Lebensdaten
1754 – 1826
Geburtsort
Lahr (Baden)
Sterbeort
Lahr (Baden)
Beruf/Funktion
Tabakfabrikant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 137874693 | OGND | VIAF: 86046302
Namensvarianten
  • Lotzbeck, Karl Ludwig
  • Lotzbeck, Carl Ludwig Freiherr von
  • Lotzbeck, Karl Ludwig
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Zitierweise

Lotzbeck, Carl Ludwig Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137874693.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Samuel L. (1717-87), Begründer d. Leinwand- u. Hanfhandelshauses Schneider, Lotzbeck & Co. in L., S d. Pfarrers (seit 1750 Dekan) Christian Samuel (1681–1757) in Nimburg/Kaiserstuhl u. Altenheim b. Lahr (aus Stadtgeschl. d.|Reichsstadt Weißenburg) u. d. Anna Christina Kast;
    M Salome Eleonore (1723–97), T d. Pfarrers Lorenz Schick (1683–1766) in Gernsbach u. d. Maria Frantz;
    B Christian, Heinrich, Wilhelm, alle Tabakfabrikanten in L., Teilhaber d. Fam.-unternehmens;
    Schw Charlotte ( Joh. Martin Lamey, 1826, Teilhaber d. Fam.unternehmens, s. NDB 13*), Henriette ( Christian August Sander, 1752–1817, Teilhaber d. Fam.unternehmens);
    - Lahr 1784 Maria Elisabeth (1761–1854), T d. Handelsmanns Joh. Georg Willig (1728–98) in L. u. d. Elisabeth Margarethe Müller;
    2 S, 8 T, u. a. Karl (1786–1873), Schnupftabakfabr. in Lahr, seit 1819 Abgeordneter d. Stadt in d. 2. Kammer d. bad. Landstände, Befürworter d. Freihandels u. e. dt. Zollver., seit 1834 erbl. Reichsrat d. Krone Bayern, Förderer v. Kunst u. Wiss., Ferdinand (1792–1883), Dr. h. c., Schnupftabakfabr., bad. Kammerherr u. bayer. Kämmerer, jahrzehntelang Leiter d. Fam.unternehmens in d. Zeit seiner stärksten Expansion, Luise ( Karl Gf. zur Lippe-Biesterfeld, 1848);
    N Ludwig Sander (1790–1877), Schnupftabakfabr. in Augsburg, Gründer e. Maschinenfabrik, d. 1844 in d. Maschinenfabrik Augsburg aufging.

  • Biographie

    L. lernte während seiner Erziehung in Straßburg die franz. Schnupftabakfabrikation kennen und erhielt wohl auch Anregungen von seinem Schwager Martin Lamey, der seit 1759 während einer kaufmännischen Lehre in Frankfurt und Offenbach Erfahrungen in dieser Branche gesammelt hatte. 1774 gründete L. mit einem Kapital von 30 000 Gulden in Lahr eine Schnupftabakwarenfabrik, die seit dem noch im Gründungsjahr stattfindenden Eintritt seines Bruders Christian als „Lotzbeck Gebrüder“ firmierte und rasch aufblühte. Zwei weitere Brüder, Heinrich und Wilhelm, betrieben in Straßburg eine Tabakfabrik, die sie nach dem Ausbruch der Franz. Revolution aufgaben, um sich 1791 dem Lahrer Haus anzuschließen. Als die Kontinentalsperre den Bezug von Importtabaken immer mehr erschwerte und die Napoleonischen Kriege auch die Transporte aus der Pfalz schwieriger machten, führte L. in der Lahrer Gegend den Tabakanbau ein, indem er unentgeltlich Tabaksamen verteilte, Setzlinge abgab, Anweisungen über den Tabakanbau drucken ließ und diesen auch durch Preis- und Ablieferungsbestimmungen zu fördern suchte. Bei seinen Bemühungen unterstützte ihn Ghzg. Karl Friedrich von Baden. Zunächst wurden in den Orten am Rhein Flächen für den Tabakanbau den Franzosen überlassen, doch gaben auch die einheimischen Bauern den Hanfanbau bald immer mehr zugunsten des Tabaks auf. Nach der Einführung eines neuen bayer. Zollsystems 1811 expandierte das Lotzbecksche Unternehmen durch die Gründung einer Filiale in Augsburg, in die 1822 L.s Schwager Ludwig Sander eintrat. Nachdem sich L. 1818 von den Geschäften zurückgezogen hatte, übernahmen die Söhne Karl (Gesellschafter seit 1809) und Ferdinand (seit 1815) die Leitung der Firma, während die assoziierten Brüder L.s das Unternehmen verließen. Als Karl frühzeitig ausschied, um sich stärker der Politik zu widmen, wurde der in Köln und Frankfurt ausgebildete Ferdinand der eigentliche Leiter des Lahrer Unternehmens. Er erweiterte dessen Absatz über Baden, Württemberg, die Rheinlande und die Pfalz hinaus besonders seit 1871 auch nach Elsaß-Lothringen und ins Ausland (Nord- und Südamerika, Orient, Ägypten). Bis zu einem Fünftel der Produktion wurde exportiert. Allerdings erschwerte die zunehmende Schutzzollpolitik das internationale Geschäft. Die betriebliche Sozialpolitik des Unternehmens (Kranken- und Pensionskasse, Arbeitersiedlung) geht vor allem auf Ferdinand zurück. Mit dessen Tode erlosch die Lahrer Linie der Familie. Ein Verwandter, der frühere Prokurist Ferdinand Sander, wurde nun führender Gesellschafter. Durch Konsumwandel und Schutzzolltendenzen geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten. Um 1900 wurden nur noch 100 Personen beschäftigt (1850 200). Der 1. Weltkrieg unterbrach die traditionellen Rohstoff- und Absatzverbindungen. Nach dem Krieg wurde die Herstellung von Rauchtabaken Hauptgeschäftszweig, die eintretende Besserung war aber nur von kurzer Dauer. Die Inflation zwang zur Gründung einer Aktiengesellschaft, deren Mehrheitsbeteiligung der Hamburger Großkaufmann Karl Ehrhardt übernahm. Die Produktion wurde in einem neu in Hamburg gegründeten Betrieb konzentriert. Das Lahrer Stammhaus wurde 1926 geschlossen. Ein Jahr später wurden die dortigen Anlagen verkauft und die Schnupftabakfabrikation nach Ingolstadt verlagert.

  • Literatur

    F. Stein, Gesch. u. Beschreibung d. Stadt Lahr u. ihrer Umgebung mit vorzügl. Berücksichtigung d. Handelsverhältnisse, 1827;
    A. Schaub, Die industr. Entwicklung d. Stadt Lahr, Diss. Freiburg 1921 (ungedr.);
    A. Wickertsheimer, Zum 150j. Bestehen d. Fa. Lotzbeck Gebr. AG Lahr/Hamburg 1774-1924, 1924 (P);
    K. Tröndle, Zur Gesch. d. amtl. Handelsvertretung in Lahr, 1930;
    Der Altvater, Heimatbl. d. Lahrer Ztg. v. 22.2.1936, 2.11.1955 u. 18.2.1956;
    E. Baader, K. L. Frhr. v. L., Begründer d. Tabakanbaues am Oberrhein, in: Mein Heimatland 29, 1942, S. 281-84;
    W. Zorn, Handels- u. Industriegesch. Bayer.-Schwabens 1648-1870, 1961;
    B. Lamey, Lotzbeck 1 u. Lamey, Ein Kap. aus d. bad. Wirtsch.gesch., in: Bad. Heimat 58, 1978, S. 239-42;
    Bad. Biogrr. II, S. 30 f.;
    Presseunterlagen im Stadtarchiv Lahr.

  • Autor/in

    Hermann Schäfer
  • Zitierweise

    Schäfer, Hermann, "Lotzbeck, Carl Ludwig Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 253-254 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137874693.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA