Lebensdaten
1887 – 1981
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Leicester (England)
Beruf/Funktion
Literaturwissenschaftler
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118730312 | OGND | VIAF: 113910821
Namensvarianten
  • Majut, Rudolf
  • Majut, Rudolph

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Majut, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118730312.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1860–1927), Fabrikant, S d. Philipp, Bergwerkslehrer in Ratibor;
    M Anna, T d. Emsnuel Schmoschewer, Getreidegroßhändler in Breslau, u. d. Henriette Reich aus Krotoschin;
    London 1939 Dr. phil. Käthe Genetat, Mathematikerin.

  • Biographie

    M. verbrachte einen Teil seiner Jugend in der schles. Heimat seiner Eltern (verwandtschaftliche Beziehungen bestehen sowohl zu Friederike Kempner wie zu Alfred Kerr). 1906 begann er in Berlin Literatur zu studieren, 1912 promovierte er in Greifswald bei Gustav Ehrismann mit der Dissertation „Farbe und Licht im Kunstgefühl Georg Büchners“ – einer frühen Doktorarbeit über diesen Autor. „Studien um Büchner“ (1932) kennzeichnen seinen wissenschaftlichen Lebensweg, so daß er nach Karl Emil Franzos und neben Fritz Bergemann und Paul Landau als Wiederentdecker Büchners und Begründer der Büchnerforschung gilt. Den literarischen Affiliationen Büchners ging M. in zahlreichen Untersuchungen nach, wobei er auch als Motivforscher hervortrat (Lebensbühne und Marionette, 1931). Überdies führte er mit der Studie „Das literarische Biedermeier“ diesen Begriff in die Literaturwissenschaft ein. Die angestrebte Habilitation in Berlin Anfang der 30er Jahre scheiterte am zunehmenden Einfluß der Nationalsozialisten. 1933 wurde er als Studienrat am Reform-Realgymnasium Berlin-Niederschönhausen entlassen. M. studierte danach in Basel ev. Theologie, schloß dieses Studium 1939 mit dem Hauptexamen ab und emigrierte im selben Jahr nach England. Bis 1941 war er Pfarrer in einem Internierungslager auf der Insel Man. Seit 1941 lebte M. in Leicester, zunächst als Lehrer an Höheren Schulen, dann als Dozent am Vaughan und am Loughborough College, schließlich als Honorarprofessor der Univ. Leicester. M.s langes Forscherleben zeigt starke Veränderungen in der Zielsetzung. Im engl. Exil wandte er sich sprachgeschichtlichen Studien zu, die von „Abgestorbenen Gemeinsamkeiten der deutschen und engl. Sprache seit dem späten 18. Jh.“ (in: Neuere|Sprachen, 1955) „Nazi, Bazi und Konsorten“ (in: Zs. f. dt. Philol., 1958) bis zu eindringlichen Untersuchungen von Tierbildern in indoeurop. Sprachen reichen; M.s Methodologie verdeutlicht die in viele Richtungen kenntnisreich ausgreifende Monographie „Über hippologische Bezeichnungen: Tiernamen und ein gotischer Pflanzenname“ (1972). Seine Biedermeier-Studien führte M. in Wolfgang Stammlers Sammelwerk „Deutsche Philologie im Aufriß“ weiter zu einer umfassenden „Geschichte des deutschen Romans vom Biedermeier bis zur Gegenwart“ (1960). M., dem als Literaturwissenschaftler einprägsame Begriffsbildungen gelangen, ist auch mit Gedichtzyklen und -Sammlungen hervorgetreten. Als deutscher Dichter im Exil hat er dem Land, das ihn verstieß, dennoch seine „Liebe“ bewahrt. Seinem „Lied von den Schuhen. Im Menschenschlachthaus zu Lublin …“ prophezeite Thomas Mann „die Aufnahme in die deutschen Schul-Lesebücher der Zukunft“. M. war ein wichtiger Vermittler deutscher Kultur in England|

  • Auszeichnungen

    Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

  • Werke

    Weitere W u. a. Aufriß u. Probleme d. modernen Büchner-Forschung, in: German.-Roman. Mschr. 17, 1929;
    Das literar. Biedermeier, ebd. 20, 1932;
    Georg Büchner and Some English Thinkers, in: Modern Language Review 48, 1953;
    Some Literary Affiliations of Georg Büchner with England, ebd. 50, 1955;
    Erinnerungen an Georg Heym, Erwin Loewenson u. d. Neopathet. Cabaret, in: German Life and Letters 24, 1971;
    Reimchronik 1930–50, hrsg. v. Käthe Majut (Ehefrau), 1983;
    Kleine Prosaschrr., hrsg. v. ders., 1983;
    Gedicht-slg., hrsg. v. ders., 1984 (P).

  • Literatur

    T. B. Schumann, Plädoyers gegen d. Vergessen, 1979, S. 41 f.;
    E. Roth, in: Mitt. d. Rückert-Ges. 2, 1981;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1970.

  • Autor/in

    Heinz Fischer
  • Zitierweise

    Fischer, Heinz, "Majut, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 720-721 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118730312.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA