Lebensdaten
1900 – 1976
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Romanist ; Literaturwissenschaftler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118566393 | OGND | VIAF: 44313338
Namensvarianten
  • Krauss, Werner
  • Krauss, W.

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Zitierweise

Krauss, Werner, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118566393.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolf (1861–1945), Dr. phil., Geh. Archivrat in St., Lit.hist., Hrsg. d. Werke v. Mörike, Hauff u. Schiller (s. L), S d. Paul (1818–77), KR, Kaufm. in St., u. d. Pauline Moser;
    M Ottilie (1873–1965). T d. Fabr. KR Rudolf Friedrich Schüle in Kirchheim/Teck u. d. Eugenie Beckh;
    Groß-Om Rudolf Moser v. Filseck (1840-1909), württ. Gesandter in Berlin;
    - vor 1969 N. N.

  • Biographie

    Nach Absolvierung des Eberhard-Ludwig-Gymnasiums in Stuttgart studierte K. Literatur- und Kunstwissenschaften in München, Madrid und Berlin. Er wurde 1928 bei K. Vossler in München promoviert und habilitierte sich 1931 mit einer Schrift über „Die ästhetischen Grundlagen des spanischen|Schäferromans“ (1930) in Marburg bei E. Auerbach. Seit 1933 lehrte er hier als außerordentlicher Professor für romanische Philologie. Spätestens 1936 war seine kritische Einstellung zum Nationalsozialismus aktenkundig. Eine Berufung nach Rostock schlug daher 1937 fehl. Zur Dolmetscher-Lehrkompanie 1940 nach Berlin einberufen, schloß K. sich der Widerstandsgruppe Schulze-Boysen an. 1942 wurde er verhaftet, gefoltert und 1943 zum Tode verurteilt. Dank der Intervention von Kollegen und Freunden wurde das Urteil 1944 in 5 Jahre Zuchthaus umgewandelt. Während der Gefangenschaft in Plötzensee und Moabit entstanden die Entwürfe für seine Gracián-Studien sowie der verschlüsselte Widerstandsroman PLN (Frankfurt/M. 1946, Potsdam 1948). Anfang 1945 konnte K. aus dem Zuchthaus Torgau entkommen. Seine Vorstellungen von einer Erneuerung der deutschen Universität, der er sich nach der Kapitulation in Marburg als Direktor des Roman. Instituts widmete, erwiesen sich als unvereinbar mit anderen Positionen, wie der Verlauf der Herausgeberschaft der Monatsschrift „Die Wandlung“ mit K. Jaspers und A. Weber 1945-47 bezeugt. K. war 1945 der KPD beigetreten. 1947 folgte er einem Ruf auf den romanistischen Lehrstuhl der Universität Leipzig. Unter seiner Leitung begann die „Arbeitsgruppe zur Geschichte der deutschen und französischen Aufklärung“, die 1959 der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin angegliedert wurde, mit der systematischen Erforschung und Auswertung der französischen Drucke der Aufklärung sowie ihrer deutschen Übersetzungen. Von 1958 bis zu seiner Emeritierung 1965 war K. K. Direktor des Instituts für romanische Sprachen und Kultur der Deutschen Akademie der Wissenschaften.

    Mit seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Literaturgeschichte des 18. Jahrhundert hat K. Weltruf erlangt. Seine Leistungen entstanden aus der Überzeugung von der „Geschichtlichkeit aller menschlichen Verhältnisse“ und ihrer Verbindung mit der Idee des gesellschaftlichen Fortschritts. Die Hinwendung zum Marxismus bedingte eine kritische Distanzierung von den positivistischen, idealistischen und lebensphilosophisch bestimmten Elementen der traditionellen Literaturwissenschaft, die K. mit dem epochemachenden Aufsatz „Literaturgeschichte als geschichtlicher Auftrag“ (in: Sinn und Form, 1950) durchgeführt hat. In der seit der Mitte der 60er Jahre anhaltenden Diskussion um das Selbstverständnis der Literaturwissenschaft werden seine theoretischen Ansätze ebenso nachdrücklich wie ertragreich zur Geltung gebracht.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Aix-en-Provence 1971);
    Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. u. d. Dt. Ak. d. Wiss.

  • Werke

    Weitere W u. a. Junges Spanien, 1926;
    Das tätige Leben u. d. Lit. im ma. Spanien, Diss. München 1929;
    Corneille als pol. Dichter, 1936;
    Die Welt im span. Sprichwort, 1946;
    Graciáns Lebenslehre, 1947;
    Ges. Aufsätze z. Lit.- u. Sprachwiss., 1949;
    Stud. u. Aufsätze, 1959;
    Die franz. Aufklärung im Spiegel d. dt. Lit. d. 18. Jh., 1963;
    Perspektiven u. Probleme, Zur franz. u. dt. Aufklärung u. andere Aufsätze, 1965;
    Miguel de Cervantes, Leben u. Werk, 1966;
    Grundprobleme d. Lit.wiss., 1968;
    Fontenelle u. d. Aufklärung, 1969;
    Die Lit. d. franz. Frühaufklärung, 1971;
    Werk u. Wort, Aufsätze z. Lit.wiss. u. Wortgesch., 1972;
    Lit. d. franz. Aufklärung. 1972;
    Spanien 1900–65, Btrr. z. e. modernen Ideologiegesch., 1972;
    Die Aufklärung in Spanien, Portugal u. Lateinamerika, 1973;
    Zur Anthropol. d. 18. Jh., hrsg. v. H. Kortum u. C. Gohrisch, 1978. -
    Hrsg.: Marburger Btrr. z. roman. Philol., 1936-39;
    Neue Btrr. z. Lit.wiss., 1955-75;
    Schrr.-R. d. Arbeitsgruppe z. Gesch. d. dt. u. franz. Aufklärung, 1959-64;
    Btrr. z. roman. Philol., 1961-76;
    Schrr. d. Inst. f. roman. Sprachen u. Kultur, 1965-71. - Vollst. W-Verz.
    in: Btrr. z. franz. Aufklärung u. z. span. Lit., Festgabe f. W. K., 1971, S. 7-23;
    vgl. A. Thomson, Eléments de bibliogr., in: Dix-huitième Siècle 9, 1977, S. 9-14.

  • Literatur

    K. Barde, M. Naumann u. W. Schröder, Lit. u. Ges., Zur lit.wiss. Position v. W. K., in: Positionen, hrsg. v. W. Mittenzwei, 1969, S. 555 ff.;
    J. R. Armogathe, W. K., ou l'histoire littéraire comme mission historique, in: La Nouvelle Revue Française 218, 1971, S. 73-80;
    A. Weser, in: Bibliograph. Kal.bll. d. Berliner Stadtbibl. 17, 1975, S. 22-34;
    H. Kortum, K. u. d. franz. Aufklärung, in: Weimarer Btrr. 21, 1975, S. 32-38;
    W. Heise, Zu W. K.s Konzeption v. Lit. u. Poesie, ebd. 24, 1978, S. 54-69;
    M. Naumann, Divergenzen im Literaturbegriff, K. u. Lukács, ebd., S. 42-53;
    H. Hofer, in: Alma Mater Philippina, 1976, S. 24-26;
    F. Schalk, in: Roman. Forschungen 88, 1976, S. 376 f.;
    M. Naumann, in: Btrr. z. Roman. Philol. 15, 1976, S. 189 f.;
    E. Köhler, in: Romanist. Zs. f. Lit.gesch. 1, 1977, S. 107-11;
    Y. Belaval, in: Dix-huitième Siècle 9, 1977, S. 5;
    J. Varloot u. J. R. Armogathe, ebd., S. 6-9;
    W. Markov, in: Ann. historiques de la Rév. française 49, 1977, S. 499 f.;
    H. Scheel, in: Sinn u. Form 29, 1977, S. 1195-1204;
    J. Varloot, in: Revue d'Hist. littéraire de la Franc 77, 1977, S. 158-61. - Zu V Rudolf: R. Uhland, in: Schwäb. Heimat 12, 1961, S. 71 f. (P).

  • Autor/in

    Wolfgang Boerner
  • Zitierweise

    Boerner, Wolfgang, "Krauss, Werner" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 719-720 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118566393.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA