, aus alter Bergarbeiterfam.;
    1) 1915 Berta Ditschkowsky (* 1875), 2) 1945 Hilde (1900–61), T d. Psychologen William Stern, 3) 1962 Hilde Gottwick;
    1 T aus 1).

  • Biographie

    M. arbeitete seit dem 14. Lebensjahr unter Tage, zunächst in seinem Heimatort, seit 1910 im Ruhrgebiet. Als Kriegsfreiwilliger nahm er 1915-18 am 1. Weltkrieg teil. Die Novemberrevolution veranlaßte ihn, sich politisch zu engagieren: 1919 trat er der USPD bei, 1920 kämpfte er in der Roten Ruhr-Armee gegen die Kapp-Putschisten und schloß sich der KPD an. Nach einem Streik wurde M. 1924 entlassen und blieb, auf eine schwarze Liste gesetzt, auf Dauer arbeitslos. M. schlug sich als Straßensänger durch und engagierte sich als Organisationsleiter und Abgeordneter der KPD im Gemeinderat von Stoppenberg b. Essen. Als Mitglied des 1928 gegründeten „Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ (BPRS), dessen Ruhrgebietsgruppe er in Essen leitete, bereiste M. 1929 mit einer Schriftsteller-Delegation die Sowjetunion und war 1930-32 zusammen mit J. R. Becher, K. Kläber, E. Weinert und L. Renn Herausgeber des BPRS-Organs „Die Linkskurve“.

    1933 emigrierte M. in die Schweiz, die ihn 1934 wegen antifaschistischer Betätigung auswies; im Auftrage der KPD ging er ins Saargebiet und nach dessen Anschluß an Deutschland 1935 ins franz. Exil. Nach Ausbruch des Span. Bürgerkrieges kämpfte er seit November 1936 im Tschapajew-Bataillon der XIII. Internationalen Brigade. Im April 1937 wurde M. aus Deutschland ausgebürgert, seine Bücher waren schon 1933 verbrannt worden. 1938 nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er dort bei Kriegsbeginn interniert; 1941 gelang ihm die Flucht in die USA, wo er als Straßen- und Bauarbeiter tätig war. Mit seiner zweiten Frau kehrte er 1946 nach Deutschland zurück, zunächst nach Stuttgart, dann 1947 nach Potsdam-Babelsberg, wo er bis zu seinem Tode überwiegend lebte. In der DDR nahm M. verschiedene kulturpolitische Funktionen wahr, so 1950 als Gründungsmitglied der Akademie der Künste, 1950/51 als Kulturattaché der DDR in Prag, schließlich als Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Schriftstellerverbandes. Einen nach M. benannten Literarurpreis vergibt die Akademie der Künste der DDR seit 1968 alle drei Jahre.

    M. gehört zu jenen schreibenden Arbeitern, die (wie W. Bredel, K. Grünberg, A. Scharrer, L. Turek) seit Mitte der 20er Jahre durch die Tätigkeit bei der politisch-revolutionären Presse der Arbeiterbewegung zu Schriftstellern wurden. Nach Korrespondenzen für das „Ruhr-Echo“(unter A. Abusch) erschien 1930 als Beginn der Reihe „Der Rote 1-Mark-Roman“ M.s erstes Buch „Sturm auf Essen“, in dem er die selbsterlebten „Kämpfe der Ruhrarbeiter gegen Kapp, Watter und Severing“ (Untertitel) schildert (1931 verboten, Neufassung 1952). Thematisch widmet sich M. seitdem der Darstellung des proletarisehen Lebens, des kämpfenden Kollektivs und der Entwicklungsprozesse einzelner Arbeiter und Arbeiterinnen; erzählerisch verquickt er eigene Erfahrungen mit der reportageartigen und oft chronikhaften Präsentation von Tatsachenmaterial, vor allem in „Schlacht vor Kohle, Aus dem Leben der Ruhrkumpel“ (1931) und in „Walzwerk, Roman aus dem Duisburg-Hamborner Industriegebiet“ (1932; Neufassung u. d. T. „Treue“, 1961). In seinem Roman „Die Kumiaks“ (1934), dem ersten Band einer Trilogie, gelingt es M., in der autobiographisch angelegten Hauptfigur politische Illusionen und Rückständigkeiten, aber auch Lernprozesse mit klassentypischem Anspruch zu vermitteln, ohne in plakativ-schematische Parteilichkeit zu verfallen. Diese Differenziertheit eignet den Folgebänden, die die Geschichte der Kumiaks bis in die DDR fortführen, kaum noch. Auch sein Aufbauroman „Roheisen“ (1955) über die Errichtung des „Eisenhüttenkombinats Ost“ bei Frankfurt/Oder ist nicht frei von Heroisierungen im Sinne einer platten Realismus-Auffassung. – Insgesamt sind vor allem die früheren Werke M.s, sein autobiographischer Roman „Meine Jugend“ (1947) eingeschlossen, trotz gewisser künstlerischer Mängel wichtige literarische Zeugnisse für proletarische Lebensläufe seit der Jahrhundertwende und für politische und literarische Bewußtseinslagen schreibender Arbeiter.|

  • Auszeichnungen

    Nat.-Preis d. DDR (1950, 1955, 1964), Lit.-Preis d. Freien Dt. Gewerkschaftsbundes (1959);
    Karl-Marx-Orden (1960);
    Dr. phil. h. c. (Berlin 1960).

  • Werke

    Weitere W u. a. Vor Verdun verlor ich Gott u. a. Erzz., 1932;
    Untergrund, Gedichte, 1942;
    In Frankreich, 1949;
    Mein Anfang, 1950;
    Die Heimkehr d. Kumiaks, 1952;
    Die Kumiaks u. ihre Kinder, 1959;
    In Amerika, 1961;
    Gedichte, 1965. – Gesammelte Werke in Einzelausgg., 9 Bde., 1957-61. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Berlin, Ak. d. Künste d. DDR. – W-Verz. in: Bibliogr. Kal.bll. d. Berliner Stadtbibl., 1960, H. 6, 1965, H. 6, 1970, H. 6; B. Melzwig, Dt. sozialist. Lit. 1918–45, 1975; Veröff. dt. sozialist. Schriftsteller in d. revolutionären u. demokrat. Presse 1918–45, 1966.

  • Literatur

    J. Bonk, in: Schriftsteller d. Gegenwart, H. M., Otto Gotsche, 1968;
    W. Ilberg, H. M., 1971 (P);
    A. Klein, Die Arbeiterklasse im Frühwerk H. M.s, in: ders., Im Auftrag ihrer Klasse, 1972;
    F. Marke (Hrsg.), Kamst zu uns aus dem Schacht, Erinnerungen an H. M., 1980;
    J. Schöttner, Zum Verhältnis internationalist. Autorenposition u. künstler. Entwicklung im Schaffen v. H. M., Diss. Potsdam 1984;
    M. Straub, H. M.s „Roheisen“, in: Weimarer Btrr. 31, 1985, H. 6, S. 983-92. – Internat. Bibliogr. z. Gesch. d. dt. Lit. v. d. Anfängen b. z. Gegenwart, II, 2, 1972, IV, 2, 1984 (L);
    Bibliogr. Hbd. d. dt. Lit.wiss. 1945–72, II, 1976 (L);
    BHdE II/2, 1983;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Porträts

    Büste v. W. Bullert, 1966, Abb. in: Gesch. d. dt. Lit. v. d. Anfängen b. z. Gegenwart XI, 1973, S. 281.

  • Autor/in

    Walter Fähnders
  • Zitierweise

    Fähnders, Walter, "Marchwitza, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 118-119 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118577506.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA