Lebensdaten
1771 – 1843
Geburtsort
Schlaggenwald Bezirk Falkenau (Böhmen)
Sterbeort
Schlaggenwald Bezirk Falkenau (Böhmen)
Beruf/Funktion
Porzellanfabrikant
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136724744 | OGND | VIAF: 81021579
Namensvarianten
  • Lippert, Johann Georg

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Zitierweise

Lippert, Johann Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136724744.html [01.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Raphael (1740–1824), Chirurg in Sch.;
    M Maria Anna Mayer (1746–96);
    Schlaggenwald 1803 Friederike (1785–1850), T d. schwarzburg-rudolstädt. Hofmalers u. Pozellanfabr. Joh. Andreas Greiner ( 1799) in Gera (s. ThB) u. d. Louise Sophie Wolfahrt ( 1806), seit 1800 Porzellanfabrikantin in Sch.; Schwager Moritz Greiner (1788–1836), Betriebsleiter, Werkmeister d. Porzellanfabrik Lippert & Haas;
    T Emilie ( Johann Möhling, 1871, k. k. Bergmeister, 1840 Fabrikdir. in d. Porzellanfabrik Lippert & Haas, 1849 Gründer e. Porzellanfabrik in Aich Bez. Karlsbad).

  • Biographie

    L. war Wundarzt und Bergphysikus in Schlaggenwald. Mit seiner Heirat übernahm er 1803 die Leitung der darniederliegenden Porzellanfabrik seiner Schwiegermutter, die diese 1800 von dem Bergmeister Johann Georg Paulus (1738–1823) gekauft hatte. Paulus hatte 1792 im Zechtale bei Schlaggenwald den ersten Porzellanofen aufgestellt, war jedoch, in Prozesse verwickelt, in Schwierigkeiten geraten. L., in der Porzellanherstellung ein Neuling, erwarb sich Kenntnisse durch Selbststudium und Verbindungen zu Fachleuten aus Meißen. Es gelang ihm, die aus den bedeutenden Kaolinlagern von Zettlitz b. Karlsbad bezogene Porzellanerde so zu reinigen und zu schlämmen sowie mit Zusätzen zu versehen, daß daraus gutes, für Bemalung und Vergoldung geeignetes Porzellan hergestellt werden konnte. Er erwarb 1808 zum Preise von 8 000 fl. die Fabrik, die damals 10 Arbeiter beschäftigte, von den Greinerschen Erben. Als Gesellschafter nahm er den Berg- und Forstamts-Kassierer und späteren Bergmeister Werner Haas (1770–1830) in das Unternehmen, das seitdem „Lippert & Haas in Schlaggenwald“ firmierte und unter diesem Namen weltbekannt wurde. L. erweiterte die Fabrik anfangs auf drei Öfen und vergrößerte sie dann ständig durch Neubauten. Hergestellt wurden Kaffeegeschirr, blaubemaltes Tafelgeschirr, Schüsseln und bemalte Pfeifenköpfe. Seit 1810 bestand eine Niederlassung in Karlsbad, in der auch künstlerisch gestaltete figurale Plastiken sowie bemalte Vasen, Schüsseln, Teller und Kurbecher angeboten wurden. Im Mai 1812 erhielt L. die Landesbefugnis mit königl. Privileg. Im Juli besuchten Kaiser Franz L, Ghzg. Ferdinand von Würzburg und die franz. Kaiserin Marie Louise die Fabrik in Schlaggenwald. 1827 trat Eusebius August Haas (1804–71) als Gesellschafter ein und übernahm als Erbe 1830 den väterlichen Anteil am Unternehmen. Niederlagen wurden in Prag und Wien errichtet und – bis 1835 – auch in Brünn, Linz, Temesvar und Bozen. Bei Gewerbeausstellungen in Prag 1829 und 1831 wurden die Erzeugnisse der Firma ausgezeichnet. Ausgestellt waren dort Vasen, Schalen sowie Porträts mit Malerei und Vergoldung. Als neues Erzeugnis entwickelte L. durchscheinendes Porzellan mit bildlichen Darstellungen. Auch auf den beiden ersten österr. Gewerbeproduktenausstellungen in Wien 1835 und 1839 erhielt das Unternehmen Auszeichnungen. Gerühmt wurden die Reinheit des Porzellans und die Glasur. Ausgestellt waren Tafelgeschirr, bemalte und mit Kupferstichen versehene Tassen und Vasen sowie Karlsbader Brunnenbecher. Zum Vergolden wurden jährlich mehrere Kilogramm Gold verbraucht, das aus eingeschmolzenen Dukatenmünzen gewonnen wurde. Das Unternehmen hatte 1840 mehr als 200 Beschäftigte.

    Seit 1822 war L. durch Gicht an den Füßen gelähmt. Er arbeitete aber, im Rollstuhl sitzend, bis zuletzt als Leiter der Fabrik und war unermüdlich mit der Weiterentwicklung der Erzeugnisse beschäftigt, während der Gesellschafter Haas, Besitzer der Herrschaft Königsberg an der Eger, oft und lange auf Reisen ging. An der Einschränkung der kunstgewerblichen Produktion war L. nicht beteiligt, als die Fabrikation des größeren Umsatzes wegen 1840 auf Massenware umgestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt trat sein Schwiegersohn Johann Möhling als sein Vertreter in das Unternehmen ein. Emilie Möhling, L.s einzige Tochter, übernahm 1847 als Erbin dessen Fabrikhälfte, verkaufte sie jedoch unmittelbar danach für 140 000 fl. an den Gesellschafter Haas. Dieser war bis 1867 Alleinbesitzer der Schlaggenwalder Fabrik, die dann je zur Hälfte von seinem Sohn Georg und seinem Neffen Johann Czjzek übernommen wurde, bis 1945 „Haas & Czjzek“ firmierte und die bedeutendste Porzellanfabrik Österreich-Ungarns, dann der Tschechoslowakei und schließlich des Sudetenlandes war.

  • Literatur

    H. Meyer, Böhm. Porzellan u. Steingut, 1927, S. 6-86, 291, Bildtafeln künstler. Erzeugnisse II-XXXI;
    A. Bergmann, Egerländer Porzellan u. Steingut 1789-1945, 1975, S. 15, 19, 23 f. (zahlr. Abb.);
    Ber. d. Beurteilungs-Komm. üb. d. im J. 1829 unter d. Leitung d. böhm. k. k. Landesguberniums stattgefundene öffentl. Ausstellung d. Industrie-Erzeugnisse Böhmens, 1831, S. 36, 148;
    Biogr. Lex. z. Gesch. d. böhm. Länder, 1982, S. 467.

  • Autor/in

    Erhard Marschner
  • Zitierweise

    Marschner, Erhard, "Lippert, Johann Georg" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 656-657 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136724744.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA