Lebensdaten
1832 – 1889
Geburtsort
Klattau (Böhmen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Gynäkologe ; Geburtshelfer
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117630500 | OGND | VIAF: 69712434
Namensvarianten
  • Breisky, August
  • Breisky
  • Breisky, A.

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Zitierweise

Breisky, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117630500.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Vincenz Anton Kasp., Kreishauptmann, S des Franz Jos., Stallmeister und Leutnant beim Fürsten Löwenberg-Wertheim;
    M Elisabeth, T des Franz Jos. von Hasslinger, dem Erziehers des Fürsten von Schwarzenberg;
    ⚭ Pauline von Less (entfernte Verwandte);
    S Walter (1871–1944), 1920 Minister des Innern, 1920-22 für Unterricht und Vizekanzler von Österreich, 1923-31 Präsident des Bundesamts für Statistik in Wien.

  • Biographie

    B. trat nach medizinischen Studien in Prag 1855 in das dortige, von Wenzel Treitz geleitete pathologisch-anatomische Institut ein und erwarb hier die anatomischen Grundlagen für seine gynäkologischen Forschungen, die er 1858 als Assistent Bernhard Seyferts in der Prager geburtshilflichen Klinik begann. Sein weiterer Weg führte ihn über die Lehrkanzeln für Geburtshilfe und Gynäkologie in Salzburg (1866/67), Bern (1867–74), Prag (1874–86) nach Wien (1886) als Nachfolger von Jos. Spaeth. - Sein Werk „Über den Einfluß der Kyphose auf die Beckengestalt“, (in: Wiener Med. Jbb., 1865) wurde für alle späteren Arbeiten über Beckenanomalien grundlegend und für die graphische Darstellung der Beckenverhältnisse beispielhaft. In einer anderen Arbeit konnte B. ein differentialdiagnostisches Moment zwischen kyphotischem und spondylolisthetischem Becken herausarbeiten (Archiv für Gynäkologie, Band 9, 1876). Er entwickelte ein Verfahren für exakte Messungen des Beckens. Seltene Mißbildungen des weiblichen Genitalsystems fanden durch ihn eine ausgezeichnete Beschreibung. B. beherrschte als einer der ersten das gesamte Gebiet der medikamentösen und chirurgischen Gynäkologie. Er übertrug in Bern, Prag und später in Wien die Lehren der antiseptischen Chirurgie auf die Gynäkologie. Mit ihrer Hilfe und dank seiner eher konservativen Einstellung war er einer der erfolgreichsten gynäkologischen Operateure seiner Zeit. In der Geburtshilfe forderte er die unbedingte Befolgung der von I. Ph. Semmelweis aufgestellten Vorschriften und setzte sie auch durch. Sein ungewöhnliches Lehrtalent war gepaart mit großen zeichnerischen Fähigkeiten, die ihm die plastische Darstellung des vorzutragenden Stoffes erleichtern halfen.

  • Werke

    Weitere W Üb. d. Entwicklung rationeller Anzeigen z. Extraction b. Beckenendlagen, in: Prager Vjschr., 1866, Bd. 89, S. 1, Bd. 90, S. 74;
    Zur Lehre v. d. Gesichtslagen, in: Mschr. f. Geburtskde. 32, 1868, S. 458;
    Üb. d. Verhalten d. Cervix uteri während d. Geburt, ebenda 34, 1869, S. 378;
    Btrr. z. geburtshilfl. Beurtheilung d. Verengerungen d. Beckenausganges, in: Wiener med. Jbb. 19, 1870;
    Üb. Kraurosis vulvae, in: Zs. f. Heilkde. 6, Prag 1885;
    Die Krankheiten d. Vagina, in: Billroths Hdb. d. Chirurgie, ²1886.

  • Literatur

    ADB XLVII (L);
    C. Fleischmann, in: Wiener med. Presse, 1889, Nr. 22;
    W. Fischel, in: Prager med. Wschr., 1889, Nr. 22;
    F. Schauta, ebenda;
    Wiener klin. Wschr., 1889, Nr. 22;
    Wiener med. Wschr., 1889, Nr. 22;
    E. Frank, in: Allg. Wiener med. Ztg., 1889, Nr. 22;
    U. Zimmermann, A. B., Diss. Hamburg 1948 (ungedr.);
    L. Schönbauer, Das med. Wien, Wien ²1947;
    BLÄ I.

  • Autor/in

    Leopold Schönbauer
  • Zitierweise

    Schönbauer, Leopold, "Breisky, August" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 572-573 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117630500.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Breisky: August B., geboren 1832 zu Klattau in Böhmen, am 25. Mai 1889 in Wien. Ueber die Kinder- und Jugendjahre dieses eminenten Gynäkologen ist uns leider nichts bekannt. Er studirte in Prag, war dann mehrere Jahre Assistent der pathologischen Anatomie bei Professor Treitz und später klinischer Assistent an der geburtshülflichen Klinik des Professors Seyfert in Prag. Das war in der Zeit, wo aus aller Herren Ländern Schüler gen Prag zogen, um unter Seyfert sich in der Geburtshülfe auszubilden, denn damals war die Möglichkeit, in diesem Fache zu lernen, an jener Schule in einer Weise geboten, wie nie später. 1861 begab sich B. auf Reisen und besuchte zunächst L. Winckel in Gummersbach, um sich über das Vorkommen der Osteomalacie daselbst zu unterrichten. Das Ergebniß dieser Reise publicirte er in der Prager Vierteljahrsschrift Bd. 70, S. 73. Nach der aus dem Jahre 1859 stammenden Mittheilung über einige Beobachtungen an todtgeborenen Kindern war diese Publication eigentlich der Anfang seiner litterarischen Thätigkeit in gynäkologischer Hinsicht und noch bis in seine letzten Lebensjahre erinnerte er sich besonders gern jener Studien und der im Hause Winckel verlebten Tage. Er ging damals und später wiederholt auch nach Frankreich und England und habilitirte sich 1865 als Docent für Geburtshülfe in Prag auf Grund seiner Schrift: „Ueber den Einfluß der Kyphose auf die Beckengestalt“. „Mit durchdringender Klarheit“, sagt Dr. W. Fischel von ihr, „hat Breisky den mechanischen Zusammenhang der einzelnen Abweichungen des kyphotischen Beckens von der Norm mit der abnormen Belastung derselben erkannt, und durch eine sinnreiche graphische Methode, die bis in die Gegenwart der allgemeinsten Anerkennung und Nachahmung sich erfreut, illustrirt“.

    Bald darauf wurde er Primararzt des neugegründeten Handelsspitales in Prag, kurz nachher Director der Hebammenschule in Salzburg, folgte aber schon 1867 einem ehrenvollen Rufe als Professor der Gynäkologie an die Universität Bern, wo er bis 1874 blieb. Von Bern kam er in gleicher Eigenschaft nach Prag, wo er zwölf Jahre lang Kliniker war und wurde 1886, nach dem Rücktritte des Professors Späth in Wien, als dessen Nachfolger berufen. Hier war er leider nur noch drei Jahre thätig, da er bereits am 25. Mai 1889 einem bösartigen Darmleiden erlag.

    Wenden wir uns nun zunächst zu der litterarischen Thätigkeit Breisky's, so hat derselbe außer den bereits erwähnten Publicationen eine große Reihe kleinerer Aufsätze in den verschiedensten medicinischen Journalen erscheinen lassen. Als Monographie ist sein Werk: „Krankheiten der Vagina“ Band VII des Billroth-Lücke’schen Handbuches der Frauenkrankheiten erschienen, die erste Auflage 1879, die zweite 1886. Seine Darstellungsweise war meisterhaft klar, kurz und bündig; seine Kritik stets sachlich, nie persönlich. Seine vorzüglichen pathologisch-anatomischen Kenntnisse befähigten ihn, wie wenige, zur Begründung exacter klinischer Forschung. Er stellte zuerst das Krankheitsbild der|Pyometra und Pyocolpos lateralis auf (Arch. f. Gynäk. II, 84. 1871), ferner die klinischen Gesichtspunkte zur Diagnose des spondylolisthetischen Beckens (Arch. f. Gynäk. IX, 1. 1876); er begründete die geburtshülfliche Messung des Beckenausganges (Wiener med. Jahrb. XIX. 1870). Die Einführung der Emmet’schen Operation in Deutschland ist an seinen Namen geknüpft und gestützt auf klinische Erfahrungen deckte er die Beziehungen zwischen Lacerationsectropien und Krebs auf und wies zuerst auf die Beziehungen zwischen chronisch entzündlichen Affectionen des Beckenbauchfells und der Entstehung von Ovarialkystomen hin. Auch hat er mancherlei neue Operationsverfahren und neue Instrumente ersonnen, wie z. B. den Kephalotriptor, die Operation der breiten Scheidenatresien, ohne je specielle chirurgische Vorbildung erhalten zu haben.

    Ganz besonders hervorragend war B. als Lehrer: er verband nicht bloß eine eminente Gabe der Darstellung, sondern ein ausgezeichnetes anatomisches und klinisches Wissen mit dem gewissenhaftesten persönlichen Unterricht in der geburtshülflichen und gynäkologischen Untersuchung, er besaß auch ein seltenes Zeichentalent. Seine Skizzen, die er zu hunderten während des Unterrichtes auf die Tafel hervorzauberte, waren vortrefflich. Als Arzt zeichnete ihn, wie Alle, die ihn als solchen kennen gelernt haben bezeugen, die größte Humanität aus. Er behandelte die ärmste Spitalpatientin mit derselben Gründlichkeit, Gewissenhaftigkeit, ja fast peinlichsten Aengstlichkeit, wie die Damen der vornehmsten Stände. Er war, wie Fischel richtig sagt, kein aufs Operiren versessener Gynäkologe, und so lange eine Affection auch auf anderem Wege Aussichten zur Heilung bot, zog er stets diesen vor. Seine conservative Richtung hat er zeitlebens beibehalten. — Noch wäre zu erwähnen, daß die österreichische Hebammeninstruction, die bekanntlich viele andere an Bedeutung übertraf, größtentheils sein Werk ist. Wegen seiner Milde und Liebenswürdigkeit, wegen seiner großen Geschicklichkeit, bei widerstreitenden Ansichten zu vermitteln und zu versöhnen, wegen der freundschaftlichen Weise, in der er mit seinen Schülern und Collegen verkehrte, genoß B. zeitlebens die größte Verehrung. Er lebte in glücklichster Ehe und hinterließ seine Wittwe mit zwei begabten Söhnen in noch jugendlichem Alter.

    • Literatur

      Wernich-Hirsch, Biogr. Lexikon berühmter Aerzte, Bd. I. — W. Fischel, Hofrath Prof. Dr. Aug. Breisky (Prager med. Wochenschr. 1889, Nr. 22). —
      Vincenz Johannovsky, Correspondenzblatt d. Reichenberger Aerztevereins, II. Jahrg., Nr. 6, 1889. — Schauta, Gedächtnißrede auf Aug. Breisky (Prager med. Wochenschrift 1889, Nr. 22), und nach eigenen Erinnerungen.

  • Autor/in

    F. v. Winckel.
  • Zitierweise

    Winckel, Franz von, "Breisky, August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 47 (1903), S. 218-219 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117630500.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA