Lebensdaten
1884 – 1939
Geburtsort
Verden/Aller
Sterbeort
bei Fürth in Bayern (Unfall)
Beruf/Funktion
Leibniz-Forscher
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116680121 | OGND | VIAF: 20437771
Namensvarianten
  • Mahnke, Dietrich
  • Mahnke, Dietrich Friedrich Hermann

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Zitierweise

Mahnke, Dietrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116680121.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1853–1925), Buchbinder und Buchhändler in V., aus niedersächs. Bauern- u. Handwerkerfam.;
    M Margareta Otten (1857–1912), aus Westerbeverstedt;
    Stade 1918 Kläre (* 1897), T d. Pfarrers Wilhelm van Herck u. d. Anna Puttfarken;
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Domgymnasiums zu Verden studierte M. 1902-06 in Göttingen Mathematik, Physik und Philosophie, beeinflußt von Dilthey, Simmel und besonders Husserl, 1911-14 war er Oberlehrer am Gymnasium in Stade. Schon seine ersten Arbeiten waren dem Werk von Leibniz gewidmet. Als Abhebung gegenüber einer einseitigen Leibnizdeutung, wie sie nach Ansicht M.s durch den transzendentalen Methodismus der Marburger Neukantianer und des Couturatschen Logismus gelehrt wurde, versuchte er in „Eine neue Monadologie“ (1917), Leibniz in Übereinstimmung mit Paul Ritter, Willy Kabitz und Heinz Heimsoeth neu zu interpretieren. 1914-18 nahm M., zuletzt als Offizier, am 1. Weltkrieg teil. 1918-22 war er Studienrat in Stade. In dieser Zeit erschienen weitere Veröffentlichungen. Um einen geistigen Neubeginn nach dem Ende des 1. Weltkriegs zu ermöglichen, bemühte er sich, den deutschen Idealismus besonders Kants und Fichtes wiederzubeleben. Daneben verfaßte er eine Reihe von Beiträgen zur niedersächs. Geistesgeschichte. 1923 wurde er Oberstudienrat in Greifswald. 1925, als M. schon im Rufe eines bedeutenden Leibnizkenners stand, erfolgte in Freiburg i. Br. die Promotion (Leibnizens Synthese von Universalmathematik und Individualmetaphysik) bei Edmund Husserl, der die Arbeit in das „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“ (VII, 1925) aufnahm. Die verschiedenen Leibniz-Perspektiven der zeitgenössischen Philosophie dienten M. dazu, das universale Leibnizsche System angemessen, d. h. nicht einseitig auf den eigenen Standpunkt bezogen, darzustellen. Methodisch orientierte er sich dabei an Leibniz, der viele in der Philosophiegeschichte immer wieder auftauchende Antithesen in einer höheren Synthese vereinigt. Ein Hauptanliegen M.s ist es, ausgehend von der Mathematik und ihren formalen Gegebenheiten, aber nicht beschränkt darauf, einen Zugang zur Metaphysik Leibnizens zu eröffnen.

    M. habilitierte sich 1926 in Greifswald; im selben Jahr erschien sein Werk „Neue Einblicke in die Entdeckungsgeschichte der höheren Analysis“ im Rahmen der Abhandlungen der Preuß. Akademie der Wissenschaften. Daraufhin wurde er im Okt. 1927 als Ordinarius für Philosophie an die Univ. Marburg berufen. Dort festigte M. seine Bedeutung für die Leibnizforschung durch eine Vielzahl weiterer grundlegender Veröffentlichungen und durch seine Arbeit an den Leibniz-Handschriften in Hannover. So erschienen 1931 „Zusätze zu den ungedruckten Handschriften (in: J. E. Hofmann u. H. Wieleitner, Die Differenzrechnung bei Leibniz, S. 559 u. 562-600) und 1932 „Zur Keimesgeschichte der Leibnizschen Differentialrechnung“. Die Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin betraute M. schließlich mit der Herausgabe des mathematischen Briefwechsels im Rahmen der Akademie-Ausgabe. Das Zustandekommen der Edition konnte er infolge seines frühen Unfalltodes nicht mehr erleben.

    M.s letztes grundlegendes Werk „Unendliche Sphäre und Allmittelpunkt, Beiträge zur Genealogie der mathematischen Mystik“ erschien 1937. Am Leitfaden der Tradition des geometrischen Symbols des Strahlenzentrums, das sich zu einer „unendlichen Sphäre“ entwickelt, wies M., von Leibniz ausgehend, wesentliche genealogische Zusammenhänge in der Geschichte der religiösen und philosophischen Mystik über zweieinhalb Jahrtausende auf.

  • Werke

    Weitere W u. a. Leibniz als Gegner d. Gelehrteneinseitigkeit, 1912;
    Leibniz auf d. Suche nach e. allg. Primzahlgleichung, 1912;
    Die Indexbezeichnung b. Leibniz als Beispiel seiner kombinator. Charakteristik, 1913;
    Rektor Cassmann in Stade, e. vergessener Gegner aristotel. Philos. u. Naturwiss. im 16. Jh., 1914;
    Der Wille z. Ewigkeit, 1917;
    Die rel. Duldung in Stade um 1600, 1918;
    Das unsichtbare Königreich d. dt. Idealismus, 1920;
    Die Synthese d. Individualismus u. Sozialismus in R. Kabischs rel. Erziehungsideal, 1920;
    Joh. u. Aug. Vagetius, Zwei Verdener Gelehrte aus Leibnizens Bekanntenkreis, 1921;
    Die Neubelebung d. Leibnizschen Weltanschauung, 1921;
    Ewigkeit u. Gegenwart, Eine Fichtische Zusammenschau, 1922;
    Von Hilbert zu Husserl, Erste Einführung in d. Phänomenol., bes. d. formale Mathematik, 1923;
    Leibniz u. Goethe, Die Harmonie ihrer Weltansichten, 1924;
    Leibnizens Gegenwartsbedeutung, in: Unsere Welt 17, 1925, S. 129 f., 169-75;
    Leibniz als Wegbereiter z. neuen Dtld., in: Dt. ak. Rdsch. 1926, Nr. 13-14;
    Die Entstehung d. Funktionsbegriffe, in: Kantstud. 31, 1926, S. 426-28;
    Leibniz als Begründer d. symbol. Mathematik, 1927;
    Zur Eingliederung Sennerts in d. dt. Naturphilos., in: Zs. f. d. ges. Naturwiss. 2, 1936, S. 61-80;
    Der Zeitgeist d. Barock u. s. Verewigung in Leibnizens Gedankenwelt, in: Zs. f. dt. Kulturphilos. 2, 1936, S. 95-126;
    Die Rationalisierung d. Mystik b. Leibniz u. Kant, in: Bll. f. dt. Philos. 13, 1939, S. 1-73.

  • Literatur

    H. Wohltmann, in: Stader Archiv 1940, NF, H. 30, S. 135-44;
    ders., in: Niedersächs. Lb. III, 1957, S. 157-66 (W-Verz.);
    Ziegenfuß;
    Überweg IV;
    Pogg. VI, VII.

  • Autor/in

    Gerhard Biller
  • Zitierweise

    Biller, Gerhard, "Mahnke, Dietrich" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 691-692 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116680121.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA