Lebensdaten
1895 – 1944
Geburtsort
Stoltelund bei Tondern
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Nationalökonom
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 122776690 | OGND | VIAF: 20572405
Namensvarianten
  • Jessen, Jens
  • Jessen, Jens Peter
  • Jessen, Jens Pether

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Zitierweise

Jessen, Jens, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122776690.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jes, Gutsbes.;
    M Maria Andersen;
    1921 Käthe, T d. Justizrats Scheffer u. d. Frida Biehl;
    3 K.

  • Biographie

    J. besuchte das Gymnasium in Flensburg bis zum Abitur (1914) und wurde während des 1. Weltkriegs schwer verwundet. Er nutzte die Zeit seiner Rekonvaleszenz zu nationalökonomischen Studien an den Universitäten Hamburg und Kiel (B. Harms), wo er 1920 zum Dr. sc. pol. et iur. promovierte (Diss. „Der Handelskauf nach nordischem Recht“, 1921). Die folgenden Jahre verbrachte J. teilweise im europ. Ausland und in Nord- und Südamerika. Nach Deutschland zurückgekehrt, schilderte er in seinen Abhandlungen für „Schmollers Jahrbuch“ die starke politische und wirtschaftliche Einflußnahme der USA auf die ibero-amerikan. Länder und legte die monopolistischen Bestrebungen der Nordamerikaner am Beispiel des Fleischtrusts bloß. Auch verwendete er das in Übersee gesammelte Material, um sich 1928 in Göttingen bei Passow mit der Schrift „Die Agrarprobleme in Argentinien“ zu habilitieren. 1932 wurde J. in Göttingen zum ao. Professor ernannt und folgte kurz darauf einem Ruf als o. Professor, zugleich als Direktor des Instituts für Weltwirtschaft an die Univ. Kiel. Dort entfaltete er neben seinem Lehramt eine rege Tätigkeit als Herausgeber und Schriftsteller, die auch anhielt, als er nach Marburg (1934) und Berlin (1935) berufen wurde. Aus der „grauen Front von 1914-18“ hervorgegangen, suchte J. im Nationalsozialismus die Synthese von nicht nur bürgerlichem Nationalismus und einem neuen, nicht nur materiell bestimmten Sozialismus. Das Programm der NSDAP vom 24.2.1920 hielt er für so wertvoll, daß er es im vollen Wortlaut abdrucken ließ (Art. „Nationalsozialismus“, Wörterbuch d. Volkswirtschaft, ⁴1933, Bd. 3, S. 355 f.). Allerdings äußerte J. auch Kritik, so schrieb er im gleichen Artikel: „In Kreisen, die nationalsozialistischen Gedankengängen nahestehen, scheint neuerdings die Idee eines Binneneuropa unter deutscher Führung Raum zu gewinnen. Solche Bestrebungen sind nicht als Ziele des Nationalsozialismus anzusehen“. Bei Übernahme der Redaktion von „Schmollers Jahrbuch“ (1939) verfocht J. das Recht auf Diskussionsfreiheit; unterschiedliche Meinungen seien möglich, ja erwünscht, und am Kampf um die Wahrheit sollten alle Völker teilnehmen. Den nationalsozialistischen Bestrebungen, die Wirtschaftswissenschaft parteipolitisch zu verfälschen, trat J. in Berlin entgegen und versuchte, die Klasse „Wirtschaftswissenschaft“ der Akademie für Deutsches Recht im Sinne des Widerstandes gegen die Parteidoktrin zu beeinflussen. Je länger der Krieg andauerte, desto klarer wurde J.s Gegnerschaft zu Hitler, bis er sich schließlich – gemeinsam mit Freunden – führend an dem Attentatsplan vom Juli 1944 beteiligte. Nach der Entdeckung wurde er zum Tode verurteilt und am 30.11.1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

  • Werke

    Weitere W u. a. Der Kampf um d. Herrschaft üb. d. Gefrier- u. Kühlfleischmarkt, in: Schmollers Jb. 52, 1928;
    Die ökonom. Grundlage d. panamerikan. Idee, ebd.;
    Über d. Aufgaben d. Volkswirtsch.lehre, ebd. 63, 1939;
    Das „Gesetz d. wachsenden Ausdehnung d. Finanzbedarfs“, ebd. 67, 1943 (Auseinandersetzung mit Adolph Wagner);
    Öfientl. Betriebe u. gemischtwirtsch|Betriebe, 1932;
    Die Kreditpol. d. Reiches seit 1924, in: Jbb. f. Nat.ök. u. Statistik, 1932;
    Gemeindefinanzwirtsch., in: ZStW 94, 1933;
    zahlr., z. T. längere u. grundsätzl. Art. in: Wb. d. Volkswirts. I-III, ⁴1931-33;
    Volk u. Wirtsch., zugl. e. Einführung in d. dt. Wirtsch.leben, 1935, ²1936;
    Dt. Finanzwirtsch. einschl. Übersicht üb. d. Gesch. d. dt. Finanzwirtsch., 1937, ²1944;
    Wirtsch.wiss. u. Wirtsch.pol. im neuen Dtld., in: Zs. d. Ak. f. Dt. Recht, 1937;
    Über d. Aufgaben d. Wirtsch.wiss., ebd. 1940;
    Grundlagen d. Volkswirtsch.pol., 1937;
    Der Handel als volkswirtsch. Aufgabe, Ein Btr. z. Lehre v. Binnenhandel, 1940;
    Dt. Geldpol., 1941;
    Wirtsch.gesch. d. dt. Unternehmung, 1942;
    Wettbewerb als grundsätzl. hist.-pol. Aufgabe, in: Der Wettbewerb als Mittel d. volkswirtsch. Leistungssteigerung u. Leistungsauslese, 1943. -
    Hrsg.: Weltwirtsch. Archiv, 1934;
    Schmollers Jb., 1939-44;
    Zs. d. Ak. f. Dt. Recht, 1935-41.

  • Literatur

    G. Schmölders, in: Schmollers Jb. 69, 1949.

  • Autor/in

    Walter Braeuer
  • Zitierweise

    Braeuer, Walter, "Jessen, Jens" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 424-425 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122776690.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA