Lebensdaten
1876 – 1962
Geburtsort
Oßweil bei Ludwigsburg
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Mundartdichter ; Volkskundler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116644230 | OGND | VIAF: 42594220
Namensvarianten
  • Lämmle, August
  • Lämmle, August
  • Laemmle, August

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Zitierweise

Lämmle, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116644230.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adam (1844–98), Bauer in O., S d. Bauern u. Zieglers Friedrich u. d. Regina Ade;
    M Pauline (1846–1916), T d. Schreiners Joh. Ludw. Haußmann u. d. Rosine Fuchs;
    Eßlingen 1901 Albertine (1880–1966), T d. Fabr. Caspar Raible in Eßlingen u. d. Luise Bühler-Gasteyger;
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    Bäuerliche Herkunft und die 14jährige schwäb.-fränk. Berufswanderung des Junglehrers vermittelten L. sichere Kenntnis des Landes und seiner Mundart. Sein Weltbild formte sich in einer Zeit heimatbezogener, sozialreformerischer und volkspädagogischer Anstrengungen (Albverein 1888, Heimatschutzgedanke 1897, Schiller-Nat.museum 1903, Volks- und Jugendbüchereien, Volksbühnen, Volks- und Bauernhochschulen), die dem schwindenden Heimatgefühl, den Klassengegensätzen, der Auswanderung und Landflucht des von materieller und geistiger Not heimgesuchten Landvolks steuern sollten. Für diese Bestrebungen setzte sich L. etwa seit 1904 neben dem Schuldienst (seit 1913 Reallehrer) ein: u. a. mit einer Heimatkunde (1909), mit einer Anthologie für Schwaben außerhalb Schwabens (1924), als Gründer des Silchergaus des schwäb. Sängerbundes (1920), als Mitarbeiter von schwäb. Zeitschriften und Tageszeitungen. Nach einjähriger Beurlaubung für besondere Aufgaben der ländlichen Wohlfahrtspflege, der Volksbildung und der Volkskunde (1921/22) wurde L. 1923 die Einrichtung, 1924 die Leitung der Gruppe Volkskunde am württ. Landesamt für Denkmalpflege übertragen. 1930 wurde er zum Landeskonservator ernannt. Während seiner Amtszeit erschienen u. a. die Quellenreihe „Schwäb. Volkskunde“ (1924 ff.), L.s grundsätzliche Schrift „Unser Volkstum“ (1925) und die Monatsschrift „Württemberg“ (1929 ff.), die er zunächst als Schriftleiter (1929–33), dann, um deren Fortbestand zu sichern, als Herausgeber (1933–38) betreute. Die Zuwendung des Dritten Reichs zu Volkstum und Bauerntum erklärt das Fehlen einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in L.s Werk. 1938 ließ sich L. pensionieren. 1939-45 war er Vereinsleiter des Bundes für Heimatschutz in Württemberg und Hohenzollern. Mit der Schrift „Ein viel mißbrauchtes Volk“ (1951) setzte er sich für die Bildung des Südweststaates ein.

    Um 1904 begann L. mit dem Sammeln von schwäb. Redensarten und Sprichwörtern. Es folgte die Mundartdichtung, die sich von „Schwobabluat“ (1913) bis zu „Was mir lieb ist“ (1958) immer mehr vom Anekdotischen ab- und dem Idyllischen zuwandte. Wie L. Anschluß an die Mundartdichtung gefunden hatte (G. Schwegelbaur, A. Reiff, O. Gittinger, M. Koch u. a.), so fand er ihn für seine Besinnungsdichtung an die hochsprachliche Dichtung, die sich 1909 mit dem von Theodor Heuss eingeleiteten Dichterbuch „Sieben Schwaben“ (u. a. L. Finckh, H. Hesse, Anna Schieber, W. Schussen, Auguste Supper) als die neue schwäb. Literatur vorgestellt hatte. Gelegenheit zu fruchtbarem Gedankenaustausch bot bis 1933 der von O. v. Güntter geleitete Literarische Klub in Stuttgart. – Über die Volkskunde kam L. zur Bearbeitung überlieferter Stoffe (Volksmund; 16. Jh.) in seinen Geschichten (seit 1917). Sie fanden ihre endgültige Fassung in „Menschen … nur Menschen (1959). 1937 (²1952) erschien die „Reise ins Schwabenland“, ein Führer durch Schwaben, 1953 folgte mit dem „Goldenen Boden“ die Fortsetzung in Form von Kurzbiographien der „Unentwegten“ (u. a. Kepler, Oetinger; Schiller; Hauff, Mörike; Eyth, Daimler), Essays über Geschichte und Kultur der Schwaben, Beiträge zu volkskundlichen Gegenständen. Nach einer 10jährigen, nahezu vollständigen Schaffenspause (1938–48) erschien die Spruchdichtung, zuletzt zusammengefaßt in „Ich schau von außen durchs Fenster“ (1956). Der „Philosoph des schwäb. Lebens“ (Schwenkel) beendete sein Lebenswerk mit Biographischem und Autobiographischem. – L. machte sich um die Wiederbelebung des Heimatgefühls und die Bewahrung von Mundart und Brauchtum des schwäb. Volkes verdient. Er versuchte durch Dichtung und volkskundliche Aufklärung Einsicht in natürliche Schwächen, Stärken und Möglichkeiten des schwäb. Volkes zu geben. „Volkstum ist Aussteuer, nicht Endziel, nicht Selbstzweck“. In seiner persönlichen Entwicklung fühlte er sich neben seiner Heimat der griech. Philosophie, dem deutschen Idealismus (Goethe vor allem), der Bibel verpflichtet.|

  • Auszeichnungen

    Schwäb. Dichter-Preis (1936), Professortitel (1951).

  • Werke

    Weitere W u. a. Der Bez. Schorndorf in alter u. neuer Zeit, 1909, 1913;
    - Gedichte: Oiges Brot, 1914, 1942;
    Sonntich 1919, 1942;
    Sonnestrauß, 1926;
    Es leiselet im Holderbusch, 1938, 1943;
    - Geschichten: Spinnstubengeschichten, 1917, 1919;
    |Bunte Geschichten, 1917, 1918;
    Das Gesch.buch, 1922;
    Das alte Kirchlein, 1926;
    Schwäbisches u. Allzuschwäbisches, 1936, 1943;
    Der Herrgott in Allewind, 1939, 1949;
    - Spruchdichtung: Sprüche u. Reimsprüche, 1948;
    - Biographisches u. Autobiographisches: Ein kleines Geschenk, 1948;
    Unterwegs, 1951 (P);
    Greif zu mein Herz, 1956;
    Friedrich Silcher, 1956;
    Matthias Hohner, 1957;
    Schwäb. Miniaturen, 1957;
    Ludwigsburger Erinnerungen, 1960 (P);
    Sie bauen e. Brücke, Zum Leben d. Unentwegten, 1960;
    Fünfundachtzigmal um d. Sonne gefahren, 1961 (P);
    Knotenpunkte d. schwäb. Gesch., Eine Vortragsfolge, hrsg. v. Albertine Lämmle, 1964 (P). - Auswahlslgg.: A. L.-Lesebuch, ausgew. u. hrsg. v. L. Bihl, 1973, 1978 (P);
    Das ist mein Land, ausgew. u. hrsg. v. R. Milczewsky, 1976, 1979;
    - Hrsg.: Schwäb. Heimat, Bll. f. Volksbildung u. Volkswohlfahrt, 1920/21/22 (mit Th. Bäuerle);
    Dt. Volkslieder, 1923/29;
    Herz d. Heimat, 1924, 1925 (Volksausg.), 1940, 1957;
    Württ. Volkslieder mit Bildern u. Weisen, musikal. Sätze v. E. Seemann, 1929;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Marbach, Schiller-Nat.mus.

  • Literatur

    R. Milczewsky, in: Schwäb. Dichter u. Schriftsteller im Dienste d. Presse, Diss. München 1954, S. 65-84 (P);
    H. Schwenkel, in: Schwäb. Heimatbuch, 1927, S. 7-18 (P);
    Schwäb. Heimat, 1956, S. 225-30;
    O. v. Güntter, in: Schwäb. Heimatbuch, 1936, S. 114 f.;
    H. Dölker, in: Schwäb. Heimat, 1951, S. 257 f.;
    J. Eberle (Sebastian Blau), A. L. z. 80. Geb.tag, 1956 (Privatdr.);
    Kürschner, Lit.-Kal. 1963;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936–70.

  • Porträts

    Büste v. Ulfert Janssen (Kusterdingen, August Lämmle-Schule);
    Holzschn. v. G. Graf, 1926 (Marbach, Schiller-Nat.mus.);
    Ölgem. v. J. Kurz (Baden-Baden, Dr. Ströbel).

  • Autor/in

    Liselotte Bihl
  • Zitierweise

    Bühl, Lieselotte, "Lämmle, August" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 403-404 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116644230.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA