Lebensdaten
1659 – 1703
Geburtsort
Jüdenberg bei Gräfenhainichen
Sterbeort
Laubach (Oberhessen)
Beruf/Funktion
mystischer Separatist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 136071767 | OGND | VIAF: 80478334
Namensvarianten
  • Klopfer, Balthasar Christoph
  • Klopfer, Balthasar Christof

Orte

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Zitierweise

Klopfer, Balthasar Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136071767.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin, Prediger in J.;
    M N. N.;
    1694 N. N.;
    3 K.

  • Biographie

    K. erhält Unterricht in Musik und Latein, kommt nach seinem 16. Jahr in eine Lehre als Schreiber nach Torgau. Mit etwa 20 Jahren wird er Kriegssekretär im Dienst des Herzogs von Holstein, der K. im Wirtshaus Harfe spielen hört, und wird daraufhin dem Grafen in Hanau als Harfenist und Schreiber abgetreten. Nach 2-3 Jahren geht K. für 12|Jahre als Sekretär nach Greifenstein (Nordhessen). 1697 wird er wegen Verweigerung der Taufe des 2. Kindes für 20 Wochen gefangengesetzt und dann ausgewiesen. Er wandert in Hessen umher, kommt Ende 1697 nach Gießen, bis er im April 1699 nach Laubach gelangt, wo er bis zu seinem frühen Tode im Schutz des Grafen Friedrich Ernst zu Solms-Laubach bleibt. – Durch Enttäuschungen und Krankheit vorbereitet, weiß K. sich durch einzelne Bibelstellen, schließlich durch eine Erscheinung Christi unmittelbar zum Prediger berufen. Er liest Taulers Schriften und wird zum Mystiker, der alle äußerlichen Zeremonien ablehnt. Er fordert, auch von den Großen der Welt und der Kirche, Gott allein die Ehre zu geben und ihm zu gehorchen. Die Wiederkunft Christi, in der alle Länder gereinigt werden sollen, stehe bald bevor. K. zieht die radikalsten Konsequenzen: Ablehnung der Taufe und des Abendmahls, Forderung freier Zusammenkünfte und des Schutzes für Außenseiter, die nicht den drei anerkannten Konfessionen angehören. Durch die K. gewährte Duldung wird in Laubach beispielhaft der konfessionelle Staat durch den modernen toleranten Staat abgelöst. – K.s Individualismus wird von Spener kritisiert, das Weilburger Ministerium empfiehlt Ausweisung der Separatisten, die pietistische theologische Fakultät in Gießen indirekte Duldung in der Hoffnung auf Besserung. Als der Hofprediger Marquard in Laubach sein Amt niederlegt (Februar 1700), kommt es auf Grund von K.s Wirksamkeit zu schweren Verwicklungen, an deren Ende aber die kirchliche Autorität wiederhergestellt wird. – K. übt durch seine Reden starken Einfluß aus auf Heinrich Horche, Johann Heinrich Reitz, Pfarrer in Bad Homburg vor der Höhe – Verfasser der „Historie der Wiedergeborenen“ (1717) – und Philipp Jakob Dilthey, reformierter Pfarrer in Haiger bei Herborn, die durch K. in die Separation geführt wurden. K.s im gräflichen Archiv in Laubach aufbewahrte Briefe (oft verworren) und ein von J. J. Reich verfaßter Lebenslauf sind außer den betreffenden Akten die einzigen überlieferten Zeugnisse seines Wirkens.

  • Literatur

    M. Goebel, Gesch. d. christl. Lebens in d. rhein.-westfäl. ev. Kirche II, 1852;
    H. Renkewitz, Hochmann v. Hochenau (1670–1721), 1935, ²1969.

  • Autor/in

    Heinz Renkewitz
  • Zitierweise

    Renkewitz, Heinz, "Klopfer, Balthasar Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 114-115 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136071767.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA