Dates of Life
1846 – 1896
Place of birth
Warschau
Place of death
Insel Ponape (Karolinen/Mikronesien)
Occupation
Forschungsreisender ; Völkerkundler
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 101859104 | OGND | VIAF: 5230890
Alternate Names
  • Kubary, Johann Stanislaus
  • Kubary, Jan Stanislaus
  • Kubary, J.
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Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Citation

Kubary, Johann Stanislaus, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101859104.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Stanislaus, Diener;
    M Bertha Ischer aus Berlin;
    Ponape 1877 Anna Yelliot ( 1937) aus P., T e. anglikan. Missionars u. e. Eingeborenen;
    1 S, 1 T.

  • Biographical Presentation

    Als junger Medizinstudent in den Strudel des poln. Aufstands von 1863 geraten und nach dessen Scheitern geflohen, gelangte K. zunächst nach Berlin und dann nach Hamburg Er trat dort in nähere Beziehungen zu Joh. Cesar Godeffroy, der ihn als Forschungsreisenden und Ethnographikasammler für sein 1860 gegründetes Ozeanien-Museum anstellte, wodurch er auf K.s künftigen Lebensweg in persönlicher wie wissenschaftlicher Hinsicht bestimmenden Einfluß nehmen sollte. Im Frühjahr 1868 begab sich K. auf seine erste Reise, die ihn über Tonga und Samoa nach Ebon (Marshallinseln) und Ponape sowie nach Yap und dessen Nachbarinsel Palau (Westmikronesien) führte, wo er Anfang 1871 für über zwei Jahre Aufenthalt nahm, um anschließend, nach einer kurzen Rundfahrt in den Westen (Ngulu, Mogemog/Ulithi) und das Kerngebiet Mikronesiens (Nukuor, Lukunor), für ein weiteres Jahr nach Ponape, der wohl wichtigsten (Hohen) Insel der gesamten Karolinenregion, zu gehen. Von dort kehrte er Ende August 1874 über Samoa nach Hamburg zurück. Bei der Einfahrt in die Passage von Jaluit (Ralik-Gruppe, Marshallinseln) büßte er jedoch durch eine Havarie den Großteil seiner wertvollen Sammlungen von über 100 Kisten ein.

    Nach dreimonatigem Aufenthalt in Deutschland reiste er 1875 abermals nach Samoa und von dort zwei Jahre später nach Ponape, wo er sich, mit Ausnahme eines neuerlichen Abstechers nach Nukuor und Lukunor sowie eines längeren Aufenthaltes auf Truk, für die nächsten fünf Jahre als Forscher, Sammler und Pflanzer ansässig machte. Nachdem er bereits im Sept. 1879, im Gefolge des finanziellen Zusammenbruchs des Hauses Godeffroy, „in rücksichtsloser Weise von seinem Verhältnis zum Museum entbunden“ worden war (Finsch), versuchte K. zunächst, sich mit Hilfe der Erträgnisse seiner Plantage über Wasser zu halten, bis er diese schließlich verpfänden und im Frühjahr 1882 Ponape verlassen mußte. Er begab sich nach Tokio, wo er am Museum einige Monate lang tätig war, und dann nach Palau, um hier anfänglich für das Leidener, später vor allem für das Berliner Völkerkundemuseum als Sammler zu arbeiten; den Auftrag dazu hatte er von dessen Direktor Adolf Bastian erhalten, dem Begründer der modernen Ethnologie in Deutschland, der sich immer wieder als Förderer K.s erweisen sollte. Seit 1884 bereiste er von Palau aus den äußersten Südwesten Mikronesiens (Songosor, Merir und Bunaj/Mapia), insbesondere aber mehrfach die hinsichtlich ihrer kulturhistorischen Relevanz überaus ergiebige Großsteingeld-Insel Yap, was durchwegs auch eine reiche Ausbeute an Objekten dieser damals bereits ihrer Auflösung entgegengehenden Kulturen mit sich brachte. – 1885-91 wirkte K. als Beamter verschiedener deutscher Handelsstationen in Matupit (Neubritannien, bis 1887) und Konstantinhafen (Astrolabe Bay). In seinen Mußestunden war er fortan hauptsächlich mit dem Anlegen zoologischer Sammlungen beschäftigt. 1892 reiste er mit seiner Familie nach Deutschland, kehrte aber, nachdem seine Bemühungen um Anstellung an einem Museum fehlgeschlagen waren, nach Neuguinea und 1895 nach Ponape zurück, das ihm längst zur zweiten Heimat geworden war. Offenbar zermürbt von seinen persönlichen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, wohl auch durch den langjährigen Aufenthalt in den Tropen vor der Zeit verbraucht und früh gealtert, hat er auf seiner Besitzung Mpomp seinem Leben selbst ein Ende gesetzt.

    K.s fast dreißigjährige ungemein ertrag- und erfolgreiche Tätigkeit als Sammler und Forscher läßt ihn als einen hochbegabten und vielseitigen Autodidakten erkennen. Seine Sammlungen, die, sofern sie für das Museum Godeffroy getätigt worden waren, 1886 an das Leipziger Völkerkundemuseum gelangten, und seine vielfach nur schwer zugänglichen Veröffentlichungen bilden auch heute noch eine unentbehrliche Grundlage für jegliche völkerkundliche Beschäftigung mit der westlichen Südsee. Ungeachtet mancher zeitbedingter, z. T. jedoch auch aus K.s subjektiv-„sanguinischem Temperament“ (Finsch) erwachsener Irrtümer sind seine Arbeiten, die zugleich von einer souveränen Beherrschung fast sämtlicher Sprachen und Dialekte Mikronesiens zeugen, allein schon als authentische Dokumente aus der Spätzeit der einheimischen Kulturen kurz vor deren endgültigem Verfall im Zeichen der Europäisierung von unschätzbarem, weiterwirkendem Wert.

  • Works

    Die Ebongruppe im Marshall’s-Archipel, in: Journal d. Mus. Godeffroy 1, 1873, H. 1, S. 33-47;
    Die Carolineninsel Yap od. Guap, ebd., H. 2, S. 12-27;
    Die Palau-Inseln in d. Südsee, ebd., H. 4, S. 1-62;
    Die Ruinen v. Nanmatal auf d. Insel Ponopé (Ascension), ebd. 3, 1874, H. 6, S. 123-31;
    Weitere Nachrr. v. d. Insel Ponapé (Carolinen-Archipel), ebd., 1875, H. 8, S. 129-35;
    Die Bewohner d. Mortlock-Inseln (Karolinen; nördl. Großer Ocean), in: Mitt. d. Geogr. Ges. in Hamburg 1878–79, S. 224-99;
    Ein Btr. z. Kenntniss d. Ruk-Inseln, ebd. 1887-88, S. 53-63;
    Btr. z. Kenntniss d. Núkuóro- od. Monteverde-Inseln (Karolinen), ebd. 16, 1900, S. 71-138;
    Die socialen Einrichtungen d. Pelauer, 1885;
    Die Todten-Bestattung auf d. Pelau-Inseln, in: Original-Mitt. aus d. Ethnolog. Abt. d. Kgl. Museen zu Berlin 1, H. 1, 1885, S. 4-11;
    Die Verbrechen u. d.|Strafverfahren auf d. Pelau-Inseln, ebd., H. ⅔, 1886, S. 77-91;
    Das Tätowiren in Mikronesien speciell auf d. Carolinen, in: W. Joest, Tätowiren, Narbenzeichnen u. Körperbemalen, 1887, S. 74-98;
    Die Rel. d. Pelauer, in: A. Bastian, Allerlei aus Volks- u, Menschenkde. I, 1888, S. 1-69;
    Ethnogr. Btrr. z. Kenntnis d. Karolinen Archipels, 3 Hh., 1889-95.

  • Literature

    O. Finsch, Ethnolog. Erfahrungen u. Belegstücke aus d. Südsee, Beschreibender Kat. e. Slg. im k. k. naturhist. Hofmus. in Wien, 3. Abt.: Mikronesien, III. Carolinen, 1893, S. (447 ff.) bzw. 191 ff.;
    J. D. E. Schmeltz, in: Internat. Archiv f. Ethnogr. X, 1897, S. 132-36 (P);
    F. Thiel, J. St. K., in: Ill. Beil. z. Dt. Kolonialztg. 16, Nr. 31 v. 3.8.1899, S. 281-84;
    A. Krämer, Palau, 1. Teilbd., 1917, S. 143-49 (P);
    L. Gebhardt, Die Ornithologen Mitteleuropas I, 1964, S. 201 f., II, 1970, S. 173;
    H. Weidner, Gesch. d. Entomol. in Hamburg, in: Abhh. u. Verhh. d. Naturwiss. Ver. in Hamburg NF 9, Suppl., 1967, S. 154 ff. (P);
    W. Słabczyński, in: Studia i mat. z nauki Polskiej, Ser. C, 13, 1968, S. 63-66;
    W. Armon, in: Polski Słownik Biograficzny XVI, 1971, S. 9-12;
    N. Mikoletzky, Kulturhist. Unterss. z. Häuptlingstum auf Ponape u. Kusae (Zentralmikronesien), 1. T.: Ponape, in: Archiv f. Völkerkde. 26, 1972, S. 119-96;
    BJ I, S. 324 f.

  • Portraits

    in: Mitt. d. Hamburger Zoolog. Mus.-Inst. 56, 1958 (Tafel 2).

  • Author

    Nikolaus Mikoletzky
  • Citation

    Mikoletzky, Nikolaus, "Kubary, Johann Stanislaus" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 154-156 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101859104.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA