Lebensdaten
1899 – 1943
Geburtsort
London
Sterbeort
Golf von Biscaya
Beruf/Funktion
Kaufhausunternehmer
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118722948 | OGND | VIAF: 77690061
Namensvarianten
  • Israel, Wilfrid
  • Israel, Wilfrid Berthold

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Israel, Wilfrid, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722948.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. ist seit d. Mitte d. 18. Jh. im Handel u. im öffentl. Leben Berlins tätig; - V Berthold (1868–1935), Kaufhausunternehmer, Inh. e. d. größten Berliner Warenhäuser, S d. Jacob (1823–94), KR, Leinenhändler, u. d. Minna Adler;
    M Amy Solomon, E d. Dr. Nathan Marcus Adler (1809–90), Chief Rabbi f. England (s. ADB 45);
    Ur-Gvv Nathan (1782–1852), Kaufm. Lotterieeinnehmer, Leinenhändler, Gründer d. Firma;
    B Herbert (* 1903), Dr., Kaufhausunternehmer; - ledig.

  • Biographie

    Der empfindsame, vielseitig begabte I. zeigte als junger Mann eine größere Neigung zu Kunst und Philosophie als zu geschäftlicher Tätigkeit. 1921 trat er jedoch als Manager in das Warenhausunternehmen seines Vaters ein. 1928, die Firma hatte zu diesem Zeitpunkt mit ihren ca. 2 000 Angestellten einen Umsatz von 34,5 Mill. Reichsmark, wurde I.s Bruder Herbert mit der kaufmännischen Leitung des Betriebes betraut. I.s wesentlicher Beitrag für die Firma, in der bereits seit 1895 ein Pensionsfond bestand, lag zunächst|auf dem Sektor der Sozialarbeit. Auf seine Initiative ging 1925 die Errichtung einer firmeneigenen Handelsschule zurück. Im Betrieb war ein ausgebildeter Sozialarbeiter beschäftigt, und Clubs für die Freizeitgestaltung der Angestellten wurden eingerichtet. Die Inhaber der Firma „N. Israel“ weigerten sich 1933 trotz Drohungen durch die Nationalsozialisten, ihre jüdischen Angestellten zu entlassen. Nach dem Tode des Vaters (1935) führten die Brüder das Unternehmen weiter; I. wurde allerdings noch im gleichen Jahr seines Postens als „Betriebsführer“ enthoben. Trotz vieler Boykottaufrufe blieb das Kaufhaus weiterhin profitbringend, bis es den Plünderungen der staatlich organisierten Pogrome vom November 1938 zum Opfer fiel und viele jüd. Angestellte ins KZ Sachsenhausen gebracht wurden. Die für deren Freilassung notwendigen Auswanderungsmöglichkeiten organisierte I. aufgrund seiner internationalen Beziehungen. Als eines der letzten jüd. Handelsunternehmen ging das Kaufhaus Anfang 1939 in nicht-jüd. Besitz über und wurde 1943 bei einem Luftangriff zerstört.

    Im Mai 1939 siedelte I. nach London über. Hier widmete er sich vor allem öffentlichen Angelegenheiten, besonders der Unterstützung jüd. Emigranten, um die er sich bereits nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gekümmert hatte. Er war tätig gewesen im „Zentralausschuß für Hilfe und Aufbau“ und seit 1937 in der Direktion des „Hilfsvereins der Juden in Deutschland“. Seit Mitte 1939 nahm I. seine humanitäre Arbeit in England als Ausschußmitglied der „Jewish Colonization Association“ auf und half 1941, die „Association of Jewish Refugees in Great Britain“ aufzubauen. Besonders gute Beziehungen hatte er zu dem Kibbuz Hazorea in Palästina und dem Jugenddorf Ben-Schemen, dessen Aufbau er schon in den 20er Jahren durch Geldspenden und durch seine Arbeit im Gründungskomitee unterstützt hatte. Seit Nov. 1941 war er als Sachkenner für deutschjüd. Fragen im Rahmen einer von der engl. Regierung eingesetzten Studiengruppe tätig. Ende März 1943 übernahm er die Aufgabe, von Lissabon aus jüd. Flüchtlingen, die sich in die neutralen Länder Spanien und Portugal gerettet hatten, die Weiterreise nach Palästina zu ermöglichen. Auf seinem Rückflug von Lissabon nach London wurde das Flugzeug von der deutschen Luftwaffe über dem Golf von Biscaya abgeschossen, und alle Insassen fanden den Tod. In Anerkennung der Verdienste I.s um das jüd. Volk wurde 1951 das „W. I. Haus für oriental. Kunst und Studien“ im Kibbuz Hazorea eröffnet, das gemäß testamentarischer Verfügung seine Sammlungen von Plastiken beherbergt.

  • Literatur

    W. I., 1944 (P);
    H. G. Reissner, The Histories of „Kaufhaus N. Israel“ and of W. I., in: Publ. of the Leo Baeck Inst. of Jews from Germany, Year Book III, 1958, S. 227-56 (P);
    Bewährung im Untergang, Ein Gedenkbuch, hrsg. v. E. G. Lowenthal, 1965, S. 76-79 (P);
    W. M. Behr, in: Gegenwart im Rückblick, hrsg. v. H. A. Strauß u. K. R. Großmann, 1970, S. 296-98;
    Enc. Jud.;
    Ch. Isherwood, Good bye to Berlin, 1954 (in d. Figur d. Bernh. Landauer wurde I. romanhaft gestaltet);
    J. Colvin, Flight 777, 1957 (P).|

  • Quellen

    Qu.: London, Wiener Library.

  • Autor/in

    Wolfgang Wölk
  • Zitierweise

    Wölk, Wolfgang, "Israel, Wilfrid" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 200-201 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722948.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA