Lebensdaten
1601 – 1663
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Linum bei Fehrbellin
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119160242 | OGND | VIAF: 47565488
Namensvarianten
  • Betkius, Joachim
  • Betke, Joachim
  • Betkius, Joachim
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Betke, Joachim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119160242.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Linum 28.1.1628 Gratia Pankow, geborene Wagener.

  • Biographie

    B. war besonders den alten Sprachen und der Musik ergeben, studierte Theologie in Wittenberg, wurde Konrektor in Ruppin (Neuruppin) und Pfarrer in Linum. - Seine Bedeutung beruht darauf, daß er einer der maßgebenden Spiritualisten war und insbesondere den 30jährigen Krieg von der spiritualistischen Gesamtanschauung aus gedeutet hat. Aufbauend auf Johann Arnd und Jakob Böhme legte er den Geistlichen und ihrer falschen Predigt vom „äußeren Wort“ und vom äußeren Kirchentum alles Unheil des Krieges zur Last. Die verschiedenen Kirchen sind ihm „Partheyen“ und der Kampf zwischen ihnen darum widerchristlicher Bruderzwist, in den von der Orthodoxie hochgepriesenen Schweden sieht er nur Schädlinge. Zu den besonderen Sünden der Pfarrer gehört die Aufforderung zur Gehorsamsverweigerung gegenüber der Obrigkeit, d. h. dem Kaiser. Er vertritt ein ethisches Christentum der Gottesebenbildlichkeit, der lebendigen Christuserfahrung und der Glaubensfrüchte, zu dem auch die Gleichförmigkeit mit dem Kreuze Jesu Christi gehört. Er fordert die Wiederaufnahme des geistlichen Priestertums der Laien und eifert so, Ph. J. Spener vorausnehmend, gegen das Monopol des geistlichen Standes.

  • Werke

    Christianismus ethnicus, Berlin 1633;
    Mensio Christianismi et ministerii Germaniae. Amsterdam 1636;
    Mysterium crucis, Berlin 1637;
    Sacerdotium, h. e. Neutestament. Kgl. Priesterthumb aus d. Typischen fleißig herausgesucht u. unserm fast Priester-losen Christenthumb zum Unterricht u. Nutzen aufgesetzt. Amsterdam 1640;
    Antichristenthumb, ebenda, 1650;
    Irenicum seu fortitudo pacis od. Treuhertz. Vermahnung an d. ganze Christenvolck v. d. gegenwärt. Türcken-Krieg, ebenda 1660;
    Göttl. Leidensgemeinschafft, ebenda 1660;
    Excidium Germaniae. h. e. Gründtl. u. wahrhafft. Ber./wer daran Ursach daß z. Zt. d. AT d. Judenthumb/u. z. Zt. d. NT Dtld. z. zehenfachen Sodom geworden …, ebenda 1666.

  • Literatur

    ADB II;
    A. Schleiff, Selbstkritik d. luth. Kirchen im 17. Jh., 1937, S. 102, 125 ff., 134, 139, 144, 157;
    PRE;
    RGG.

  • Autor/in

    Martin Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Martin, "Betke, Joachim" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 194 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119160242.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Betke (Betkius): Joachim B., luth. Prediger des 17. Jahrhunderts, einer der Lebenszeugen der lutherischen Kirche, oder vielmehr der Zeugen wider den Verfall des christlichen Volkslebens in den Zeiten des dreißigjährigen Krieges. Geboren 1601 in Berlin, studirte er Theologie zu Wittenberg, wurde Conrector zu Ruppin, dann Pfarrer in Linum, einem Dorf bei Fehrbellin, wo er 1663 starb. Von seinem äußeren Leben ist wenig bekannt, er soll sein Predigtamt treu verwaltet und in den traurigen Kriegszeiten „viel Soldaten und rohe Leute durch Wort und Wandel zu Gott bekehrt haben“, — ein aufrichtiger, treu der Augsb. Confession zugethaner Lehrer, der den Schaden Josephs zu Herzen genommen und der einreißenden Bosheit sich entgegengesetzt hat. — Seine für die Sitten- und Culturgeschichte jener Zeit merkwürdigen Schriften ("Christianismus ethnicus" 1633, „Mensio Christianismi et ministerii Germaniae" 1636, „Mysterium crucis“ 1637, „Sacerdotium“ 1640, „Antichristenthum“ 1650. 1661, „Irenicum s. fortitudo pacis“, „Göttliche Leidensgemeinschaft“ 1660, „ExcidiumGermaniae“, herausgegeben von Friedrich Breckling. Amsterdam 1686. 1701) zeigen einen ernsten und eifrigen, aber freilich etwas stark pessimistisch gesinnten Mann, der überall in Volk und Kirche nichts als Verfall und Verderben, ja „lauter teuflisches Wesen“ sieht, und der insbesondere der Kirche, ihren Lehrern und Predigern die Hauptschuld beimißt an dem Verfall des christlichen Lebens, an dem überhandnehmenden Antichristenthum, an der barbarischen Unwissenheit und dem ruchlosen Wesen des Volks, wie an den Gottesgerichten des dreißigjährigen Krieges, durch welche Gott das zu einem zehnfachen Sodom und Gomorrha gewordene Deutschland jetzt heimgesucht und verderbt hat. — Mit andern gleichgesinnten Männern seiner Zeit stand B. in vielfacher litterarischer und persönlicher Verbindung: so mit dem Fanatiker Giftheil aus Schwaben, mit dem Mystiker Hoburg aus Lüneburg, besonders aber mit Friedrich Breckling aus Holstein, der sich seinen geistlichen Sohn nannte und einen Theil seiner Schriften herausgab. Was ihn von Arndt, J. V. Andreä, Spener unterscheidet, das ist das verständige Maß und die evangelische Milde, welche diese vor B. voraushaben: Spener selbst gesteht, Betke's Schriften mit Nutzen gelesen zu haben, ohne seine Excentricitäten zu billigen.

    • Literatur

      Seidel, Bildersammlung. Berlin 1731. Hendrich, Pandectae Brandenb. 1699. Arnold, Kirchen- und Ketzer-Hist. III, Cap. 13, S. 125 ff. Klose in Herzog's Realencyclopädie.

  • Autor/in

    Wagenmann.
  • Zitierweise

    Wagenmann, Julius August, "Betke, Joachim" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 576-577 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119160242.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA