Krehl, Ludolf von
- Lebensdaten
- 1861 – 1937
- Geburtsort
- Leipzig
- Sterbeort
- Heidelberg
- Beruf/Funktion
- Mediziner ; Pathologe ; Arzt ; Hochschullehrer ; Internist ; Therapeut
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 118715860 | OGND | VIAF: 200315651
- Namensvarianten
-
- Krehl, Ludolf (bis 1904)
- Krehl, Ludolf von
- Krehl, Ludolf (bis 1904)
- krehl, ludolf
- Krehl, August Albert Ludolf
- Krehl, L.
- krehl, ludolph
- Krehl, August Albert Ludolph
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- Marburger Professorenkatalog online [2017]
- * Hessische Biografie [2004-]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1980] Autor/in: Wyklicky, Helmut (1980)
- Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste [1975-]
- * Biographien aus den biographischen Sammelwerken der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg [1875-1935, 2011-]
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Mitglieder der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (HAW) [2003-]
- Mitglieder der Leopoldina [2006-]
- Behring-Nachlass digital
- Pressemappe 20. Jahrhundert
- Briefwechsel zwischen Eduard Spranger und Käthe Hadlich
- * Ernst Haeckel Online Briefedition
- Historische Vorlesungsverzeichnisse der Universität Leipzig
- * Nachlass Sommerfeld beim Deutschen Museum
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
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Personen im NDB Artikel
Verknüpfungen auf die Person andernorts
Aus dem Register von NDB/ADB
- NDB 12 (1980), S. 732 (Krehl, Ludolf)
- NDB 13 (1982), S. 266 (Kuhn, Richard)
- NDB 22 (2005), S. 298 in Artikel Ruska, Helmut (Ruska, Helmut Georg Philipp)
- NDB 24 (2010), S. 241* (Semon, Richard Wolfgang)
- NDB 24 (2010), S. 317-318 in Artikel Siebeck, Richard
- NDB 24 (2010), S. 318 (Siebeck, Richard)
- NDB 27 (2020), S. ( Weizsäcker, Viktor Freiherr von)
Weitere Erwähnungen in der NDB-online/NDB/ADB
Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.
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Genealogie
V →Ludolf (s. 1);
- ⚭ 1) Leipzig 1888 (⚮) Marie, T d. Verlegers →Carl Geibel († 1884, s. ADB 49) u. d. Eleonore Weiß, 2) Heidelberg 1910 Elisabeth (1868–1942), T d. Karl Theodor Heinr. Frohne u. d. Caroline Rickert;
1 S, 2 T aus 1). -
Biographie
K. studierte Medizin in Leipzig, Jena, Heidelberg und Berlin. 1886 wurde er promoviert und war dann bis 1892 Assistent an der Medizinisch Klinik in Leipzig. Unter Ernst Leberecht Wagner, später unter Heinrich Curschmann, empfing er seine wesentliche Ausbildung. Zwar bot ihm die pathologische Anatomie unter Cohnheim die Grundlage für das medizinische Denken, aber die häufigen Besuche von K. im Leipziger Physiologischen Institut, dem damals →Carl Ludwig bereits Weltgeltung verliehen hatte, lenkten ihn zur Untersuchung funktionellen Geschehens hin und gaben ihm auch methodologisch die notwendigen Lehren. 1888 habilitierte sich K. für Innere Medizin. 1892 übernahm er die Medizin, Mediziner, Medizinisch Poliklinik in Jena. 1893 erschien sein „Grundriß der allgemeinen klinischen Pathologie“. Diese rd. 200 Seiten umfassende 1. Auflage entwickelte sich als „Pathologische Physiologie“ bis 1930 in der 13. (deutschen) Auflage zu K.s Hauptwerk unter dem Titel „Entstehung, Erkennung und Behandlung innerer Krankheiten“. Es wurde zum Bekenntnis seiner ärztlichen Anschauungen.
1899 bekam K. die Poliklinik in Marburg, 1900-02 wirkte er als Professor für spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten in Greifswald, 1902-04 im gleichen Amte in Tübingen. 1904 wurde er als Nachfolger Bernhard Naunyns nach Straßburg berufen. Mit Naunyn, einem der bedeutendsten Vertreter jener Epoche, welche auch die klinische Medizin als „exakte Naturwissenschaft“ aufzufassen geneigt war, verband ihn eine enge Freundschaft. Noch ist seine pathologische Physiologie zur Gänze erfüllt von dem Gedanken, „daß die Erkennung und Behandlung aller derjenigen Krankheitsfälle, welche nicht in allem dem Schulbilde gleichen, nur möglich ist, wenn ein Verständnis für den Ablauf der gestörten Funktion erstrebt wird“. Das war der Impuls, der ihn sein Hauptwerk schreiben ließ: dem Studenten das allzu leicht zu Irrtümern führende Krankheitsbild-Schablonen-Denken abzugewöhnen, ihn stattdessen zur Analyse der Ursachen des Geschehens hinzuführen. Aber selbst bei dieser Intention schon klingt der Gedanke an, der K. später beherrscht hat: das Streben nach dem Erkennen des nirgends beschriebenen, persönlichen Krankheitsbildes, der Wunsch, der unbedingten Einmaligkeit des Krankheitsgeschehens beim Einzelnen auf die Spur zu kommen. Wesentlich freilich dabei ist, daß der Patient für K. niemals nur das Objekt seiner Arbeit und Anstrengung war, sondern immer das Subjekt, von gleicher Art, wie er selbständig Wirkung und Rückwirkung von einem Menschen auf den anderen, das war die Grundlage seines ärztlichen Handelns und zugleich die Ursache seiner Erfolge.
1907 folgte K. einem Ruf nach Heidelberg. Die folgenden 23 Jahre stand er der Heidelberger Klinik vor, ehrenvollste Berufungen, darunter zweimal nach Wien und einmal nach Berlin, lehnte er ab. In seiner Klinik, die „Ludolf-Krehl-Klinik“ heißt, scharte er gleichgesinnte Schüler um sich. Obwohl sich mit seinem Namen keine medizinische Großtat auf einem einzelnen Gebiete verbindet – gewiß hat er Bereicherungen auf dem Gebiete der Herzpathologie, des Fiebergeschehens und der Stoffwechselkrankheiten beigesteuert –, hat er doch etwas Grundlegendes geleistet: Er hat der Medizin seiner Zeit und der Zukunft eine neue Richtung gegeben. Als Eklektiker der neuen Denkformen – man denke an den Psychosomatiker Friedrich Kraus in Berlin, den Konstitutionspathologen Friedrich Martius in Rostock und den Psychoanalytiker →Sigmund Freud in Wien – hat K. noch einen Schritt weiter getan. Die Tendenz seines Forschens war nicht auf das Erkennen ausgerichtet, sondern auf das Helfen. Sein Freund Harnack war K.s Helfer bei der Errichtung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Medizin, Mediziner, Medizinisch Forschung in Heidelberg. Nach seiner Emeritierung (1930) war K., der den wesentlichen Anstoß zur Gründung gegeben hatte, Vorstand der Sektion für pathologische Anatomie und führte nebenher die gesamten Verwaltungsgeschäfte. Er forderte eigene theoretische Forschungsinstitute, die neben den Kliniken bestehen sollten, für die Gebiete der Physik, Chemie, Physiologie, Biologie und Pathologie. Da K. in seinem Leben nie eine Muße kannte – seine Freunde rühmten ihm ein großes Kunst- vor allem Musikverständnis nach – arbeitete er bis an das Ende seiner Kraft.|
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Auszeichnungen
GR, Dr. phil. h. c. (Greifswald 1906), Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1925, als 2. Kliniker).
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Werke
Weitere W u. a. Die Erkrankungen d. Herzmuskels u. d. nervösen Herzkrankheiten, in: Nothnagels Hdb. 15, 1. T., Abt. 5, 1901;
Krankheitsform u. Persönlichkeit, 1929;
Der Arzt, 1937. -
Literatur
V. v. Weizsäcker, in: Münchener med. Wschr. 72, 1925, S. 1252 f.;
ders., L. v. K. (Gedächtnisrede), 1937;
ders., in: Natur u. Geist, 1955, S. 36-48;
P. Morawitz, in: Münchener med. Wschr. 78, 1931, S. 2199 f.;
Frdr. v. Müller, Über d. Entwicklung d. Med. in d. letzten 50 J., ebd. 79, 1932, S. 1111-17;
H. Denning, Zum 100. Geb.tag v. L. K., ebd. 103, 1961, S. 2489-93;
R. Kuhn, L. v. K. u. d. Kaiser-Wilhelm-Inst. f. Med. Forschung, ebd., S. 2493 f.;
F. Curtius, Das Individualitätsprinzip im Denken L. v. K.s, ebd., S. 2494-97;
R. F. Loeb, Erinnerungen an e. Besuch a. d. Krehl-Klinik 1928, ebd., S. 2497 f.;
R. Siebeck, Patholog. Physiol. u. Klinik, L. K. z. 70. Geb.tag, in: Dt. med Wschr. 57, 1931, S. 2169-72;
E. Grafe, ebd. 63, 1937, S. 980 f.;
M. S. Moritz, in: Dt. Kliniker um d. Jh.wende, 1958, S. 91-96;
L. v. K. zu s. Geb.-tag, 1961;
K. Hansen, Persönl. Erinnerungen an L. v. K., in: Heidelberger Jbb. 6, 1962, S. 196-201;
K. Matthes, Patholog. Physiol. als Arbeitsrichtung v. L. K., ebd., S. 202-06;
P. Christian, L. K. u. med. Personalismus, ebd., S. 207-10. -
Porträts
Phot. in: Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste, Die Mitgll. d. Ordens, II, 1978.
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Autor/in
Helmut Wyklicky -
Zitierweise
Wyklicky, Helmut, "Krehl, Ludolf von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 733-734 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118715860.html#ndbcontent