Lebensdaten
1844 – 1909
Geburtsort
Kiel
Sterbeort
Alt-Rahlstedt bei Hamburg
Beruf/Funktion
Dichter ; Schriftsteller ; Librettist
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118572954 | OGND | VIAF: 27159252
Namensvarianten
  • Liliencron, Friedrich Freiherr von (eigentlich)
  • Liliencron, Frederik Freiherr von (eigentlich)
  • Detlev von Liliencron
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Zitierweise

Liliencron, Detlev Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572954.html [03.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Louis (1802–92), dän. Zollbeamter, S d. Andreas (1774–1823), dän. Oberkriegskommissar u. Kapitän, u. d. Friederike Griis;
    M Adeline (1808–72), T d. US-Kapitäns Frederick v. Harten u. d. N. N. (Portugiesin); Ov 2. Grades Rochus (s. 2);
    - 1) Görlitz 1878 ( 1885) Helene (1854–1932), T d. preuß. Oberstlt. Karl Frhr. v. Bodenhausen u. d. Luise Hartmann, 2) 1887 ( 1892) Augusta Brandt ( ca. 1904), Gastwirts-T, 3) 1900 Anna (1866–1945), T d. Bauern Hinrich Michael in Heiligenstedten (Holstein) u. d. Catharine Heesch;
    1 S, 1 T aus 3).

  • Biographie

    Nach der Schulzeit trat der aus einer verarmten Linie seiner Familie stammende L. – sein Großvater wurde wegen seiner Heirat mit einer Leibeigenen enterbt – 1863 als Fahnenjunker ins Westfäl. Füsilier-Rgt. Nr. 37 ein, das zur preuß. Besatzung der Bundesfestung Mainz gehörte. Im Dez. 1864 wurde es in die Prov. Posen (Rawitsch) verlegt, um die Unruhen nach dem Polenaufstand von 1863 niederzuhalten. Im August 1865 zum Leutnant befördert, nahm L. 1866 am Feldzug gegen Österreich teil. Dann wurde er zum Infanterie-Rgt. Nr. 81 nach Mainz versetzt, mit dem er 1870 in den Krieg gegen Frankreich zog. In beiden Feldzügen wurde er verwundet und ausgezeichnet. Im Okt. 1871 nahm L. schuldenhalber den Abschied, wurde aber im Dez. 1872 auf seine Bitte hin wieder eingestellt, und zwar als Premierleutnant beim Pomm. Infanterie-Rgt. Nr. 54 in Kolberg. Wegen hoher Verschuldung mußte er im Sept. 1875 wieder ausscheiden. Er suchte – vergeblich – sein Glück in den USA, aus denen er im Febr. 1877 enttäuscht zurückkehrte. Im Okt. 1878 trat er in den preuß. Verwaltungsdienst ein (Landratsamt Eckernförde und Plön), war 1882/83 Hardesvogt auf der nordfries. Insel Pellworm und Sept. 1883-Dez. 1885 Kirchspielvogt im holstein. Kellinghusen. 1886 bat er – wieder wegen der alten Schulden – um Entlassung aus dem Staatsdienst. Zwischendurch hatte er militärische Übungen abgeleistet und war 1882 zum Hauptmann befördert worden.

    35jährig begann L. zu schreiben. Seine erste Lyrikveröffentlichung, „Adjutantenritte und andere Gedichte“ (1883), war zwar ein verlegerischer Mißerfolg, machte dem Verfasser jedoch bei den naturalistischen Autoren einen Namen, die seine vitale, sinnliche, derbsaloppe Art der Darstellung schätzten und in L. einen ihnen ebenbürtigen „modernen“ Dichter verehrten. Seit 1886 suchte L. sein Auskommen als freier Schriftsteller. Entbehrungsreiche und demütigende Jahre folgten, in denen er weitere Lyriksammlungen veröffentlichte, einen Roman verfaßte und mit Novellen, Erzählungen und novellistischen Skizzen, die häufig seine Kriegserlebnisse reflektierten, allmählich bekannter wurde. Mit seinen Dramen erzielte er keine Resonanz.

    Ein Aufenthalt in München 1890, finanziert von der Schiller-Stiftung, die ihn auch weiterhin sporadisch, seiner hohen Schulden wegen aber ineffektiv unterstützte, brachte L. mit Michael Georg Conrad, Otto Julius Bierbaum, Heinrich Reder, Hugo Wolf und anderen Größen des literarischen Lebens in Verbindung. Er konnte in einflußreichen Organen, dem „Magazin für die Literatur des In- und Auslandes“ und der „Gesellschaft“, veröffentlichen. Seit 1891 lebte L. in Ottenhausen und dann in Altona, wo er die 1879 begonnene Arbeit an seinem „Kunterbunten Epos in zwölf Cantussen“ „Poggfred“ fortsetzte, das 1896 erschien. L. hielt dieses Buch, das er dem befreundeten Richard Dehmel widmete und das er 1904 auf 24, 1909 auf 29 „Cantusse“ erweiterte, für sein Hauptwerk. Tatsächlich sind beinahe alle Themen, Stoffe und Motive seiner Dichtung, Naturerleben und Natursymbolik, Mythologie, Geschichte, erotische Episoden, phantastische Exkurse, Träume, Notizen und Berichte, Kriegsdarstellung und anderes mehr in bunter Mischung, ohne strenge Komposition hier versammelt und bald ernst-pathetisch, bald ironisch-satirisch in formaler Mannigfaltigkeit gestaltet.

    Um seine Schuldenlast zu tilgen, unternahm L. Vortragsreisen und trat 1900 in Ernst v. Wolzogens literarischem Kabarett „Überbrettl“ auf. Durch die Hilfe von Alfred W. Heymel, Harry Gf. Keßler und Elisabeth Förster-Nietzsche konnte L. seit 1901 mit seiner dritten Frau in Alt-Rahlstedt b. Hamburg einen dauernden Wohnsitz finden. Zwei Jahre später wurde ihm von Kaiser Wilhelm II ein Ehrensold von 2000 Mark ausgesetzt, der seine finanzielle Lage stabilisierte. Die 1904 anläßlich seines 60. Geburtstags von Fritz Böckel herausgegebene Dokumentation „Detlev von Liliencron im Urteil zeitgenössischer Dichter“ versammelt ebenso wie die gleichzeitig in Wien erscheinende Festgabe österr. Autoren die bekanntesten Namen der Zeit zu seiner Würdigung. Wie heute noch stand auch zu L.s Lebzeiten seine Lyrik im Mittelpunkt des Interesses. Auf diesem Gebiet konnte L. die eingefahrenen Wege der massenhaft verbreiteten epigonalen und trivialen Gründerzeitlyrik verlassen und neue Ausdrucksweisen finden. Die Germanistik hat, nachdem der patriotisch-militärische Zug im Werk des politisch konservativen Autors seit 1918 kaum noch Zustimmung fand, die Natürlichkeit und die kraftvolle Originalität seiner Gedichte immer wieder hervorgehoben und Parallelen zum Impressionismus in der Malerei nachgewiesen. Sein übriges Werk erweist sich heute als zeitgebunden. L.s Briefwechsel ist eine ergiebige Quelle für die Erforschung des literarischen Lebens seiner Zeit.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Kiel 1909).

  • Werke

    Weitere W Lyrik: Gedichte, 1889;
    Der Haidegänger u. a. Gedichte, 1890;
    Neue Gedichte, 1892. -
    Romane: Breide Hummelsbüttel, 1887;
    Mit d. linken Ellenbogen, 1899;
    Leben u. Lüge, Autobiogr. Roman, 1908. -
    Novellen u. Erzz.: Eine Sommerschlacht, 1886;
    Unter flatternden Fahnen, 1888;
    Der Mäcen, 1890;
    Krieg u. Frieden, 1891;
    Kriegsnovellen, 1895. -
    Dramen: Knut der Herr, 1885;
    Der Trifels u. Palermo, 1886;
    Die Rantzau u. d. Pogwisch, 1887;
    Arbeit adelt, 1887;
    Die Merowinger, 1888. -
    Sämtl. Werke, 15 Bde., 1904-08;
    Ges. Werke, hrsg. v. R. Dehmel, 8 Bde., 1911-13;
    Werke, hrsg. v. B. v. Wiese, 2 Bde., 1977;
    Gedichte, hrsg. v. G. Heintz, 1981. - Briefe:
    Ausgew. Briefe, 1868–1909, 2 Bde., hrsg. v. R. Dehmel, 1910;
    Briefe an Hermann Friedrichs aus d. J. 1885 bis 1889, 1910;
    II. Spiero (Hrsg.), Neue Kunde v. L., Des Dichters Briefe an s. ersten Verleger 1882–94, 1912;
    ders. (Hrsg.), Unbegreiflich Herz, D. v. L.s Briefe an Helene v. Bodenhausen, 1925 (P);
    ders. (Hrsg.), Briefe in neuer Ausw., 1927;
    W. Kirsten (Hrsg.), Die Akte D. v. L., 1968;
    W. Hasenclever (Hrsg.), Dichter u. Verleger, Briefe v. W. Friedrich an D. v. L., 1914. - W-Verz.:
    G. v. Wilpert u. A. Gühring, Erstausgg. dt. Dichtung, 1967. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Staats- u. Univ.Bibl. Hamburg.

  • Literatur

    A. Lohr, Ein moderner Lyriker, in: ders., Streiflichter auf d. moderne Lit., 1900, S. 37 f.;
    F. Böckel (Hrsg.), D. v. L. im Urteil zeitgenöss. Dichter, 1904, ²1912 (u. d. T. Erinnerungen u. Urteile);
    A. Donath (Hrsg.), Österr. Dichter z. 60. Geb.tage D. v. L.s, 1904;
    O. J. Bierbaum, L., ²1910;
    H. Spiero, in: BJ 14 (u. Tl.);
    ders., D. v. L., Sein Leben u. seine Werke, 1913 (L);
    H. Maync, D. v. L., Eine Charakteristik d. Dichters u. seiner Dichtungen, 1920;
    E. Assmann, Die Entwicklung d. lyrischen Stils b. D. v. L., 1936;
    J. Elema, Stil u. poet. Charakter b. L., 1937;
    E. Hordzewitz, L.s ungedr. Kriegstagebücher u. ihre Bedeutung f. seine Kriegsdichtung, 1938 (W, L);
    U. Jaspersen, D. v. L., in: B. v. Wiese (Hrsg.), Dt. Dichter d. 19. Jhr., 1969, S. 507-27;
    D. Ulrich, Die Verskunst d. Lyrik D. v. L.s, 1970;
    B. v. Wiese, D. v. L., in: ders., Perspektiven II, 1979, S. 157-78;
    H. Stolte, D. v. L., Leben u. Werk, 1980;
    H. A. Krüger, Dt. Lit.-Lex., 1914;
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Internat. Bibliogr. z. Gesch. d. dt. Lit., 1969-72;
    Kindlers Lit.-Lex. IX, S. 7611 (Poggfred);
    Schleswig-Holstein, biogr. Lex. I, 1970 (W, L, Nachlaß-Verz., P-Nachweise).

  • Porträts

    Phot., 1904, Abb. b. Könnecke;
    Gem. v. H. Olde, 1904 (Kiel, Kunsthalle), Abb. b. Wilpert, Literatur in Bildern u. in: Die Gr. Deutschen im Bild, 1937.

  • Autor/in

    Günter Häntzschel
  • Zitierweise

    Häntzschel, Günter, "Liliencron, Detlev Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 552-553 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572954.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA