Lebensdaten
1728 – 1790
Geburtsort
Zweibrücken
Sterbeort
Zweibrücken
Beruf/Funktion
pfälzischer Historiker ; Schulmann
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 100836631 | OGND | VIAF: 69284419
Namensvarianten
  • Crollius, Georg Christian
  • Agricola, Christian
  • Agricola, Christianus
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Crollius, Georg Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100836631.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Phil. (1693–1767), Historiker, Reformator des Gymn. in Zweibrücken, S des Joh. Lorenz (1641–1709), Prof. der Eloquenz, klassischer Philol. u. Theol. in Herborn, Heidelberg u. Marburg (S des Johannes, 1599-1662, Theol., beide s. ADB XLVII), u. der Anna Marg. (1651–96), T des Joh. Theobald Meisterlin (1613–1674), Oberschultheiß in Wanfried;
    M Marg. Gabriele ( 1739), T des Georg Christian Joannis (1658–1735), Theol. u. Historiker (s. ADB XIV);
    Schw Luise Christiane ( Jakob Frdr. Leclerc, 1717 bis n. 1768, Hofmaler in Zweibrücken, s. ThB);
    Althornbach 1755 Henr. Magdalene (1736–1802), T des Joh. Heinr. Koch ( 1747), RegierungsSekr. u. Kirchenschaffner;
    2 S, 3 T, u. a. Henr. Luise Christine ( Joh. Valentin Embser, 1749–83, Gymnasialprofessor in Zweibrücken);
    N Phil. Adolf Leclerc (1755- um 1826), Hofmaler in Zweibrücken u. München (s. ThB).

  • Biographie

    Nach erfolgreichem Besuch des Gymnasiums der Vaterstadt und weiterer Ausbildung durch den Vater studierte C. seit 1748 in Halle, seit 1750 in Göttingen. Von 1752 an als Lehrer am Zweibrücker Gymnasium tätig, wurde er dort 1754 Professor der Geschichte und Eloquenz und 1767 als Nachfolger des Vaters Rektor und Assessor des reformierten Oberkonsistoriums. Als solcher wegen der Nachfolge des Oberkonsistorialrats Johann Philipp Friedrich Spangenberg mit der Regierung Herzog Karls II. in Konflikt geraten, floh er 1777 aus Zweibrücken nach Wetzlar, um am Reichskammergericht die verletzten Rechte seiner Kirche zu verteidigen, lehnte jedoch eine Berufung nach Detmold, wie schon früher andere ehrenvolle Angebote, ab und wurde, nach Zweibrücken zurückgekehrt, seit 1778 rehabilitiert und 1788 unter Befreiung von einem Großteil seiner Schulgeschäfte zum Hofrat und Mitglied der Schulkommission ernannt. Die Leiden der beiden Kampfjahre, wirtschaftliche Sorgen, häusliches Unglück und Verzweiflung an der Zeit, deren Veränderungen der so ganz seinem Jahrhundert verhaftete Mann nicht mehr zu folgen vermochte, verdüsterten den Lebensabend.

    Mit Friedrich Chrstn. Exter ( 1817) und seinem Schwiegersohn Embser bildete C., als herzoglicher Bibliothekar der eigentliche Schöpfer der Zweibrücker Gymnasialbibliothek, das Herausgeberkollegium der Editiones Bipontinae, der seit 1779 erscheinenden, weit verbreiteten und noch heute gesuchten Zweibrücker Ausgaben der antiken Klassiker, von denen C. persönlich Tacitus, Sallust, Terenz und Velleius Paterculus edierte. Dem gleichnamigen Enkel des Georg Christian Joannis und Polyhistor der Göttinger Schule lag freilich die Geschichte besonders am Herzen. Als Hofhistoriograph erstellte er die „Origines Bipontinae“ (2 Bände, Zweibrücken 1757/69), während er die Anfänge der Kurpfalz in der niederlothringischen Pfalzgrafschaft zu Aachen und, nach dem Vorbild Karl Friedrich Patricks, einem Herzogtum Rheinfranken fand. Zahlreiche seiner gelehrten Arbeiten sind in den Publikationen der Akademien zu München und Mannheim niedergelegt, denen C. ebenso angehörte wie der gelehrten Gesellschaft zu Duisburg und dem historischen Institut zu Göttingen, wo einst Johann David Köhler sein Führer in die Historie gewesen war.

  • Werke

    Weitere W u. a. De hoc mundo optimo non perfectissimo, Zweibrücken 1752;
    Versuch einer Entdeckung d. reinsten Qu. u. d. wahren Beschaffenheit aller natürl. Verbindlichkeiten u. Rechte, ebd. 1754;
    Erläuterte Reihe d. Pfalzgraven zu Achen od. in Niederlothringen, ebd. 1762/89;
    Christianus Agricola Freystadiensis (Ps.), Disputatio de clausula art. IIII Pacis Rysvicensis eaque ad Ducatum Bipontinum non pertinente, Regensburg 1766;
    Abh. v. d. Ursprung u. Amte d. Provinzialpfalzgrafen in Dtld., in: Abhh. d. Churfürstl.-baier. Ak. d. Wiss. IV (histor. Reihe), München 1767, S. 43-146;
    Responsum ad quaestionem: an et qualis fuerit Franciae ducalus. Rhenensis praecipue …, in: Acta Academiae Theodoro-Palatinae III, Mannheim 1773, S. 333-480;
    Gedanken üb. d. Preisfrage: Wie u. wann sind d. vier weltliche erzämter d. H. R. R. den durch d. goldne bulle darin bestätigten hohen erzhäusern erblich geworden?, ebd. V, 1783, S. 323-94;
    Klagen eines dt. Jeremias üb. d. Geist unserer Zeit, in: Patriot. Archiv f. Dtld., hrsg. v. F. K. Frhr. v. Moser, I, Frankfurt u. Leipzig 1784, S. 483-94;
    Denkmahl Carl August Friderichs d. Einzigen …, Zweibrücken 1784 f.;
    Daß d. Pfalzgrafen bei Rhein noch vor d. Witteisbachischen Regierung d. ersten weltl. Kurfürsten u. Reichs-Erzdruchseßen gewesen u. so d. heutige Pfalzbaier. Kur ursprüngl. f. d. Pfälz. Kur zu achten sei …, Frankfurt u. Leipzig 1786.

  • Literatur

    (z. T. auch zu J. Ph. C.) ADB IV;
    J. G. Faber, Memoria G. C. Crollii, Zweibrücken 1790 (P);
    A. Lamey, Crollii elogium, in: Acta Academiae Theodoro-Palatinae VII, Mannheim 1794, S. 5-11: L. Westenrieder, Gesch. d. baier. Ak. d. Wiss. I, 1804;
    J. Schiller, Pfälz. Memorabile IV, 1876, S. 134-41, VI, 1878, S. 40-51;
    R. Buttmann, G. Ch. C. im Kampf mit d. hzgl. Zweibrück. Reg. 1777, in: Westpfälz. Gesch.bll. 1 f., 1897 f. (17 Fortss.);
    K. Reissinger, Dokumente z. Gesch. d. humanist. Schulen im Gebiet d. Bayer. Pfalz, 2 Bde., = Monumenta Germaniae Paedagogica XLVII u. XLIX, 1910 f.;
    A. Becker, G. Ch. C., = Btrr. z. Heimatkde, d. Pfalz 12, 1931 (W, L, P);
    G. Biundo, Pfälz. Pfarrer- u. Schulmeisterbuch, = Palatina Sacra I. 1930, S. 678 f. (W);
    F. Schlichtegroll, Nekr. auf|d. J. 1790, I, Gotha 1791, S. 223-34;
    Meusel II, S. 231-36 (W);
    C. A. Baader, Lex. verstorb. Baier. Schriftsteller d. 18. u. 19. Jh. I, 1824, S. 82-86 (W, L);
    Ersch-Gruber 120, 1829, S. 168 f. (W, L);
    Nouv. Biogr. XII.

  • Porträts

    Stich v. Egid Verhelst nach Phil. A. Leclerc (s, A. Becker, Joannis-Crollius-Leclerc, Beil. z. Nr. 3 d. Westpfälz. Gesch.bll. 22, 1922).

  • Autor/in

    Peter Fuchs
  • Zitierweise

    Fuchs, Peter, "Crollius, Georg Christian" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 420 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100836631.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Crollius: Georg Christian C., geb. 21. Juli 1728 zu Zweibrücken. Sein Vater war Johann Philipp C., am 1. Jan. 1693 zu Heidelberg als Sohn des Joh. Lorenz C. geboren, seit 1721 Rector des Gymnasiums zu Zweibrücken, welche Stelle er mit der Rede „De celebri quondam Alexandrinorummuseo“ antrat. Es erschienen von ihm ein Programm, verschiedene Arbeiten zur Pfälzer Geschichte: „De castro Trifels", 1725; „De castro Cussella", 1725; De c. Meisenhemio", 1727; „De c. Hornbaco", 1728; „De c. Biponto", „D. c. Tabernis montanis", 1729; „De dioecesi Jeckelnhemensi", 1732; „Prolusio de Westrasia“, 1751; „Oratio de Anvilla“ (von seinem Sohn 1767 herausgegeben). Er starb 14. Jan. 1767. Dem Sohne Georg hat er eine sorgfältige Erziehung und Ausbildung zu Theil werden lassen und schickte ihn im Jahre 1748 auf die Universität Halle und im J. 1750 nach Göttingen. In Halle hat sich C. zunächst den theologischen, in Göttingen aber überwiegend den dort blühenden historischen Wissenschaften zugewendet; nebst Mosheim, Schmauß, Heumann, Michaelis, Böhmer, war es vor allem J. D. Köhler, von dessen Unterricht er, wie er das später wiederholt versichert hat und wie es seine eigenen Schriften bezeugen, den meisten und nachhaltigen Nutzen gezogen hat. Im J. 1752 in seine Vaterstadt zurückgekehrt, unterzog sich C. zwar der herkömmlichen Prüfung für die Candidaten des Predigeramtes, betrat aber gleich darauf die schulmännische Laufbahn und wurde am Zweibrücker Gymnasium angestellt, an welchem er aufrückend im J. 1767 seinem Vater in dem Amte des Rectors nachfolgte, welches er dann mit einer kurzen Unterbrechung bis zu seinem am 23. März 1790 erfolgten Tode versehen hat. Er war zugleich mehrere Jahre hindurch Beisitzer des reformirten Consistoriums in Zweibrücken, außerdem hatte ihn Herzog Christian IV. zum Vorstand der Bibliothek und zum Historiographen seines Hauses ernannt. Sein Ansehn als Schriftsteller und Schulmann hat ihm verschiedene Berufungen eingetragen, die er aber sämmtlich ausgeschlagen hat. Seine Schriften gehören in ihrer überwiegenden Zahl dem Gebiete der Geschichte an und hier wieder ist es vorzugsweise die Geschichte von Zweibrücken und der rheinischen Pfalzgrafschaft, um die er sich bleibende Verdienste erworben hat. Es geschah dies in der Zeit, in welcher Kurfürst Karl Theodor durch die Gründung der Akademie in Mannheim zuerst auch in dieser Richtung eine höchst fruchtbare Anregung gegeben hat. Aus der Reihe von Crollius' Schriften, die man sämmtlich bei Meusel (Lexikon Bd. II. S. 231—235) verzeichnet findet, heben wir an dieser Stelle nur seine „Origines Bipontinae“ und seine „Erläuterte Reihe der Pfalzgrafen zu Aachen oder in Niederlothringen“ hervor. Sie verrathen, zumal in den genealogischen Untersuchungen die gute Schule, durch die er in Göttingen gegangen war. Aber auch an dem bekannten Unternehmen der Bipontiner-Ausgabe römischer und griechischer Autoren hat er sich lebhaft betheiligt und erläuterte Textausgaben von Tacitus, Sallustius und Terentius geliefert. An auswärtigen Anerkennungen seiner litterarischen Verdienste hat es C. nicht gefehlt. Im J. 1759 hatte ihn die neugegründete Akademie der Wissenschaften zu München, im J. 1765 die kurpfälzische in die Reihe ihrer Mitglieder aufgenommen, zu den Publicationen derselben, zumal der Mannheimer Akademie, hat er eifrig beigetragen.

    • Literatur

      Memoria G. C. Crollii. Bipont. 1790 n. — Andr. Lamey im 7. Bd. der Acta (hist.) der Mannheimer Akademie (S. 5—11). — Schlichtegrolls' Nekrolog auf das J. 1790 (Bd. I. S. 223—234).

  • Autor/in

    Wegele.
  • Zitierweise

    Wegele, Franz Xaver von, "Crollius, Georg Christian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 604-605 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100836631.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA