Lebensdaten
1844 – 1915
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 10218299X | OGND | VIAF: 66851082
Namensvarianten
  • Cramer, Richard (eigentlich)
  • Lavant, Rudolf
  • Cramer, Richard (eigentlich)
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Zitierweise

Lavant, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10218299X.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Eduard Cramer, Redakteur u. Privatgel. in L., Demokrat u. enger Freund R. Blums, Hrsg. d. „Sächs. Vaterlandsbll.“, S d. Pfarrers Friedrich August in Langenbach u. d. Christiane Friederike N. N.;
    M Friederike Henriette Dorothea Jacobine, T d. Postmeisters Franz August Wirth in Hof;
    Om Georg August Wirth (1798–1848), Politiker, Jurist (s. ADB 43; Ll. aus Franken V, 1936);
    - Wachau b. Leipzig 1869 Christiane Albertine Luise Helene (* 1847), T d. Kramers Christian Friedrich Louis Odrich in L. u. d. Ida Schwan;
    2 S, 3 T.

  • Biographie

    L. wurde zunächst Handelsgehilfe in seiner Geburtsstadt. Am Krieg von 1866 nahm er als Freiwilliger auf österr. Seite teil. Danach wurde er Buchhalter, schließlich Prokurist in Leipzig, das er, außer zu Reisen nach Österreich, Italien und in die Schweiz, nicht mehr verließ. Neben seiner Tätigkeit in Turn-, Gesang- und Literaturvereinen begann er um 1870, im Leipziger Arbeiterbildungsverein Vorträge zu halten. Von A. Bebel wurde ihm die Revision der „Vorwärts“-Druckerei übertragen. Sein zu Ende der 60er Jahre begonnenes lyrisches Schaffen gewann seit 1871, dem Jahr der Reichsgründung und der Pariser Kommune, eine entschieden antipreußische, sozialistische Tendenz. Allerdings erschienen seine Gedichte in der sozialdemokratischen Presse („nie Neue Welt“, „Der wahre Jacob“) durchweg unter dem Pseudonym Lavant (an das franz. „l'avant“ angelehnt), weil der Autor seine private Existenz nicht gefährden wollte. In der Zeit des Sozialistengesetzes 1878–90, als L. im illegalen „Sozialdemokrat“ häufig politische „Leitgedichte“ veröffentlichte und gleichzeitig unerkannt in seinem kaufmännischen Beruf weiterarbeitete, spitzte sich sein Doppelleben noch zu. Mitglied der SPD wurde er bis zu seinem Tode nicht. Die 80er und 90er Jahre waren die produktivsten seines Lebens als sozialistischer Schriftsteller. Nach 1905 – in dieser Zeit war L. vereidigter Bücherrevisor der Stadt Leipzig – erlahmte seine dichterische Aktivität. Wenige 1914 entstandene Antikriegsgedichte wurden von der Zensur unterdrückt.

    L., der einmal „ein im Dienste des Kapitals fronender Dichter“ (vgl. Häckel) genannt wurde, gehört zu jener Gruppe ihrer Herkunft nach bürgerlicher Autoren (neben ihm W. L. A. Geib, L. Jacoby, R. Schweichel), die in den 70er Jahren des 19. Jh. gemeinsam mit den proletarischen Dichtern (u. a. J. Audorf, H. Kämpchen, M. Kegel, A. Lepp, A. Scheu, J. Schiller-Seff) eine sozialdemokratisch orientierte Literatur für Arbeiter schufen, nachdem es eine unmittelbar politische Literatur seit Weerths und Heines Verstummen etwa zwei Jahrzehnte nicht mehr gegeben hatte. Im Vordergrund stand dabei eindeutig die Lyrik, vor allem das singbare, operative Lied, das als „Massenmedium“ der Arbeiterbewegung fungierte. Ideell und auch formal (L. bevorzugte achtzeilige jambische Strophen) steht L.s Gedankenlyrik eindeutig in der Tradition des Vormärz (Herwegh, Freiligrath), ja noch Schillers, auch wenn L.s Gedichtinhalt die aktuelle Arbeiterbewegung ist. Die von F. Mehring gepriesene „Formvollendung“ L.s entbehrt aller innovativen Elemente. Seine wichtigsten Veröffentlichungen sind „In Reih und Glied. Gedichte von einem Namenlosen“ (1893), der Roman „Ein verlorener Posten“ (in: Die Neue Welt III, 1878, Nr. 14 ff.) – eine kaum verhüllt autobiographische Darstellung seiner Stellung zwischen den sozialen Klassen – und die von ihm edierte, seinerzeit sehr wirksame Anthologie „Vorwärts, Eine Sammlung von Gedichten für das arbeitende Volk“ (1886), die nach seinem Verständnis „Kampfpoesien“ gegen die „Klassenherrschaft“ enthält. L. hat auch Reiseberichte und sächsische Mundartgedichte verfaßt und sich als Übersetzer (u. a. A. Daudet) versucht.

  • Werke

    Weitere W u. a. Eichenlaub u. Fichtenreis, 1901 (Gedichte);
    Idealisten (Novelle), in: Die Neue Welt V, 1880, Nr. 33 ff.;
    Vorwort zu: M. Wittich, Lieder e. fahrenden Schülers, 1904;
    Gedichte, hrsg. v. H. Uhlig, mit e. Einl. v. M. Häckel, 1965 (W-Verz.).

  • Literatur

    F. Mehring, Gesch. d. dt. Soz.demokratie II, Ausg. 1960, S. 664 f.;
    W. Blos, Denkwürdigkeiten e. Soz.demokraten I, 1914, S. 148;
    H. Uhlig, Leben u. Werk R. L.s, Ein Btr. z. Erforschung d. „Neuen Anfänge d. Sozialist. Lit.“, Diss. Greifswald 1965 (ungedr.);
    ders., R. L., Zu d. Anfängen d. Sozialist. Lit. in Dtld., in: Weimarer Btrr. 17, 1971, H. 12, S. 162-68;
    Lex. Sozialist, dt. Lit., 1963, S. 317-19;
    Lex. dt.sprachiger Schriftsteller, ²1974.

  • Autor/in

    Wolfgang Emmerich
  • Zitierweise

    Emmerich, Wolfgang, "Lavant, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 745 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10218299X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA