Lebensdaten
1869 – 1925
Geburtsort
Remscheid-Hasten
Sterbeort
in der Schweiz
Beruf/Funktion
Stahlfabrikant
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 136725600 | OGND | VIAF: 81022309
Namensvarianten
  • Lindenberg, Richard

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Zitierweise

Lindenberg, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136725600.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Richard (1823–97), Stahlfabr., S d. Joh. Gottlieb (1787–1870), Gründer e. kl. Werkzeugfabrik 1840/41, e. Stahlwerks mit Tiegelschmelze u. Hammerwerk 1864 (aus Bauernfam. in Meinerzhagen);
    M N. N.;
    B Julius (1861–1929), Inh. d. Berg. Stahl-, Walz- u. Hammerwerke in R.-H. (gegr. 1900); Verwandte (?) Hedwig (* 1866), Marinemalerin (s. Rhdb., P; ThB);
    - N. N.

  • Biographie

    Als L.s Vater 1872 aus der Firma Gebr. Lindenberg & Co. ausschied, behielt er die Tiegelschmelze sowie das Walz- und Hammerwerk. Diese wurden 1899 von L. übernommen, der zum Kaufmann ausgebildet worden war, aber technischen Fragen ebenso aufgeschlossen gegenüberstand wie wirtschaftlichen. L. trat Walz- und Hammerwerk 1900 an seinen Bruder Julius ab und gründete 1901 die Stahlwerke Rich. Lindenberg GmbH (seit 1907 AG). Um die Jahrhundertwende wurde bereits so viel hochwertiger Stahl gebraucht, daß ein Ersatz des teuren Tiegelstahls dringlich erschien. Zudem forderte 1900 das Erscheinen des Schnelldrehstahls die Herstellung von hochlegierten Stählen, und für diese eignete sich der Lichtbogenofen besser. Die sich hier anbietende Chance ergriff L. 1904, als er von den Erfolgen Paul Héroults hörte, der mit dem von ihm 1900 erfundenen Verfahren hochschwefelhaltige Erze zu schwefelfreiem Roheisen elektrisch schmolz. Die Besitzer der Héroult-Patente hatten sich an mehrere Werke gewandt und waren abgewiesen worden. Nur L. hatte den Mut, 1904 die neuen Ideen aufzugreifen und gegen die Skepsis der Branche die fabrikmäßige Elektroschmelze zu entwickeln, um Edelstahl zu erzeugen. Er brachte einige Verbesserungen am Héroult-Ofen an, u. a. die getrennt aufgehängten Elektroden, nach deren Herausziehen der Herd sich kippen ließ, und baute 1905 die erste Héroult-Anlage in Deutschland. 1906 goß er die erste Charge Elektrostahl zur vollen Zufriedenheit und führte seine Anlage einer 60köpfigen Delegation des American Institute of Mining Engineers sowie deutschen Stahlfachleuten, u. a. Hermann Wedding und Emil Schrödter, vor. Durch die Einführung der Elektrostahlerzeugung hat L. die Stahlindustrie im Bergischen Land wieder zur Geltung gebracht. Er gehörte zu den ersten, die Edelstahl großtechnisch herstellten. Seine eigene Tiegelanlage legte er zugunsten der Elektrostahl-Anlage still und setzte für die Produktionsumstellung sein ganzes Vermögen ein. Der Héroult-Lindenberg-Ofen verbreitete sich wegen seiner Einfachheit und problemlosen Arbeitsweise schnell. L. ließ ihn technisch weiterentwickeln und vergab Baulizenzen, wozu er in Remscheid die Elektrostahl-GmbH gründete. Er baute den ersten Drehstromofen mit Transformator, an dem er die energiesparende Wirkung des Einschmelzens mit höheren Spannungen studierte. Dabei wandte er als erster die Dauerelektrode des schwed. Ingenieurs Carl Wilhelm Söderberg an. Schon 1914 arbeiteten bei fast allen deutschen Hüttenwerken L.s Elektroöfen. Während des 1. Weltkriegs stieg der Bedarf an hochwertigen Stählen so stark an, daß viele Elektroöfen gebaut werden mußten, und auch nach 1918 gewann der Elektroofen durch verbesserte Arbeitsverfahren weiter an Bedeutung. L. war 1914 Gründungsmitglied des Edelstahl-Verbandes. 1919 wandelte er sein Unternehmen um in die Glokkenstahlwerke AG vorm. Richard Lindenberg, deren erster Aufsichtsratsvorsitzender er wurde. Die alte Firma blieb Muttergesellschaft mit Sitz in Baden-Baden, verkaufte Elektroöfen und verwaltete Patente und Lizenzen. Seit 1924 plante L. den Bau eines Elektrostahlwerks in Oberbayern wegen der dortigen hochwertigen Wasserkräfte. Auf einem Flug dorthin verunglückte er tödlich. Sein Unternehmen wurde 1927 mit den Edelstahlbetrieben der Vereinigten Stahlwerke und einigen kleineren Edelstahlerzeugern (Bergische Stahlindustrie, Felix Bischoff, Bochumer Stahlindustrie, Krefelder Stahlwerk, Stahlwerke Brüninghaus & Hasloch) zu den Deutschen Edelstahlwerken AG mit Sitz in Krefeld vereinigt. - Dr.-Ing. E. h. (TH Hannover 1921).

  • Literatur

    W. Rodenhauser u. J. Schoenawa, Elektr. Öfen in d. Eisenindustrie, 1911, S. 103-19;
    Oswald Meyer, Gesch. d. Elektroeisens, 1914, S. 105 f.;
    J. Eßer, Die dt. Edelstahlindustrie u. ihre Organisation, Diss, Köln 1920;
    Stahl u. Eisen 45, 1925, Nr. 34, S. 1451 f. (P);
    J. Wotschke, Der elektr. Schmelzofen im 20. Jh., in: Technikgesch. 28, 1939, S. 62 f.;
    W. Kossmann, Edelstahl, 1959, S. 65-67 (P).

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Lindenberg, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 595-596 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136725600.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA