Lebensdaten
vor 1700 – 1762
Geburtsort
vermutlich Neunkirchen (Saarland)
Sterbeort
Sankt Ingbert
Beruf/Funktion
Eisenhüttenunternehmerin
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137873956 | OGND | VIAF: 86045611
Namensvarianten
  • Lott, Katharina
  • Gottbill, Katharina (geborene)
  • Loth, Katharina
  • mehr

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Zitierweise

Loth, Katharina, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137873956.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Herkunft d. Fam. Gottbill (Godtbisle, Gottbilt) ist umstritten. Vermutlich wanderte sie aus d. wallon. Industriegebiet um Lüttich zu. Angehörige d. Fam. fanden als wandernde Eisenschmelzer beim Wiederaufbau d. im 30jähr. Krieg zerstörten Werke Arbeit u. bei landesherrlichen Neugründungen Aufstiegschancen. - V Joh. Baptist Gottbill ( 1729), Hüttenmeister, errichtete 1715 in Nunkirchen a. d. Prims im nördl. Saarland e. Hammerschmiede u. 1724 eine Eisenschmelze, S d. Eisenschmelzers Bartholomäus in N.;
    M Katharina Baur ( 1729);
    Ov Karl Gottbill (1659–1733), Mitbegr. d. Eisenwerks in Nunkirchen;
    B Karl ( 1755), Hüttenmeister, seit 1729 Leiter d. Werks in Nunkirchen;
    Schw Anna Maria ( 1734, Konrad Lehnen, 1697–1759, Hüttenmeister in Nunkirchen, Eisenhändler in Trier, seit 1743 Leiter d. Hüttenwerks in Münchweiler);
    - 1729 Joseph Loth (v. 1700-43), Schmiedemeister u. Hüttenpächter, S d. Waffenschmieds Heinrich in Blieskastel;
    5 K, u. a. Karl (um 1735-nach 1800), Joh. Georg (1738 - nach 1800), beide Hüttenherren in Rentrisch, Illingen u. Fischbach;
    N Dr. iur. Karl Gottbill (1731–99), Hüttenherr auf Mariahütte b. Nonnweiler, mehrfach Bgm. v. Trier, Joseph (Nepomuk) Gottbill (1735–88), Abt d. Klosters Mettlach, Johannes Gottbill (1736–81), Prof. d. Logik u. Metaphysik a. d. Univ. Trier.

  • Biographie

    Durch Herkunft und Eheschließung gehörte L. zwei Unternehmerfamilien an, die im 18. Jh. von der vorindustriellen Handarbeit zu Betriebsleitern, Pächtern und schließlich Eigentümern frühindustrieller Hüttenwerke aufstiegen. Ihr Bruder Karl, ihr Ehemann Joseph Loth und ihr Schwager Konrad Lehnen errichteten gemeinsam eine „Eisenbergwerksgewerkschaft“, die sich dank der Verbindungen Loths als v. der Leyenscher Untertan erfolgreich um die Pacht des seit langem geplanten Eisenwerks bei St. Ingbert in der v. der Leyenschen Grafschaft Blieskastel bemühte. Dem Vertragsabschluß 1732 konnte schon im Jahr darauf die Inbetriebnahme des Werkes mit zwei Hochöfen sowie Hammer- und Walzwerk folgen. Das Produktionsprogramm umfaßte gußeiserne Erzeugnisse, unter denen Öfen, Kamin- und Takenplatten dem Werk einen besonderen Ruf einbrachten, und Schmiedeeisen für Werkzeuge aller Art. Die Arbeitsteilung unter den Schwägern war klar: Karl Gottbill leitete das Werk in Nunkirchen, L. und ihr Mann dasjenige in St. Ingbert, Konrad Lehnen, zunächst Hüttenmeister in Nunkirchen, übernahm die Leitung des in Trier für den gemeinsamen Verkauf begründeten Eisenhandels (bald nach 1734), schließlich 1743 die des von dem Konsortium erworbenen Hüttenwerks in Münchweiler.

    Nach dem Tode Joseph Loths Ende 1743 lag die Leitung des St. Ingberter Werks ausschließlich bei L. Neben ihren eigenen 5 unmündigen Kindern wuchsen auch die Kinder ihrer schon 1734 verstorbenen Schwester Anna Maria Lehnen bei ihr auf. Die zu den im kurtrier. Bereich angesiedelten anderen Werken abseitige Lage des St. Ingberter Betriebs führte zu Schwierigkeiten, bedingt auch dadurch, daß ihm die in den benachbarten Territorien (Nassau-Saarbrücken und -Ottweiler, Pfalz-Zweibrücken) liegenden Werke nicht nur im Absatz, sondern mehr noch in der Versorgung mit Eisenerz und Brennstoff Konkurrenz machten. Hinzu kamen unterschiedliche Rechtsverhältnisse (Temporalpacht, Erbpacht, Eigentum) und die sprunghaften finanziellen Dispositionen der Landesherren. Für die Erzversorgung wurde Illingen, im Besitz der Freiherren v. Kerpen, ein zuverlässiger Lieferant, während die Holzversorgung aus den Wäldern von St. Ingbert langfristig unsicher blieb. Trotz vieler Anfeindungen gelang es L., das Werk zu allseits anerkannter Blüte zu bringengen. Der Erfolg veranlaßte die v. der Leyensche Verwaltung, auf Angebote von Konkurrenten einzugehen, die einen höheren Pachtzins boten.

    L. hatte diese Gefahr lange vorausgesehen und begrüßte deshalb die Erbauseinandersetzung mit den Schwägern, die 1751 zur Aufteilung der Werke führte; sie selbst war fortan alleinige Herrin in St. Ingbert. Die nicht werksgebundenen Vermögenswerte der Gewerkschaft wurden zu gleichen Quoten aufgeteilt; die gemeinsame Einkaufspolitik für Holz, Holzkohle und Erz sollte fortgesetzt werden. Zunächst bemühte sich L. um Verlängerung des 1759 auslaufenden Vertrags mit v. der Leyen wegen St. Ingbert, nahm aber gleichzeitig Verhandlungen mit Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken auf, um das neugegründete Hüttenwerk bei Brebach-Saar (Halberger Hütte) zu pachten. Die fürstliche Verwaltung bot ihr statt dessen die Hütte in Fischbach und die Hammerwerke in Scheidt und Jägersfreude an. Ein schon abgeschlossener Vertrag zerschlug sich aber wegen der nach L.s Meinung zu hoch bewerteten Lagerbestände. Als auch die Verlängerung der Pacht für St. Ingbert an der zu hohen Zinsforderung (die später zum Niedergang der neuen Pächter beitragen sollte) scheiterte, errichtete L. neben St. Ingbert, aber auf nassausaarbrück. Territorium, ein neues Hammerwerk in Rentrisch, wohin sie auch übersiedelte. Für die Roheisenversorgung baute sie bei der seit langem betriebenen Erzgrube in Illingen mit Kerpenscher Konzession eine Hütte. Schließlich pachtete sie doch noch vorsorglich von den benachbarten saarbrückischen Werken die Fischbacher Schmelze; der Vertrag vom 1.8.1759 sollte am 1.1.1762 in Kraft treten und 15 Jahre laufen.

    Die volle Verwirklichung ihrer Planung erlebte L. nicht mehr. Sie starb Ende 1762, als tatkräftige und selbstbewußte Persönlichkeit weithin geachtet und volkstümlich, respektiert auch von den benachbarten Landesherren. Schreiben konnte sie nicht (Verträge unterzeichnete für sie ein Sohn, mitunter auch ihr Hausgeistlicher), dafür aber umso besser rechnen. Sie hatte ein Gespür für die Ertragskraft einer Anlage im Hinblick auf die Kosten und die längerfristige Sicherung der Erz- und Brennstoffversorgung. Die ihr angebotene Werksleitung in St. Ingbert unter einem neuen Pächter lehnte sie ab.

    Das Eisenwerk St. Ingbert gelangte nach mehrfachem Pächterwechsel und vorübergehendem landesherrlichen Regiebetrieb in die Hand der Familie Kraemer, von dort 1911 über die Deutsch-Luxemburg. Bergwerks- und Hütten-AG an die HADIR (Société des Hauts Fourneaux et Aciéries de Differdange-St. Ingbert-Rumelange), in deren Verband das Werk Bandeisen und Draht erzeugt. Die Lothsche Werksgruppe wurde von L.s Söhnen zunächst weitergeführt. Sie mußten aber Fischbach schon 1766 aufgeben: der auf 15 Jahre geschlossene Vertrag wurde vom Fürsten Wilhelm Heinrich einseitig gekündigt zugunsten eines dem immer geldbedürftigen Fürsten gefälligen Finanzkonsortiums. Jahrelange Prozesse der Söhne gegen die fürstliche Regierung in Saarbrücken und die gräfliche Verwaltung in Blieskastel kosteten Geld und führten 1779 nur zu einem bescheidenen Vergleich. Es folgten finanzielle Verluste in den ersten Jahren der franz. Besetzung nach 1793. Der nach L. so genannte Lottenhammer in Rentrisch wurde 1800 an die Kraemer in St. Ingbert verpachtet, 1805 verkauft und bestand noch bis 1910 als Abteilung des St. Ingberter Werks. Das Hüttenwerk in Illingen war schon 1786 stillgelegt, 1789 abgerissen worden. Die in der Gottbillschen Familie verbliebenen Werke, deren wirtschaftlicher Mittelpunkt die Mariahütte bei Nonnweiler wurde und an denen L.s Söhne noch bis 1800 beteiligt waren, gelangten 1836 an die Familie v. Beulwitz. Das Werk Nunkirchen wurde 1862 stillgelegt, die Mariahütte später in eine Eisengießerei mit Herdfabrik umgewandelt (seit 1949 Goma GmbH Mariahütte, vorm. Carl Gottbill sel. Erben). Sie ging 1962 in die Metallwarenfabrik Karl Diehl in Nürnberg über.

  • Literatur

    J. Gayot u. R. Herly, La Métallurgie des Pays de la Sarre Moyenne jusqu'en 1815, 1928;
    W. Krämer, Gesch. d. Eisenwerks zu St. Ingbert, 1933;
    ders., Gesch. d. Stadt St. Ingbert II, ²1955;
    Goma GmbH Mariahütte, in: Tradition verpflichtet -Das Saarland, 1954, S. 212-19;
    A. Jost, Der Eisenhammer v. Nonnweiler, Das Geschl. Gottbill -v. Beulwitz im Spiegel d. Heimatgesch., in: 140 J. Amt Nonnweiler, hrsg. v. E. Becker, II, 1958;
    F. Schneider, Die Fam. Gottbill u. ihr Anteil an d. Entwicklung d. Eisenhüttenindustrie im Raum Hochwald-Saar während d. 18. Jh., in: Neues Trier. Jb. 6, 1966, S. 129-36, 7, 1967, S. 90-100;
    E. Schmitt, Kamin-, Ofen- u. Takenplatten aus Saarländ. Eisenwerken, 1967;
    W. Petto, 250 J. Jägersfreude, in: Saarbrücker Hh. 27, 1968, S. 65-74;
    ders., Zur Gesch. d. Eisenindustrie im Schwarzwälder Hochwald u. ihrer Unternehmerfamilien v. d. Anfängen bis 1870, in: Zs. f. d. Gesch. d. Saargegend 17/18, 1969/70, S. 112-70;
    ders., Zur Entstehungsgesch. d. Mariahütte u. d. Nonnweiler Hammers, in: Saarheimat 13, 1969, S. 318-22;
    H. Schuler, Fischbach 1728-1978, 1978.

  • Autor/in

    Fritz Hellwig
  • Zitierweise

    Hellwig, Fritz, "Loth, Katharina" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 208-209 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137873956.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA