Dates of Life
1813 – 1858
Place of birth
Grafschaft Görz
Place of death
Wien
Occupation
österreichischer Politiker ; Publizist
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 11631012X | OGND | VIAF: 44540677
Alternate Names
  • Andrian-Werburg, Victor Franz Freiherr von
  • Andrian-Werburg, Victor Freiherr von
  • Andrian-Werburg, Victor Franz Freiherr von
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Citation

Andrian-Werburg, Victor Freiherr von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11631012X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Gottfried Emanuel Ferdinand Anton Freiherr von Andrian-Werburg (1766–1827);
    M Aloysia, T des Grafen Franz von Fünfkirchen und der Gräfin Josefine Chorinsky;
    Gvv Ferdinand Freiherr von Andrian-Werburg, bayerischer Oberst;
    Gmv Josefa Paumann;
    Vt Graf Richard Belcredi (1823–1902), österreichischer Ministerpräsident;
    Groß-N Ferdinand Leopold Freiherr von Andrian-Werburg (s. 1).

  • Biographical Presentation

    A. studierte in Wien Jura, trat 1834 beim Gubernium in Venedig ein, wurde 1844 Sekretär an der Wiener Hofkanzlei, trat aber 1846 aus dem Staatsdienst wieder aus. 1847 wurde A. vom Bezirk Wiener-Neustadt in den niederösterreichischen Landtag gewählt, 1848 Mitglied des deutschen Vorparlaments, Abgeordneter der Paulskirche, Vizepräsident und Mitglied des Verfassungsausschusses. Im August 1848 zum Reichsgesandten in London ernannt, um dort die österreichisch-italienischen und schleswig-holsteinische Frage zu verhandeln, schied A. im März 1849 mit Rücktritt A. von Schmerlings als Reichsminister aus dem Parlament. A. Bachs Aufforderung, in den Staatsdienst zurückzukehren, lehnte A. wie den ganzen Neoabsolutismus ab und vertrat in seinen letzten Lebensjahren K. L. von Brucks Gedankengänge. – A., im Grunde ein Altkonservativer, der mit liberaler Evolution einer Revolution der Liberalen und Demokraten zuvorkommen wollte, gehörte zu der sog. „Zweiten Gesellschaft“ Wiens, die sich im wesentlichen aus zumeist neugeadelten alten Beamtenfamilien, Generalsfamilien deutschen Stammes und einem enggezogenen Kreis alteingesessener, vermögender Großkaufleute zusammensetzte (und zu der Vertreter der höheren Bildung, darunter nicht nur konservative, sondern auch „liberale“ Männer Zutritt hatten). In seiner Schrift „Österreich und dessen Zukunft“, deren 1. Teil anonym 1841 bei Hoffmann und Campe in Hamburg erschien (französische Übersetzung, Paris 1843), hat A. auf die soziale Frage in Österreich erstmalig hingewiesen. Das damalige Regierungssystem wollte er im Sinne des englischen Konstitutionalismus umgestaltet wissen. A.s Schrift ist die erste bedeutende publizistische Leistung des österreichischen Vormärz und war von ungeheurer Wirkung. Die österreichische Regierung war um so bestürzter, als dieser unerwartete Angriff in seiner Fundiertheit nur von einem höheren Staatsbeamten ausgegangen sein konnte. Doch blieben Recherchen eines zu|Campe nach Hamburg entsandten Polizeibeamten ergebnislos. Der Aufkauf der Auflage durch die österreichischen Regierung beschleunigte nur eine 2. und 3. Auflage 1843. A.s Schrift verbreitete sich in allen Volksschichten und 1847 folgte ein 2. Teil, der nun schon als Kampfruf wirkte. Nach Unterdrückung der auch von A. verfochtenen Kremsierer Verfassung erschien seine Schrift: „Centralisation oder Decentralisation in Österreich“ (Wien 1850, anonym). In Veröffentlichungen und Reden vertrat A. die innere Selbstverwaltung der auf solche Weise mündig werdenden Nationen in autonomen Kronländern auf ständischer Grundlage mit Zweikammer-Landtagen, denen die Statthalter verantwortlich sein sollten; einen übergeordneten Reichstag, dem gegenüber die Landtage jedoch ein Vetorecht behielten; engste politische und wirtschaftliche Anlehnung des ganzen Staatsgebäudes an den Deutschen Bund. Großdeutsch im österreichischen Sinne, wollte dieser bedeutende liberale Altkonservative so dem Habsburger Reich die Vormachtstellung im Deutschen Bunde sichern.

  • Works

    Weitere W Hist. Aktenstücke z. Gesch. d. Ständewesens in Österr., Wien 1846;
    Denkschr. üb. d. Verfassungs- u. Verwaltungsfrage in Österr., 1859 (geschrieben 1851).

  • Literature

    ADB I;
    Dr. S., Der Fortschritt u. d. conservative Prinzip. in Österr., 1844 (Gegenschr.);
    I. Beidtel, Gesch. d. österr. Staatsverwaltung (1740–1848), hrsg. v. A. Huber, Bd. 2, Innsbruck 1897, S. 388 ff., 431 ff.;
    V. Bibl, Die niederösterr. Stände im Vormärz, Wien 1911;
    ders., Der Zerfall Österr.s I, ebenda 1922;
    J. Redlich, Das österr. Staats- u. Reichsproblem I, 1920;
    Uhlirz II/1, 1930, S. 598 f., 603 (L);
    R. A. Kann, The Multinational Empire, Nationalism and National Reform in the Habsburg Monarchy 1848-1918, New York 1950, Bd. 1, S. 60 ff., 76, Bd. 2, S. 88-93, 333 f. u. ö. (L);
    Wurzbach.

  • Author

    Johann Albrecht Freiherr von Reiswitz
  • Citation

    Reiswitz, Johann Albrecht Freiherr von, "Andrian-Werburg, Victor Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 287-287 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11631012X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Andrian: Victor Freiherr von A. Werburg, geb. im Görzischen, 17. September 1813, in Wien 25. November 1858. Entsprossen aus einem altadeligen tirolischen Geschlechte, dessen Stammschloß A. am südlichen Ausgange des Etschthales noch heute den Blick fesselt, widmete sich A., nach in Wien zurückgelegten Rechtsstudien, dem Staatsdienste, indem er im J. 1834 in die Dienstleistung bei dem Gubernium in Venedig eintrat und von da ziemlich rasch zum Secretär bei dem Gubernium in Mailand in unmittelbarer Nähe des E. H. Viceköniges vorrückte. Der stete Verkehr mit den höchsten Gesellschaftskreisen und mehrfache Reisen nach dem Auslande entwickelten in ihm frühzeitig einen Antagonismus gegen das herrschende System und eine Vorliebe für die im Auslande, namentlich in England, beobachteten freieren Institutionen. Dieser Ideenrichtung entsprach die von ihm im J. 1841 anonym veröffentlichte Flugschrift „Oesterreich und dessen Zukunft“ (in 3. Auflage 1843), in welcher er die Unhaltbarkeit des bisherigen bureaukratischen Regierungssystems schlagend nachwies und in einer freisinnigen Ausbildung der altständischen Provinzialverfassungen, in der Schaffung einer Reichsvertretung, sowie in einer gründlichen Reform der gesammten inneren Gesetzgebung das Heil für Oesterreich suchte. Diese Schrift, die bei der damaligen allgemeinen geistigen Erstarrung, namentlich mit Rücksicht auf die sociale Stellung des Verfassers ei ganz ungewöhnliches Aufsehen erregte, begründete Andrian's publicistischen Ruf weit über die Grenzen Oesterreichs hinaus, machte aber andererseits auch seine Stellung im öffentlichen Dienste unhaltbar. Im J. 1846 zog er sich ganz vom Staatsdienste zurück und übersiedelte nach Wien, wo er im Verein mit der Fortschrittspartei im Schoße der niederösterr. Stände seinen Reformgedanken praktische Folgen zu geben sich bestrebte. Aus diesen fortgesetzten Berührungen entsprang der von ihm im J. erschienene zweite Theil obiger Schrift, die zugleich als das Actionsprogramm der damaligen Landstände Niederösterreichs betrachtet werden kann. Nach dem Ausbruch der Märzbewegung 1848 ward A. von den niederösterr. Ständen als Vertrauensmann zum deutschen Vorparlament entsendet, und von diesem in den fünfziger Ausschuß gewählt. Im April 1848 wählte ihn der Bezirk Wiener-Neustadt zum Abgeordneten zur deutschen Nationalversammlung in Frankfurt a. M., als deren Vicepräsident und Mitglied des Verfassungsausschusses er bis zum Sommer fungirte. Als deutscher Reichsgesandter nach London geschickt, kehrte er von da auf den Wunsch des Ministeriums Gagern zur Zeit der Berathung über die §§. 2 und 3 der Reichsverfassung nach Frankfurt zurück, in welcher er im Einklange mit dem späteren Kremsierprogramm des österreichischen Ministeriums den Standpunkt eines völkerrechtlichen Anschlusses Osterreichs an Deutschland vertrat. Im Mai 1849 trat A. mit der Mehrzahl der übrigen österreichischen Abgeordneten aus der Versammlung aus, und kehrte sodann im Sommer nach Wien zurück. Einen Antrag Bach's zum Wiedereintritt in den Staatsdienst|lehnte er ab, und zog sich ganz in das Privatleben zurück. Im J. 1850 veröffentlichte A. seine Gedanken über die österreichische Märzverfassung in einer weiteren Flugschrift „Centralisation und Decentralisation in Oesterreich.“ Er verlangte darin, im Einklang mit den Anschauungen der altconservativen Partei, mit deren Führern er enge befreundet war, volle Autonomie der einzelnen Länder in Betreff der gesammten inneren Verwaltung und der darauf bezüglichen Gesetzgebung, sowie der directen Besteuerung, Verantwortlichkeit der Statthalter gegenüber den einzelnen Landtagen, letztere nach dem Zweikammersystem gebildet, und selbst mit dem Rechte eines aufschiebenden Veto gegenüber dem Reichstage ausgestattet etc., mit einem Worte: den ganzen Apparat einer Föderativverfassung, wie solche selbst in dem im J. 1860 nachgefolgten October-Diplom nur ganz unvollkommen ihren Ausdruck gefunden hat. Mit dieser letzten Schrift schloß sich auch die publicistische Thätigkeit Andrian's ab.

    Nachdem er längere Zeit auf Reisen abwesend gewesen, trat er erst wieder im J. 1856 hervor, indem er durch Vermittlung Bruck's Gelegenheit fand, sich bei mehreren neu geschaffenen industriellen Unternehmungen zu betheiligen. Den Sturz des Bach’schen Systemes, das er gründlich haßte, erlebte er nicht mehr, denn schon im Spätherbst 1858 raffte ihn ein Lungenleiden in der vollen Kraft seiner Jahre dahin.

  • Author

    v. Sommaruga.
  • Citation

    Sommaruga, Franz Freiherr von, "Andrian-Werburg, Victor Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 451-452 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11631012X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA