Lebensdaten
1676 – 1751
Geburtsort
Kassel
Sterbeort
Stockholm
Beruf/Funktion
Landgraf von Hessen-Kassel ; König von Schweden
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118535803 | OGND | VIAF: 32787969
Namensvarianten
  • Friedrich I. von Hessen-Kassel
  • Friedrich
  • Friedrich I.
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Zitierweise

Friedrich I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535803.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Landgf. Karl v. H.-K. (1654-1730);
    M Marie Amalie (1653–1711), T d. Hzg. Jakob v. Kurland ( 1682), B Landgf. Wilhelm VIII. v. H.-K. (1682-1760), seit 1730 Statthalter v. H.-K. (s. ADB 43);
    1) 1700 Louise Dorothee (1680–1705), T d. Kg. Friedrich I. in Preußen ( 1713, s. NDB V), 2) 1715 Ulrike Eleonore (1688–1741), T d. Kg. Karl XI. v. Schweden ( 1697); Schwager Kg. Karl XII. v. Schweden ( 1718); Ehen kinderlos; illegitim 3 S, 1 T v. Hedwig Gfn. Taube ( 1744), u. a. (Grafen v. Hessenstein) Friedrich (1735–1808), schwed. GFM, Reichsrat u. Gen.-Gouverneur v. Schwed.-Pommern, Carl (1737–69), schwed. Gen.-Lt;
    N Landgf. Friedrich II. v. H.-K. ( 1785, s. NDB V).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Universität Utrecht tat F. unter Wilhelm III. von Oranien Militärdienst. Außer dem Soldatenberuf hatte er in seinem ganzen Leben nur noch ein wirkliches Interesse, die Jagd. Im Spanischen Erbfolgekrieg führte er das hessische Hilfskorps am Rhein, in Süddeutschland, in Oberitalien, tapfer, tüchtig, nicht immer erfolgreich. F. wurde nach seiner 2. Eheschließung schwedischer Generalissimus. Die Frage der Nachfolge des unverheirateten Königs Karl XII. war nicht geregelt. Für den 1700 geborenen Herzog Karl Friedrich von Holstein-Gottorf setzte sich der rührige und geschickte gottorfische Minister G. H. Freiherr von Schlitz genannt von Goertz ein, der das volle Vertrauen des Schwedenkönigs errungen hatte. Der von der gottorfischen Partei nach dem Tode Karls XII. gegen F. erhobene Vorwurf der Mitwisserschaft an dessen Tode ist zwar ganz unwahrscheinlich, er ist aber auch nie eindeutig widerlegt worden. Der schwedische Adel benutzte den Tod des Königs, um seine unter Karl XI. und Karl XII. verlorene Machtstellung wiederzugewinnen. Ulrike Eleonore mußte ihre Wahl zur Königin durch große Zugeständnisse an den Reichstag bezahlen, denen noch größere folgten, als nach ihrer Abdankung 1720 ihr Mann, F., Erbprinz von Hessen-Kassel, zum König gewählt wurde. – König F. hatte die undankbare Aufgabe, die Konsequenzen aus der verfehlten Politik seines Vorgängers zu ziehen und Schwedens Großmachtstellung zu liquidieren. Er mußte die Herzogtümer Bremen und Verden an Hannover, Stettin, Usedom und Wollin an Preußen, Livland, Estland, Ingermanland und Karelien an Rußland abtreten. Dazu kam das nicht unbestrittene Erbrecht seiner Frau, die Kinderlosigkeit ihrer Ehe. Er mußte stets Front nehmen gegen den mächtigen Anhang des Herzogs von Gottorf. Ihm fehlte jede persönliche Autorität, die Gabe anzufeuern und mitzureißen. Seine Energie erlahmte, und ohne politische Begabung, ohne wirkliches Verständnis für die schwedischen Verhältnisse ließ er sich durch die herrschenden Adelsparteien, die von Rußland gestützten „Mützen“ und die profranzösischen „Hüte“, ganz entmachten. Seine Stellung entsprach etwa der der sächsischen Könige in Polen. Der trotz F.s Widerstreben unternommene, schlecht vorbereitete Revanchekrieg gegen Rußland 1741 führte zum Verlust von Südfinnland und zur Einsetzung des Herzogs von Gottorf als Thronfolger. – Als F. nach dem Tode seines Vaters 1730 Landgraf von Hessen-Kassel geworden war, mußte er sich verpflichten, das schwedische Interesse stets voran zu stellen, und nur einmal, 1731, konnte er für wenige Monate sein Stammland besuchen, dessen Regierung sein tüchtiger Bruder Wilhelm als Statthalter übernahm. Nominell blieben dem König-Landgraf alle wichtigen Entscheidungen vorbehalten, aber die in Stockholm eingerichtete hessische Kanzlei empfing ihre Weisungen in der Praxis wesentlich aus Kassel. Dank der Persönlichkeit des Statthalters blieb diese ungewöhnliche und schwierige Zeit ohne nachteilige Folgen für Hessen-Kassel.

  • Literatur

    ADB VII;
    P. Muret, La Préponderance anglaise 1715-63, Paris 1942;
    I. Andersson, Schwed. Gesch., 1950;
    W. Holst, Frederick I., Stockholm 1953;
    K. Eberhardt, Die innerpol. Organisation Hessen-Kassels 1730–60, Diss. Marburg 1954.

  • Porträts

    Gem. (Schloß Fasanerie b. Fulda u. Schloß Panker b. Plön).

  • Autor/in

    Wolf von Both
  • Zitierweise

    Both, Wolf von, "Friedrich I." in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 507-508 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535803.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Friedrich I., Landgraf von Hessen, König von Schweden, geboren 28. April st. v. 1676 zu Cassel, 5. April st. n. 1751 zu Stockholm, dritter Sohn des regierenden Landgrafen Karl und seiner Gemahlin Maria Amalia von Kurland. Durch den frühen Tod seiner beiden älteren Brüder Erbprinz geworden, genoß er eine sehr sorgfältige Erziehung unter der Leitung des Obersten Du Rosey; er lernte französisch, italienisch, etwas lateinisch und beschäftigte sich viel mit Mathematik, Zeichnen und der Ingenieurwissenschaft. Zu weiterer Ausbildung reiste er im Herbste 1693 nach den Niederlanden, wo er auch die Universität Utrecht besuchte, und brachte die nächsten Jahre theils bei dem Heere Wilhelms III. von England zu (der ihn 1696 zum Generalmajor ernannte), theils auf Reisen durch die Schweiz, Italien, Dänemark und Brandenburg. Nach Beendigung des Krieges vertraute ihm Landgraf Karl im J. 1699 für die Dauer seiner italienischen Reise die Regierung seines Landes an, die er zur Zufriedenheit seines Vaters führte. Eine ruhigere Zeit schien für ihn zu beginnen, als er sich am 31. Mai 1700 mit der liebenswürdigen Prinzessin Louise Dorothea Sophie, Tochter K. Friedrichs I. v. Preußen vermählte. Schon das erste Jahr der glücklichen, wenn auch kinderlosen Ehe störte jedoch neuer Kriegslärm. Es war selbstverständlich, daß der Sohn des patriotischen Landgrafen Karl, der Großneffe des Großen Kurfürsten an dem allgemeinen Kriege gegen Ludwig XIV. Theil nahm und so kämpfte er denn als Führer des theils im holländischen theils im englischen Solde stehenden hessischen Hilfscorps mit Auszeichnung am Nieder- und Oberrhein, in Süddeutschland und Oberitalien; im J. 1706 wurde er holländischer General der Cavallerie und erhielt im Verlaufe des Krieges zum öfteren das selbständige Commando größerer Abtheilungen. Nicht immer glücklich in seinen Unternehmungen erwarb er sich doch den Ruhm großer persönlicher Tapferkeit und tüchtiger Führung. Schon im December 1705 war Louise Dorothee gestorben und noch während des Krieges geschahen die ersten einleitenden Schritte zu einer zweiten Vermählung. Landgraf Karl hatte 1709 die einzige noch lebende Schwester des kinderlosen Schwedenkönigs Karls XII., die voraussichtliche Erbin der Krone in Vorschlag gebracht; aber der unglückliche Verlauf des nordischen Krieges störte die Verhandlungen und erst Ende 1714 gelang es Karls XII. Zustimmung gegen das Angebot eines hessischen Hülfscorps von 6000 Mann zu erhalten, das dem König um so werthvoller sein mußte, als er sich in größter Eile aus der Türkei nach Pommern begab, um diese Provinz gegen die ihn jetzt von allen Seiten bedrängenden Feinde zu vertheidigen. Die Versuche Friedrichs und seines Vaters eine Versöhnung Karls XII. mit seinem augenblicklich gefährlichsten Gegner, dem Könige von Preußen, herbeizuführen, scheiterten an dem starren Eigensinne des ersteren, den Friedrich auch persönlich in Stralsund nicht zum Nachgeben bewegen konnte. Im Januar 1715 fuhr dieser nach Schweden hinüber und feierte am 4. April seine Vermählung. Von seinem Schwager zum Befehlshaber aller Truppen im eigentlichen Königreich ernannt, traf er dort mit den geringen verfügbaren Mitteln die nöthigsten Vorkehrungen gegen einen befürchteten Einfall der Russen und Dänen und nahm auch nach der Rückkehr des Königs an den ferneren Kämpfen Theil. Als Karl XII. am 11. December 1718 fiel, war das Land in der äußersten Verwirrung, seine Kräfte waren erschöpft, die Feinde rüsteten sich zum Einfall, eine Erhebung des Adels gegen die souveräne Gewalt der Krone drohte auszubrechen und bei alledem schien durch die Ansprüche des Herzogs Karl Friedrich von Holstein ein Thronstreit bevorzustehen. Aber die Verhaftung holsteinischer Agenten, besonders des Baron Görz, die Verzichtleistung der neuen Königin Ulrike Eleonore auf die volle Souveränetät, die Proclamirung des Wahlreiches und einer den Ständen freilich übergroße Rechte einräumenden Verfassung beseitigten die nächste Gefahr; als Generalissimus hielt F. die Ruhe im Innern aufrecht und auch mit den fremden Mächten schloß man in den nächsten Jahren einen zwar demüthigenden doch nothwendigen Frieden. Inzwischen war F. auf Wunsch seiner Gemahlin von den Ständen zum Könige gewählt worden (1720 April 4), auf Grund einer Wahlcapitulation, die ihn zwang zur lutherischen Kirche überzutreten und den Ständen neue Vorrechte gewährte. 31 Jahre lang ist er König gewesen und manches Gute geschah namentlich in der ersten Hälfte seiner Regierung, während der einsichtsvolle Graf Horn Canzleipräsident war. Durch glückliche Gesetze hoben sich Ackerbau, Handel und Schifffahrt, mehrten sich die Einkünfte; die von den Russen zerstörten Bergwerke wurden hergestellt und die seit langem vorbereitete Gesetzescodification 1736 vollendet; durch Verstärkung der Flotte vermehrte man die Vertheidigungskraft des Landes. Universität und Schulen wurden gepflegt und eine Akademie der Wissenschaften gegründet. Aber die persönliche Wirksamkeit des Königs war bei alle dem gering. Im Grunde regierte der Adel, zumal nachdem die Ansprüche des Bauern- und Bürgerstandes auf Gleichstellung im Reichstage zurückgewiesen waren; die Bestrebungen des Bauernstandes auf Mehrung der königlichen Macht führten nur dahin, daß man jeden weiteren Versuch dazu dem Landesverrathe gleichstellte.|Der König hatte wenig Rechte und fast nur die Pflicht, die Beschlüsse des Reichstages und Reichsrathes auszuführen. Begreiflich daß sich F. nach einigen schüchternen Versuchen von jeder Einmischung in die Politik möglichst fern hielt; je nach dem vorwiegenden Einfluß der bestochenen Parteiführer schloß sich Schwedens Politik bald Frankreich bald Rußland an. Als es 1738 der französischen Partei gelungen war, den Grafen Horn zu stürzen, trieb Schweden unaufhaltsam zum Kriege gegen Rußland. F. hatte abgerathen; als aber der Krieg beschlossen war, wollte er nicht zurückbleiben und erbot sich die Truppen selbst zu führen (1741): in den höflichsten Ausdrücken schlug man ihm dies ab. Nach zwei Jahren schmählicher Kämpfe und Verhandlungen konnte der Verlust Finnlands nur dadurch abgewandt werden, daß der von der russischen Kaiserin begünstigte Bischof von Eutin, Adolf Friedrich von Holstein zum Thronfolger erwählt ward (Ulrike Eleonore war im November 1741 kinderlos gestorben). Seinem Vater dem Landgrafen Karl war F. bereits im J. 1730 in der nominellen Regierung der Landgrafschaft Hessen-Cassel gefolgt. Auf einer Reise in dieses Erbland, die ihm die schwedischen Stände im J. 1731 gestatteten, überließ er die Regierung desselben gänzlich seinem zweiten Bruder Wilhelm (s. diesen) und trat demselben auch alle seine Ansprüche auf die 1736 der Landgrafschaft anheimfallende Grafschaft Hanau-Minzenberg ab. Er richtete zwar eine hessische Canzlei in Stockholm ein und unterstützte die Interessen des Landes auf den Reichstagen durch seine pommersche Stimme; im übrigen übte er auf die Verwaltung und Politik fast gar keinen Einfluß aus, sondern ließ seinem Bruder hierin Ziemlich freie Hand. Friedrichs Gesundheit war in früheren Jahren vortrefflich, obwol er im spanischen Erbfolgekriege und in Norwegen mehrfach verwundet worden war; später litt er vielfach an Steinschmerzen: 1738 brachte ihn eine Krankheit dem Tode nahe. Da rührte ihn 1748 der Schlag und seitdem siechte er dahin, bis ihn am 5. April 1751 der Tod erlöste. Er war von hoher Gestalt, kräftig gebaut, in seiner Jugend lebhaft, im Alter mild; sein guter Verstand, seine Gerechtigkeit, Liebenswürdigkeit und Güte werden gerühmt; aber es fehlte ihm das Verständniß für die schwedischen Zustände und die Energie, mit der allein er so schwierigen Verhältnissen sich hätte gewachsen zeigen können. Seine Lieblingsbeschäftigung war die Jagd, der er einen großen Theil seiner Zeit widmete. Auch den Frauen war er nicht abhold und hatte von der Tochter des schwedischen Reichsrathes Grafen Taube eine Tochter und zwei Söhne, die Reichsgrafen von Hessenstein.

    • Literatur

      Marburger Staatsarchiv. — Stöpler, Geschichte Schwedens unter Friedrich I. Manuscr. Hist. fol. 56 der Landesbibl. in Cassel. —
      Leben und Thaten des Königs von Schweden Friderici, 1736. —
      Geschichte und Thaten Friederichs Königs derer Schweden, 1744. —
      Rommel, Friedrich I. in Ersch und Grubers allgemeiner Encyclopädie. —
      E. Herrmann, Gustav III. und die politischen Parteien Schwedens im 18. Jahrhundert. I. (Historisches Taschenbuch 1856). — Ehrengedächtniß Königs Friedrichs I., 1752.— Andr. Fryxell, Berättelser ur Svenska Historien. Bd. 31—38. 1875.

  • Autor/in

    Reimer.
  • Zitierweise

    Reimer, "Friedrich I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 522-524 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535803.html#adbcontent

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