Lebensdaten
1923 – 1978
Geburtsort
Burgstädt (Sachsen)
Sterbeort
Wiesbaden
Beruf/Funktion
Lexikograph ; Lexikologe
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Wahrig, Gerhard

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Zitierweise

Wahrig, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138310.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich, Vorarb. u. Prokurist in d. Textilfabr. seines Bruders Karl W. in B.;
    M Elisabeth Rümmler;
    Ov Karl, 1909 Mitgründer d. „Schmidt & Wahrig, Stoffhandschuh- u. Wirkwaren-Fabriken“ in B.;
    1 B Hans (1925–45 );
    1950 Eva (* 1925, s. L), T d. Gerhard Hübler (* 1874?), Dr. iur., Landger.dir. in Leipzig, u. d. Ortrud Winkler ( 1959), Sonderschullehrerin;
    2 S Hans-Peter (* 1951), 2006–12|Leiter d. Dt.sprachigen Abt. d. Tallinna Saksa Gümnaasium, Stefan (* 1953), 2 T Bettina (* 1956), Dr. med., 1997 Prof. f. Pharmazie- u. Wiss.gesch. an d. Univ. Braunschweig (s. L), Renate W.-Burfeind (* 1959), Dr. phil., Germanistin, Linguistin, Lexikographin, Mitgl. im Gesamtvorstand d. Ges. f. dt. Sprache (s. Kosch-Lit.-Lex.³; L);
    evtl. Gvv d. Ehefrau Bernhard Hübler (1835–1912), aus Cottbus, 1868 ao. Prof. f. Kirchen- u. Staatsrecht in Berlin, 1869 o. Prof. in Freiburg (Br.), 1870 Konsistorialrat im preuß. Kultusmin., zuletzt Geh. Oberreg. rat, 1880 o. Prof. in Berlin (s. BJ 18, Tl.; RGG⁴).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule in Burgstädt und des Realgymnasiums in Chemnitz wurde W. 1941 zum Kriegsdienst einberufen und verbrachte 1945 ein halbes Jahr in amerik. und brit. Gefangenschaft. Seit 1946 studierte er Englisch, Französisch und Philosophie an der Univ. Leipzig (Staatsexamen 1949), wo er 1951 mit der von Leo v. Hibler zu Lebmannsport (1884–1956) und Werner Krauss (1900–76) betreuten Dissertation „Die Ausdrücke des Lachens und des Spottes im Alt- und Mittelenglischen“ (Diss. masch. 1953, Teilabdr. in: Zs. f. Anglistik u. Amerikanistik 3, 1955, S. 274–304 u. 389–418) zum Dr. phil. promoviert wurde. Ab 1951 war er als Redakteur bei „Meyers Lexikon“ des Bibliographischen Instituts in Leipzig tätig; 1953 stieg er zum Chefredakteur des „Lexikons A–Z“ (2 Bde., 1956 / 57) auf. 1953–59 hatte W. einen Lehrauftrag für Englisch an der Univ. Leipzig. W.s erstes lexikographisches Werk (Engl.-Dt./ Dt.-Engl. Wb.) erschien 1956 / 58.

    1959 flüchtete W., u. a. wegen politischer Einflußnahme auf seine lexikographische Arbeit, in die Bundesrepublik, wo er 1960 Leiter des Lexikon-Instituts Bertelsmann in Gütersloh wurde und als Chefredakteur der Neuausgabe des „Bertelsmann Lexikons“ (7 Bde., 1966) fungierte. Einen Ruf an die Monash Univ. (Australien) lehnte er 1966 ab und wurde stattdessen 1967 Wissenschaftlicher Leiter des Franz Steiner Verlags in Wiesbaden. Mit dem im Auftrag des Bertelsmann-Verlags erstellten „Großen Deutschen Wörterbuch, Mit einem Lexikon der Sprachlehre“ (1966, ³1972, völlig überarb. Neuausg. 1975; völlig überarb. Neuausg., hg. v. U. Hermann, 1980; Ausg. in 6 Bdn. u. d. T. Brockhaus Wahrig, 1980–84) wandte er sich von der Sachlexikographie ab und dauerhaft der Sprachlexikographie des Deutschen zu. In der Folge weitete er seine Interessen über die lexikographische Praxis hinaus auf die lexikologische Theorie aus. Hier suchte er „Neue Wege in der Wörterbucharbeit“ (1967), die er laut Untertitel als „Beitrag zu einer strukturalistischen Bedeutungslehre“ verstand (Wiederabdr. in: Ges. Schrr., 1983, S. 1–80). „Lexikologie und Lexikographie“ verband er 1972 auch in seiner so betitelten Mainzer Habilitationsschrift, die 1973 als „Anleitung zur grammatisch-semantischen Beschreibung lexikalischer Einheiten, Versuch eines Modells“ erschien (Wiederabdr. in: Ges. Schrr., 1983, S. 190–349). Zuvor Lehrbeauftragter an der Univ. Mainz, lehrte W. dort ab 1972 als Wissenschaftlicher Rat und Professor für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft und war daneben 1973–76 Geschäftsführender Direktor der Sprachlehranlage. Kurz vor seinem Tod veröffentlichte er Überlegungen zum „Wörterbuch als Datenbank“ (1977), die bis an den Beginn seiner Lexikonarbeit in der DDR zurückreichten und mit denen er zu einem Vordenker der computativen Erschließung des Wortschatzes wurde. Postum erschienen seine „Gesammelten Schriften“ (hg. v. Eva Wahrig, 1983).

    W. verband praktische Erfahrungen in der Verlagsarbeit mit solchen in der Sach- und Sprachlexikographie von Verlagen, schlug Brücken von der Lexikographie zur Lexikologie, von der Lexikologie zur Strukturellen Semantik und von der Semantik zur Grammatik. Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde er v. a. durch „Das Große Deutsche Wörterbuch“, das auch als „Der Wahrig“ oder in Unterscheidung zum ebenfalls von W. erstellten „dtv-Wörterbuch der deutschen Sprache“ (1978, „Der kl. Wahrig“) als „Der große Wahrig“ bezeichnet wird. Unter W.s Namen firmiert auch eine Reihe weiterer Wörterbücher im 2014 aufgelösten „Wissen Media Verlag“ aus der Bertelsmann-Gruppe, die von der Wahrig-Redaktion bzw. von W.s Tochter Renate herausgegeben wurde.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Hauptvorstands d. Ges. f. dt. Sprache, Wiesbaden, u. d. Wiss. Rats d. Inst. f. dt. Sprache, Mannheim.

  • Literatur

    |G. Bellmann, in: Zs. f. Dialektol. u. Linguistik 46, 1979, S. 68 f. (P);
    H. Eggers, in: G. W., Ges. Schrr., hg. v. Eva Wahrig, 1983, S. VII–X (Lebenslauf, S. 497, W-Verz., S. 497–99, P);
    Renate Wahrig-Burfeind u. Bettina Wahrig, Der Lexikograf G. W., Systemgrenzen u. Ressourcen, Zur Entstehung seines Projekts „Wörterbuch als Datenbank“, in: Berr. z. Wiss.gesch. 37, 2014, S. 263–86;
    Nassau. Biogr.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W).

  • Autor/in

    Rüdiger Harnisch
  • Zitierweise

    Harnisch, Rüdiger, "Wahrig, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 262-263 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138310.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA